Vielfalt und Generationen managen

Tatsache ist, dass Belegschaften in Unternehmen in den letzten Jahren immer vielfältiger geworden sind. Mit Blick auf Migration (mindestens ein Elternteil hatte die deutsche Staatsbürgerschaft nicht von Geburt an) kann man das gut festmachen: 36 Prozent der Hessinnen und Hessen haben Migrationshintergrund, in der Altersgruppe 15 bis 20 Jahren sind es 47 Prozent (Quelle: HSL, Mikrozensus). Umso wichtiger – insbesondere im Hinblick auf die Transformation in der Wirtschaft – ist das Management von Vielfalt in den Unternehmen.

Herausforderung und Ziele

1. Diversity Management

Ein professionelles Diversity Management ist ein strategischer Ansatz, der darauf abzielt, die Vielfalt der Belegschaft aktiv zu fördern, wertzuschätzen und zu nutzen. Es geht dabei nicht nur um die Anerkennung von Unterschieden wie Geschlecht, Alter, ethnische Herkunft, Religion, sexuelle Orientierung oder Behinderung, sondern auch darum, diese Unterschiede gezielt in die Unternehmenskultur und -strategie zu integrieren. Ziel sollte es sein, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem alle Mitarbeitenden ihre Potenziale entfalten und zur Wertschöpfung des Unternehmens beitragen können. Vielfältigkeit in Unternehmen ist nicht nur eine Strategie gegen den Mangel an Arbeitskräften, sie stärkt auch die Innovationsfähigkeit und soziale Verantwortung von Unternehmen. Langfristig profitieren Firmen, die Vielfalt aktiv fördern, von einer dynamischen, kreativen und resilienten Belegschaft.
Die Kernaufgaben des professionellen Diversity Managements sind:
  1. Bewusstsein schaffen: Führungskräfte und Mitarbeitende werden über die Bedeutung von Vielfalt informiert und sensibilisiert, um Vorurteile und Diskriminierung zu vermeiden.
  2. Inklusion fördern: Es werden Strukturen und Prozesse etabliert, die sicherstellen, dass alle Mitarbeitenden unabhängig von ihrer Identität oder ihrem Hintergrund gleiche Chancen haben.
  3. Strategien entwickeln: Diversity Management wird in die Geschäftsstrategie eingebunden, um Vielfalt gezielt als Wettbewerbsvorteil zu nutzen, z. B. durch diverse Teams, die nachweislich innovativer arbeiten.
  4. Weiterbildung: Mitarbeitende und Führungskräfte werden in Themen wie interkulturelle Kommunikation, unbewusste Vorurteile oder Konfliktmanagement geschult.
  5. Messbare Ziele setzen: Unternehmen entwickeln messbare Indikatoren, um den Erfolg von Diversity-Maßnahmen zu bewerten, wie z. B. den Anteil von Frauen in Führungspositionen oder die Zufriedenheit diverser Mitarbeitender.
Gelebte Vielfalt in Unternehmen bietet folgende Chancen:
  • Innovationskraft: Teams mit vielfältigen Perspektiven entwickeln oft kreative und innovative Lösungen.
  • Arbeitgeberattraktivität: Unternehmen mit einer offenen und inklusiven Kultur ziehen Talente aus unterschiedlichen Zielgruppen an.
  • Bessere Entscheidungsfindung: Studien zeigen, dass divers aufgestellte Teams fundiertere Entscheidungen treffen.
  • Markterschließung: Ein diverses Team kann die Bedürfnisse einer globalen und vielfältigen Kundschaft besser verstehen.

2. Generationenmanagement

Realität in den Unternehmen ist, dass heute mehr denn je, verschiedene Generationen in Unternehmen tätig sind. Von den Babyboomern (1946-1964) über die Generation X (1965-1980) und Y (1981-1996) über die Generation Z (1997-2012) und Alpha (2013-2020er) bringt jede Altersgruppe ihre eigenen Werte, Arbeitsstile und Bedürfnisse mit. In einem gelungenen Generationenmanagement geht es darum, eine Kultur und eine Arbeitsumgebung zu schaffen, in der Mitarbeitende jeden Alters wertgeschätzt werden, voneinander lernen und ihre unterschiedlichen Stärken für das Unternehmen einbringen können. Es braucht ein gezieltes Zusammenspiel von Führungskräften und Mitarbeitenden, um die Potenziale aller Generationen zu entfalten und den Balanceakt zwischen Tradition und Innovation zu meistern.
Maßnahmen, die eine erfolgreiche Zusammenarbeit der Generationen ermöglichen:

Förderung von gegenseitigem Verständnis

Ein gezielter Austausch, zum Beispiel durch moderierte Workshops oder regelmäßige Teamgespräche, hilft, Missverständnisse abzubauen und gegenseitiges Verständnis zu fördern.

Wertschätzung der Unterschiede

  • Jüngere Mitarbeitende bringen oft technisches Know-how, Innovationsgeist und digitale Kompetenzen mit.
  • Erfahrene Mitarbeitende punkten mit Branchenwissen, Netzwerken und einem langfristigen Blick.

Flexibilität und Individualisierung

  • Flexible Arbeitszeiten: Für junge Mitarbeitende oft attraktiv, aber auch für ältere Kollegen sinnvoll, um den Übergang in die Rente zu erleichtern.
  • Lebenslanges Lernen: Während jüngere Mitarbeitende Karriereentwicklung und Weiterbildung suchen, schätzen erfahrene Mitarbeitende oft die Gelegenheit, ihr Wissen weiterzugeben.

Mentoring-Programme

  • Reverse Mentoring: Jüngere Mitarbeitende vermitteln älteren Kollegen digitale Kompetenzen oder neue Technologien.
  • Klassisches Mentoring: Erfahrene Mitarbeitende geben ihr Wissen und ihre Erfahrung an die jüngeren weiter.

Kommunikation und Einbindung

  • Regelmäßige Team- und Feedbackgespräche schaffen Transparenz und fördern den Dialog zwischen den Generationen.
  • Führungskräfte sollten gezielt auf die Bedürfnisse der einzelnen Altersgruppen eingehen, zum Beispiel durch individuelle Zielvereinbarungen oder Feedbackmethoden.

Gesundheit und Work-Life-Balance

  • Ältere Mitarbeitende profitieren von Gesundheitsprogrammen, ergonomischen Arbeitsplätzen und flexiblen Modellen für den Ruhestand.
  • Jüngere Generationen legen Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance und familienfreundliche Angebote.

Chancen von Generationenmanagement in Unternehmen

  • Erhalt von Wissen: Erfahrene Mitarbeitende können ihr Wissen systematisch an die jüngeren weitergeben.
  • Innovationskraft: Die Zusammenarbeit verschiedener Generationen führt zu innovativeren Ideen und Lösungen.
  • Arbeitgeberattraktivität: Ein generationenfreundliches Unternehmen zieht Talente an und bindet sie langfristig.
  • Stabilität und Anpassungsfähigkeit: Durch die Kombination von Erfahrung und frischem Denken sind KMU widerstandsfähiger gegenüber Veränderungen.

3. Integration von Mitarbeitenden mit Migrationshintergrund

Mit dem Renteneintritt der Babyboomer und dem sich beschleunigenden Fachkräftemangel ist es zukünftig erforderlich, Arbeits-, Fach- und Führungskräfte aus dem Ausland zu gewinnen. Neben unterschiedlichen kulturellen Hintergründen bringen diese Menschen vielfältige Perspektiven, Erfahrungen und Werte mit. Doch wie können Unternehmen sicherstellen, dass ausländische Mitarbeiter nicht nur willkommen sind, sondern auch langfristig erfolgreich integriert werden?
Folgende Maßnahmen dienen der Integration von Mitarbeitenden mit Migrationshintergrund:
  1. Kulturelles Verständnis fördern - Unternehmen sollten interkulturelle Trainings anbieten, um gegenseitiges Verständnis zu stärken. Solche Schulungen helfen, kulturelle Unterschiede zu respektieren und Missverständnisse zu vermeiden.
  2. Sprachbarrieren abbauen - Sprachkurse oder Mentoring-Programme können dabei helfen, Sprachkenntnisse zu verbessern und die Kommunikation im Team zu erleichtern.
  3. Offenes Arbeitsklima schaffen - Eine inklusive Unternehmenskultur ermutigt ausländische Mitarbeiter, ihre Perspektiven einzubringen. Führungskräfte sollten Vorbilder sein, indem sie Vielfalt schätzen und fördern.
  4. Klare Onboarding-Prozesse etablieren - Ein strukturierter Einarbeitungsprozess erleichtert neuen Mitarbeitern den Einstieg. Dazu gehört, dass sie alle notwendigen Informationen über das Unternehmen und ihre Aufgaben erhalten –idealerweise in mehreren Sprachen.
  5. Soziale Integration unterstützen - Gemeinsame Aktivitäten, Netzwerktreffen oder Patenschaften können dazu beitragen, dass ausländische Mitarbeiter schnell Anschluss finden und sich auch außerhalb der Arbeit wohlfühlen.
  6. Flexibilität und Unterstützung bieten - Unternehmen sollten sich der besonderen Herausforderungen bewusst sein, mit denen ausländische Mitarbeiter konfrontiert sein können, z. B. bei der Wohnungssuche, Kinderbetreuung oder Behördengängen. Eine aktive Unterstützung in diesen Bereichen zeigt Wertschätzung und erleichtert die Integration.
Die Integration von Mitarbeitenden mit Migrationshintergrund bietet folgende Chancen:

Vielfalt und Innovation

  • Kulturelle Vielfalt: Mitarbeitende mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen bringen neue Perspektiven, Denkweisen und Ansätze in die Unternehmen ein. Dies kann Innovation und Kreativität fördern.
  • Problemlösungskompetenz: Teams mit diverser Zusammensetzung sind oft effektiver in der Problemlösung, da sie Herausforderungen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten.

Erweiterung der Marktpotenziale

  • Zugang zu neuen Zielgruppen: Mitarbeitende mit Migrationshintergrund können Unternehmen helfen, Märkte zu erschließen, die kulturell oder sprachlich nah an ihrer Herkunft liegen.
  • Interkulturelle Kompetenz: Sie verstehen besser die Bedürfnisse internationaler Kunden und Geschäftspartner und können so zur Verbesserung der Marktposition beitragen.

Fachkräftesicherung

  • Behebung des Fachkräftemangels: Angesichts des demografischen Wandels und des Arbeitskräftemangels können Mitarbeitende mit Migrationshintergrund eine wichtige Ressource sein, um offene Stellen zu besetzen.
  • Diversität als Arbeitgebermarke: Unternehmen, die Vielfalt fördern, werden als attraktivere Arbeitgeber wahrgenommen und können so qualifizierte Talente anziehen.

Unternehmenskultur und soziale Verantwortung

  • Förderung einer offenen Unternehmenskultur: Die Integration von Mitarbeitenden mit Migrationshintergrund zeigt, dass ein Unternehmen Diversität und Inklusion schätzt. Dies stärkt das Betriebsklima und die Bindung der Mitarbeitenden.
  • Gesellschaftliche Verantwortung: Unternehmen, die sich aktiv für die Integration einsetzen, leisten einen Beitrag zur gesellschaftlichen Kohäsion und verbessern ihr Image in der Öffentlichkeit.

Sprach- und Kulturkompetenz

  • Mehrsprachigkeit: Mitarbeitende mit Migrationshintergrund bringen oft wertvolle Sprachkenntnisse mit, die bei internationalen Projekten oder in der Kundenbetreuung nützlich sind.
  • Kulturelles Verständnis: Ihre Kenntnisse über verschiedene Kulturen erleichtern die Zusammenarbeit in internationalen Teams und können interkulturelle Konflikte vermeiden.

Publikationen/ Tools

Austausch/Netzwerke

Beratung/ Fördermittel

Beratungsförderung des RKW Hessen INQUA Coaching

Veranstaltungen/Weiterbildungen