Für die Werbetechnik-Profis geht es hoch hinaus

Die für viele Unternehmen existenzbedrohende Pandemie hat in der Wirtschaftswelt zahlreiche Gerüchte produziert. Michael Schmiedel weiß das aus eigener Erfahrung. Als der Geschäftsführer mit seiner Werbetechnik-Firma im Herbst vergangenen Jahres den bisherigen Standort Vechelde verließ, war das Gerede groß. Mehrfach kam dem Gründer zu Ohren, dass sein Betrieb insolvent sei und habe aufgeben müssen. Doch nichts davon stimmte. Zwar war die Coronazeit für den Betrieb tatsächlich alles andere als ein Zuckerschlecken. Doch mit dem Umzug nach Braunschweig verfolgte Schmiedel vor allem ein Ziel: neue Synergien zu schaffen und zwei getrennte Mitarbeiter-Teams enger zueinander zu bringen.
Im Jahr 2015 hatte Schmiedel seinen Geschäftsbereich erweitert. Er entschied sich zur Übernahme der bis dato zur Kroschke-­Gruppe gehörenden Firma Sign Point. Der Anbieter für Werbe- und Orientierungsbeschilderung war von Kroschke bereits kurz vor der Jahrtausendwende räumlich ausgegliedert worden und hatte in der Christian-Pommer-Straße im Gewerbegebiet Hansestraße ein eigenständiges Produktions- und Verwaltungsgebäude bezogen. Rund sieben Jahre lang waren P&K Schmiedel und sein neues Schwesterunternehmen an zwei Standorten tätig, gut 20 Autokilometer voneinander entfernt. Jetzt sind beide in Braunschweig vereint.

Enger zusammengerückt

Für Michael Schmiedel ist der Schritt nur logisch. „Unser grüner Fußabdruck wird dadurch besser. Und wir haben unsere Kosten optimiert“, nennt er Vorteile der Zusammenlegung. Die hatte zur Folge, dass fortan jeder Quadratmeter optimal genutzt werden musste. Denn die bestehende Bürofläche wird jetzt von 42 statt zuvor 27 Mitarbeitern geteilt. „Es war der eine oder andere Grillabend nötig, um die Angestellten von der Idee zu überzeugen“, erklärt der 52-Jährige schmunzelnd.
Doch Schmiedel hat längst reichlich Erfahrung in Sachen Mitarbeiterführung. Zwar hatte er sein Werbetechnik-Unternehmen 1996 als Ein-Mann-Betrieb in seinem Elternhaus in Sophiental im Landkreis Peine gegründet. Doch schon drei Jahre später bezog er mit ersten Mitarbeitern größere Räume in Bortfeld, bald darauf war die „Ideen für Werbung MS GmbH“ geboren. 2014 zog er mit der mittlerweile stark gewachsenen Firma nach Vechelde. Schwerpunkte: Fahrzeugbeschriftung und -folierung sowie Textilveredelung. Heißt: Firmen, die ihre Pkw, Transporter oder Lastwagen mit Schriftzügen versehen oder ihre Arbeitskleidung mit Namenszug oder Logo bedrucken oder besticken wollten, waren bei dem Unternehmen an der richtigen Adresse.
Das Kerngeschäft von Sign Point hebt sich davon ab. Die Firma versorgt Betriebe und Großkonzerne traditionell mit Schildern, Stempeln, Bannern und Leuchtreklame – Montage inklusive. „Da kann es schon mal hoch hinaus gehen“, erklärt Schmiedel. Beispielsweise hätten seine Mitarbeiter die BS-Energy-Logos auf den Flutlichtmasten des Eintracht-Stadions aufgebracht, ebenso die Werbeflächen am Tribünendach. Noch höher hinaus sei es beim ersten Bauabschnitt für den BraWo-Park gegangen. Mithilfe eines Hubwagens hatten Mitarbeiter den Firmenschriftzug auf dem Volksbank-Hochhaus in luftiger Höhe installiert. Aber auch zahlreiche Orientierungssysteme, beispielsweise in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen, hat Sign Point konzipiert und umgesetzt.

Öffentliche Sichtbarkeit über die Produkte

Nicht minder präsent sind im öffentlichen Leben die Produkte von P&K Schmiedel. Viele Folierungen auf Bussen und Trams der Braunschweiger Verkehrsbetriebe stammen von der Firma. „Auch einen Großteil der Fahrzeugflotte von Rüdebusch haben wir mit neuen Beschriftungen versehen“, berichtet der Firmenchef von umfangreichen Dienstleistungen für das bekannte Baustoff- und Transportunternehmen aus dem Süden Braunschweigs. Zum Kundenstamm gehören sogar Großunternehmen wie MAN oder VW Financial Services. Regelmäßig anvisierter Jahresumsatz von P&K Schmiedel und Sign Point zusammen: rund drei Millionen Euro.
Der allerdings wurde 2020 und 2021 nicht erreicht, um wieder zurück auf das Pandemie-Thema zu kommen. „Es ist ja bekannt, dass viele Unternehmen ihre Werbeetats eingefroren haben“, erläutert Schmiedel. Zeitweilig hätten sich seine Mitarbeiter auf die Produktion von Stoffmasken verlegt. Zudem habe man die Zurückhaltung der gewerblichen Kunden aufgefangen, indem man sich auf den Vertrieb von Sonnenschutzfolien für Autos im Privatbereich konzentriert habe. „Mit Kurzarbeit und einem guten Teamspirit sind wir noch ganz ordentlich durch diese Zeit gekommen“, erinnert sich der gelernte Klavierbauer. In die Werbebranche war er einst gerutscht, weil er für seinen Vater, einen erfolgreichen Musikproduzenten, Material wie Autogrammkarten oder CD-Cover entworfen und sich das nötige Knowhow autodidaktisch angeeignet hatte.
In die Zukunft blickt der Geschäftsführer optimistisch. Nach der Unsicherheit während der Pandemie seien viele Kunden zurückgekehrt. Nur die Folierungsprozesse gerieten noch manchmal ins Stocken, weil die entsprechenden Fahrzeuge wegen Lieferschwierigkeiten nicht planmäßig ausgeliefert würden. Doch insgesamt seien die Aussichten gut. Der Firmenverbund ist jetzt nicht mehr nur der größte Werbetechnikbetrieb in der Region, sondern hat seine Kräfte nun auch an einem Standort gebündelt. Die Insolvenzgerüchte sollten mittlerweile auch in Vechelde verklungen sein.
ht