Pressemitteilung vom 30.03.2017

IHK: Stuttgart braucht zukunftsfähiges Mobilitätskonzept

Rosensteinquartier als Testfeld für Nachhaltigkeit
„Was Stuttgart braucht, ist ein zukunftsfähiges und nachhaltiges Gesamtkonzept für moderne Mobilität“, bringt Marjoke Breuning, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart, die Erwartungen der Wirtschaft an die Landeshauptstadt auf den Punkt. Als Pionierregion des Fahrzeugbaus und international führender Innovationsstandort müssten sich die Verantwortlichen, zu denen Breuning neben Verwaltung und Politik auch die ansässigen IHK-Mitgliedsbetriebe zählt, den aktuellen und künftigen Herausforderungen stellen. „Wir alle wollen saubere Luft“, so die IHK-Präsidentin. „Die bekommen wir nicht allein durch Fahrverbote. Wir brauchen für Stuttgart ein mittel- und langfristiges Konzept und ein gemeinsames Ziel, das wir Schritt für Schritt erreichen. Aus meiner Sicht kommt dies in der gegenwärtigen Debatte zu kurz.“
Um das Konzept zu entwerfen, müsse man Visionen entwickeln und die richtigen Fragen stellen, sagt Marjoke Breuning. Was wäre, wenn im Jahr 2030 in der Kerninnenstadt so gut wie kein Individualverkehr mit Verbrennungsmotor mehr stattfinden und der Lieferverkehr über moderne, emissionsarme Logistik-lösungen abgewickelt würde? Was wäre, wenn aus Stuttgart das Modell einer Großstadt werden würde, in der saubere Luft, gute, leichte und praktikable Erreichbarkeit, modernste Logistik, hohe Aufenthaltsqualität und Einkaufserlebnis kein Gegensatz mehr wären? Das Rosensteinviertel könnte dafür ein Testfeld sein. Auf einer überschaubaren Fläche könnte man hier beispielhaft umsetzen und ausprobieren, was nach und nach in der ganzen Landeshauptstadt und vielleicht in weiten Teilen der Region zur Anwendung kommen könnte.
Wie kürzlich der Stuttgarter Gemeinderat hat auch die IHK schon einiges an Vorarbeit für die Zukunft geleistet und vor einiger Zeit Handlungsvorschläge unterbreitet. Dazu gehören neben innovativen, von einer Leitzentrale beeinflussbaren Ampelsteuerungen, moderner Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge, guter Vernetzung der öffentlichen und individuellen Verkehrsmittel, Paketstationen für dezentrale Logistiksysteme, flächendeckender Glasfaserversorgung und Straßen mit Flüsterasphalt auch innovative Transportsysteme, wie zum Beispiel unterirdische Fahrrohrleitungen.
Auch müsse die Förderung von Elektrofahrzeugen, wie Elektrotaxi-Förderprogramme, wieder aufgenommen werden. Auch der Ausbau des Park-and-Ride-Angebots mit guter Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sollte aus Sicht der IHK-Präsidentin zügig vorangetrieben werden. Von großer Bedeutung sei ebenso der Ausbau des ÖPNV-Angebots. Dazu gehörten S-Bahn-Tangentiallinien, um Kapazitäten auf der Stammstrecke zu schaffen sowie Ergänzungsangebote durch Busverkehre – bedarfsweise in Form von Schnell- oder Direktbussen.
Breuning: „Zunächst müssen die gesetzlichen Schadstoffgrenzwerte eingehalten werden. Dafür wird man wohl auch um Restriktionen nicht gänzlich herumkommen. Unser Wirtschaftsleben sollte aber möglichst keinen Beschränkungen unterliegen. Die Erreichbarkeit und die Versorgung der Kerninnenstadt mit Waren und Dienstleistungen müssen gesichert sein. Dafür bedarf es entsprechender Ausnahmen von Fahrverboten.“
Das Land werde dafür die Regelungen festlegen, die Stadt wiederum muss diese umsetzen. Und dies hieße auch, dass Unternehmen, die berechtigterweise eine Ausnahmeregelung beantragen, auch in akzeptabler Zeit eine Antwort bekommen. Die Stadt müsse sich hier rechtzeitig für eine große verwaltungstechnische Herausforderung wappnen, fordert die IHK-Präsidentin und appelliert: „Wir müssen alle an einem Strang ziehen, sonst kommen wir nicht weiter.“

IHK-Studie „Innenstadtlogistik mit Zukunft“