Überblick: Berichtsstandards für Nachhaltigkeit in Unternehmen
Aktuell ist eine zunehmende Zahl von Unternehmen gefordert, Daten über ihre unternehmerische Nachhaltigkeit zu sammeln und verfügbar zu machen. Diese Daten sind entweder für eigene (verpflichtende oder freiwillige) Nachhaltigkeitsberichte relevant, können aber auch über die Lieferkette abgefragt werden. Neben den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) gibt es eine Reihe anderer Berichtsstandards, die genutzt werden können.
European Sustainability Reporting Standards (ESRS)
Die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) sind eine Reihe von Standards, die von der Europäischen Union entwickelt wurden, um die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen zu standardisieren. Diese Standards sind Grundlage der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und sollen für Unternehmen die wesentlichen Auswirkungen, Risiken und Chancen in Bezug auf Nachhaltigkeitsaspekte zusammenfassen.
Inhalt |
Die ESRS umfassen verschiedene Kategorien:
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Ergebnis | Darstellung von Nachhaltigkeitsinformationen, die ein Unternehmen gemäß CSR-Richtlinie abzugeben hat. |
Zielgruppe |
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Zielbranche | Übergreifend |
Gültigkeitsbereich | Europaweit |
Rahmen | Bericht über nicht-finanzielle und finanzielle Leistungen |
Anzahl der betrachteten Kriterien | 12 Standards und bis zu 1178 Datenpunkte. Berichtet werden muss über die jeweils wesentlichen. |
Bereiche | Generelles, Umwelt, Soziales, Governance |
Prüfpflicht | Muss von einem Wirtschaftsprüfer geprüft werden und wird Teil des Jahresberichts |
Entwickler | EU |
Veröffentlichungsjahr | 2023 |
Externe Kosten | Nein |
Website | ESRS Nachhaltigkeitsberichterstattung |
Voluntary Sustainability Reporting Standard für KMU (VSME)
Beim VSME handelt es sich um einen freiwilligen Standard, der von der European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) im Auftrag der Europäischen Kommission entwickelt wurde. Dieser soll vor allem kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) helfen, ihre Nachhaltigkeitsziele und -projekte einfacher zu dokumentieren und zu kommunizieren. Hierdurch sollen KMU entlastet werden, die zwar nicht selbst über die CSRD berichtspflichtig sind, aber von Geschäftspartnern und Kunden, die Nachhaltigkeitsberichte erstellen müssen, trotzdem nach Daten gefragt werden. Im VSME sollen jene Daten gesammelt werden, die für Kunden und Lieferanten hinreichend sind, um in KMU nicht sämtliche Datenpunkte erfassen zu müssen. Der VSME-Standard ist jedoch freiwillig und Großunternehmen sind nicht verpflichtet, sich auf diese Daten zu beschränken, wenn sie die Daten ihrer Zulieferer abfragen. Gleichzeitig kann der VSME für KMU ein erster Schritt hin zu einem eigenen Nachhaltigkeitsbericht sein.
Am 17. Dezember 2024 hat die EFRAG den finalen Entwurf eines freiwilligen Standards an die Europäische Kommission übermittelt. Gegenüber den vorherigen Entwürfen sind hier nochmal einige Änderungen vorgenommen worden. So soll der VSME künftig aus nur noch zwei statt drei Modulen bestehen und die Wesentlichkeitsanalyse im Vorfeld der Datensammlung entfällt als verpflichtendes Element.
Inhalt | Berichtsstandards für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) |
Ergebnis | Vereinfachter Bericht |
Zielgruppe | KMU |
Zielbranche | Übergreifend |
Gültigkeitsbereich | EU |
Rahmen |
Der VSME-Standard gliedert sich in zwei Module:
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Anzahl der betrachteten Kriterien | 11 Kriterien im Basismodul, 9 weitere Kriterien im umfassenden Modul |
Bereiche | Klimawandel, Umweltverschmutzung, Wasser- und Meeresressourcen, Biologische Vielfalt und Ökosysteme, Kreislaufwirtschaft, eigene Belegschaft, Arbeitskräfte in der Wertschöpfungskette, Betroffene Gemeinschaften, Verbraucher und Endnutzer, Unternehmenspolitik |
Prüfpflicht | Nein |
Entwickler | EFRAG im Auftrag der EU Kommission |
Veröffentlichungsjahr | 2024 |
Externe Kosten | Nein |
Website | Voluntary reporting standard for SMEs (VSME), Concluded | EFRAG |
Deutscher Nachhaltigkeitskodex (DNK)
Der DNK bietet Orientierung für die strategische Ausrichtung der Geschäftstätigkeit. Aufwand und Umfang sind deutlich geringer als bei Standards wie dem der GRI. Die DNK-Erklärung kann zudem als nicht-finanzielle Erklärung zur Erfüllung der CSR-Berichtspflicht genutzt werden. Insgesamt eignet sich der Standard des DNK gut für Unternehmen, die einen niedrigschwelligen Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung suchen.
Da die Anforderungen aus den ESRS für die meisten Unternehmen in Europa zum wichtigsten Orientierungspunkt in der Nachhaltigkeitsberichterstattung werden, wird aktuell auch der Standard des DNK überarbeitet, um eine bessere Abstimmung der beiden Berichtsstandards zu erreichen.
Inhalt | Freiwilliger Bericht zu unternehmerischer Nachhaltigkeitsleistung |
Ergebnis | Veröffentlichung einer DNK-Erklärung |
Zielgruppe | Organisationen aller Größenklassen, sowohl privat als auch öffentlich |
Zielbranche | Übergreifend |
Gültigkeitsbereich | Deutschlandwelt |
Rahmen | Bericht über nicht-finanzielle Leistungen |
Anzahl der betrachteten Kriterien | 20 |
Bereiche | Umwelt, Gesellschaft, Strategie, Prozessmanagement |
Prüfpflicht | Die DNK-Erklärung wird auf formale Anforderungen geprüft |
Entwickler | Rat für Nachhaltige Entwicklung |
Veröffentlichungsjahr | 2011 |
Externe Kosten | Nein |
Website | Home |
Global Reporting Initiative (GRI)
Die GRI ist eine gemeinnützige Stiftung, die einen eigenen Berichtsstandard entwickelt hat. Dieser ist sehr umfangreich, wird kontinuierlich weiterentwickelt und ist weltweit anerkannt. Ziel ist eine vergleichbare, standardisierte Darstellung der Bereiche Ökologie, Ökonomie und Soziales. Die GRI arbeitet global unter aktiver Beteiligung von Wirtschaft, Gewerkschaften, Wissenschaft und Gesellschaft.
Die Europäischen ESRS-Standards orientieren sich in ihrem Aufbau und ihrem Inhalt stark am Standard der GRI, sind aber nicht deckungsgleich. Wer bereits seine Nachhaltigkeitskennzahlen nach GRI erhoben hat, verfügt bereits über eine umfassende Grundlage für einen möglichen Bericht nach CSRD. Hierfür gibt es zudem zusätzliche Ressourcen wie einen Interoperabilitätsindex, eine Zuordnungstabelle, Schulungskurse und Berichtsdienste. Die GRI-Standards sollen künftig um bis zu 40 sektorspezifische Standards ergänzt werden, beginnend mit den Branchen, welche die größten Auswirkungen haben.
Inhalt | Freiwilliger Bericht zu unternehmerischer Nachhaltigkeitsleistung |
Ergebnis | Sehr umfangreicher standardisierter Bericht |
Zielgruppe | Großunternehmen, KMU, Regierungen, Nichtregierungsorganisationen |
Zielbranche | Übergreifend |
Gültigkeitsbereich | Weltweit |
Rahmen | Bericht über nicht-finanzielle Leistungen |
Anzahl der betrachteten Kriterien |
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Bereiche | Ökonomie, Ökologie, Gesellschaft, Soziales und Produktverantwortung |
Prüfpflicht | Prüfung durch die GRI |
Entwickler | Coalition of Environmentally Responsible Economies (Ceres) in Partnerschaft mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen |
Veröffentlichungsjahr | 1999 |
Externe Kosten | Nein |
Website | GRI - Home |
Eco-Management and Audit Scheme (EMAS)
EMAS zertifiziert als anerkanntes Umweltsiegelt ein freiwilliges Umweltmanagementsystem samt Umweltbetriebsprüfung. EMAS ist ein freiwilliges Instrument der EU und stellt ein Gemeinschaftssystem aus Umweltmanagement und Umweltbetriebsprüfung für Organisationen dar, die ihre Umweltleistung verbessern wollen. Die EMAS-Verordnung räumt der Eigenverantwortung der Wirtschaft bei der Bewältigung ihrer direkten und indirekten Umweltauswirkungen viel Raum ein. Teilnehmende Organisationen müssen eine Umwelterklärung veröffentlichen, in der sie unter anderem über ihre Auswirkungen auf die Umwelt, ihre Umweltleistung und ihre Umweltziele berichten. Ein zugelassener, unabhängiger Umweltgutachter überprüft diese Erklärung auf ihre Richtigkeit. Im Rahmen der sogenannten Revalidierung werden das Managementsystem und die Ziele regelmäßig aktualisiert und extern überprüft. Organisationen, die erfolgreich überprüft wurden, können sich in das EMAS-Register eintragen lassen und dürfen das EMAS-Logo für ihren betrieblichen Umweltschutz führen. Europaweit berichten bereits rund 3.500 Unternehmen freiwillig über ihre Leistungen beim Klima- und Umweltschutz.
Die Systematik von EMAS als Rahmenwerk weist einige Gemeinsamkeiten mit den Vorgaben der ESRS auf. EMAS-Organisationen verfügen daher bereits über Organisationsstrukturen, etablierte Verfahren sowie gültige Daten zur Ermittlung und zum Management von Umweltauswirkungen, die für eine faktenbasierte Umweltberichterstattung als notwendig erachtet werden. Um den Anforderungen der ESRS gerecht zu werden, können EMAS-Organisationen ihr Management- und Berichterstattungssystem daher um zusätzliche soziale und Governance-Aspekte erweitern. Inwieweit das Vorhandensein eines Umweltmanagementsystems nach EMAS für den Nachhaltigkeitsbericht nach ESRS angerechnet werden kann, befindet sich aktuell noch in Abstimmung.
Inhalt | Aufbau eines integrierten Umweltmanagementsystems |
Ergebnis | EMAS-Zertifikant |
Zielgruppe | Übergreifend |
Zielbranche | Übergreifend |
Gültigkeitsbereich | Europaweit |
Rahmen | Umweltmanagementsystem und Umwelterklärung |
Bereiche | Fokus auf Umwelt |
Prüfpflicht | Externe Auditierung |
Entwickler | Europäische Union |
Veröffentlichungsjahr | 1993 |
Externe Kosten | Ja |
Website | Home: Umweltmanagementsystem EMAS |
ZNU-Standard Nachhaltiger Wirtschaften
Der ZNU-Standard wurde von der Universität Witten/Herdecke entwickelt. Er gliedert sich in die Bereiche „Nachhaltige Unternehmensführung“ und „Nachhaltigkeitsthemen“ und strebt eine ganzheitliche Herangehensweise an. Adressiert werden sollen nicht nur spezifische Nachhaltigkeitsdimensionen, sondern alle relevanten Themen, um so langfristig einen integrierten Managementprozess zu etablieren. Es handelt sich um einen Prozess- und keinen eigentlichen Berichtsstandard.
Inhalt | Aufbau eines integrierten Managementsystems |
Ergebnis | Zertifikat ZNU-Standard Nachhaltiger Wirtschaften |
Zielgruppe | Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) |
Zielbranche | Übergreifend |
Gültigkeitsbereich | Deutschlandweit |
Rahmen | Bericht |
Anzahl der betrachteten Kriterien | 44 |
Bereiche | Umwelt, Wirtschaft, Soziales, Unternehmensführung |
Prüfpflicht | Der ZNU-Standard kann extern zertifiziert werden |
Entwickler | ZNU Forschungsinstitut der Universität Witten/Herdecke; TÜV Rheinland |
Veröffentlichungsjahr | 2011 |
Externe Kosten | Ja |
Website | ZNU-Standard | ZNU – Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung |