Frühjahr 2024: Unternehmen spüren keine Verbesserung der Rahmenbedingungen
Die Erwartungen an die zukünftige Geschäftsentwicklung fallen in der regionalen Wirtschaft weiterhin skeptisch aus. Grund dafür sind hohe Kosten für Arbeit, Material und Energie, aber auch schlechte Rahmenbedingungen für Investitionen. Auch auf die Beschäftigung wirkt sich die schlechte Stimmung zunehmen aus.
Die Umsätze in den vergangenen Monaten haben weiter nachgegeben. Dementsprechend bleibt die Nachfrage aus dem Inland zweitgrößtes Risiko für die weitere Geschäftsentwicklung aller Branchen. Immerhin scheint der Auftragseingang − nach herben Rückgängen im vergangenen Jahr − aktuell die Talsohle erreicht zu haben. Einen gewissen Lichtblick gibt es bei den Exporterwartungen, die wieder etwas besser ausfallen.
Aktuell beurteilen noch 33 Prozent der Unternehmen die eigene Geschäftslage als gut, 50 Prozent als befriedigend, und 17 Prozent beurteilen ihre Geschäftslage als schlecht. Damit hat sich die Beurteilung der Geschäftslage laut der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage vom Frühjahr 2024 erneut abgekühlt und erreicht den tiefsten Stand seit der Corona-Krise.
Hohe Kosten und sinkende Umsätze drücken auf die Ertragslage. Beispielsweise lagen die Arbeitskosten in Deutschland im vergangenen Jahr rund 30 Prozent über dem EU-Durchschnitt. Das stellt die hiesigen Betriebe vor weitere Herausforderungen, denn die Arbeitskosten sind neben Material- und Energiekosten einer der wesentlichen Kostenblöcke der Unternehmen. Nicht nur wegen der hohen Inflationsraten und des Fachkräftemangels sind die Löhne deutlich gestiegen, auch die hohe Steuer- und Abgabenlast sowie der im internationalen Vergleich hohe Krankenstand verteuern das Personal. Auch die deutlich skeptischeren Exporterwartungen der regionalen Unternehmen, insbesondere der Industrie zeigen dies. Diese ist in der Region nicht nur im bundesweiten Vergleich überdurchschnittlich exportorientiert, sondern in der Region auch für 37 Prozent der Bruttowertschöpfung verantwortlich.
Angesichts hoher Kostenbelastung und unsicherer politischer Rahmenbedingungen hat sich das Investitionsklima in der Wirtschaft der Region deutlich abgekühlt. 18 Prozent der regionalen Unternehmen wollen ihre Investitionen im Vergleich zum Vorjahr erhöhen. Vor zwei Jahren – nach Corona und vor dem Ukraine-Krieg – waren das noch etwa 33 Prozent. 37 Prozent behalten ihre Investitionshöhe bei, 33 Prozent fahren sie herunter (vor zwei Jahren 13 Prozent) und 12 Prozent investieren gar nicht. Dabei sind die Investitionsmotive durchaus positiv: Fast die Hälfte der investitionswilligen Unternehmen möchte Geld für Digitalisierung in die Hand nehmen. 38 Prozent planen Innovationen, 35 Prozent rationalisieren. Da allerdings insgesamt immer weniger Unternehmen aktiv investieren, droht aus Sicht der IHK ein Rückschritt für die Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit der Region. Es steht zudem zu befürchten, dass die Situation insbesondere die Industrieunternehmen mit Niederlassungen im Ausland dazu bringen wird, im Ausland zu investieren, auch das schwächt die Innovationskraft der Region und entzieht nachgelagerten Branchen wertvolle Aufträge. In Energieeffizienz und Umweltschutz investieren etwas weniger Unternehmen.
Einen Grund für das zurückhaltende Investitionsklima sieht die IHK bei zunehmend knappen Spielräumen der Unternehmen: Das Geld dafür muss erst verdient werden. Aktuell sind bei hoher Kostenbelastung und Nachfrageausfall Investitionen in vielen Unternehmen kaum zu stemmen. Neben einer steuerlichen Entlastung der Unternehmen sind aus Sicht der IHK die wichtigsten Maßnahmen, um den Standort Deutschland wieder zu stärken, der Abbau bürokratischer Vorschriften, schnellere Genehmigungsverfahren, auch und insbesondere für den Ausbau von erneuerbaren Energien, sowie staatliche Investitionen in die Infrastruktur.
Bei den Erwartungen hinsichtlich der Beschäftigtenzahl vor Ort hat sich seit der vergangenen Umfrage kaum etwas geändert. 13 Prozent der Unternehmen rechnen mit steigenden Personalzahlen, 64 Prozent gehen davon aus, dass sich keine Veränderungen ergeben, 23 Prozent rechnen mit weniger Beschäftigten – ob aus Gründen des Fachkräftemangels oder weil sie Personal entlassen müssen, bleibt offen. Damit dürfte sich die Beschäftigung immer langsamer aufbauen, auch Kurzarbeit wird für immer mehr Unternehmen eine Option.
Die Erwartungen der Wirtschaft insgesamt bleiben skeptisch, eine wesentliche Verbesserung der politischen Rahmenbedingungen ist nicht spürbar.
Die Grafiken zum Konjunkturbericht, sowie die politischen Forderungen des IHK-Präsidenten finden Sie in den Pressemitteilungen.