IHK Aschaffenburg

Die Wirtschaftszweige im Detail

  • Geschäftslage geht etwas zurück
  • Befürchteter Konjunkturabsturz ist bislang ausgeblieben
  • Energie- und Rohstoffkosten weiterhin größter Risikofaktor
  • Ausblick nicht mehr so pessimistisch
  • Personalpläne im Branchendurchschnitt wieder positiv
„Die Verfügbarkeitsprobleme in den Lieferketten haben sich in den zurückliegenden Monaten entspannt. Unverändert belastend zeigt sich das hohe Preisniveau bei den Rohstoffen und die spürbare Inflation bei fast allen Inputkosten. 
SAF-Holland zählt zwar selbst nicht zu den energieintensiven Unternehmen, die hohen Energiepreise wirken sich allerdings über die gesamte Lieferkette hinweg merklich aus, so dass die weitere konjunkturelle Entwicklung insgesamt mit Unwägbarkeiten behaftet bleibt.“
Alexander Geis, Geschäftsführer, SAF-Holland GmbH, Bessenbach

Industrie

In der Industrie werden die laufenden Geschäfte gegenüber dem Herbst wieder etwas besser bewertet. 41 Prozent der Befragten sprechen von guten Geschäften, 49 Prozent sind zufrieden und 10 Prozent unzufrieden. In den Energie- und Rohstoffpreisen sehen 76 Prozent der Industriebetriebe ein Risiko für die eigene Geschäftstätigkeit. Im Herbst wurde dieser Risikofaktor noch von 84 Prozent der Befragten genannt. Trotz des Rückgangs bleiben die Energie- und Rohstoffkosten weiterhin der größte Sorgentreiber der Branche. 93 Prozent der Industriebetriebe ergreifen aber auch Maßnahmen, um die eigenen Energiekosten zu senken. Neben Energieeffizienzmaßnahmen setzt mehr als die Hälfte der Betriebe auf Investitionen in eine stärkere Eigenversorgung. Jeder zehnte Industriebetrieb muss derzeit aber auch seinen Geschäftsbetrieb reduzieren, um Energie einzusparen. Trotz des Kostendrucks sinkt das Potential, die Kostensteigerungen an die Kundschaft weiterzugeben. Eine vollständige Kostenweitergabe planen derzeit nur noch 16 Prozent, in Teilen haben dies noch 68 Prozent der Umfrageteilnehmer vor. Die Sorgen vor stockenden Lieferketten sind zuletzt etwas zurückgegangen, jeder fünfte Umfrageteilnehmer hat damit aber immer noch erhebliche Probleme. Die Kapazitätsauslastung bleibt stabil und die Investitionsbereitschaft erhöht sich leicht gegenüber dem Herbst. Immerhin ein Viertel der Betriebe will dabei vorwiegend in Kapazitätserweiterungen investieren. Der Saldo der Geschäftserwartungen bleibt zwar im negativen Bereich, hat sich aber gegenüber der letzten Umfrage deutlich verbessert. 17 Prozent erwarten eine Verbesserung der Geschäftslage, 58 keine Veränderung und 25 Prozent eine Verschlechterung. Die Personalpläne der Industrie sind in Summe expansiver ausgerichtet als in den übrigen Branchen. 21 Prozent der Industriebetriebe wollen Personal aufbauen, Personalabbau ist hingegen bei 8 Prozent ein Thema.
„Aufgrund der deutlich gestiegenen Beschaffungskosten, den gestiegenen Zinsen und den überraschend abgeschafften Fördermitteln spüren wir seit dem 2. Quartal 2022 einen sehr deutlichen Rückgang beim Auftragseingang im Wohnungsbau.
Dieser Rückgang kann von der Nachfrage im Wirtschaftsbau bei weitem nicht kompensiert werden. Wir rechnen daher für das Jahr 2023 mit einem realen Rückgang unserer Bauleistungen um ca. 10 Prozent.“
Peter Littauer, Geschäftsführer, Dreßler Bau GmbH, Aschaffenburg

Bau

Im Baugewerbe hat das langjährige Stimmungshoch ein Ende gefunden. Bei dem Blick auf die aktuelle Geschäftslage ist die Stimmung des Baugewerbes im Branchenvergleich nur noch durchschnittlich. 29 Prozent der Umfrageteilnehmer sprechen aktuell von guten Geschäften, 67 Prozent sind zufrieden und 4 Prozent unzufrieden. Das Volumen der Bauaufträge ist derzeit rückläufig. Ein Rückgang der Aufträge wird insbesondere im Wohnungsbau gemeldet, wohingegen die Auftragslage beim öffentlichen Bau und dem Wirtschaftsbau noch vergleichsweise stabil bleibt. Nach Jahren des Baubooms spricht inzwischen jeder fünfte Umfrageteilnehmer davon, dass der Auftragsbestand aktuell kleiner als saisonal üblich ist. Folglich geht auch der Anteil der Unternehmen, welche von einer vollen Kapazitätsauslastung sprechen, etwas zurück. Nach 64 Prozent im Herbst, sprechen nun noch 52 Prozent der Umfrageteilnehmer davon, dass sie voll ausgelastet sind. Während sich die Materialverfügbarkeit mit Blick auf stockende Lieferketten gegenüber dem Herbst verbessert hat, sorgen die gestiegenen Material- und Energiekosten sowie die höheren Zinsen dafür, dass der Wohnungsbau zunehmend unerschwinglich wird. Neben den Energie- und Rohstoffkosten (88 Prozent) wird aber auch der Fachkräftemangel im Baugewerbe von 84 Prozent der Umfrageteilnehmer als Geschäftsrisiko benannt. Die Investitionsbereitschaft bleibt gegenüber dem Herbst stabil. Der Ausblick ist nicht mehr ganz so negativ wie zuletzt. 13 Prozent rechnen mit einer Verbesserung der Geschäftslage und 37 Prozent mit einer Verschlechterung.

Handel

Bei der Bewertung der laufenden Geschäfte gibt es im Handel zum Jahresbeginn wenig Bewegung. Der Saldo der Lagebewertung bleibt nahezu unverändert, wobei 31 Prozent der Händler von guten Geschäften und 14 Prozent von schlechten Geschäften berichten. Im Einzelhandel hat sich die Geschäftslage gegenüber dem Herbst etwas eingetrübt, wohingegen sich die Lage im Großhandel und in der Handelsvermittlung zuletzt etwas gebessert hat. Die Umsätze bleiben solide, allerdings fehlt es an Aufbruchssignalen. Knapp ein Drittel der Umfrageteilnehmer berichtet, dass der Warenbestand größer als saisonüblich ist. Die Energie- und Rohstoffpreise werden auch im Handel unverändert als größter Risikofaktor gesehen und die gestiegenen Produktionskosten setzen den Handel weiter unter Druck. Wegen gestiegener Einkaufspreise sehen sich 75 Prozent der Händler gezwungen, die Verkaufspreise weiter zu erhöhen. Allerdings hat der Anteil der Betriebe, welche die Kostenerhöhungen der Lieferanten vollständig an die eigene Kundschaft weitergeben, zuletzt abgenommen. Die Probleme mit stockenden Lieferketten haben zuletzt aber abgenommen. Gegenüber dem Herbst erhöht sich die Investitionsbereitschaft spürbar. Beim Ausblick überwiegen wie auch in den anderen Branchen die Pessimisten, allerdings ist das Bild nicht mehr ganz so düster wie zuletzt. 5 Prozent erwarten eine Verbesserung der Geschäftslage, 67 Prozent keine Veränderung und 28 Prozent eine Verschlechterung. Die Personalpläne bleiben stabil.

Dienstleistungen

Im Dienstleistungssektor wird die aktuelle Lage deutlich positiver bewertet als in den übrigen Branchen. 54 Prozent der Dienstleister bewerten die laufenden Geschäfte mit gut, weitere 37 Prozent mit befriedigend und nur 9 Prozent mit schlecht. Das vergleichsweise gute Lagebild resultiert auch daher, dass die Umsätze der Dienstleister per Saldo stabil geblieben sind. Der zuletzt befürchtete Einbruch der Nachfrage ist bislang so noch nicht eingetreten. Die gestiegenen Energiekosten sind zwar ebenfalls größter Sorgentreiber der Branche und werden von 60 Prozent der Umfrageteilnehmer als Geschäftsrisiko benannt. Im Vergleich mit den übrigen Branchen fällt den Energiekosten damit aber auch eine etwas unterdurchschnittliche Bedeutung zu. Zuletzt waren 47 Prozent der Dienstleister voll ausgelastet, 46 Prozent mit der Auslastung zufrieden und nur 7 Prozent nicht ausreichend ausgelastet. Der Anteil der Betriebe, die mit Preiserhöhungen planen, geht etwas zurück. Nur noch  rund die Hälfte der Umfrageteilnehmer plant, die Preise anzuheben. Die Investitionsbereitschaft verbessert sich etwas, jeder fünfte Umfrageteilnehmer will die Investitionsbudgets erhöhen. Die Personalpläne werden ebenfalls wieder leicht positiv. Die Geschäftserwartungen sind nicht mehr so pessimistisch wie zuletzt. 15 Prozent erwarten künftig eine Verbesserung, 63 Prozent keine Veränderung und 22 Prozent eine Verschlechterung.

Tourismus

Im Tourismussektor wird die aktuelle Geschäftslage gegenüber dem Herbst merklich schlechter bewertet. Im Branchenvergleich ist die Stimmung ebenfalls unterdurchschnittlich. Die laufenden Geschäfte werden demnach von 28 Prozent mit gut bewertet, 43 Prozent bewerten diese mit befriedigend und 29 Prozent mit schlecht. Während die Entwicklung der Umsätze mit Geschäftsreisenden per Saldo positiver bewertet werden, sind die Umsätze mit Tagestouristen und Urlaubsreisenden spürbar zurück gegangen. Ein Viertel der Umfrageteilnehmer gab an, dass die Auslastung momentan nicht ausreicht. Dieser Entwicklung stehen die stark gestiegenen Energie- und Einkaufskosten gegenüber, weshalb sich das Lagebild eintrübt. Dennoch geht der Anteil der Betriebe, die mit einer Anhebung der Preise planen von zuvor 89 auf nunmehr 67 Prozent zurück. Eine Weitergabe der gestiegenen Kosten an die Kundschaft ist somit nicht mehr in jedem Fall möglich. Die Investitionsbereitschaft geht spürbar zurück. Wohingegen die Personalpläne per Saldo wieder positiv werden. 16 Prozent planen mit einer steigenden Beschäftigtenanzahl, 9 Prozent mit sinkenden Zahlen und die Übrigen mit keiner Veränderung. Der Fachkräftemangel gewinnt folglich wieder an Bedeutung, größte Risikofaktoren bleiben aber auch im Tourismussektor unverändert die Energie- und Rohstoffpreise. Der Blick auf die künftigen Geschäfte ist zwar noch nicht von Optimismus geprägt, allerdings hat sich der Anteil der Umfrageteilnehmer, die einen weiteren Abschwung erwarten gegenüber dem Herbst deutlich reduziert. 17 Prozent der Tourismusunternehmen erwarten eine Verbesserung der Geschäftslage, 59 Prozent keine Veränderung und 24 Prozent eine Verschlechterung.