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Mit bester Saat zu reicher Ernte
Seit Tausenden von Jahren geben die Menschen ihr Wissen über die Vermehrung von Nutzpflanzen von Generation zu Generation weiter. Folglich ist die Strube D&S GmbH Bewahrerin eines großen Kulturguts. Nicht nur, dass die Züchter und Saatgutspezialisten aus Söllingen mit ihren Sorten den Boden für reiche Ernten bereiten. Darüber hinaus haben sie mit ihrem Hackroboter auch eine Technologie entwickelt, die auf Ackerland das Unkraut auf umweltfreundliche Art und Weise entfernt.
Im Einsatz für mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft (v. l.): Till Henties, Martin Reisige und Christian Hügel mit dem neu entwickelten Hackroboter von Strube.
© Andreas Rudolph
Strube ist bekannt als Experte in der Züchtung und dem Vertrieb von Saatgut. In ganz Europa und darüber hinaus nutzen Landwirte die rund 250 Sorten, um Pflanzen anzubauen, von denen wir uns ernähren. Wichtigster Umsatzträger im Strube-Portfolio ist die Zuckerrübensaat. Genauso zählen Weizen, Sonnenblumen, Zuckermais sowie Speise- und Kichererbsen zur Produktpalette. Leistungsfähige Sorten für alle Anbaubedingungen und mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft stehen im Mittelpunkt der Unternehmensstrategie. „Im Wettbewerb sehen wir uns als der Qualitätsführer“, betont Geschäftsführer Martin Reisige, „deswegen setzt Strube auf Innovationen.“
Dichtes Netz an digitalisierten Untersuchungsverfahren
Jeden Herbst werden tausende Tonnen Zuckerrübensaatgut aus den Vermehrungsgebieten in Frankreich und Italien nach Söllingen geliefert, wo es weiterverarbeitet und veredelt wird. Hohe Triebkraft, früher Feldaufgang, schnelle und gleichmäßige Jungpflanzenentwicklung – das sind die drei Säulen der Saatgutqualität. Um während der verschiedenen Produktionsschritte das besondere Leistungsvermögen der Saat sicherzustellen, „verfügen wir über ein dichtes Netz digitalisierter Untersuchungsverfahren“, sagt Christian Hügel, der die Abteilung Saatgutforschung leitet.
Damit aus dem Saatgut einmal ein Keimling werden kann …
© Andreas Rudolph
Die Erzeugung und Aufbereitung von Qualitätssaatgut ist ein aufwändiger und langwieriger Prozess. Um sicherzustellen, dass aus jedem Samen, den der Kunde kauft, eine kräftige Pflanze heranwachsen kann, betrachtet Strube in eigenen Qualitätslaboren das Innerste von Samen und Keimlingen mit dem Computertomografen, misst ihre Volumen und die physiologischen Eigenschaften. An tausenden von Saatgutpartien unterschiedlichster Größe werden Keimtests durchgeführt. Mittels des eigens entwickelten Phänotypisierungs-Verfahrens werden die Dimensionen der Organe wie Spross und Wurzel vermessen.
… wird es in den Aufbereitungsanlagen weiterverarbeitet und Schritt für Schritt veredelt. Nach dem finalen Pillierungsprozess ist das Saatgut blau gefärbt.
© Andreas Rudolph
Auf Versuchsfeldern werden Testpflanzen mit unterschiedlichen Merkmalen ausgesät, um deren Eigenschaften und Fähigkeiten genau unter die Lupe zu nehmen – von der Widerstandskraft gegenüber Schädlingen und Krankheiten über die Größe der Blätter bis hin zur Menge des Ertrags. Christian Hügel: „So können wir für die Landwirte das optimale Saatgut ermitteln.“ Für die Saatgutproduktion im Freiland werden eigens zu diesem Zweck herangezogene Stecklinge auf Vermehrungsflächen in Regionen verpflanzt, die klimatisch besonders gut dafür geeignet sind.
Lange und reiche Historie
Was die Zuckerrübe angeht, besteht der Kundenkreis in Westeuropa zuallererst aus den Zuckerherstellern, die das Saatgut einkaufen und an die Anbauer weitergeben; im Osten Europas arbeitet das in der kleinen Gemeinde Söllingen am Heeseberg beheimatete Unternehmen überwiegend mit Agrarholdings zusammen – das sind Konzerne, die durch Integration von Unternehmen beträchtliche landwirtschaftliche Betriebsgrößen erreichen.
Das Unternehmen Strube hat eine lange und reiche Historie. Im Jahr 1877 durch den Landwirt Friedrich Strube gegründet und lange Zeit familiengeführt, verfügt es heute über zwei Standorte. Am Stammsitz im Landkreis Helmstedt und in Schlanstedt in Sachsen-Anhalt arbeiten insgesamt 320 Mitarbeiter, darunter Biologen, Biochemiker, Agrarwissenschaftler, Techniker, Ingenieure und landwirtschaftliche Fachkräfte. Allein das Betriebsgelände in Söllingen ist rund vier Hektar groß und beherbergt eine Vielzahl von Gebäuden für Verwaltung, Produktion, Labore und die Saatgutlagerung.
Um das Saatgut zu testen, können sich die Pflanzen in der Klimakammer unter verschiedenen klimatischen Bedingungen entwickeln.
© Andreas Rudolph
Vor fünf Jahren erwarben die beiden Unternehmen Deleplanque aus Frankreich und SUET aus Eschwege die Strube-Gruppe, die im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 85 Millionen Euro verbuchte. Die neuen Gesellschafter waren und sind enge Geschäftspartner. „Die langjährige vorherige Zusammenarbeit hatte den Vorteil, dass sie uns und unser Geschäft bereits sehr gut kannten“, sagt Martin Reisige, der Diplom-Kaufmann ist und seit dem Jahr 2019 die Geschicke des Traditionsunternehmens leitet.
Mechanische Unkrautbekämpfung mit dem Hackroboter
Das Erscheinungsbild von Pflanzen zu untersuchen, ihre Eigenschaften zu vermessen und die Daten auszuwerten, sind wesentliche Kompetenzen von Strube. Diese Fertigkeiten hat man in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut bei der Entwicklung verschiedenster Technologien zur Saatgutqualitätsbestimmung unter Beweis gestellt. Mit dem neu entwickelten Hackroboter zur mechanischen Unkrautbekämpfung liefert Strube beispielhafte Unterstützung für die Landwirtschaft, um den Einsatz von Herbiziden zu senken. Weniger Pflanzenschutzmittel, mehr „Bio“ ist für die Landwirte zum wichtigen Gebot geworden.
Der GPS-gesteuerte Roboter ist in der Lage, Felder autonom abzufahren und Rüben von anderen Pflanzen zu unterscheiden. Die optische Sensorik klassifiziert und verortet die frisch gekeimten Jungpflanzen, gleichzeitig befreien die Hackwerkzeuge den Boden vom unerwünschten Kraut. „In diesem Jahr haben wir zwei Prototypen bei Landwirten im Einsatz, um weitere Erfahrungen zu sammeln und unsere Technologie zu verbessern“, sagt Till Henties, der für die Vermarktung des Hackroboters verantwortlich ist. Martin Reisige meint: „Diese Technologie hat großes Potenzial.“
Dass das Leistungsangebot von Strube eine spannende Ausprägung dazugewonnen hat, ist ganz in seinem Sinne. Ihn erfüllt es mit Freude zu wissen, dass rund um den Globus in vielen Ländern Pflanzen wachsen, deren Herkunftsort Söllingen ist. „Die Landwirtschaft ist etwas sehr Positives, sie leistet einen wertvollen Beitrag für unsere Gesellschaft“, unterstreicht Martin Reisige, „schön wäre, wenn sie dafür mehr Anerkennung erhielte.“
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