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Luft- und Raumfahrt: Große Chance für den Mittelstand in der Region Stuttgart

IHK-Kongress soll Unternehmen Weg in die neue Branche ebnen

Die Luft- und Raumfahrt zählt zu den dynamischsten Hightech-Branchen Europas – und eröffnet mittelständischen Unternehmen in der Region Stuttgart große Zukunftschancen. Innovationen in Leichtbau, Digitalisierung, Elektrifizierung und neuen Antriebstechnologien wirken weit über den Sektor hinaus und schaffen attraktive Märkte für regionales Know-how.
„Die Luft- und Raumfahrt ist ein echter Technologieschrittmacher“, betont IHK-Präsident Claus Paal. „Viele Unternehmen in der Region verfügen bereits über Kompetenzen, die in diesem Sektor dringend gebraucht werden. Jetzt gilt es, diese Potenziale zu heben.“ Die Branche biete enorme Chancen – gerade für Unternehmen, die bisher nicht darin tätig seien.
Um den Einstieg für bislang branchenfremde Betriebe zu erleichtern, veranstaltet die IHK Region Stuttgart in Kooperation mit dem Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg am Dienstag, 9. Dezember 2025, einen Luft- und Raumfahrtkongress mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Dort sollen Beispiele aus der Praxis zeigen, wie Unternehmen mit ihrem technologischen Know-how neue Geschäftsfelder erschließen und Kooperationen aufbauen können.
„Baden-Württemberg zählt zu den bedeutendsten Luft- und Raumfahrtstandorten Europas – und die Branche wächst rasant. Schon heute eröffnet sie enorme Chancen, bestehende Geschäftsfelder zu erweitern und neue zu erschließen. Mit der Landesstrategie THE aerospace LÄND setzt das Land klar auf Zukunft: auf Digitalisierung, auf nachhaltige Technologien und vor allem auf starke Vernetzung – international, national und branchenübergreifend. Denn nur wenn Forschung, Industrie und Mittelstand an einem Strang ziehen, kann der Südwesten seinen Platz an der Spitze behaupten“, sagt Michael Kleiner, Ministerialdirektor im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus.

Politische Weichenstellungen dringend erforderlich

Damit die Luft- und Raumfahrt ihre Innovationskraft für die gesamte Wirtschaft entfalten kann, braucht es aus Sicht des IHK-Präsidenten klare politische Signale. „Gerade kleine und mittlere Unternehmen benötigen Planungssicherheit und weniger Bürokratie“, so Paal. Dazu gehören langfristige europäische und nationale Programme, die Investitionen in Anlagen, Entwicklung und Personal ermöglichen. Die Stärkung der ESA-Mittel und die Luft- und Raumfahrtstrategie des Landes Baden-Württemberg seien wichtige Schritte – müssten jedoch verstetigt und weiterentwickelt werden.

Offene Märkte und faire Wettbewerbsbedingungen

Unternehmen aus der Region Stuttgart sind bereits heute gefragte Partner in staatlichen und kommerziellen US-Raumfahrtprojekten. Diese Position müsse weiter gestärkt werden, betont Paal: „Unsere Betriebe brauchen transparente Beteiligungsmöglichkeiten, international anerkannte Standards und weniger Bürokratie. Nur so können sie ihr Potenzial im transatlantischen Raumfahrtmarkt voll entfalten.“

Gemeinsame Verantwortung für sichere Weltrauminfrastruktur

Kommunikation, Navigation und Erdbeobachtung hängen zunehmend von robusten Raumfahrttechnologien ab – viele davon stammen aus der Region Stuttgart. „Für eine sichere und nachhaltige Weltrauminfrastruktur brauchen wir klare internationale Regeln und starke Partnerschaften“, sagt Paal. Dazu zählen engere Kooperationen bei sicherheitsrelevanten Projekten, gemeinsame Leitlinien für die Nutzung des Alls und ein systematischer Einbezug baden-württembergischer Unternehmen, etwa in der Satellitenkommunikation.

Ausbau von Testfeldern und Fachkräftesicherung

Auch jenseits der Raumfahrt sieht die IHK politischen Handlungsbedarf: gefordert sind der Ausbau von Testfeldern, Entwicklungszentren und digitalen Plattformen, eine stärkere Unterstützung regionaler Cluster sowie Maßnahmen zur Fachkräftesicherung – von moderner Ausbildung über Weiterbildung bis zur erleichterten Einwanderung. Gleichzeitig müsse Baden-Württemberg seine internationale Wettbewerbsfähigkeit ausbauen, um Unternehmen langfristig im globalen Markt zu stärken.

Hintergrund:

Der Luft- und Raumfahrtkongress findet am 9. Dezember von 10 bis 17 Uhr in der IHK Region Stuttgart Jägerstraße 30, statt.
Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Forschung sprechen über Potenziale und Herausforderungen für den Mittelstand:
  • Vernetzung als Schlüssel zu Innovation:
    Dr. Silke Launert, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt
  • Politischer Auftakt & Zukunftsperspektiven:
    Ministerialdirektor Michael Kleiner (Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg)
  • Raumfahrt-Ökosystem & Wertschöpfungsketten:
    Sabine von der Recke, OHB System AG
  • Nachhaltige europäische Luftfahrt & neue Technologien:
    Philipp Walter, Geschäftsführer, Liebherr-Aerospace Lindenberg GmbH
  • Wachstum in der Verteidigungsindustrie:
    Jochen Pfister, Head of Category Management, HENSOLDT Sensors GmbH
    Best Practices aus Maschinenbau, Zuliefer- und Ingenieursbranche:
    Martin Rieg (mrm² automatisierungstechnik GmbH)
    Thomas Hirsch (Hirsch Technologies GmbH)
    Michael Boss (Airbus Defence and Space GmbH)
Viele weitere interessante Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie das komplette Programm finden Sie hier auf der Veranstaltungsseite der IHK Region Stuttgart.

Susanne Herre: „Das Ehrenamt ist ein wichtiger Teil der IHK“

Mit Hilfe der über 5000 ehrenamtlich Engagierten erfolgreich die IHK gestalten

„Ehrenamtliches Engagement ist das Rückgrat unserer Wirtschaft und Gesellschaft. Menschen, die ihre Zeit und ihr Wissen freiwillig einbringen, schaffen Werte, die weit über den eigenen Wirkungskreis hinausreichen. Sie fördern Zusammenhalt, geben Orientierung und tragen dazu bei, dass Unternehmen und Regionen stark bleiben – gerade in Zeiten des Wandels,“ sagt IHK-Hauptgeschäftsführerin Susanne Herre und denkt dabei an die über 5000 Ehrenamtlichen, die sich bei der IHK Region Stuttgart einbringen. Von A, wie Ausschussmitglied oder Ausbildungsbotschafterin bis V wie Vollversammlungsmitglied – ohne sie läuft nichts. „Ich möchte den Internationalen Tag des Ehrenamts nutzen und den vielen Menschen danken, die sich zusätzlich zu ihrem Beruf ehrenamtlich in der IHK Region Stuttgart einbringen. Diese Arbeit ist für uns von unschätzbarem Wert und ein großartiges Zeichen gelebter Verantwortung.“
Allein die IHK-Prüferinnen und Prüfer wenden pro Jahr etwa 74.200 Stunden für ihre ehrenamtliche Tätigkeit auf. Hinzu kommen 926 aktive Ausbildungsbotschafter und -botschafterinnen, 457 Mitglieder in Ausschüssen, 303 in Voll- und Bezirksversammlung, knapp 189 Wirtschaftsjunioren – und juniorinnen sowie 14 Ehrenamtliche bei der Einigungsstelle für Wettbewerbsstreitigkeiten und 74 ehrenamtliche Handelsrichter beim Landgericht Stuttgart. Unverzichtbar sei auch die ehrenamtliche Tätigkeit des Präsidiums, allen voran die Präsidentinnen und Präsidenten und deren Vize, sagt Susanne Herre. Insgesamt engagieren sich 1.485 Frauen, 3.580 Männer und zwei diverse Personen ehrenamtlich in der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart.

Hintergrundinformationen

Am 5. Dezember ist der Internationale Tag des Ehrenamtes. An diesem Gedenk- und Aktionstag soll an das ehrenamtliche Engagement der Menschen erinnert werden. Die UN hat den internationalen Tag 1985 beschlossen. Davor war der 2. Dezember in Deutschland der „Tag des Ehrenamts“.

IHK richtet offenen Brief an Gemeinderatsfraktionen

Diskussion über Erhöhung der Gewerbesteuer ist ein falsches Signal – Susanne Herre: Unternehmen, die einmal gehen, kommen nicht zurück

Die IHK Region Stuttgart hat sich heute mit einem offenen Brief an alle Fraktionen im Stuttgarter Gemeinderat gewandt. Hintergrund sind die aktuellen Haushaltsberatungen der Stadt, in denen eine mögliche Erhöhung des Gewerbesteuerhebesatzes diskutiert wird. Aus Sicht der Wirtschaft wäre eine solche Maßnahme in der aktuellen Lage ein gravierender Fehler.
„Schon die bloße Diskussion über eine Gewerbesteuererhöhung trifft die Unternehmen in einer ohnehin angespannten Lage. Das ist das falsche Signal zur falschen Zeit“, sagt Susanne Herre, Hauptgeschäftsführerin der IHK Region Stuttgart. „Wer jetzt Belastungen erhöht, riskiert, dass Unternehmen ihre Investitionen zurückfahren – oder den Standort Stuttgart ganz infrage stellen.“
Bereits heute zählt Stuttgart mit einem Hebesatz von 420 Prozent zu den höchst belasteten Wirtschaftsstandorten in Baden-Württemberg. Die Betriebe kämpfen derzeit mit enormen Kosten, Fachkräftemangel und dem Druck tiefgreifender Transformationsprozesse. Eine weitere steuerliche Belastung würde diese Situation zusätzlich verschärfen. In Gesprächen mit Unternehmen zeigt sich für die IHK eine klare Tendenz. Investitionen werden verschoben, Projekte kritisch überprüft und verstärkt Alternativstandorte außerhalb Stuttgarts geprüft. „Unternehmen, die einmal gehen, kommen nicht zurück. Das wissen wir – und das weiß auch die Politik“, so Herre. „Ein Abwandern hätte unmittelbare Folgen für Arbeitsplätze, Wertschöpfung und die finanzielle Basis der Stadt.“

IHK-Konjunkturumfrage belegt Belastung der Betriebe

Auch die aktuelle IHK-Konjunkturumfrage zeigt, dass rund die Hälfte der Unternehmen in der Region Stuttgart derzeit weniger oder gar nicht mehr investieren. Als zentrale Belastungsfaktoren nennen sie neben den hohen Arbeitskosten insbesondere die Gewerbe- und Grundsteuer – beide zählen für die Betriebe zu den TOP 10 der kritischsten Standortfaktoren.

Aufgabenkritik statt zusätzlicher Belastungen

IHK-Chefin Herre weiß um die Herausforderungen des städtischen Haushalts, mahnt jedoch strukturelle Reformen anstatt zusätzlicher Belastungen an. Die deutlich steigenden Personalaufwendungen der Stadt zeigten deutlich, dass es auf der Aufgabenseite Potenzial für strukturelle Entlastungen gebe. In den letzten fünf Jahren sei die Zahl der Stellen bei der Stadt um rund 13 Prozent angestiegen. „Bevor man über Steuererhöhungen spricht, muss die Stadt konsequent aufgabenkritisch vorgehen und Effizienzpotenziale heben. Wachstum entsteht durch verlässliche Rahmenbedingungen – nicht durch zusätzliche Hemmnisse.“
Mit dem offenen Brief fordert die IHK die Fraktionen auf, die Überlegungen zur Gewerbesteuererhöhung kritisch zu überdenken. „Unser gemeinsames Ziel muss sein, Stuttgart langfristig wirtschaftlich stark zu halten – nicht es durch Steuerdebatten zu schwächen. Stuttgart braucht ein klares Bekenntnis zu wirtschaftlicher Vernunft und Stabilität.“

Digital-Paket der EU: Große Chance für Vereinfachungen

IHK-Präsident Paal mahnt: Gut gemeint reicht nicht, es muss auch gut gemacht sein

Die IHK Region Stuttgart sieht im heute von der EU-Kommission vorgestellten Entwurf für den „Digital-Omnibus“ zwar die Chance auf mehr Übersichtlichkeit im digitalen Regelwerk, warnt jedoch davor, dass die angekündigte Vereinfachung am Ende zu neuen Belastungen für Unternehmen führen könnte.
„Gut gemeint reicht nicht – es muss auch gut gemacht sein“, sagt IHK-Präsident Claus Paal. „Wenn Planbarkeit, Transparenz, Datenschutz und Cybersicherheit das Ziel sind, dann müssen die Regeln so gestaltet sein, dass Unternehmen diese Ziele auch tatsächlich erreichen können, ohne dass Innovationen ausgebremst werden. Denn die Entwicklungen gehen in anderen Regionen weiter, die Welt wartet nicht auf uns. “
Der Entwurf der EU-Kommission bündelt zwar zentrale Digitalgesetze – von Datenschutz über Datennutzung bis zu Cybersecurity und KI. Doch für die IHK ist klar: Diese Reform darf nicht dazu führen, neue Aufsichtsebenen, Meldepflichten oder Kontrollen aufzubauen.

Die einzelnen Maßnahmen-Pakete im Überblick:

Um den praktischen Nutzen der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) zu erhöhen, braucht es aus Sicht der IHK vor allem eine deutliche Entlastung beim bürokratischen Aufwand – orientiert am tatsächlichen Risikoniveau der Datenverarbeitung. Vorgänge mit geringem oder normalem Risiko sollten ganz von bestimmten Pflichten ausgenommen oder nur in deutlich reduzierter Form geregelt werden. Der risikobasierte Ansatz muss konsequenter in der DSGVO verankert werden, insbesondere bei Dokumentations- und Informationspflichten. Für kleine Unternehmen sollten aufwändige Nachweise wie das Verzeichnis der Verarbeitungstätigkeiten vollständig entfallen. „Datenschutz muss alltagstauglich sein. Wenn Unternehmen mehr Zeit für Dokumentation als für Entwicklung brauchen, läuft etwas grundlegend falsch“, so Paal.
Meldungen von Datenpannen sollten entfallen, wenn lediglich ein geringes Risiko für Betroffene besteht. Zudem ist die starre 72-Stunden-Frist in der Praxis – insbesondere an Wochenenden und Feiertagen – kaum einzuhalten. Auch der derzeitige Schadensersatzrahmen sorgt für erhebliche Unsicherheit: Der unklare Schadenbegriff schafft weitreichende Haftungsrisiken, insbesondere im Umfeld möglicher Sammelklagen. „Diese Rechtsunsicherheit bremst Innovationen“, mahnt Paal.
Die geplante Konsolidierung von Data Act, Data Governance Act und weiteren Vorgaben kann für mehr Übersicht sorgen. Gleichzeitig warnt die IHK davor, durch zusätzliche Prüfpflichten den Schutz von Geschäftsgeheimnissen zu verkomplizieren und den Datenaustausch zu erschweren. „Wir brauchen pragmatische, verlässliche Regeln – kein neues Dickicht von Ausnahmen“, betont Paal. Für die Umsetzung des Data Act sind klare Begriffe – etwa Dateninhaber und Nutzer – sowie eindeutige Regeln für Mischdatensätze entscheidend. Insgesamt fordert die IHK eine engere Abstimmung mit der DSGVO, damit Unternehmen verlässliche Orientierung erhalten.
Die IHK Region Stuttgart unterstützt das Ziel, ein hohes und einheitliches Schutzniveau für Cybersicherheit in der EU zu schaffen. Danach sollen IT-Produkte, Cloud-Dienste, Software, Hardware und bestimmte Prozesse nach einheitlichen Kriterien zertifiziert werden, um mehr Vertrauen und Transparenz und weniger Flickenteppich zwischen den Mitgliedstaaten zu erreichen. Damit Unternehmen neue Anforderungen wirksam umsetzen können, braucht es jedoch klare Regeln, angemessene Übergangsfristen und praxisnahe Verfahren. „Cybersicherheit darf nicht zum Bürokratiemonster werden. Unternehmen brauchen umsetzbare Vorgaben statt zusätzlicher Hürden“, betont Paal.
Besonders kleine und mittlere Betriebe benötigen verlässliche und einfache Prozesse. Ein mehrstufiges Zertifizierungssystem kann helfen, unterschiedliche Unternehmensgrößen besser zu berücksichtigen – vorausgesetzt, der Aufwand bleibt realistisch und handhabbar.
Dringenden Handlungsbedarf sieht die IHK bei überschneidenden Vorgaben aus der EU-Richtlinie zur Netzwerk- und Informationssicherheit (NIS2), der EU-Verordnung speziell für den Finanzsektor (DORA) und dem Cyber Resilience Act. Harmonisierte Berichtspflichten und eine zentrale digitale Meldeplattform würden die wirtschaftliche Belastung deutlich reduzieren. „Nur wenn Sicherheit und Wirtschaftlichkeit zusammen gedacht werden, erreichen wir echte Cyberresilienz“, so Paal. Daher setzt sich die IHK Region Stuttgart für eine koordinierte, wirksame und zugleich unbürokratische Umsetzung der europäischen Cybervorgaben ein.
Die IHK Region Stuttgart sieht im AI Act die Chance auf einen klaren europäischen Rahmen für Künstliche Intelligenz. Damit Unternehmen KI jedoch effektiv nutzen können – laut DIHK-Digitalisierungsumfrage 2025 setzen 70 Prozent der Unternehmen KI ein oder planen dies – müssen die Vorgaben verständlich, handhabbar und wirtschaftsfreundlich gestaltet sein. „Der AI Act darf nicht zum Innovationshemmnis werden“, so Paal. „Unternehmen brauchen Regeln, die in der Praxis funktionieren und ihnen Sicherheit geben.“
Viele Betriebe kämpfen derzeit mit komplexen Regelungen, unklaren Begriffen und Überschneidungen mit DSGVO-, Urheberrechts- und Cybersicherheitsvorgaben. Die IHK fordert daher frühe Leitlinien, einheitliche Definitionen und konkrete Beispiele, damit Unternehmen ihre Pflichten zuverlässig einordnen können. Für KI-Anwendungen brauchen Unternehmen Klarheit beim Umgang mit personenbezogenen Daten und praktikable Anonymisierungsverfahren. Fehlende Standards bremsen aktuell zahlreiche Projekte – insbesondere im Mittelstand.
Gerade kleinere Unternehmen benötigen einfache, kostengünstige Unterstützung. Das geplante AI Office sollte deshalb Selbsteinschätzungs-Tools, branchenspezifische Beispiele und klare Risikoeinstufungen bereitstellen. Da viele Standards und Leitlinien noch fehlen, sollten neue Pflichten erst greifen, wenn ausreichende Orientierung veröffentlicht wurde. „Europa braucht starke KI aus der Wirtschaft“, so Paal. „Dafür müssen wir Unternehmen befähigen – nicht überfordern.“

So viele Spitzenazubis in der Region wie noch nie!

Hollywoodreife Leistung: Zehn neue Sterne auf dem IHK-Walk of Fame

Elsa Wenzel hat geschafft, was kaum ein Hollywoodstar schafft – sie bekommt ihren zweiten Stern auf dem Walk of fame. Mit ihr werden am 17. November 2025 neun weitere Auszubildende der Region Stuttgart mit einem Stern auf dem IHK-Walk-of-fame ausgezeichnet – so viele wie nie zuvor. Insgesamt zehn Auszubildende haben so gute Abschlussnoten erzielt, dass sie bundesweit jeweils der oder die Beste in ihrem Beruf sind. Für ihre sehr guten Leistungen werden sie nun von der IHK Region Stuttgart mit dieser besonderen Auszeichnung geehrt.
„Dass in diesem Jahr so viele Auszubildende aus der Region Stuttgart zu den Bundesbesten gehören, ist ein starkes Zeichen – gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten“, sagt IHK-Vizepräsident Thorsten Pilgrim bei der feierlichen Übergabe der Sterne. „Ihre Leistung zeigt: Wer sich engagiert und Qualität liefert, hat auch in schwierigen Phasen beste Chancen. Dieses Ergebnis macht Mut und verdient große Anerkennung.“

Sternenreihe wächst auf 63

Seit 2016 zeigt die IHK Region Stuttgart, wie vielfältig und leistungsstark Ausbildung sein kann: Mit einem Stern auf der Freifläche vor dem IHK-Haus werden jedes Jahr die besten Auszubildenden und ihre Betriebe geehrt. Inzwischen pflastern 63 Sterne den Weg zur IHK. Dieses Jahr reicht die Bandbreite von Tierpflege über Oberflächenbeschichtung und Mechatronik bis hin zu IT und Mode. Besonders hervorzuheben ist Elsa Wenzel, die bereits im vergangenen Jahr als Textil- und Modenäherin geehrt wurde. Sie erhält nun als Modeschneiderin ihren zweiten Stern – und ist damit die erste, die gleich zweimal für ihre Spitzenleistung ausgezeichnet wird.

Weitere Informationen:

Janik Hans Arenhövel, Eisenbahner im Betriebsdienst
DB Cargo Aktiengesellschaft
Friedrich-Ebert-Schule, Berufliches Schulzentrum Esslingen am Neckar
Julia Binder, Mechatronikerin
Robert Bosch Power Tools GmbH
Robert-Bosch-Schule Stuttgart
Shai-Jan Einselen, Tierpfleger
Zoologisch Botanischer Garten Wilhelma
Bertha-von-Suttner-Schule, Landwirtschaftliche Berufsschule Ettlingen
Tim Philipp Hammermüller, Fachinformatiker
Robert Bosch GmbH
it.schule Stuttgart
Arik Herbert, Fachinformatiker
indasys connectivity GmbH
Gottlieb-Daimler-Schule 2, Gewerbliches Schulzentrum Sindelfingen
Marvin Mann, Fachinformatiker
Mercedes-Benz AG
it.schule Stuttgart
Louis Santelli, Kaufmann für Versicherungen und Finanzanlagen
Allianz Lebensversicherungs-Aktiengesellschaft
Kaufmännische Schule 1 Stuttgart
Lou Bennet Wagner, Karosseriebau- und Fahrzeugbaumechaniker
Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
Robert-Bosch-Schule Stuttgart
Elsa Wenzel, Textil- und Modeschneiderin
Ferd. Hauber GmbH
Gewerbliche Schule Metzingen
Jonas Zeller, Oberflächenbeschichter
Aalberts Surface Technologies GmbH
Gewerbliche Berufsschule Schwäbisch Gmünd

Jede Unternehmensgründung ist ein Gewinn für die Wirtschaft

Susanne Herre: Die Politik muss Gründerinnen und Gründer besser unterstützen

Selbstständigkeit ist mehr als nur ein Job – sie ist eine Möglichkeit, die eigene Zukunft aktiv zu gestalten. Sie fördert Kreativität, schafft Arbeitsplätze und trägt zur Stabilität und Weiterentwicklung unserer Region bei, sagt Susanne Herre, Hauptgeschäftsführerin der IHK Region Stuttgart zu Beginn der bundesweiten Gründungswoche. Trotz dieser positiven Perspektiven zeigt die Realität allerdings, dass immer weniger Menschen den Schritt in die Selbständigkeit wagen. Rund 5.900 Menschen haben sich im vergangenen Jahr über den Weg in die Selbstständigkeit informiert – darunter 2.641 Frauen. Das sind etwa 800 Informationsgespräche weniger als im Vorjahr. Auch die Zahl der Intensivberatungen ist gesunken: 480 Gespräche wurden in 2024 geführt, im Vorjahr waren es noch 530. Davon entfielen 216 Beratungen auf Frauen (Vorjahr: 238). Damit ist nicht nur die Gesamtzahl der Beratungen zurückgegangen, sondern auch der Anteil an Gründerinnen leicht gesunken.
„Diesem Trend müssen wir entgegenwirken und die Bedingungen für Gründungswillige verbessern,“ so Susanne Herre. „Unsere Region lebt von fähigen und engagierten Menschen. Gerade jetzt brauchen wir mehr denn je tatkräftige und innovative Gründerinnen und Gründer, um die Zukunft der deutschen Wirtschaft zu sichern.“ Doch laut dem aktuellen „DIHK-Report Unternehmensgründung 2025“ schrecken viele vor dem Schritt in die Selbstständigkeit zurück – zu viel Bürokratie, aufwendige Dokumentationspflichten und ein undurchsichtiger Förderdschungel bremsen den Gründungswillen. „Die Politik muss jetzt handeln: Bürokratie abbauen und Regularien vereinfachen – damit Gründerinnen und Gründer ihre Ideen auch wirklich umsetzen können“, fordert Herre. Laut DIHK-Report nimmt der Anteil gründender Frauen bundesweit zu – ein erfreulicher Trend. Im Gegensatz dazu ist die Zahl der Gründerinnen in der Region aber rückläufig.

Von der Gründerin zur Preisträgerin

Eine, die es anpackt, ist Anna Herrmann. Gemeinsam mit einem erfahrenen Kollegen gründete die promovierte Chemikerin im Mai 2024 FlareOn Biotech. Erst Anfang November hat sie mit ihrem Start-up, den ersten Platz beim Start-up BW Female Founders Cup erzielt. Forschung in die Praxis bringen – zum Wohle der Allgemeinheit: Das sind die Gründe, die Herrmann dazu bewegt haben, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. „Ich habe in vielen Forschungsprojekten mitgearbeitet und dabei gute Lösungen für reale Probleme entwickelt – doch leider verschwanden viele davon in der Schublade, ohne je angewendet zu werden. Das wollte ich ändern“, sagt die junge Gründerin.
Mit ihrem Geschäftspartner Dr. Heinrich Jehle hat sie einen patentierten Sensor entwickelt, der Tumorgewebe im Operationssaal sichtbar machen kann. „Die Technologie ist entwickelt und funktioniert. Jetzt geht es darum, die Zulassung zu erhalten – genau in dieser Phase befinden wir uns gerade,“ erläutert Herrmann. Trotz der finanziellen Risiken und der großen Verantwortung gefällt der Unternehmerin ihre Unabhängigkeit. „Ich kann meinen Arbeitsalltag selbst bestimmen. Etwas, dass ich schon aus der Forschung kenne und schätzen gelernt habe. Zudem ist jeder Tag anders und man hat immer neue Herausforderungen. Das gefällt mir“, sagt Anna Herrmann.

Tendenz 2025 – Stellenabbau befeuert Gründungsinteresse

Für das Jahr 2025 zeichnet sich ein Anstieg bei den Gründungsberatungen ab. Doch zum Aufatmen besteht kein Anlass: „Das wachsende Interesse an Gründungsberatungen spiegelt die angespannte Situation am regionalen Arbeitsmarkt wider: Stellenabbau im Automobilbereich sorgt für Verunsicherung. Viele, die schon länger mit dem Gedanken gespielt haben, sich selbstständig zu machen, scheinen jetzt den Schritt zu wagen,“ sagt IHK-Chefin Herre.

Hintergrundinformation:

Die vom 17. bis 23. November 2025 bundesweit stattfindende Gründungswoche des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie soll Lust auf Unternehmertum machen. Während der Aktionswoche informiert die IHK Region Stuttgart am 19. November 2025 bei der Veranstaltung „Start-Up Basics - Geld, Förderung, Finanzierung“ über Bankfinanzierung und Fördermittel. Darüber hinaus finden Gründungsinteressierte auf der Unternehmensgründungsseite der IHK Region Stuttgart vielfältige Informationen,sowie bei spotify, amazon music, deezer und Apple Podcasts de „Einfach gründen!“.