IHK-Region Ulm, Frühjahr 2025

Anhaltende Verunsicherung bremst die Zuversicht

Die Stimmung in der Wirtschaft der IHK-Region Ulm hat sich im Frühjahr 2025 aufgehellt. Dank einer gefestigten Nachfrage- und Umsatzentwicklung hat sich die ausgeprägte Skepsis der vergangenen Monate verflüchtigt. Diese positiven Signale bleiben jedoch fragil. Die gestiegenen globalen Risiken, insbesondere die unvorhersehbare Zollpolitik des US-Präsidenten, halten die Verunsicherung auf höchstem Niveau. Zögerliche Investitions- und Beschäftigungspläne sind die Folge. Mit einer baldigen Belebung der regionalen Konjunktur ist somit vorerst nicht zu rechnen. Die hiesige Wirtschaft kommt wei-terhin nicht vom Fleck.
Der leichte Anstieg der Zufriedenheit vom Jahresbeginn 2025 hat sich nicht fortgesetzt. Der IHK-Lageindikator, der die Differenz zwischen guten und schlechten Lageeinschätzungen wiedergibt, ist von sieben Punkten im Januar auf aktuell fünf Punkte zurückgegangen. Zwar ist die Zahl der von Umsatzeinbußen betroffenen Betriebe deutlich gesunken, jedoch halten steigende Kosten die Erträge weiterhin unter Druck.
Die Entwicklung verläuft in den einzelnen Branchen unterschiedlich. Die Geschäfte der Dienstleister laufen weiterhin auf gutem Niveau, aber nicht mehr ganz so rund wie zuvor. Die hartnäckige Kaufzurückhaltung macht dem Einzelhandel weiterhin zu schaffen und hat die Lageeinschätzungen wieder unter die Zufriedenheitsschwelle sinken lassen. In der Industrie geht die Nachfrage aus dem In- und Ausland kaum noch zurück. Für per Saldo positive Lagemeldungen reicht das jedoch nicht aus. Auch die Großhändler sind zufriedener als zuvor. Insgesamt ergibt sich ein IHK-Lageindikator (Differenz zwischen positiven und negativen Lageurteilen) für die Gesamtwirtschaft von fünf Punkten, 2 Punkte weniger als zum Jahrsauftakt.

Verbesserte aber fragile Nachfragetendenzen

Während die Auftragseingangstendenz zu Jahresbeginn noch klar negativ ausfiel, melden aktuell fast genauso viele Betriebe steigende wie fallende Orders, die Nachfrage fällt derzeit nicht weiter. Über diese Momentaufnahme hinaus rechnet die hiesige Wirtschaft ebenfalls mit einer eher gleichbleibenden Entwicklung. Jeweils ein knappes Fünftel der Unternehmen erwartet steigende bzw. fallende Exporte. Im Inland wird mit leicht rückläufigen Umsätzen gerechnet.
In der regionalen Industrie fallen die Exporterwartungen nur leicht positiver aus. Während aus Asien und der Euro-Zone frische Impulse kommen sollen, ist von der ausgeprägten Zuversicht bezüglich des US-Marktes kaum etwas übriggeblieben. Das Hin und Her in der Zollpolitik des US-Präsidenten schürt weltweit die Verunsicherung. Die Zahl der regionalen Betriebe, die in geopolitischen Spannungen ein Geschäftsrisiko sehen, ist von 32 auf 49 Prozent geklettert.

Risiken bremsen die Zuversicht

Neben der unsicheren Nachfrageentwicklung bereiten weiterhin die Energie- und Arbeitskosten sehr vielen Unternehmen Sorgen. Nachgelassen hat dagegen die Relevanz der Wirtschaftspolitik als Risikofaktor. Daraus lässt sich eine gewisse Erleichterung darüber vermuten, dass Deutschland nach sechs Monaten endlich wieder eine Bundesregierung mit eigener Mehrheit im Parlament hat. Diese muss jetzt aber auch rasch liefern und für bessere Rahmenbedingungen und mehr Verlässlichkeit sorgen, damit sich die Stimmungsbesserung fortsetzt.
Zu Jahresbeginn senkten noch viel mehr Betriebe den Daumen als umgekehrt, ein Drittel der Unternehmen blickte pessimistisch nach vorn, nur knapp 13 Prozent waren zuversichtlich. Inzwischen halten sich Optimisten und Pessimisten nahezu die Waage: 21 Prozent Optimisten stehen 22 Prozent Pessimisten gegenüber. Mehr als die Hälfte der Betriebe rechnet mit einer stagnierenden Entwicklung für die nächsten zwölf Monate.
In fast alle Branchen ist die Zuversicht zurückgekehrt, wenn auch zunächst nur als zartes Pflänzchen. Auch im Großhandel haben sich die Erwartungen verbessert, sie bleiben jedoch leicht skeptisch.
Angesichts einer verbesserten, aber keineswegs dynamischen Nachfrageentwicklung und zahlreichen Unsicherheitsfaktoren bleiben die Planungen für die nächsten zwölf Monate der meisten Unternehmen von Vorsicht geprägt.

Der Aufschwung lässt auf sich warten

Der Anteil der Betriebe, die ihre Ausgaben für Inlandsinvestitionen erhöhen wollen, ist nur ganz leicht auf 24 Prozent gestiegen. Er bleibt damit weiterhin hinter dem Anteil der Betriebe mit verringertem Investitionsbudget zurück (ein Drittel). Notwendige Ersatzinvestitionen werden vor allem für Digitalisierungs- sowie Rationalisierungsmaßnahmen genutzt. Kapazitätserweiterungen planen weiterhin nur wenige Unternehmen. Somit gehen vom Investitionsgeschehen keine merklichen Impulse aus.
Auch die Beschäftigungsabsichten bleiben zurückhaltend. Neueinstellungen werden vermieden, der Personalbestand geht tendenziell zurück. Die übliche Frühjahrsbelebung auf dem Arbeitsmarkt fällt aus, die Arbeitslosenquote verharrt Ende Mai bei 3,2 Prozent. Mit dieser Quote steht die IHK-Region Ulm aber weiterhin besser da als alle anderen IHK-Regionen Deutschlands.

Die Konjunktur in den Branchen:

Der IHK-Konjunkturklimaindex spiegelt das Ergebnis der IHK-Konjunkturumfrage in einem Wert wider. Er ist ein Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung. Entscheidend für die Interpretation der konjunkturellen Entwicklung im Zeitablauf ist die Veränderung des Index’. Nimmt er zu, wird sich die Konjunktur tendenziell positiv entwickeln, nimmt er ab, verschlechtert sich hingegen tendenziell die wirtschaftliche Entwicklung.
IHK-Saldenindikatoren (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 208 KB) werden als Saldo der positiven und negativen Antworten zu den jeweiligen Fragen ermittelt und können demnach zwischen -100 und +100 Prozentpunkten liegen. Ein Indikator von Null zeigt an, dass sich die positiven und negativen Antworten genau die Waage halten.
Zum Ausweis der Arbeitslosenquote wird im Konjunkturbericht der IHK Ulm auf die Daten der Bundesagentur für Arbeit zurückgegriffen. Die zugrundeliegende Berechnungsmethodik beruht auf dem Verhältnis der Arbeitslosen zu allen zivilen Erwerbspersonen.
Der Konjunkturbericht der IHK Ulm erscheint tertialsweise. Der aktuelle Bericht basiert auf der Umfrage zum 1. Tertial 2023. Von über 38.000 Mitgliedern der IHK Ulm wurde ein repräsentativer Ausschnitt von 345 Unternehmen befragt, von denen sich 141 (41 Prozent) an der Umfrage beteiligt haben.
Anmerkung:
Die IHKs in Baden-Württemberg haben zum Jahr 2007 den Modus für ihre Konjunkturumfragen umgestellt. Statt vier Umfragen werden nun nur noch drei Umfragen jährlich durchgeführt.