Wer ist eigentlich Monika Scherf?

Die Mitgliederversammlung der Landesarbeitsgemeinschaft der sieben niedersächsischen Industrie- und Handelskammern hat die Diplom-Ingenieurin Monika Scherf zum 1. März 2023 als neue Hauptgeschäftsführerin der IHK Niedersachsen in Hannover auserkoren. Sie tritt damit die Nachfolge von Birgit Stehl an, die Ende September 2022 auf eigenen Wunsch aus der IHKN-Leitung ausgeschieden war. Gemeinsam möchte die 58-Jährige mit allen IHKs und deren Mitgliedsunternehmen die aktuell vorherrschenden wirtschaftlichen Erschwernisse in den Bereichen Energie, Fachkräfte sowie Innenstädte überaus motiviert angehen.
Der Weg zur IHK-Organisation führte über mehrere Etappen. Nach dem Studium der Raumplanung 1989 und den ersten beruflichen Erfahrungen auf den Gebieten der Regionalentwicklung und Strukturanalyse an der Technischen Universität Dortmund bis Oktober 1990, verschlug es die gebürtige Trierin nach Norddeutschland, wo Scherf zwischen 1990 und 1994 eine Stelle im Bremer Wirtschaftsausschuss des Wirtschaftssenators antrat. Im Anschluss ging es der Liebe wegen nach Lüneburg, um parallel bei der Landesraumordnung der Lüneburger Bezirksregierung Einzelhandelsgroßprojekte und Raumplanungsverfahren für Windkraftflächen bis Ende 1996 zu betreuen – der Aufbau und die Leitung des dort neu gegründeten Europa-Büros zwischen 1996 und 2005 gehören sicherlich zu den Highlights ihres beeindruckenden Wirkens im Norden. Diese Erfahrung nutzte Monika Scherf auch, um zwischen 2006 und 2008 die Abteilung „Internationalisierung“ bei der landeseigenen NBank aufzubauen. Die Verwurzelung mit dem Heideland nahm noch konkretere Formen durch ihre Tätigkeit als Kreisrätin des Landkreises Lüneburg zwischen 2008 und 2016 an. Zuletzt war sie als Landesbeauftragte für regionale Landesentwicklung in Lüneburg angestellt.

Für Betriebe und Kammern als Sprachrohr fungieren

Ihr persönliches Credo „Zuhören, verstehen, handeln“ ist ein zentraler Bestandteil ihrer neuen Aufgabe. So ist es ihr zu Beginn besonders wichtig gewesen, einen offenen, transparenten und kollegialen Umgang im Team zu etablieren. „Nach den ersten Wochen kann ich sagen: Das fühlt sich richtig gut an“, lautet ihr erstes Fazit. Auch auf das gehaltvolle Interagieren mit sämtlichen Federführerinnen und Federführern, die für die 16 Schwerpunktbereiche in den sieben Kammern tätig sind, legt sie viel Wert. Die nicht allzu geringe Erwartungshaltung in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten stellt für sie kein Hemmnis dar, zumal ihr eine solche Ausgangslage als besonderer Ansporn dient – eine erfolgreiche interne und externe Kommunikationsstrategie soll hier ansetzen. Monika Scherf fiel unmittelbar zu Beginn der emsige Einsatz der Hauptgeschäftsführerinnen und Hauptgeschäftsführer sowie Präsidenten aller IHKs auf. Die Betriebe sind auf klar abgesteckte Rahmenbedingungen angewiesen, was die IHKs als Interessenvertreter der Unternehmen wiederum in die Pflicht nimmt. „Mein Ziel ist es, mit der IHK Niedersachsen ein gutes Sprachrohr für die Anliegen der Industrie- und Handelskammern sowie der Mitglieder zu sein, um dazu beizutragen, dass wir hier in Niedersachsen gute Standortbedingungen für eine starke Wirtschaft haben“, kündigt sie selbstbewusst an. Eine verlässliche Energieversorgung, die Gewinnung von gut ausgebildeten Fachkräften, beschleunigte Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie wiederbelebte Innenstädte bilden als vordringliche thematische Angelpunkte lediglich die Spitze des Eisberges ab.

Nicht am eigenen Ast sägen

Der Eindruck scheint in Handel und Industrie überall zu sein, dass bisherige Krisen gut überstanden wurden. Vergleichsweise niedrige Arbeitslosenzahlen sowie eine widerstandsfähige Wirtschaft ­dienten hierbei als Indikatoren, jedoch seien mittler­weile und insbesondere vor dem Hintergrund des demografischen Wandels Arbeits­losenzahlen nicht aussagekräftig genug, um als adäquate Parameter zur Beurteilung kommender Krisensituationen zu fungieren. Beispielsweise seien die aktuell hohen Energiekosten viel mehr geeignet, um potenzielle Alarmsignale identifizierbar zu machen. Monika Scherf fordert eindringlich dazu auf, diese Warnungen ernstzunehmen: „Diese Zeichen ins kollektive Bewusstsein rücken, diese zielgruppengerecht zu kommunizieren und deutlich zu machen, dass wir nicht am eigenen Ast sägen sollten, ist eines meiner Ziele.“ Die Expertinnen und Experten aller sieben IHKs stünden den Unternehmen hierbei stets mit Rat und Tat zur Seite.

Ein Standort mit Zukunft

Bereits zu ihrer Zeit als Landesbeauftragte für regionale Landesentwicklung sei ihr  die Region Braunschweig ein Begriff gewesen. Die Innovationskraft des hiesigen Forschungsflughafens sowie der Wasserstoffcampus in Salzgitter hätten sich erfolgreich herumgesprochen, so Scherf, da diese Institutionen zahlreiche Stakeholder aus der Wirtschaft zusammenbringen. Bis Ende 2022 war sie selbst Vorsitzende des Wasserstoffnetzwerkes H2NON in Nordostniedersachsen und verfolgte die Entwicklungen in Südniedersachsen, vor allem bei der Salzgitter AG, stets mit großem Interesse. „Die Region ist mir gut bekannt, auch, weil ich gute Kontakte zur IHK vor Ort pflege, allen voran zu Hauptgeschäftsführer Dr. Florian Löbermann und dem Präsidenten Tobias Hoffmann: Beide repräsentieren eine Region mit viel Zukunfts- und Innovationspotenzial.“
jk