Fit für den Green Deal

Erneuerbare Energien im Betrieb

Die erneuerbaren Energien in Betrieben müssen ausgebaut werden, damit die Klimaziele der EU erreicht werden. Gleichzeitig müssen Ressourcen- und Energieverbrauch in den Produktionsprozessen reduziert werden. Innovative Technologien, die Eigenstromversorgung oder ein intelligentes Lastmanagement bieten dazu Chancen für viele Unternehmen. Dies wird durch Förderprogramme unterstützt.

Rahmenbedingungen und Kosteneffekte

In Europa verfolgt die Energiepolitik ambitionierte Ziele: Bis zum Jahr 2030 soll der Anteil erneuerbarer Energien auf 32 Prozent ausgebaut werden und die Energieeffizienz um 32,5 Prozent gesteigert werden. Für Deutschland bedeutet das, dass der Anteil erneuerbarer Energien bei der Stromerzeugung bis 2030 auf 65 Prozent gesteigert werden soll. Bisher tragen die erneuerbaren Energien mit etwas mehr als 40 Prozent zum „Strommix“ in Deutschland bei. Beim Blick auf den gesamten Energiemix (Strom plus Bruttoendenergieverbrauch im Wärme- und Verkehrssektor) reduziert sich der Anteil erneuerbarer Energien auf einen Anteil von etwa 17 Prozent.
Energiepolitik und die damit verbundenen Vorschriften sind für alle Branchen von Bedeutung, weil sie sich direkt auf die Energie- und vor allem Stromkosten von Unternehmen auswirken. In der Unternehmenspraxis bedeuten steigende Strom, Gas und Ölpreise einen fühlbaren Kostenanstieg, der durch pandemiebedingte Lieferengpässe und den Ukrainekonflikt weiter strapaziert wird. Je nach Unternehmensbranche summieren sich die Energiekosten im Schnitt auf fünf bis zehn Prozent des Jahresumsatzes. Entsprechend schwerwiegend sind die massiven Preissteigerungen auf den Energiemärkten für die Wirtschaft in Südhessen.  

Chancen und Trends

Eigenstromerzeugung, Speichertechnologien und der Einsatz von Energiemanagementsystemen bieten Chancen zur Kostensenkung für Unternehmen. Bei der Energiebeschaffung können zudem neue Modelle oder auch Dienstleistungen hilfreich sein, die Energiekosten zu reduzieren.

Eigenstromversorgung

Durch die EEG-Novelle 2021 gewinnt die Eigenstromversorgung durch Photovoltaikanlagen an Attraktivität, weil Anlagen bis zu einer Größe von 30 KWp und einem jährlichen solaren Eigenverbrauch von maximal 30 Megawattstunden von der EEG-Umlage befreit sind. Aber auch Kleinwindkraftanlagen, Geothermie und Wärmepumpen sowie weitere Energieerzeugungsanlagen eröffnen Chancen die Energiebeschaffung zu optimieren. Der Ausbau von erneuerbaren Energien direkt am Produktionsort, reduziert die Kosten des Energieeinkaufs und schafft Planungssicherheit. An Attraktivität gewinnen zudem neue Geschäftsmodelle für den direkten Bezug grüner Energien außerhalb des eigenen Betriebsgeländes (Power Purchase Agreement: Kurz PPA) als weiteren Baustein für Unternehmen ihre Energiebeschaffung langfristik zu planen sowie die Klimaschutzziele kosteneffizient zu erreichen.

Speicherlösungen

Speicherlösungen zur Maximierung des Eigenstromverbrauchs werden attraktiv, weil mehr des selbst erzeugten Stroms auch selbst verbraucht werden kann und Lastspitzen abgepuffert werden können. Die Lastspitzen in der Produktion haben einen erheblichen Einfluss auf die Berechnung der Grundlastkosten des Versorgers. Hier schlummert erhebliches Einsparpotenzial bei den Energiekosten. Häufig kann hier ein Austausch mit dem regionalen Stromversorger zu einer win-win Situation führen.

Energiemanagementsysteme

Energiemanagementsysteme und ein aktives Demand Side Management (DSM) helfen Unternehmen ihre Energiekosten zu flexibilisieren und zu reduzieren. DSM ermöglicht Unternehmen die Energiemenge und den Zeitpunkt des Energieverbrauchs gezielt zu steuern, indem der Stromverbrauch bei Prozessen an die Beschaffungspreise angepasst wird. Dies ist beispielsweise bei Mühlen, Öfen oder Pumpen und Motoren, die nicht unmittelbar an der Produktion beteiligt sind, möglich. Es kann auch sinnvoll sein, zwischengepufferte Speicherenergie zu Produktionshochzeiten zuzuführen, um Lastspitzen intelligent im Tagesverlauf zu glätten (abpuffern von Lastspitzen). Die Grundlage kann ein zertifiziertes Energiemanagmentsystem sein oder ein Energieaudit.

Netzwerke und Best Practice

Hilfestellung für produzierende Unternehmen des Mittelstands gibt das Netzwerk ETA-Plus Südhessen für Energieeffizienz und Klimaschutz der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar. Für große Unternehmen in der Rhein-Main-Neckar-Region gibt es das Netzwerk ETA-Metropol Rhein Main Neckar, um gemeinsam Maßnahmen für Energieeffizienz und Klimaschutz umzusetzen.
Mit einer neuen Plattform für gute Beispiele, will das Unternehmensnetzwerk ETA-Plus Südhessen für Energieeffizienz und Klimaschutz “Best-Practices” von Unternehmen für Unternehmen anstoßen. Zu jedem Projekt finden sich Ansprechpartner und erste Informationen zur Wirtschaftlichkeit. Die  Eintragung auf der Plattform steht allen Unternehmen offen, die in Südhessen an der Umsetzung von Projekten mitgewirkt haben. Hier gehts direkt zur Plattform

Förderangebote

Förderprogramme gibt es von der Bundes- und den jeweiligen Landesregierungen. Einen guten Überblick der Förderungen bietet der Förderwegweiser Energieeffizienz. Die Bundesförderung für Energieeffizienz in der Wirtschaft des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) ist hier das umfassendste Programm. Es gliedert sich in fünf Module:
  1. Querschnittstechnologien
  2. Prozesswärme aus Erneuerbaren Energien
  3. MSR, Sensorik und Energiemanagement-Software
  4. Energiebezogene Optimierung von Anlagen und Prozessen
  5. Transformationskonzepte
Das Programm ermöglicht Zuschüsse von durchschnittlich 30 bis zu 50 Prozent der Investitionskosten, wenn Betriebe die Energieeffizienz im Produktionsprozess verbessern, die Eigenversorgung mit erneuerbaren Energien ausbauen oder Softwarelösungen im Energiemanagement einführen. Transformationskonzepte werden mit bis zu 80 Prozent gefördert.
Entsprechende Anträge sind über Energieberater zu stellen. Die Kosten für die Energieberater sind Teil der Förderung. Die Datenbank: Energie-Effizienz-Experten, gibt einen Überblick der Berater, welche bei der BAFA gelistet und antragsberechtigt sind.
Das Land Hessen fördert zehn Beratertage mit einem Zuschuss von 50 Prozent der Kosten für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die sich bisher weniger mit dem Thema befasst haben. Für KMU aus Hessen wird eine kostenfreie Erstberatung im Umfang von zwei bis drei Stunden angeboten. Bei der sogenannten PIUS-Beratung können anschließend maximal 6.500 Euro der Beratung über das Land Hessen finanziert werden. Das Ergebnis der PIUS-Beratung ist eine Bestandserhebung des Unternehmens mit identifizierten Einsparpotenzialen. Weitere Informationen zur Förderung in Hessen, erhalten Sie vorzusweise über die Hessische Initiative für Energieberatung im Mittelstand (HIEM).

Erdgasförderung fällt weg

Zum 1. Oktober 2022 gibt es Änderungen bei Förderprogramm Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft. Neben dem Wegfall der Erdgasförderung ändern sich maßgeblich Effizienzkriterien. Mehr auf den Seiten des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle.

Gefahren und Herausforderungen

Die Strompreise für Unternehmen und Industriebetriebe steigen in Deutschland seit mehreren Jahren kontinuierlich an. Grund dafür sind nicht nur erhöhte Beschaffungs- und Netzentgelte, sondern eine Vielzahl von Umlagen und Steuern wie beispielsweise die EEG-Umlage, KWKG-Umlage, Strom- und Energiesteuer und letztlich die Umsatzsteuer, die den Strompreis erheblich belasten. Die deutlich höheren Strompreise im Vergleich zum Ausland beeinträchtigen die Wettbewerbsfähigkeit von deutschen Unternehmen. Da sich eine Trendumkehr bei den Preisen nicht abzeichnet, ist die Reduzierung des Energieverbrauchs die Stellschraube für Betriebe, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Die Position der IHK Darmstadt

Das IHK-Energiewendebarometer zeigt seit Jahren einen klar festzustellenden Wandel in der Wirtschaft hin zum Bezug von Ökostrom und Investitionen in eigene Erzeugungsanlagen. Um dieses Potenzial auch zukünftig zu nutzen fordert die IHK Darmstadt Rhein Main einen konstruktiven politischen Gestaltungswillen für Energieeffizienz und Klimaschutz in der Wirtschaft.

Forderungen der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar

  1. Eine erhebliche Reduzierung der Steuern und Umlagen bei Energie- und Strompreisen.
  2. Die Netzentgelte stärker an die tatsächlich genutzte Leistungsinanspruchnahme anpassen.
  3. Schnelle Abschreibungen für klimafreundliche Investitionen ermöglichen.
  4. Planungs- und Genehmigungsverfahren stark beschleunigen und die verfügbarkeit erneuerbarer Energien sicherstellen.
  5. Den Hochlauf der Wasserstoffinfrastruktur schnell umsetzen.
  6. Technologien für Negativemissionen wie Carbon Capture and Storage (CCS) in die Anwendung bringen.
Die IHK Darmstadt Rhein Main Neckar erarbeitet regelmäßig Positionen zu energiepolitischen Sachverhalten. Dabei steht ihr der Ausschuss für Umwelt und Energie als beratendes Gremium zur Seite.