Wirtschaftspolitische Position der IHK Region Stuttgart

Innovationsfinanzierung und Beteiligungen erleichtern

Positionen:
  • Gerade bei kleineren Unternehmen hat die Nutzung dieser Finanzierungsinstrumente in den letzten Jahren nachgelassen. Um die Inanspruchnahme von FuE-Förderdarlehen zu verbessern, sollten zusätzliche Anreizsysteme für die Durchleitung kleiner FuE-Förderdarlehen staatlicher Förderbanken durch die Hausbanken geschaffen werden, wie etwa höhere Durchleitungsmargen, einen Mindestbonus für die Hausbanken für die Abwicklung von Förderanträgen und schlankere Abwicklungsprozesse. Um aus Kosten/Aufwand-Nutzen-Sicht Förderprogramme interessant zu gestalten, sollten auch die Nachweispflichten in einer angemessenen Relation zu den Förderbeträgen stehen. Die durch Förderbanken bereitgestellten Förderdarlehen werden nicht in dem zu erwartenden Ausmaß abgerufen. Umfragen zeigen, dass nur jedes zweite befragte Unternehmen die Innovationsdarlehen der KfW-Bank (ERP-Programm) oder die Technologiefinanzierungsdarlehen der L-Bank kennt.
  • Um KMUs die Finanzierung ihrer FuE-Vorhaben zu erleichtern, sollte auch die Option einer Direktbeantragung durch die Unternehmen bei den Förderbanken geprüft werden. So sieht laut Unternehmensbefragung „Technologiepolitik in Baden-Württemberg“ ein deutlich größerer Teil der Unternehmen die Vergabe von Förderdarlehen für Innovationen über Förderbanken als sinnvoller gegenüber der Vergabe seitens der Hausbank an.
  • Die Möglichkeiten der kleinen und mittleren Unternehmen zur eigenkapitalwirksamen Beteiligungsfinanzierung sollten verbessert werden, beispielsweise indem der Zugang zu Beteiligungen der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft (MBG) erleichtert wird. Auch sollten neue Ansätze zur Absicherung von privaten und öffentlichen Beteiligungen an KMU geprüft und bei Eignung etabliert werden.
  • Die IHK Region Stuttgart begrüßt es, dass sich die Landesregierung für eine Stärkung des Wagniskapitals auf Landes- und Bundesebene einsetzen will. Der deutsche Wagniskapitalmarkt ist vergleichsweise schwach entwickelt, auch gibt es hierzulande relativ wenig so genannte Business Angels – mit nachteiligen Auswirkungen auf Unternehmensgründungen und Produktentwicklungen in der Hoch- und Spitzentechnologie.
  • Die IHK Region Stuttgart ermutigt die Landesregierung, eine Aufstockung des Wagniskapitalfonds bzw. dessen Weiterentwicklung zu einem Innovationsfonds BW zeitnah umzusetzen. Trotz Einrichtung eines VC-Fonds durch das Land Baden-Württemberg zeigt sich, dass heutzutage deutlich mehr Unternehmen den Zugang zu Beteiligungs- und Wagniskapital bemängeln, als es im Jahr 2010 noch der Fall war (2015: 35 %; 2010: 25 %). Der Bedarf ist also weiterhin deutlich bei den Unternehmen vorhanden, ausreichende Finanzierungsmöglichkeiten im Sektor des Wagniskapitals vorzufinden.
  • Es gilt, gesetzliche Hemmnisse für Investoren abzubauen und die steuerlichen Rahmenbedingungen für private Co-Investoren zu verbessern. Die Landesregierung sollte hierzu auf Bundesebene entsprechende Initiativen einleiten. Die Schaffung von Rechtssicherheit und die Vermeidung von Doppelbesteuerung für Wagniskapitalfonds sollten Bestandteil eines dringend erforderlichen Wagniskapitalgesetzes sein.

Hintergrund:

Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat die Eigenkapitalausstattung der Unternehmen belastet. Dies hatte negative Folgen für die Bonität vieler Betriebe, was die Versorgung mit Fremdkapital einschränkte. Die Basel-III-Richtlinien mit ihren verschärften Eigenkapitalanforderungen für Banken führten zu einer weiteren Limitierung der Kreditversorgung. Insbesondere hat die Bereitschaft der Banken nachgelassen, Projekte im Bereich Forschung und Entwicklung (aufgrund ihrer schlechten Prognostizier- und Bewertbarkeit und dem daraus resultierenden höheren Risiko) zu finanzieren. Es ist bis heute zu spüren, dass sich die Akquise von Fremdkapital für Innovationsvorhaben deutlich schwieriger gestaltet und deren Beantragungsprozesse deutlich langwieriger sind. Laut Unternehmensbefragung „Technologiepolitik in Baden-Württemberg“ sieht fast jedes zweite befragte Unternehmen (45 %) im schwierigen Zugang zu Fremdkapital ein strukturelles Hemmnis. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU), welche zahlreich in der Region Stuttgart vertreten sind, sind hierdurch in ihren Innovationsanstrengungen behindert, da dies unnötig Kapazitäten bindet und Innovationsvorhaben verzögert werden, was in der Folge auch negative Auswirkungen auf ihre Konkurrenzfähigkeit hat. Zudem besteht die Gefahr, dass auch die vielen innovativen und als zukunftsfähig eingestuften Unternehmen der Region Stuttgart keine ausreichende Finanzierung erhalten, um notwendige Projekte realisieren zu können.
Technologieorientierte Unternehmen und Startups, insbesondere im Hochtechnologiebereich, benötigen zudem spezielle Finanzierungs- und Beteiligungsformen, die dem höheren Risiko und benötigtem Finanzumfang gerecht werden. Hier ist das Angebot in Deutschland im Vergleich zu anderen Hochtechnologienationen deutlich schwächer entwickelt und die Rahmenbedingungen weniger investorenfreundlich. Insbesondere innovationsstarke Regionen wie die Region Stuttgart sind hiervon negativ betroffen.