Wer ist eigentlich Lilli Möller?

Lilli Möller (25) ist seit März als Projektmanagerin bei Peine Marketing tätig. Wir wollten zunächst von der jungen Frau wissen, was ihr Aufgabenbereich ist.
Möller: Mein Fokus liegt im Bereich Citymanagement. Hier begleite ich verschiedene Projekte, die der Belebung der Innenstadt dienen. Das bedeutet auch, dass ich gemeinsam mit der Geschäftsführung der Peine Marketing und der Wirtschaftsförderung der Stadt alle Innenstadtakteure zusammenbringe, denn eine lebendige Innenstadt ist immer eine Gemeinschaftsproduktion.
Zentrenmanagement bedeutet ja, kurzgefasst, Impulse zu setzen, Akteure zu vernetzen, Projekte zu koordinieren. Was liegt da derzeit konkret auf Ihrem Schreibtisch?
Möller: Wie in anderen Innenstädten gibt es in Peine Leerstände. Gerade bauen wir eine digitale Leerstandsbörse auf, um Immobilieneigentümer und Händler, Start-ups und andere Unternehmensgründer zusammenzubringen. Für leerstehende Geschäfte ein Nutzungskonzept zu finden, das nachhaltig unsere Stadt bereichert und so anspricht, dass Peiner aller Altersgruppen gerne in die Innenstadt kommen – das ist ein weiteres Ziel. Wir möchten ein Peine für alle schaffen!
Zudem rufen wir eine Workshopreihe ins Leben, durch die Händler, Gastronomen und Dienstleister in der Peiner City mit den digitalen Möglichkeiten vertraut gemacht werden. Sie bekommen Impulse und Anleitungen, wie sie sich online präsentieren können – ganz unter dem Motto „Online finden – lokal kaufen“. Die Workshops werden online stattfinden und kostenlos sein.
Wir setzen aber auch auf andere Formate – so veranstalten wir zum Beispiel im Oktober ein Kulturevent in Kooperation mit der Kaufmannsgilde zu Peine und Kulturtreibenden; die Geschäfte und auch die Leerstände werden ein Wochenende lang mit Musik, Kunst und Kultur bespielt.
Peine ist Ihre Heimatstadt. Wo sehen Sie persönlich die Zukunft der Stadt?
Möller: Peine hat viel Potenzial – für jede Altersgruppe – und ich denke, genau jetzt können wir dieses Potenzial richtig ausschöpfen.
Erste Schritte, um die Attraktivität der Innenstadt zu fördern, sind getan. Durchdas Förderprogramm „Perspektive Innenstadt“ des Landes Niedersachsen haben wir Dinge wie eine Stadtoase mit Open Stage einrichten können. Durch das Bundesförderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ ist Peine gerade letzte Woche so bunt wie noch nie geworden, denn wir haben über 30 XXL-Blumenkübel aufstellen können.
Das ist ein Anfang und zahlt auf die Attraktivierung und Verlängerung der Aufenthaltsqualität ein. Wir wollen, dass nicht nur die Peiner selbst gerne in die Innenstadt kommen, sondern auch Gäste von auswärts. Diese Angebote sprechen alle Altersklassen an und wir haben jetzt schon Rückmeldung von Gastronomen, dass ihre Außengastronomie so voll wie noch nie wäre und dass deutlich mehr Kinder in „Peines Wohnzimmer“ – so wird hier der Historische Marktplatz genannt – unterwegs sind. Für knapp vier Wochen, die wir die Stadtoase jetzt haben, ist das ein toller Erfolg, der uns zuversichtlich macht, die richtigen Schritte zu gehen.
Einen großen Vorteil sehe ich auch in der Größe von Peine. Hier kennt man sich, hat keinen Großstadtlärm und Parkplatzprobleme sind selten.
Des Weiteren hat Peine traditionelle Veranstaltungen, die weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt sind. Das Highland Gathering im Mai beispielsweise ist das größte Schottenfest auf dem europäischen Festland und zieht tausende Menschen an. Ebenso das Peiner Freischießen, für das viele aus „Peine weg Gezogene“ wieder in ihre Heimatstadt kommen, um das Gemeinschaftsgefühl zu genießen. Ich könnte noch viele weitere dieser Beispiele nennen.
Wie kann es gelingen, die Innenstadt zukunftsfähig aufzustellen, ein gedeihliches Miteinander von Wohnen und Arbeiten, Bummeln und Genießen zu initiieren?
Möller: Ich denke, dass WIR-Gefühl ist entscheidend, denn gemeinsam schafft man einfach mehr. Innenstädte müssen zu einem Ort der Gemeinschaft werden, wo man sich gerne trifft und zusammen eine gute Zeit hat. Davon profitieren schließlich alle: Besucher, die Peiner, die Händler und Gastronomen. Dazu ist es wichtig, dass jeder dieser Beteiligten sich einbringt und das gerne macht. Genau hier setzen wir mit dem Vernetzen der Innenstadtakteure und der Workshop-Reihe an – dies in enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung der Stadt. Gemeinsam wollen wir neue Impulse und Ideen setzen und motivieren dazu, diese umzusetzen.
Der perfekte Tag in Peine kann mit einem tollen Frühstück am historischen Marktplatz beginnen, geht weiter mit einem kostenlosen Konzert eines Künstlers auf der Open Stage. Dazu ein Kaffee auf der gemütlichen Stadtoase und einem anschließenden Bummel durch eine Innenstadt mit einem facettenreichen Angebot. Zwischendurch kann mit der ganzen Familie im grünen Burgpark oder Stadtpark gepicknickt und gespielt werden. Wer Peine noch nicht kennt, kann unsere Gästeführer bei einem Rundgang begleiten. Genießen und erleben, bummeln und erledigen, treffen und wohnen ist in Peine nicht mehr als zwei Kilometer voneinander entfernt.
Nach Pandemie und auch damit einhergehendem boomendem Onlinehandel darben viele Innenstädte. Wo sehen Sie Chancen, den Leerstand, den es ja auch in Peine gibt, zu schließen?
Möller: Erstmal bin ich froh, dass der Leerstand in Peine in einem für eine Stadt dieser Größe normalen Bereich liegt. Geschäfte kommen und gehen, das ist normal. Durch unsere digitale Leerstandsbörse und dadurch, dass Menschen mit Geschäftsideen und Immobilieneigentümer nun eine Schnittstelle haben, können wir beide schnell zusammenbringen. Zudem können wir unser Leerstandsangebot zukünftig bundesweit ausspielen und potenzielle Investoren oder Einzelhändler länderübergreifend erreichen.
Für den bestehenden Leerstand erarbeiten wir Zwischennutzungskonzepte. Peine hat eine lebendige Kunst- und Kulturszene und auch das Vereinsleben spielt eine große Rolle. Ich kann mir gut vorstellen, dass bestehende Leerstände übergangsweise damit gefüllt werden und sei es nur für eine ansprechende Schaufensterdekoration. Ferner könnte der Leerstand bei kommenden Events – sofern möglich – eingebunden werden.
Denkbar ist auch die Erarbeitung von Nutzungskonzepten für bestimmte Einzelhandelsobjekte. Manchmal muss man vielleicht nur Ideengeber sein und jemand kommt vorbei und sagt „Super, das mache ich“.
Wie sieht es mit der Unterstützung von Bund und Land aus? Zufriedenstellend oder lassen Land und Bund die Städte und Kommunen eher im Regen stehen?
Möller: Da kann Peine sich nicht beschweren. Es fließen aktuell durch das Landesprogramm „Perspektive Innenstadt“ und das Bundesförderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ mehr als 1,5 Millionen Euro in die Innenstadt Peines. Ohne diese Förderungen hätten wir viele Projekte in Peine niemals umsetzen können und sind daher sehr dankbar über diese Chance.
Es sind mehr als 20 Projekte, die teilweise bereits umgesetzt, teilweise noch in der Projektphase sind. Das Schöne daran ist, dass es Projekte sind, die die Peiner sich wünschen. Mehr als die Hälfte der Ideen, wie z. B. die XXL-Blumeninseln oder das neue Mobiliar auf dem Marktplatz, entstammen einem Bürgerbeteiligungsprozess. Womit wir wieder beim WIR-Gefühl sind.
Zum Schluss noch ein persönliches Wort: Was schätzen Sie an Ihrer Heimat Peine? Wie war Ihr beruflicher Werdegang? Wo finden Sie Ausgleich nach Feierabend?
Möller: Ich habe in Hildesheim meinen Bachelor in Wirtschaft und Politik gemacht und in Salzgitter meinen Master in Führung in Dienstleistungsunternehmen. Dafür wegzuziehen kam mir nie in den Sinn. Ich bin in Peine groß geworden, mag den ländlichen Charme, weiß es sehr zu schätzen, dass ich innerhalb von zehn Minuten entweder mit dem Auto in der Innenstadt oder mit meinem Hund im Wald oder mit dem Pferd auf dem Feld bin. Es gibt sehr schöne urige Ecken in Peine, in denen man ungestört seine Zeit genießen kann. Genau da gehe ich hin, wenn ich mal abschalten muss oder neue Ideen brauche.
In Peine kennen sich die Leute, was ein Gemeinschaftsgefühl schafft, das es in einer Großstadt so nicht gibt. Das jedes Dorf sein eigenes Schützenfest und eine eigene Fußballmannschaft hat, ist nicht überall selbstverständlich.
Einige Dinge wurden in Peine in den letzten Jahren ein wenig vernachlässigt.
Angebote für Kinder sind ausbaufähig und auch für meine Altersklasse ist noch Luft nach oben. Aber nun habe ich die Chance, Teil von großartigen Veränderungen in meiner Heimatstadt zu sein und kann aktiv daran mitwirken, dass wir uns zukunftsfähig aufstellen.
suja