Konjunkturbericht Jahresbeginn 2024

Konjunkturflaute: Schlechte Aussichten für heimische Unternehmen

  • Geschäftslage verschlechtert sich weiter
  • Komplexe Gemengelage vieler Risiken
  • Wirtschaftspolitik annähernd bedeutendster Risikofaktor
  • Wachstumsschwäche verfestigt sich
  • Ausblick pessimistisch
„Wird Wohnraum bezahlbar bleiben? Die politischen Rahmenbedingungen im Inland und in der EU, bezüglich des Drangs nach energetischer Transformation in der Wohnungswirtschaft, das Gebäudeenergiegesetz GEG und das Spannungsfeld zwischen Klimawandel, Kundenorientierung und Wirtschaftlichkeit, werden den Immobilienmarkt nachhaltig belasten. Hier wird sich die Immobilienwirtschaft neu aufstellen und auch für das erhöhte Zinsniveau und eine mögliche Kreditklemme weitere Lösungsansätze finden müssen.“

Dominique Zierof, AB-IMMOBILIEN STAAB GMBH, Aschaffenburg 

BAU

Die Stimmung im Baugewerbe trübt sich zum Jahresbeginn weiter ein. Demnach wird die aktuelle Lage von 33 Prozent der Befragten mit gut bewertet, 25 Prozent bewerten diese mit schlecht und die Übrigen mit befriedigend. 44 Prozent der Unternehmen melden, dass das Volumen der Bauaufträge weiter zurückgegangen ist. Dabei wird insbesondere ein weiterhin starker Rückgang im Wohnungsbau gemeldet, für den öffentlichen Bau wird ein leichter Rückgang angegeben, der Wirtschaftsbau bleibt in Summe stabil. Der Auftragsbestand ist folglich vielfach geringer als saisonal üblich und auch die Kapazitätsauslastung geht zurück. Beim größten Problemfeld, dem Wohnungsbau, rechnet keiner der Umfrageteilnehmer damit, dass sich die Situation in den nächsten Monaten verbessern wird und das Auftragsvolumen wieder anzieht. Bei den Geschäftsrisiken wird an erster Stelle der Fachkräftemangel genannt, gefolgt von der Inlandsnachfrage und den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Der Anteil der Betriebe, die mit höheren Verkaufspreisen kalkulieren, nimmt wieder etwas zu, gleichsam verbessert sich auch die Investitionsbereitschaft etwas. Beim Blick auf die nächsten Monate geht der Anteil der Pessimisten etwas zurück. Der Saldo bleibt dennoch negativ, 33 Prozent erwarten eine weitere Verschlechterung in den nächsten Monaten, hingegen nur 13 Prozent eine Verbesserung. Die Personalpläne bleiben im Baugewerbe stabil. 
„Unsere Stückguttransporte sanken im Jahr 2023 um 6 % durch die Nachfrageschwäche in vielen Branchen (Bau, Online-Handel, ...); für 2024 rechnen wir mit einem
stabilen Geschäft. Die nach der Haushaltskrise durch den Bund beschlossene Fördermittelstreichung bremst uns bei der Energiewende fast vollständig aus.“

Dr. Michael Bargl, Geschäftsführer, IDS Logistik GmbH, Kleinostheim

DIENSTLEISTUNGEN

Der Dienstleistungssektor nimmt im aktuellen konjunkturellen Umfeld die Rolle des Stabilitätsanker ein und kann sich bislang dem Abwärtstrend entziehen. 42 Prozent bewerten die laufenden Geschäfte mit gut, 47 Prozent mit befriedigend und 11 Prozent mit schlecht. 36 Prozent der Befragten berichten von zuletzt gestiegenen Umsätzen, gegenteiliges ist bei 30 Prozent der Fall und die Übrigen konnten die Umsätze stabil halten. Die drei am häufigsten genannten Sorgentreiber sind die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, der Fachkräftemangel sowie die Energie- und Rohstoffpreise. Mit Preiserhöhungen planen etwas weniger Betriebe als zuletzt, derzeit ist dies bei der Hälfte der Umfrageteilnehmer der Fall. Die Investitionsbereitschaft geht gegenüber dem Herbst leicht zurück, ist aber besser als in den übrigen Branchen. Auch die Geschäftserwartungen sind nicht so negativ wie in den übrigen Branchen, 14 Prozent erwarten künftig eine Verbesserung, hingegen rechnen 29 Prozent mit einer Verschlechterung. Hervorzuheben sind im Vergleich auch die Beschäftigungspläne, sie sind einzig im Dienstleistungssektor in Summe positiv. 24 Prozent wollen die Beschäftigtenzahlen steigern, wohingegen nur 12 Prozent mit einem Rückgang planen.

INDUSTRIE

Das schlechte Stimmungsbild der Industrie bleibt auch zum Jahresbeginn bestehen. Gegenüber der letzten Umfrage hat sich die Bewertung der Geschäftslage nur minimal verbessert. 27 Prozent der Industriebetriebe benoten die aktuelle Lage mit gut, 45 Prozent mit befriedigend und 28 Prozent mit schlecht. Das Auftragsvolumen ist sowohl im Inlandsgeschäft als auch im Export abermals zurückgegangen. Rund die Hälfte der Industriebetriebe gab an, dass der Auftragsbestand im Moment zu klein ist und auch die Kapazitätsauslastung ist gegenüber dem Herbst gesunken. Der größte Risikofaktor wird in den Energie- und Rohstoffpreisen gesehen, gefolgt von der Inlandsnachfrage und den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Die Investitionsbereitschaft hat im vergangenen Herbst einen Tiefpunkt erreicht und verbessert sich auch zum Jahresbeginn nicht, wobei die Industrieunternehmen ihren aktuellen Liquiditätsstatus zumindest etwas besser bewerten. Der Anteil der Betriebe die mit einer Anhebung der Verkaufspreise kalkulieren, hat sich zuletzt wieder leicht erhöht. Derzeit rechnen 37 Prozent mit steigenden Verkaufspreisen, 10 Prozent planen mit sinkenden Preisen. Die Personalpläne bleiben per Saldo weiterhin leicht negativ. 13 Prozent wollen die Beschäftigtenanzahl steigern, hingegen planen 17 Prozent mit sinkenden Zahlen. Der Ausblick verbessert sich gegenüber dem Herbst etwas, verbleibt aber klar im negativen Bereich. Mit einer Verbesserung der Geschäftslage rechnen 19 Prozent der Betriebe, eine weitere Verschlechterung erwarten hingegen 40 Prozent.
„Im Hotelbereich läuft das Geschäft langsam wieder an. Im Gastronomiebereich ist die Lage schwieriger, da die Kostensteigerungen durch die höhere Mehrwertsteuer, die Mindestlohnerhöhung sowie Preiserhöhungen im Energie- und Lebensmittelbereich sehr ins Gewicht fallen. Das Budget der Gäste ist nun mal nicht endlos und so überlegen sich viele, dass sie künftig seltener zum Essen gehen. Außerdem haben wir auch weiterhin mit einem immensen Personalmangel zu kämpfen. Jedenfalls sind die Aussichten düster und so mancher Gastronom denkt ans Aufhören.“

Sigrid Heeg, Geschäftsführerin, Hotel & Restaurant Berghof, Johannesberg

TOURISMUS

Der Tourismussektor startet im Branchenvergleich mit besonders schlechter Stimmung ins neue Jahr. Während die Reisebüros, Reiseveranstalter und Omnibusunternehmen vergleichsweise positiv auf die aktuelle Lage blicken, geht der Stimmungseinbruch auf das Hotel- und Gaststättengewerbe zurück. Darin spiegelt sich vorwiegend wider, dass die in der Corona-Zeit für die Gastronomie befristet gesenkte Umsatzsteuer zum Jahresbeginn von zuletzt sieben auf 19 Prozent heraufgesetzt wurde. Insgesamt sprechen aktuell 21 Prozent der Touristiker von einer guten Lage, wohingegen 36 Prozent mit schlechten Geschäften konfrontiert sind. Die Umsätze sind bei Tagestouristen und Urlaubsreisenden, aber auch bei Geschäftsreisenden zurückgegangen. Beim Blick auf die Geschäftsrisiken zeigt sich, dass der Kostendruck auch abseits der Umsatzsteuererhöhung ungebrochen ist. An erster Stelle werden die Energie- und Rohstoffkosten genannt, gefolgt von den Arbeitskosten und an dritter Stelle folgt der Fachkräftemangel. Daher rechnen auch 70 Prozent der Befragten mit einer weiteren Anhebung der Verkaufspreise in den nächsten Monaten. Angesichts des schwierigen Geschäftsumfelds bricht die Investitionsbereitschaft weiter ein, 60 Prozent der Touristiker wollen in den nächsten Monaten weniger oder gar nichts investieren. Die Personalpläne bleiben in Summe im negativen Bereich, 8 Prozent wollen die Beschäftigtenzahlen steigern, gegenteiliges planen 18 Prozent. Eine Trendwende ist noch nicht in Sicht, in den nächsten Monaten erwarten 43 Prozent eine weitere Verschlechterung der Geschäftslage, mit einer Verbesserung rechnen nur sechs Prozent.

HANDEL

Zum Jahresbeginn bewegt sich im Handel die Beurteilung der Geschäftslage seitwärts, im Großhandel und im Einzelhandel überwiegen dabei noch leicht die Optimisten. Während 30 Prozent von einer guten Lage sprechen, sehen sich 24 Prozent mit schlechten Geschäften konfrontiert. Für gute Geschäfte spricht auch, dass der Warenbestand geringer als zum Vorjahreszeitpunkt ist. Die Investitionsbereitschaft geht leicht zurück, aber immerhin jeder Fünfte will die Investitionsausgaben noch steigern. Die Preisdynamik hat gegenüber der letzten Umfrage wieder zugenommen. Das Konsumklima bereitet den Händlern Sorge, so wird von drei Vierteln der Befragten die weitere Entwicklung der Inlandsnachfrage als Risikofaktor bezeichnet. An zweiter Stelle des Risikorankings werden die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen genannt, gefolgt von den Energie- und Rohstoffpreisen. Der Ausblick ist derzeit von Pessimismus geprägt, 44 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung der Geschäftslage und nur 8 Prozent mit einer Verbesserung. Dies macht sich auch in den Personalplänen bemerkbar, die deutlich unter den anderen Branchen liegen. Mit steigenden Beschäftigtenzahlen planen 2 Prozent der Befragten, wohingegen 28 Prozent mit sinkenden Beschäftigtenzahlen rechnen.