Wirtschaftspolitische Position der IHK Region Stuttgart

Integrierte Mobilität ermöglichen

Positionen:
  • Bei der Ausweisung und Realisierung neuer Gewerbegebiete sollte darauf geachtet werden, dass eine gute Einbindung in das Netz des öffentlichen Verkehrs (ÖV) den Einzugsbereich für Arbeitskräfte erhöht. Auch eine störungsfreie Erreichbarkeit durch direkte Autobahn-, ggf. auch Bundesstraßenanbindung erhöht den Einzugsbereich. Auch Wohnraum in der Nähe der Arbeitsstätte ist anzustreben.
  • Für stark frequentierte und nicht mit Schienenverbindungen versorgte Tangentialverbindungen in der Region Stuttgart plädiert die IHK dafür, den Einsatz von Expressbussen zu prüfen, wie dies auch der ÖPNV-Pakt für die Region Stuttgart vorsieht.
  • Bei der Neu- oder Überplanung von Gewerbegebieten sollte darauf hingewirkt werden, dass diese mit dem ÖPNV erreicht werden können. Unterstützend soll dabei auch auf das Fahrrad oder Pedelec zurückgegriffen werden können. Insbesondere dann, wenn die Standorte weniger gut mit dem ÖV erreichbar sind, sollte die Einrichtung zentraler Parkierungsanlagen mit Serviceeinrichtungen (z. B. Ladestationen für E-Fahrzeuge) bedacht werden. Mehrgeschossige Anlagen können den Flächenbedarf reduzieren.
  • Zur Reduzierung des Parkraumbedarfs an den Unternehmensstandorten können auch betriebliche Mobilitätskonzepte einen Beitrag leisten.
  • Die verstärkte Nutzung von ÖPNV, Fahrrädern, Mitfahrportalen, Car-Sharing und umweltfreundlichen Mobilitätsdienstleistungen sowie die Optimierung der CO2-Bilanz des Fuhrparks („CarbonFootprint“) und des Fuhrparkmanagements im Rahmen eines betrieblichen Mobilitätsmanagements in Städten und Unternehmen ist als Zukunftsaufgabe zu sehen, soweit dadurch das ÖPNV-System unterstützt werden kann.
  • Mobilitätsknoten können eine bessere Vernetzung zwischen ländlichem Raum und Kernregion/Mittelzentren bzw. Arbeitsplatzschwerpunkten herstellen. Ziel sollte es sein, an gut erreichbaren Punkten in den Kommunen die Mobilitätsangebote von Bahn, Bus, Rad, Carsharing etc. zu bündeln. Idealerweise ließen sich dort auch Mehrwertdienstleistungen der logistischen Ver- und Entsorgung aufgrund der fortschreitenden Paketisierung integrieren.


Hintergrund:

Rund 900.000 Menschen in der Region Stuttgart pendeln täglich zu ihrem Arbeitsplatz. Viele Fach- und Führungskräfte in Unternehmen in der Region Stuttgart akzeptieren dafür nicht mehr als 45 Minuten Fahrzeit. Diese Dreiviertelstunde bestimmt damit den Radius, in dem die Rekrutierung von Fachkräften besonders erfolgversprechend erscheint.
In der Region Stuttgart ist hier eine Zweiteilung festzustellen: Eine Erreichbarkeitsanalyse der IHK zu 48 Gewerbestandorten und Arbeitsplatzschwerpunkten in der Region zeigte, dass es vielfach noch immer der Pkw ist, der die Garantie für eine qualitativ gute Erreichbarkeit der Untersuchungsgebiete in der Fläche bietet. Vielfach fehlt hier eine leistungsfähige Anbindung mit dem ÖPNV. Dort, wo die Arbeitsplatzschwerpunkte an das S- und Stadtbahnnetz angebunden sind, ergeben sich dagegen achsenbezogen attraktive Reisezeiten.
Eine Alternative zur Fahrt mit dem eigenen Pkw und Ergänzung zum ÖV-Angebot stellen die „Auto zum Teilen“-Angebote dar. Stuttgart nimmt bei der Carsharing-Nutzung einen bundes-weiten Spitzenplatz ein.