IHK-Pressemitteilung vom 30.06.2017

Bündnis für Mobilität und Luftreinhaltung greift zu kurz

Lob für Abriss der Auffahrt an der Friedrichswahl
Für die Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart greifen die Maßnahmen im „Bündnis für Mobilität und Luftreinhaltung“ für die Landeshauptstadt Stuttgart zu kurz. „Es fehlen Vorschläge und Ideen, wie der Wirtschaftsverkehr bei der innerstädtischen Warenversorgung optimiert werden könnte“, meint Andreas Richter, Hauptgeschäftsführer der IHK.  Als Beispiele nennt er den Aufbau neuer Infrastrukturen für den Lieferverkehr oder die Modifizierung der Lieferzeitfenster in Fußgängerzonen mit dem Ziel, Emissionen und Fahrten zu verringern. Entsprechende Pläne des Arbeitskreises Innenstadtlogistik, den die IHK initiiert hatte, lägen bei der Stadt bereits auf dem Tisch.
Insbesondere sogenannte Urban-Hubs, also Knotenpunkte für die Auslieferung oder Abholung von Paketen, hätte die Stadt in ihren Maßnahmen- und Ideenkatalog aufnehmen können. „Die Feinverteilung von Sendungen bis zum Empfänger, also die ‚Letzte Meile‘, darf man hinsichtlich der Emissionen nicht unterschätzen“, betont Richter. Hier hätte die Stadt mit einem zusätzlichen Pilotprojekt ansetzen können.
Als weiteren Punkt fehlt der IHK eine belastbare statistische Erhebung, wo und wie welcher Wirtschaftsverkehr in Stuttgart stattfindet. Eine solche Untersuchung sei mehr als überfällig und sollte von der Stadt endlich in Auftrag gegeben werden, so Richter.
Die IHK hatte in ihrer jüngsten Studie zu den Stau-Ursachen mehrere Vorschläge zur Vermeidung von Unfällen und zur Ver¬flüssigung des Verkehrs gemacht. Davon sei zumindest der jetzt geplante Abriss des Auffahrtsbauwerks der B27 an der Friedrichswahl in Zuffenhausen und der Neubau einer direkten Straßenverbindung aufgenommen worden. „Hier muss in den nächsten Jahren wesentlich mehr getan werden“, sagt der IHK-Hauptgeschäftsführer. Als Beispiele nennt er eine zusätzliche Filderauffahrt oder eine Verbindung zwischen dem Raum Ludwigsburg/Kornwestheim und dem Raum Waiblingen/Fellbach. Dies würde für die dringend notwendige Entlastung der Landeshauptstadt sorgen. Vor allem die Filderauffahrt würde zusammen mit einem Ausbau der A8 Verkehre um den Talkessel herumführen und zu einer Reduzierung der Emissionen in diesem besonders problematischen Bereich beitragen.
Positiv bewertet die IHK die geplante Machbarkeitsstudie für einen „Ostheimer Tunnel“ und einen „Zero-Emission-Tunnel“ parallel zum Wagenburgtunnel, da dies eine Entlastung des Neckartorabschnitts der B14 verspricht.
Mit großem Interesse wird die IHK die Einführung einer Pilot-Bus-Linie „P“ mit „Zero-Emission“ zwischen der Innenstadt und Bad Cannstatt verfolgen. Damit werde der seit langem von der IHK vorgeschlagene Ansatz aufgegriffen, Buslinien so aufzuwerten, dass sie als Teil eines hochwertigen ÖPNV-Systems wahrgenommen werden, ohne auch nur annähernd die Investitions- und Betriebskosten eines Schienenverkehrs zu verursachen. Allerdings müsse man auch im Blick haben, dass solche Busse zumindest teilweise auf eigenen Fahrspuren unterwegs sein müssten – zulasten der Straßenkapazität für andere Verkehrsteilnehmer. Außerdem sei es bedauerlich, dass erst jetzt auf Busse mit der neuesten Technologie umgestellt werden solle. Schließlich spielten die Busverkehre der SSB bislang eine bedeutende Rolle als Emissionsverursacher. Deren Fahrzeugpark werde aufgrund der hohen Laufleistung für fünf bis sechs Prozent der gesamten Stickoxidemissionen im Talkessel verantwortlich gemacht. Richter: „Stuttgart selbst hätte es somit seit Jahren in der Hand gehabt, einen eigenen wichtigen Beitrag für die Luftreinhaltung in der Stadt zu erbringen, hat diesen Schritt aber offenbar allein aus Kostengründen nicht getan.“
Die IHK hält die Optimierung der Verkehrsführung und des Verkehrsflusses für einen wichtigen Faktor bei der Schadstoffreduzierung. Daher sei der Ausbau der Integrierten Verkehrsleitzentrale (IVLZ) ein wichtiger Schritt, zumal die IVLZ zum Teil immer noch „blind“ für einige Stellen im Stadtgebiet sei. Daher sei auch die Erneuerung der sogenannten Netzbeeinflussungsanlage Nord zu begrüßen, da das System nach zehn Jahren technisch erneuerungsbedürftig sei.
Zur Idee einer Seilbahn als Teil des ÖPNV im Bereich Vaihingen meint Richter: „Unter Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten und für das Standortimage kann eine Luftseilbahnen interessant sein“. Es bleibe jedoch die Frage, ob im Bereich der Nord-Süd-Straße am Rand des Gewerbegebiets Vaihingen/Möhringen ausreichend Parkflächen ausgewiesen und gebaut würden und ob die potenzielle Nutzer bereit wären, wegen weniger hundert Meter umzusteigen. Unter Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten sollten daher auch Alternativen wie ein verbessertes Busangebot geprüft werden. Zudem dürfe nicht übersehen werden, dass für die Anbindung des Gewerbegebiets Vaihingen/Möhringen vor allem auch die Kapazitätserweiterung auf der Nord-Süd-Straße bis zur A8 dringend notwendig wäre.