Wirtschaftspolitische Position der IHK Region Stuttgart

Arbeitsmärkte deregulieren, mehr Chancen für Beschäftigung schaffen

Positionen:
  • Zwischen einem flexiblen Arbeitsmarkt und der Belastung der Wirtschaft durch die Kosten sozialer Absicherung sollte eine bessere Balance gefunden werden. Vor weiteren Belastungen von Unternehmen durch die Sozialversicherungen sollte gegebenenfalls eine Kompensation aus dem allgemeinen Haushalt in Betracht gezogen werden.
  • Da trotz aller Qualifizierungen auch in Zukunft eine große Zahl von gering qualifizierten Menschen „einfache“ Arbeitsplätze benötigt, setzt sich die die Wirtschaft dafür ein, die Einstiegshürden in den Arbeitsmarkt so gering wie möglich zu halten. Als Mittel bieten sich vor allem für Langzeitarbeitslose, Geringqualifizierte und Jugendliche insbesondere die zeitliche Befristung von Arbeitsverträgen und die Zeitarbeit an. Beschränkungen sollten lediglich zur Abwehr von Missbrauch vorgesehen werden.
  • Flexible Kündigungsschutzregeln und mehr Möglichkeiten zur Nutzung alternativer Beschäftigungsformen könnten einen wichtigen Beitrag für mehr Beschäftigung leisten, insbesondere wenn eine gute Auftragslage spontane Einstellungen nahelegen würde.
  • In Europa sollte in der Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik das Subsidiaritätsprinzip gelten. Auf bestehende nationale Absicherungssysteme wie in Deutschland sollte nach Meinung der Wirtschaft Rücksicht genommen werden.



Hintergrund:

Vom Arbeitsmarkt ist die Wirtschaft in mehrfacher Hinsicht betroffen:
Zum einen müssen die Unternehmerinnen und Unternehmer dort in ausreichender Zahl die benötigten Arbeitskräfte finden, um am Standort wirtschaftlich erfolgreich arbeiten zu können. Zum anderen drohen der Wirtschaft – wegen der Koppelung der sozialen Absicherung gegen Arbeitslosigkeit, Gesundheitskosten, Pflegebedürftigkeit und für eine Altersrente durch lohnabhängige Beiträge - bei höheren Arbeitslosenzahlen höhere Lohnnebenkosten.
Infolgedessen wird jede Entwicklung des Arbeitsmarkts von der Wirtschaft mit ganz besonderer Aufmerksamkeit verfolgt.
Der Wirtschaftsraum und der Wohlstand in der Region sind geprägt von länderübergreifend oder gar weltweit operierenden Unternehmen, die ihre Betriebsstätten nicht zwingend in Deutschland ansiedeln müssen. Eine Entscheidung für Deutschland im Allgemeinen und für den IHK-Bezirk im Speziellen kann durch Defizite auf dem Arbeitsmarkt und stärkere Belastungen der Unternehmen durch Sozialversicherungsbeiträge nachteilig beeinflusst werden.
Trotz der positiven Entwicklungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt in den vergangenen Jahren haben einige Personengruppen nach wie vor große Probleme, eine Beschäftigung zu finden. Dazu zählen insbesondere gering qualifizierte Arbeitskräfte, deren Produktivität so gering ist, dass die häufig politisch festgelegte Lohnhöhe (Mindestlohn) den zu erwartenden Nutzen übersteigt und sich eine Beschäftigung für die Unternehmen aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht lohnt. Hinzu kommt, dass Unternehmen ihre personalpolitischen Entscheidungen unter langfristigen Aspekten treffen. Ein Beschäftigungsaufbau wird in konjunkturell guten Zeiten nur erfolgen, wenn die Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt es zulassen, die personellen Kapazitäten in schlechteren Zeiten wieder an die Nachfrage anzupassen. Unternehmen planen daher Investitionen und Beschäftigung umso zurückhaltender, je stärker die Arbeitsmärkte reguliert werden.