IHK-Umfrage

IHK-Umfrage: Unternehmen im Rheinland treiben Klimaschutz voran

Unternehmen in der Region investieren verstärkt in Klimaschutzmaßnahmen und reduzieren gezielt CO2. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der sieben Industrie- und Handelskammern im Rheinland, darunter die IHK Aachen. Rund 1.000 Unternehmerinnen und Unternehmer wurden für die Untersuchung “Klimaschutz in Unternehmen im Rheinland“ im Frühjahr 2023 befragt, um die Auswirkungen des Klimawandels auf ihre Betriebe, bereits umgesetzte und geplante Klimaschutzprojekte sowie ihre Motive und Herausforderungen zu beleuchten. Die Ergebnisse sind unter www.ihk.de/aachen/klimaschutz (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 224 KB)  kostenfrei abrufbar.
“Unsere aktuelle Untersuchung bestätigt: Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind in vielen Betrieben bereits gelebte Praxis“, sagt Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen. “Immer mehr Unternehmerinnen und Unternehmer bringen Energieeffizienz- und Klimaschutzprojekte auf den Weg, um Ressourcen zu schonen, effizienter zu arbeiten und somit auch dem Klimawandel entgegenzutreten.“  
In mehr als zwei Dritteln der befragten Betriebe im Rheinland werden bereits konkrete Maßnahmen zur Treibhausgasreduzierung ergriffen. Energieeinsparungen, die Nutzung erneuerbarer Energien und Projekte zur nachhaltigen Mobilität sind dabei die am häufigsten genannten Schwerpunkte. In Industrieunternehmen spielen außerdem Innovationen und Optimierungen von Produktionsprozessen eine zentrale Rolle: Mehr als die Hälfte der Industriebetriebe hat bereits entsprechende Projekte angestoßen.
Die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen erfordert Investitionen. Rund 60 Prozent der Unternehmen im Rheinland haben in den vergangenen fünf Jahren ihre Investitionen in den Klimaschutz erhöht. Vor allem im produzierenden Gewerbe (68 Prozent) und im Bereich Transport und Logistik (73 Prozent) sind diese Anteile überdurchschnittlich hoch. Bayer betont: “Die Zahlen belegen, wie engagiert unsere Industrie Klimaschutz betreibt.“
Die Umfrage zeigt auch, wie vielfältig die Motivation der Unternehmerinnen und Unternehmer für Klimaschutzmaßnahmen ist. Vor allem Eigenmotivation ist dafür entscheidend: Mehr als 65 Prozent der Befragten betrachten Klimaneutralität als ihren Beitrag zu gesellschaftlicher und ökologischer Verantwortung. Aber auch die Reduzierung von Kosten und die Verbesserung des Images sind wichtige Motive, Unternehmen nachhaltiger aufzustellen.
Um Klimaneutralität zu erreichen, haben sich bereits 44 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer zeitliche Ziele gesetzt. Um ihre Zielmarken zu erreichen, haben rund 27 Prozent der Befragten eine CO2-Bilanz erstellt. Dabei ist die Größe der Betriebe von entscheidender Bedeutung: Knapp 60 Prozent der Unternehmen, die eine CO2-Bilanz erstellen, haben mehr als 250 Mitarbeitende.   
Die Folgen des Klimawandels bekommen immer mehr Betriebe zu spüren. Für 47 Prozent der Befragten sind gesetzliche Auflagen derzeit die offensichtlichsten Folgen des Klimawandels. Der gestiegene bürokratische Aufwand und die erhöhten Dokumentationspflichten im Bereich Klimaschutz belasten die Unternehmen. Auch der gesellschaftliche Druck wird von 39 Prozent der Befragten als spürbare Auswirkung genannt. 29 Prozent nehmen eine veränderte Kundennachfrage wahr. Im Baugewerbe spielt die Kundenanforderung an energieeffiziente Bauweisen eine besonders große Rolle: 54 Prozent der Bauunternehmen geben an, bei Kundenanforderungen deutliche Auswirkungen zu spüren.
Die IHK-Umfrage verdeutlicht auch, welche Hürden die Wirtschaft beim Klimaschutz sieht. Fast zwei Drittel der Befragten nennen mangelnde Planungssicherheit durch politische Rahmenbedingungen als Hauptproblem. Sich ständig ändernde Förderprogramme und unterschiedliche politische Schwerpunkte erschweren die langfristige Planung und Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen zusätzlich. Außerdem werden die Kosten der Maßnahmen und die mitunter fehlende Möglichkeit, diese an Kunden weiterzugeben, von mehr als 60 Prozent der Befragten als große Herausforderung wahrgenommen. Für 50 Prozent sind bürokratische Hürden ein wesentliches Hindernis für mehr Klimaschutz. 
Exportorientierte Branchen wie Transport und Logistik und die Industrie sorgen sich auch um ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit. “Die Sorge um die Attraktivität unseres Standorts nehmen wir als IHK sehr ernst“, hebt Bayer hervor. Viele Unternehmen konkurrieren mit internationalen Wettbewerbern, die oft nicht in gleichem Maße in den Klimaschutz investieren und somit ihre Waren und Dienstleistungen wesentlich günstiger anbieten können. Zudem sind gerade diese Branchen sehr stark an die Entwicklungen der Preise und Verfügbarkeiten von Energie und Rohstoffen gebunden. “Diesen Wettbewerbsnachteilen muss die Politik entgegentreten“, fordert Bayer und empfiehlt, dass sich die Bundesregierung zum Beispiel für eine stärkere internationale Verankerung des Klimaschutzes einsetzen und diesen vorantreiben sollte. “Denn letztlich wird nationale Klimaschutzpolitik unwirksam, wenn sie im Ergebnis zu einer Verlagerung deutscher Unternehmen ins Ausland führt.“
 
IHK-Presseinformation vom 22. August 2023