Nr. 70466
Pressemitteilung 26. Juni 2025

Bundestag beschließt Investitionspaket – Wichtiges Signal für Standort und Unternehmen

BWIHK-Vizepräsident Paal: „Deutschland bewegt sich!“

Mit dem heutigen Beschluss des Bundestages zum Investitionspaket sendet die Politik ein klares Signal: Deutschland bewegt sich. Aus Sicht der Wirtschaft ist das ein richtiger Schritt – denn der Handlungsdruck ist hoch. „Es ist gut, dass die Bundesregierung jetzt Tempo macht. Investitionen in Infrastruktur, Digitalisierung und Innovation sind entscheidend für die Zukunftsfähigkeit unseres Standorts“, sagt Claus Paal, Vizepräsident des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertages und Präsident der IHK Region Stuttgart. „Aber klar ist auch: Das kann nur ein Anfang sein. Unsere Unternehmen brauchen nachhaltige Entlastungen, stabile Rahmenbedingungen und einen verlässlichen Kurs in der Wirtschafts- und Energiepolitik.“
Mit dem Paket wird aus Sicht der Wirtschaft ein erster Schritt zur Stärkung des Industriestandorts Deutschland gemacht – unter anderem durch die vorgesehenen erweiterten Abschreibungsmöglichkeiten von Maschinen und Elektrofahrzeugen. Diese könne Betrieben schnelle Liquidität bringen und dringend notwendige Investitionen etwa bei der Digitalisierung oder bei der Modernisierung des Maschinenparks erleichtern. Aber auch die geplante schrittweise Senkung der Körperschaftsteuer von 15 auf 10 Prozent in den Jahren 2028 bis 2032 sei ein wichtiger Beitrag zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit deutscher Kapitalgesellschaften, „wenn sie auch etwas früher hätte kommen können“, so Paal.

Enttäuschung über Kurswechsel bei Stromsteuer

Die Entscheidung, die Stromsteuer nur für einzelne Branchen zu senken, ist für den BWIHK-Vize dagegen unverständlich und kurzsichtig. „Viele Betriebe haben auf die im Koalitionsvertrag versprochene Entlastung vertraut – jetzt fühlen sie sich im Stich gelassen. Gerade Handel und Dienstleistungsunternehmen kämpfen ebenso mit hohen Energiekosten. Wer den Standort stärken will, darf nicht mit zweierlei Maß messen. Ich setze auf die Abgeordneten des Bundestags, diesen Fehler zu korrigieren.“
Generell komme es jetzt darauf an, dass die beschlossenen Maßnahmen zügig und praxistauglich umgesetzt und durch strukturelle Reformen flankiert würden. „Planungssicherheit, Fachkräfteverfügbarkeit und Bürokratieabbau müssen jetzt ebenso entschieden angegangen werden“, so Paal. „Die Unternehmen stehen bereit – was sie brauchen, ist Rückenwind aus der Politik.“

Hintergrundinformation:

Der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) ist eine Vereinigung der zwölf baden-württembergischen Industrie- und Handelskammern (IHKs). In Baden-Württemberg vertreten die zwölf IHKs die Interessen von mehr als 650.000 Mitgliedsunternehmen. Zweck des BWIHK ist es, in allen die baden-württembergische Wirtschaft und die Mitgliedskammern insgesamt betreffenden Belangen gemeinsame Auffassungen zu erzielen und diese gegenüber der Landes-, Bundes- und Europapolitik sowie der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und anderen Institutionen zu vertreten.
Pressemitteilung 26. Juni 2025

Kultur ist Wirtschaftskraft: IHK-Sommerempfang rückt kreative Szene ins Rampenlicht

Konjunkturelle Lage der Branche deutlich besser als zu Jahresbeginn

Die IHK Region Stuttgart widmet ihren Sommerempfang 2025 ganz der kulturellen Szene – und setzt damit ein starkes Zeichen: Kunst und Kultur sind nicht nur Herzschlag einer lebendigen Innenstadt, sondern auch ein harter Standortfaktor mit wirtschaftlichem Gewicht. „Ob Ballett, Hiphop oder Jazzopen – Stuttgart ist kreativ, vielfältig und innovationsstark“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführerin Susanne Herre. „Deshalb freuen wir uns, diesem wichtigen Thema heute vor rund tausend Gästen aus Politik, Wirtschaft und Verbänden die Bühne zu geben, die es verdient.“

Die aktuelle „City-Studie Stuttgart 2025“, die die IHK Region Stuttgart bei der CIMA in Auftrag gegeben hat, bestätigt das: Kulturangebote sind für mehr als ein Drittel der Befragten (34,2 Prozent) der wichtigste Baustein für eine attraktive Innenstadt – noch vor Gastronomie (33,7 Prozent) und Einzelhandel (31,6 Prozent). Besonders junge Menschen nutzen laut der Studie Theater, Museen oder Konzerte als Erlebnisräume, während ältere Besucherinnen und Besucher gezielt Veranstaltungen aufsuchen. Im Städtevergleich mit anderen Großstädten liegt Stuttgart bei der kulturellen Attraktivität deutlich über dem Durchschnitt. Und: Ganz allgemein belegt die Landeshauptstadt im deutschlandweiten Vergleich Platz acht der beliebtesten Großstädte – noch vor Dresden und Leipzig.

Kreativwirtschaft: Impulsgeber mit Wirtschaftskraft

„Dass Stuttgart so gut abschneidet, zeigt, welches Potenzial in unserer Stadt steckt. Wir müssen alles dafür tun, damit die Kunst- und Kulturbranche, als wichtiger Wirtschaftszweig unserer Region, wieder positiv in die Zukunft schauen kann“, betont IHK-Präsident Claus Paal. „Denn Kultur ist kein Nice-to-have, sondern Wirtschaftskraft pur!“ So schaffe die Kreativwirtschaft Arbeitsplätze, ziehe Publikum an und bringe damit Kaufkraft in Gastronomie und Handel. Immerhin 40 Prozent der Betriebe aus der Kulturbranche bewerten in der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage ihre Lage als gut – ein klarer Anstieg gegenüber dem Jahresbeginn. Damals sagten dies nur 31 Prozent. Ein kleiner Dämpfer bleibt allerdings: Knapp 28 Prozent der Kulturbetriebe erwartet in den kommenden zwölf Monaten schlechtere Geschäfte, knapp drei Prozentpunkte mehr als noch zu Jahresbeginn.

Zwei Duos im Talk – Politik, Kunst und Kultur diskutieren

Was muss also passieren, damit die Kulturbranche noch mehr vom Aufschwung spürt? Darüber diskutieren beim Sommerempfang „Zwei Duos im Talk“: Arne Braun, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, im Gespräch mit Martin Buch, dem Vorstandsvorsitzenden der Sparda-Bank, sowie die Direktorin des Kunstmuseums Stuttgart, Ulrike Groos, im Gespräch mit dem Künstler Tim Bengel. Außerdem steht ein Statement der Rektorin der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Eva-Maria Seng, auf dem Programm.
Pressemitteilung 23. Juni 2025

Erwartungen bei Südwestexporten leicht verbessert

Große Unterschiede zwischen den einzelnen Weltregionen – BWIHK-Vizepräsident Paal: „Der Wind ist rauer geworden – ohne verlässliche Spielregeln bleiben Chancen ungenutzt“

Die baden-württembergische Industrie bleibt bei den Exporterwartungen auf der Bremse. Trotz leichter Verbesserungen dominiert weiterhin Zurückhaltung: Nach den Ergebnissen der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage erwarten 27,5 Prozent der Unternehmen schwierige Zeiten, zu Jahresbeginn (JB) waren es noch 30 Prozent. Nur knapp 26 Prozent setzen auf bessere Geschäfte (JB: 24 Prozent). Besonders die Aussichten in einzelnen Weltregionen und Branchen zeigen: Von Entwarnung kann keine Rede sein.
„Die Umfrage sendet ein klares Signal: Die Zeiten sind rauer geworden. Der Export war lange Stabilitätsanker unserer Wirtschaft, jetzt gerät er ins Wanken“, warnt Claus Paal, Vizepräsident des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertages (BWIHK) und Präsident der für Außenwirtschaft im BWIHK federführenden IHK Region Stuttgart. „Jetzt ist die Zeit zu handeln. Unsere Unternehmen haben das Know-how, die Weltmärkte zu erobern – aber ohne verlässliche Spielregeln bleiben Chancen ungenutzt. Die Bundesregierung muss sich für offene Märkte, klare Rahmenbedingungen und eine mutige Standortpolitik einsetzen, damit unsere Betriebe ihre Stärken wieder voll ausspielen können.“

Geopolitische Risiken gewinnen an Gewicht

Laut Umfrage wird das internationale Umfeld zunehmend als Risikofaktor gesehen. 56 Prozent der Industrieunternehmen sehen geopolitische Spannungen inzwischen als ernstzunehmende Gefahr für ihre Geschäfte. Das ist ein deutlicher Anstieg gegenüber den 44 Prozent zu Jahresbeginn. Damit rücken geopolitische Risiken auf Rang drei der größten Geschäftsrisiken – hinter schwächelnder Inlandsnachfrage (70 Prozent) und steigenden Arbeitskosten (59 Prozent).

Deutliche Unterschiede nach Weltregionen

Große Unterschiede gibt es bei den Weltregionen: So haben die Exporterwartungen für Nordamerika einen deutlichen Dämpfer erhalten – nur knapp 19 Prozent der Industrieunternehmen rechnen dort mit steigenden Ausfuhren (JB: knapp 34 Prozent). Gut 41 Prozent erwarten einen Rückgang. Für das Exportgeschäft in die USA gehen sogar 53 Prozent der befragten Betriebe von sinkenden Exporten aus, nur 14 Prozent glauben an einen Anstieg. „Die USA bleiben ein Schlüsselmarkt für Baden-Württemberg“, betont Claus Paal. „Unsere Betriebe brauchen aber verlässliche Brücken, keine neuen Mauern. Deshalb muss die Europäische Union jetzt ein starkes Signal setzen, indem sie für ein faires Handelsabkommen sorgt – für offene Märkte und stabile Perspektiven für unsere Unternehmen.“

Leichter Lichtblick im Asiengeschäft

Nach Asien blickt die Industrie dagegen verhalten optimistischer: 26 Prozent der Betriebe gehen von steigenden Exporten aus, zu Jahresbeginn waren es 27 Prozent. Dafür rechnen nur noch knapp 21 Prozent der Unternehmen mit Einbußen (JB: 27 Prozent). Besonders zwiegespalten zeigt sich die Stimmung im Chinageschäft: 25 Prozent erwarten Rückgänge, 24 Prozent setzen auf Wachstum. Für die Eurozone deutet sich hingegen ein Stimmungsumschwung an: Der Pessimismus ist zurückgegangen, inzwischen rechnen knapp 25 Prozent der Unternehmen mit einer positiven Entwicklung (JB: 17,4 Prozent).

Blick in die Branchen: Elektrotechnik zuversichtlich – Maschinenbau unter Druck

Die Branchenentwicklung zeigt ein gemischtes Bild: Besonders optimistisch ist die Elektrotechnik, wo 37 Prozent der Betriebe von wachsenden Ausfuhren ausgehen. Auch die pharmazeutische und chemische Industrie bleibt zuversichtlich. Im Fahrzeugbau halten sich positive und negative Einschätzungen weitgehend die Waage. Kritisch hingegen bleibt die Lage im Maschinenbau, insbesondere bei Werkzeugmaschinen: Dort erwarten 37 Prozent der Betriebe rückläufige Exportzahlen.

Hintergrund: Außenhandel Baden-Württemberg – Frühjahr 2025

  • Im ersten Quartal 2025 stagnierte der baden-württembergische Außenhandel erstmals seit zwei Jahren: Die Exporte erreichten mit rund 61,6 Milliarden Euro das Vorjahresniveau.
  • Die Einfuhren gingen im ersten Quartal in Baden-Württemberg leicht um 0,7 Prozent auf 54,2 Milliarden Euro zurück.
  • Die USA bleiben der wichtigste Handelspartner Baden-Württembergs, auch wenn die Exporte dorthin um 1,8 Prozent auf 8,7 Milliarden Euro gesunken sind – eine Fortsetzung des seit zwei Jahren anhaltenden Abwärtstrends.

Positive Impulse kamen vor allem aus Europa:

  • Die Schweiz hat sich zum zweitwichtigsten Handelspartner Baden-Württembergs entwickelt.
  • Schweiz: +23,9 Prozent Exportzuwachs auf 6,1 Milliarden Euro, besonders stark bei pharmazeutischen Erzeugnissen (+42,8 Prozent) und Metallen (+35,6 Prozent).
  • Österreich und Polen: je +3,0 Prozent Exportzuwachs.
  • Spanien: +6,1 Prozent Exportzuwachs.
  • Irland: größter prozentualer Zuwachs unter den Top-40-Zielländern mit +29,4 Prozent.
    (Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Mai 2025)

Hintergrund zur Umfrage:

Die Ergebnisse stammen aus der Konjunkturumfrage im Frühsommer, für die zwischen dem 22. April und 13. Mai 2025 rund 1.258 Industriebetriebe zu ihren Exporterwartungen befragt wurden.
Der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) ist eine Vereinigung der zwölf baden-württembergischen Industrie- und Handelskammern (IHKs). In Baden-Württemberg vertreten die zwölf IHKs die Interessen von mehr als 650.000 Mitgliedsunternehmen. Zweck des BWIHK ist es, in allen die baden-württembergische Wirtschaft und die Mitgliedskammern insgesamt betreffenden Belangen gemeinsame Auffassungen zu erzielen und diese gegenüber der Landes-, Bundes- und Europapolitik sowie der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und anderen Institutionen zu vertreten.
Pressemitteilung 17. Juni 2025

Auslandsaufenthalt ist nur etwas für Studierende – von wegen!

Mit „go for europe“ als Azubi ab ins europäische Ausland

Bienvenido! Benvenuto! Witamy oder welcome! Zwischen sieben europäischen Ländern können junge Auszubildene wählen, wenn sie im Herbst 2025 mit Go for europe die Welt erobern wollen – und das alles während der Ausbildung. „Ich kann nur jede und jeden ermutigen, sich diese Chance nicht entgehen zu lassen und wertvolle Erfahrungen im Ausland zu sammeln. Ein Auslandsaufenthalt stärkt die interkulturellen Kompetenzen, vertieft die Fremdsprachenkenntnisse und bereitet auf die Anforderungen internationaler Arbeitsmärkte vor. Der Aufenthalt kann aber auch die Persönlichkeit kräftigen und selbstbewusst machen“, sagt Claus Paal, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart. „Das sind wichtige Skills, die für junge Fachkräfte in ihrem zukünftigen Berufsleben nützlich sein können.“

Interkultureller Austausch in Irland

Maja Laubscher, IHK-Auszubildende im 2. Lehrjahr, ist derzeit mit Go for europe in Irland. „Das Auslandspraktikum gefällt mir wahnsinnig gut. Ich kann das nur jedem und jeder empfehlen.“ Ins Bewerbungsverfahren sollte man zwar etwas Zeit investieren, so Maja Laubscher, aber die zahlt sich am Ende aus. „Durch die vielen unterschiedlichen Kulturen, die hier zusammentreffen, lerne ich jeden Tag etwas Neues“, sagt Maja, die ihr Praktikum als Assistentin in einer Sprachschule in Dublin macht. Etwas gewöhnungsbedürftig war die Arbeitseinstellung der irischen Mitarbeitenden. „Die sind hier etwas entspannter als in Deutschland und man braucht schon etwas Geduld, bevor man etwas erklärt bekommt.“ Dem irischen Regenwetter zum Trotz, profitiert die junge Frau von ihrem Auslandsaufenthalt, der leider am 21. Juni schon wieder zu Ende geht.

Arbeitgeberattraktivität kann steigen

Von diesen Auslandspraktika können auch die Unternehmen profitieren, die ihre Lehrlinge dazu ermutigen, einen Arbeitsaufenthalt in der Ferne zu machen. Denn Betriebe die Auslandspraktika anbieten oder fördern, werden von vielen Jugendlichen als attraktive Arbeitgeber wahrgenommen.
Das sind die Ziele im Herbst 2025
  • Polen: Krakau
  • Kroatien: Zagreb
  • Spanien: Valencia
  • Irland: Dublin
  • Italien: Vicenza
  • Bulgarien: Sofia
  • Malta

Wer kann sich bewerben?

Kaufmännische Auszubildende und Auszubildende im Hotel- und Gaststättengewerbe aus Baden-Württemberg können sich noch bis 29. Juni 2025 beim Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertag um einen Platz im Teilprogramm „EuroTrainee" bewerben, das vierwöchige ausbildungsintegrierte Auslandspraktika mit Sprachkurs anbietet. Die Finanzierung des Auslandspraktikums erfolgt überwiegend aus Mitteln des EU-Programms Erasmus+ Berufsbildung. Dank des Zuschusses der Europäischen Union müssen die Teilnehmenden nur circa 250 bis 650 Euro für Flug, Transfer, Unterbringung, Versicherung usw. selbst aufbringen.

Ansprechpartnerin „Go for europe“

Alina Golikova
Projektleitung "Go.for.europe"/project manager "Go.for.europe"
0711 2005-1583
alina.golikova@bw.ihk.de
Magazin Wirtschaft

Nachfolge - so vielfältig wie der Mittelstand

Nach einem arbeits- und verantwortungsreichen Leben, so sollte man meinen, steht einem ­Unternehmer ein ausgefüllter und finanziell abgesicherter Ruhestand zu. Doch was wird dann aus dem Lebenswerk? Übernehmen die Kinder? Und was, wenn es mehrere sind? Oder keines? Wie eine Lösung gelingen kann, die fair für den Senior, die Nachfolger, aber auch für Mitarbeiter und Unternehmen ist, zeigen wir anhand von vier Beispiele aus der Region.
Drei Visitenkarten erhält man beim Besuch der Heinrich Feeß GmbH & Co. KG in Kirchheim/Teck, einem Spezialisten für Qualitätsrecycling. Zwei der Kärtchen stammen von den Söhnen Alexander und Benjamin Feeß. Neben den üblichen Daten prangt jeweils das Foto eines Baugeräts in Aktion auf der Vorderseite. Die dritte ist von ihrem Vater Walter Feeß. Statt der Maschine sieht man den Chef selbst. Nichts zeigt deutlicher, wie sehr sich Walter Feeß mit und über die Firma identifiziert, die er vor 30 Jahren von seinen Eltern übernommen hatte und seither zu einem 300-Mann-Unternehmen mit vielen Umwelt-Auszeichnungen und deutschlandweit gefragter Akademie ausbaute.

Drei Kinder, eine Firma: So gelingt eine faire Nachfolgeregelung

Doch jetzt ist er 70 und eigentlich nicht mehr Chef. Genau genommen seit dem 9. August 2024. So steht es auf der Holzstele gleich hinter dem Firmeneingang. Da kann man auch lesen, wer nun das Sagen hat: Feeß‘ Kinder Alexander, Nadine und Benjamin zusammen mit Jochen Röhrer.
Dass der Übergang gelungen ist, dafür ist Feeß Senior unendlich dankbar – nicht nur dem Schicksal an sich und dem Nachwuchs, sondern vor allem seiner Frau. „Sie hat den Grundstein dafür gelegt, dass die Kinder so geworden sind. Ich war ja schließlich all die Jahre täglich bis zu 15 Stunden unterwegs“, erzählt er, „das Leben eines Mittelständlers eben.“
Wobei auch er als Vater seinen Beitrag geleistet hat „Andere Eltern gingen mit ihren Kindern auf den Spielplatz. Meiner hat mich auf seinen Spielplatz mitgenommen“, hatte Benjamin Feeß in seiner Rede zum runden Geburtstag erzählt. Und der Vater erinnert sich, dass der Junior schon mit zehn Jahren mit dem Radlager auf dem Gelände herumgekurvt war. Alexander, der ­Älteste, habe sich hingegen schon als Dreikäsehoch dafür interessiert, wie Preise kalkuliert werden.

Spätestens ab 60 an später denken: Warum eine gute Nachfolgeplanung rechtzeitig ansetzt

Beste Voraussetzung also für eine familieninterne Nachfolge. Doch bei drei Kindern: wie übergibt man die Firma gerecht? Seit seinem 60. Geburtstag wälzten Walter Feeß und seine Frau das Problem. Die Lösung präsentierten dann die Kinder: Sie alle drei sollten gleichermaßen beteiligt werden. Was umso bemerkenswerter ist, als Schwester Nadine aus ­familiären Gründen zur Zeit kürzer tritt. „Wir wollten für die neun Enkel unserer Eltern möglichst faire ­Bedingungen, wenn der nächste Generationswechsel ansteht“, erklärt Alexander Feeß.

Die Balance finden: Unternehmensführung zwischen Alt und Jung

Trotzdem war der Übergang in die dritte Generation eine Herausforderung, nicht zuletzt emotional: „Alt und Jung haben verschiedene Erfahrungen und schauen deshalb mit einem unterschiedlichen Blick auf die Dinge“, sagt Walter Feeß und findet das „ganz normal“. Doch wenn man sich ernsthaft bemühe und das Vertrauen stimme, sei das kein Problem.

Mit Familiencarta und Vertrauen zur erfolgreichen Firmenübergabe

Damit auch in Zukunft alle an einem Strang ziehen, wurde eine Familiencarta erarbeitet. Sie legt fest, wie mit möglichen Konflikten umgegangen wird. „Bisher mussten wir noch kein Mal reinschauen“, freut sich Benjamin Feeß und sein Bruder ergänzt; „Wir liegen alle auf einer Wellenlänge“. Denn alle haben dasselbe Ziel, das so auch in der Carta hinterlegt ist, nämlich das Unternehmen gut aufgestellt eines Tages weiterzugegeben. Wichtig war allen auch, dass der langjährige kaufmännische Leiter Jochen Röhrer in die Geschäftsführung eingebunden wurde, damit „eine völlig unabhängige Person das Geschäft im Blick behält.“

Werte erhalten, Wandel ermöglichen: Familienunternehmen im Generationenwechsel

Der Vater hat 14 Stunden täglich „gschafft“, wie ist das bei der jungen Generation? „Jeder macht sieben Stunden“, lacht Alexander Feeß um gleich nachzuschieben: „Schön wärs. Leider arbeiten wir auch nicht viel weniger.“ Der Grund: zum Alltagsgeschäft, das er und sein Bruder seit vielen Jahren machen, ist nun die Geschäftsführung hinzugekommen.

Selbstbestimmt in den nächsten Lebensabschnitt – mit klarer Nachfolgelösung

Die Söhne verabschieden sich, die Arbeit ruft. Walter Feeß steht noch kurz im Vorraum. Richtig eilig hat er es nicht mehr: „Früher habe ich alles selbst entschieden, jetzt muss ich fragen“, erzählt er. Leicht sei das nicht immer, schließlich sei er „kein anderer Mensch geworden“. Doch letztendlich, das spürt man aus jedem seiner Sätze, überwiegen Freude, Stolz und Dankbarkeit, dass der Übergang so gut gelungen ist.

Erbschaftsteuer muss das Gemeinwohl im Blick behalten

Nur eins liegt ihm noch auf der Seele: Faire Bedingungen wünscht er sich vom Staat – Stichwort Erbschaftsteuer. „Wenn sie erhöht würde, müssten meine Kinder einen Teil des Unternehmens verkaufen, um das zu bezahlen“, rechnet er vor. Zum Gemeinwohl würden sie viel stärker beitragen, wenn sie sichere und attraktive Arbeitsplätze bieten, regelmäßig Steuern zahlen und mit neuen Ideen die Wirtschaft voranbringen.

Zwei Brüder, zwei Wege: Die doppelte Nachfolge bei der Bär GmbH

Auch Christian und Hilke Bär, die ­Gründer der Bietigheimer Bär GmbH, ­haben ­Kinder, die beide für die Nachfolge des Bequemschuhspezialisten infrage ­kamen: Christof und Sebastian.
Als die Eltern 1982 das Unternehmen gründeten, waren beide noch Schüler, die ihr Taschengeld aufbesserten, indem sie die elterlichen Produkte auf Publikumsmessen verkauften. Die Kunden waren hauptsächlich ältere Leute – als Zielgruppe nicht gerade besonders fancy für Teenager.
Nicht zuletzt deshalb hatte Sebastian schon früh die Idee, die Schuhe auch für Jüngere attraktiv zu machen. Vage Gestalt nahm der Plan an, als er als Austauschschüler in Florida Vizemeister im Cross-Country-Lauf wurde. An den ­Füßen: das Modell „Sprint“ aus Bietigheim. „Nach ­heutigen Gesichtspunkten war das natürlich kein Sportschuh, und die Amis ­lächelten über das schwere Leder, die breite Form, aber trotzdem waren sie ­beeindruckt“, erinnert er sich.

Vom Elternbetrieb zum Geschwisterunternehmen

Zurück in Deutschland folgte ein duales Studium für internationales Marketing. 1999 stieg er in die Bär GmbH ein, seit 2002 als Mit-Geschäftsführer. Christof übernahm die Produktionsleitung, Sebastian die Bereiche Marketing und Vertrieb.
Doch die Idee mit dem Sportschuh ging dem passionierten Läufer nicht aus dem Kopf: Es müsste doch möglich sein, eine Brücke von den Bequemschuhen zum Sport zu schlagen. Er überzeugte ­den ­Extremsportler Achim Heukemes, in Bär-­Schuhen am Badwater-Ultra-Marathon teilzunehmen. Das ist der wohl härteste Lauf der Welt, der 217 Kilometer nonstop durch das Death Valley führt – im Juli. Heukemes kämpfte sich ins Ziel. Das Besondere: Er hatte nur ein einziges Paar Schuhe gebraucht während alle anderen acht bis zehn Paare verschlissen. „Das war die Initialzündung“, sagt Bär.

Aus einem Familienunternehmen werden zwei

In der GmbH war die Idee aber schwer umsetzbar. Zwar gab es seit 2011 die ­Untermarke Joe Nimble für ein jüngeres Publikum, doch von Sportschuhen, wie sie Sebastian Bär vorschwebten, war das noch weit entfernt.
Eine Chance für seine Idee ergab sich, als Familie Bär einen Beirat für die GmbH berief. „Da habe ich meine Idee vorgebracht und darum gebeten, sie einfach mal für drei bis sechs Monate ausprobieren zu dürfen“, erzählt er.
Ihm war klar, dass das nur außerhalb der in Jahrzehnten gewachsenen Strukturen gelingen konnte. Deshalb mietete er sich in ein Ludwigburger Coworkingspace ein. Was zuerst ein Kulturschock war – „ich kam aus einer großen Firma, jetzt wusste ich nicht mal wo die Kaffeeküche ist“ – erwies sich als Glücks­treffer. Sein Tischnachbar war E-Commerce-Spezialist. Der gestaltete den Joe Nimble-Internetauftritt neu. Parallel entwickelte Bär zusammen mit dem Coach und Biomechaniker Lee Saxby ­einen neuen Schuh. Dessen USP ist, die Großzehe bei ihrer natürlichen Kraftausübung zu unterstützen. Den Schuh ließ Bär in China produzieren. Um die Stammfirma nicht über Gebühr zu belasten, ­sammelte er das nötige Kapital per ­Crowdfunding ein.

Corona: erst Bremse, dann Booster

Dann kam Corona. Das verzögerte und verteuerte zwar die Lieferung der ersten Exemplare, doch im Nachhinein erwies sich die Pandemie sogar als Booster für die neuartigen Schuhe, denn Outdooraktivitäten erlebten einen Boom: „Plötzlich war Rhythmus im Business Case und wir trugen zum Umsatz der Bär GmbH bei“, freut sich Sebastian Bär.
Das halbe Jahr war da längst rum, und es wurde immer deutlicher, dass „die Rücksichtnahme, die die beiden Geschäftsbereiche aufeinander nehmen mussten“, einfach zu groß waren. Zielgruppe, Logistik, Unternehmenszyklus, das war alles zu verschieden. Darum wurde „Joe Nimble“ am 1. Juli 2024 von der Bär GmbH ab­gespalten. Sebastian Bär erhielt die ­Markenrechte und „alle Assets, die ich mir bis dahin erarbeitet hatte“.

Beratung über die Zukunft nur gemeinsam

Vorausgegangen war „eine sehr intensive Phase“, die eineinhalb Jahre dauerte. Mit der Familie, mit externen Stakeholdern und Beratern wurden alle steuerlichen, rechtlichen und familiären Belange in der Theorie durchgespielt. „Natürlich war das auch eine emotionale Zeit, aber es blieb immer konstruktiv“, erinnert sich Sebastian Bär. Am meisten freut ihn die Unterstützung der Eltern, die verstanden hätten, dass ihn dieselbe Leidenschaft antreibt, wie sie damals bei der Gründung vor 40 Jahren.

Faire Regelungen unter Geschwistern

Der ältere Bruder behält die alteingesessene Firma, der jüngere nur ein Markenrecht, das zudem weniger bekannt ist als das Stammgeschäft: Ist das fair? „Ja, wir sind uns einig, dass das eine gerechte Lösung ist“, lässt Sebastian Bär keinen Zweifel: „Was zählt ist, was in fünf Jahren sein wird, darauf haben wir alles ausgerichtet.“

Die junge Marke ist im Profisport angekommenge

Die Chance, dass dann alle zufrieden sind, steht nicht schlecht, auch weil die ­Schuhe im Profisport angekommen sind. Inzwischen besitzt Joe Nimble sogar ein Patent, nämlich für den „ToePilot“, eine Schiene in der Mittelsohle, die die Großzehe in die richtige Position lenkt. Das schlägt sich auch in der ersten Halbjahresbilanz Ende 2024 positiv nieder und „die Wachstumsdynamik setzt sich fort“, wie Bär stolz berichtet. Und so sind aus einem Familienunternehmen jetzt zwei geworden.

Per Franchise in die Selbstständigkeit: So fand Eberhard seine neue berufliche Heimat

Auch Michael Eberhard hat einen Bruder und auch er ist in einem Familienbetrieb groß geworden, einem Fachhandel für Kleingeräte und Kommunaltechnik. Er lernte Land­maschinenmechaniker, sattelte den Meister drauf und leitete die elterliche Werkstatt. Doch als er den Betrieb übernehmen wollte, war „der Vater noch zu jung“, wie Eberhard erzählt. Er zog in die Heimat seiner Frau nach Sulz am Neckar und suchte sich einen Job als Außendienstler in einem Technikbetrieb.

Bis zur Rente durchhalten? Lieber selbständig!

In dem Betrieb stieg er bis zum Geschäftsführer auf. „Doch die Strukturen haben sich in Richtung Konzern entwickelt. Das hat mir nicht so gefallen“, erzählt er. Trotzdem weitermachen bis zur Rente? Für den Mann Jahrgang 1972 war das keine Option. „Ich wollte meine Energie lieber in ­etwas Eigenes stecken und meine Frau hat mich dabei voll unterstützt“, erzählt er.
Dabei kristallisierte sich schnell heraus, dass es etwas mit E-Bikes sein sollte: „Die Emotionen, die Umweltfreundlichkeit, die Gesundheit – das vereint einfach ­alles, was mich bewegt, und dazu bin ich ein begeisterter E-Biker“. Kurz erwog er, auf der grünen Wiese ein neues Geschäft aufzubauen, aber „bei null anzufangen, ohne Kundenstamm, dazu hätte ich 20 Jahre jünger sein müssen.“

Volltreffer in der Nachfolgebörse

Eberhard stöberte in Unternehmensbörsen wie „Nexxt Change“. Vier Angebote kamen in die engere Auswahl, weil sie preislich und geografisch zu passen schienen. „Da habe ich einfach mal hingeschrieben“, erzählt er. Der Inhaber der ­E-Bike-Welt Stuttgart in Esslingen war der erste, der zurückrief.
Die „E-motion Die E-Bike Experten“ ist ein Franchisemodell. Zum Konzept gehört es, dass Interessenten erste einmal ein Praktikum machen können. Eberhard machte davon Gebrauch. „Alles klang sehr positiv, wenn auch nicht unkompliziert“, erinnert er sich. Einerseits, weil das Geschäft zwei Besitzer hatte, andererseits weil der Franchise-Geber mit ins Boot geholt werden musste, und weil es zwei Standorte gab.

Der zeitliche Vorlauf für eine Firmenübergabe ist nicht zu unterschätzen

Eineinhalb Jahre dauerte es, bis alles in trockenen Tüchern war. Am 1. April 2024 traf man sich beim Notar, am 1. August fing Eberhard als sein eigener Chef an. Bereut hat er die Entscheidung nicht, auch wenn sie eine große Veränderung bedeutet: „Aber ich war es schon immer gewohnt zu schaffen“, erklärt er und ist zuversichtlich, dass sich alles in die richtige Richtung entwickelt.
Fun fact: Auch hier wurden aus ­einem Familienunternehmen zwei, denn Eberhards Bruder führt heute den elterlichen Betrieb weiter.

So sichern Sie Ihr Lebenswerk – auch ohne familieninterne Nachfolge

Doch was wenn es keinen familien­internen Nachfolger gibt und erst recht nicht zwei? Auch dann kann ein Unternehmensübergang zukunftssicher und fair gelingen, wie das Beispiel von Peter Schäfer zeigt.
Lässig im blauen Polohemd und ganz entspannt sitzt der 67-Jährige am Konferenztisch. Es ist nicht sein Tisch, sondern der, an dem vor genau einem Jahr und einem Monat der Verkaufsprozess für sein Unternehmen begann, einen Murrtäler Entsorgungsdienstleister. Besitzer des Tisches ist Marc F. Bloksma, der sich mit seinem M&A-Beratungshaus Promecon auf mittelständische Betriebsübergänge spezialisiert hat.

So funktioniert professionelle M&A-Begleitung bei der Unternehmensnachfolge

Als Schäfer 65 wurde, beschloss er, es sei Zeit, sich zur Ruhe zu setzen. Er fragte in seinem beruflichen Netzwerk herum, ob jemand Interesse habe, den Betrieb zu kaufen, den sein Vater vor mehr als 40 Jahren gegründet hatte und den er selber später groß machte. Doch schnell merkte er, „allein schafft man das nicht. Schließlich verkauft man sein Unternehmen normalerweise nur einmal im ­Leben.“ So kam er zu Promecon.
Gerade noch rechtzeitig, denn kleine Unternehmen geben oft zu viele Informationen im Vorfeld eines Verkaufs preis, weiß Bloksma aus Erfahrung: „Ich habe schon erlebt, dass Mittelständler ihre ganzen Lieferanten- und Kunden­listen offengelegt und sich damit den Markt kaputt gemacht haben“.
Als Schäfer zu ihm kam, arbeitete der Promecon-Chef erst einmal heraus, ob sein Entschluss unumstößlich ­war: „Wenn sich nach drei Monaten herausstellt, dass doch nicht verkauft werden soll, da hat keiner was davon“, erklärt er. Schließlich komme es gar nicht so selten vor, dass Chefs zurückschrecken, wenn es ernst wird.

Der Nachfolgeberater hat eigene Nachfolge-Erfahrung

Bloksma hat dafür Verständnis, denn auch er stammt aus einer Unternehmerfamilie: Der Großvater führte einen Produktionsbetrieb, der Vater gründete Promecon. Sohn Marc studierte BWL und arbeitete danach international als Investmentbanker. „Die Formel 1 von M&A“ habe er während seiner Karriere erlebt. Als der Vater 2013 plötzlich starb, stellte sich auch ihm die Nachfolgefrage. Er beschloss ins Remstal zurückzukehren und seine Erfahrung an den Mittelstand weiterzugeben.

Unternehmensverkauf mit Herz und Verstand: Was Unternehmer von Peter Schäfer lernen können

Zum Beispiel an Peter Schäfer. Nachdem klar war, dass dessen Verkaufsentscheidung unumstößlich war, analysierte das Promecon-Team zunächst den objektiven Wert der Firma. Mit im Blick „ob man die Braut nicht noch etwas aufhübschen kann“. Konnte man. Schäfer hat deshalb noch einmal kräftig investiert.
Denn, das betont Bloksma mehrfach, es müssen echte Verbesserungen sein, ­keine kosmetischen Korrekturen: „Es ist essentiell, dass man ehrlich ist, denn darauf fußt alles. Wenn etwas nicht stimmt, ist das Vertrauen schnell weg“.

Verkaufen ohne Reue: Worauf es bei der externen Firmenübergabe ankommt

Als alles geklärt war, startete der Verkaufsprozess, bei dem Interessenten zunächst eine Vertraulichkeitserklärung abgeben mussten, bevor sie ein Informationsmemorandum beziehungsweise ein Expose erhielten. Allerdings kamen hierbei nur die Zahlen und Fakten auf den Tisch, die sie kennen mussten, um einen Katalog von zehn Fragen für die Kaufabsichtserklärung (Letter of Intent) zu beantworten.
Die Antworten entschieden darüber, wer in die engere Wahl kam. Diese Interessenten wurden „in den Datenraum für die Due Diligence reingelassen“. Heißt, sie erhielten entscheidungsrelevante Informationen über das Unternehmen.
Promecon führt dabei für ­jeden Einzelnen vorab eine Wettbewerbsanalyse durch, die auch Synergiepotenzial aufzeigt. Bei Schäfers Umweltdienstleiter waren zum Beispiel die Liegenschaften entscheidend, denn alle Genehmigungen hängen daran. Ein Käufer aus der Branche würde also einen viel größeren Mehrwert ­haben als Branchenfremde, was sich im Verkaufspreis niederschlug.

Die letzte große Entscheidung: Firma abgeben, aber richtig

Schäfer jedenfalls ist mit Ablauf und Ergebnis rundum zufrieden. Mit der Dauer von einem Jahr lag er genau im Schnitt, der Kaufpreis war „sportlich, aber knapp erreicht“, das prozentuale Erfolgshonorar kein Problem. Das ist auch Bloksma wichtig: „Durch den Mehrwert, den wir für die Mandanten erzielen, bezahlen wir uns quasi selber“, rechnet er vor.

Emotionale Klarheit & wirtschaftliche Sicherheit beim Firmenverkauf

Allerdings war das letzte Jahr ein absolutes Rekordjahr und wegen des parallel laufenden M&A-Prozesses für Schäfer auch mit vielen Emotionen verbunden. Dass er jetzt so entspannt dasitzt, liegt daran, dass er die freie Zeit seit der letzten Unterschrift richtig genossen hat. Ist ihm gar nicht langweilig? „Ich war gerade zum Skifahren“, erzählt er, „da war es schon komisch, dass das Handy nicht mehr klingelte“. Er fand das aber gut und überhaupt habe er genug Hobbys, die ihn erfüllen. Und auch der Golfkurs ist schon gebucht.
Man sieht: Es gibt sie also noch, die Menschen, die gern Verantwortung übernehmen und ein bestehendes Unternehmen in die Zukunft führen. Und andererseits hat die Welt noch viele schöne Seiten nach dem Ende der Unternehmerkarriere zu bieten.
Dr. Annja Maga für Magazin Wirtschaft, Sonderheft “Nachfolge”
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde in diesem Text nur die männliche Form gewählt
Pressemitteilung 4. Juni 2025

US-Zölle bremsen Baden-Württembergs wichtigsten Absatzmarkt

Jeder zweite Betrieb rechnet mit sinkenden Exporten - IHK-Umfrage: „Kosten werden die Konsumenten treffen“

Heute 20 Prozent, morgen 50? Das Hin und Her in der Zollpolitik des US-Präsidenten lässt die Unternehmen in Baden-Württemberg düster in die Zukunft blicken. Einer aktuellen IHK-Umfrage zufolge rechnet jedes zweite exportierende Unternehmen mit sinkenden US-Ausfuhren in den kommenden zwölf Monaten. 61 Prozent von ihnen gehen davon aus, dass die Zölle letztlich die Konsumenten treffen. Weitere 16 Prozent sagen, dass die eigene Gewinnspanne sinkt.
„Der Handelskonflikt mit den USA entwickelt sich für viele unserer Unternehmen zur permanenten Belastungsprobe – Investitionen werden verschoben, Lieferketten geraten ins Wanken und die Planbarkeit internationaler Geschäfte ist faktisch nicht mehr gegeben“, sagt IHK-Präsident Claus Paal. „Der Export war über Jahre ein stabiler Anker für unsere Unternehmen im Südwesten. Wenn er ins Wanken gerät, ist das ein Alarmsignal. Bei 34,8 Milliarden Euro Export in die USA steuern wir ohne politischen Kurswechsel auf einen immensen wirtschaftlichen Schaden zu.“

Produktion an US-Standorte verlagern

In der Umfrage, an der zwischen dem 22. April und 13. Mai 2025 gut 1250 Industrieunternehmen teilgenommen haben, wurden die Betriebe nach den Auswirkungen der amerikanischen Zollpolitik gefragt. Von denen, die dazu eine Aussage machen konnten, planen zehn Prozent, ihre Produktion teilweise an bestehende US-Standorte zu verlagern. Sechs Prozent davon wollen zusätzliche Produktionskapazitäten in den USA aufbauen. Knapp jeder vierte Industriebetrieb erwartet außerdem, dass Produkte aus Drittstaaten verstärkt auf den europäischen Markt kommen und Konkurrenz machen werden. Acht Prozent hoffen auf bessere Marktchancen in den USA.

„EU muss tragfähigen Kompromiss mit Washington finden“

„Das Fenster für eine diplomatische Lösung ist jetzt. Die EU muss geschlossen auftreten und einen tragfähigen Kompromiss mit Washington finden,“ mahnt der IHK-Präsident. „Unsere Betriebe brauchen Planungssicherheit, sonst geraten Lieferketten, Investitionen und Arbeitsplätze gleichermaßen unter Druck.“

Leichte Verbesserungen in der Eurozone – China bleibt schwach

Gleichzeitig gibt es vorsichtige Lichtblicke: Rund jedes vierte exportierende Industrieunternehmen rechnet mit steigenden Ausfuhren – vor allem in die Euro-Zone und nach Süd- und Mittelamerika. Das sind mit einem Prozentpunkt zwar nur minimal mehr als zu Jahresbeginn. Gleichzeitig ist aber der Anteil der Unternehmen, die von rückläufigen Exporten ausgehen, leicht gesunken: Aktuell erwarten 28 Prozent einen Rückgang, zu Jahresbeginn waren es noch zwei Prozentpunkte mehr. Das China-Geschäft bleibt jedoch schwach – jedes vierte Unternehmen geht dort weiterhin von Einbußen aus.

Hintergrund zur Umfrage:

Die Ergebnisse stammen aus einer Zusatzfrage innerhalb der Frühsommer-Konjunkturumfrage. Die Betriebe wurden gefragt, welche Auswirkungen sie auf die Exporte ihres Unternehmens erwarten, falls die protektionistische Außenhandelspolitik der USA fortgesetzt wird. Diese Fragen haben wir erstmals gestellt.