Handel, Frühsommer 2023: Die Kundschaft bleibt aus, Aufträge brechen ein
Im vergangenen Jahr und in den vergangenen Monaten waren die hohen Strom- und Energiepreise der ausschlaggebende Treiber für die hohe Inflation. Besonders stark betroffen von Preissteigerungen waren Güter, die in ihrer Herstellung energieintensiv sind. Dazu gehören unter anderem Nahrungs- und Genussmittel, aber auch andere Hersteller, wie die Metallverarbeitung und -erzeugung sind von Preissteigerungen betroffen. Diese können nicht immer oder nur zum Teil an Kunden weitergegeben werden. Zudem belasten die hohen Gas- und Strompreise die privaten Haushalte direkt und schmälern das Budget für andere Ausgaben. Die Kaufkraftzurückhaltung ist im Einzelhandel spürbar. 77 Prozent der Unternehmen bewerten das Kaufverhalten als zurückhaltend - zum Jahresbeginn 2023 waren es 60 Prozent. Auch der Großhandel spürt die schwächelnde Konjunktur in der Industrie. Jeder dritte Großhändler meldet das der Bestelleingang fallend ist.
Den Einzelhandel trifft die aktuelle wirtschaftliche Situation besonders hart. Die letzten Jahre Corona-Pandemie hat bei den Einzelhändlern tiefe Spuren hinterlassen. Verschiedene Lockdownphasen und Corona-Einschränkungen haben dem Geschäft geschadet. Viele haben in dieser Zeit ihre Eigenkapitalreserven aufgebraucht. Jedoch kann sich der Einzelhandel von dieser Zeit nicht erholen, da die hohen Energiekosten den Ertrag schmälern. Die hohen Energiepreise werden von 66 Prozent der Einzelhändler als Geschäftsrisiko wahrgenommen. Die fehlenden Kunden in den Geschäften (Inlandsnachfrage) sehen 70 Prozent der Unternehmen als ein Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung gesehen. Außerdem fehlt es dem Einzelhandel weiterhin auch an Fach- und Arbeitskräften, die während der Corona-Pandemie in krisensichere Branchen gewechselt sind.
Der Indikator der aktuellen Geschäftslage beim Einzelhandel sinkt von 12 Punkten zum Jahresbeginn 2023 auf 2 Punkte im Frühsommer 2023 ab. 20 Prozent der Einzelhändler bewerten ihre Geschäftslage als gut und circa 17 Prozent bewerten diese als schlecht. Auch der Umsatz ist im Vergleich zum Jahresbeginn 2023 weiter eingebrochen. Nur noch 24 Prozent haben einen höheren Umsatz im Vergleich zum Frühsommer 2022- zum Jahresbeginn 2023 waren es noch 33 Prozent.
Eine baldige Besserung der Situation erwarten die Einzelhändler nicht. Der Erwartungsindikator kann im Vergleich zum Jahresbeginn 2023 wieder zulegen, jedoch bleibt er weiterhin im Minus. Der Indikator steigt von –33 Punkten auf –26 Punkte an. Wie zum Jahresbeginn 2023 erwarten 7 Prozent der Unternehmen bessere Geschäfte und 33 Prozent der Unternehmen eine Verschlechterung der Geschäfte.
Der hohe Kostendruck und die Kaufzurückhaltung der Kunden haben auch negative Auswirkungen auf die Investitionsvorhaben. Nur 15 Prozent der Unternehmen beabsichtigen höhere Investitionen, 42 Prozent werden gleich viel investieren, 23 Prozent werden Investitionen verringern und keine Investitionen tätigen 20 Prozent.
Der Großhandel konnte bis vor wenigen Monaten noch gute Geschäfte aufweisen. Allerdings schlägt sich die Kaufkraftzurückhaltung und auch die schwächelnde Industrie bei den Großhändlern durch. Im produktionsverbundenen Großhandel melden 35 Prozent der Unternehmen, dass die Tendenz im Bestelleingang fallend ist. Beim Konsumnahen Großhandel sind es 11 Prozent. Die Inlandsnachfrage ist mit 70 Prozent Nennungen das Toprisiko der Branche. Der Lageindikator sinkt im produktionsnahen Großhandel von 40 Punkten auf 22 Punkte im Frühsommer 2023. Beim konsumnahen Großhandel ist der Abschwung nicht ganz so drastisch – der Indikator fällt um 2 Punkte auf 29 Punkte ab.
Trotz den negativen Tendenzen im Bestelleingang, blicken die konsumnahen Großhändler optimistisch in die Zukunft. 29 Prozent erwarten bessere Geschäfte - da sind 11 Prozentpunkte mehr als zum Jahresbeginn 2023. Nur noch 8 Prozent erwarten schlechtere Geschäfte.
Weniger optimistisch sind hingegen die produktionsnahen Großhändler. Nur noch 16 Prozent erwarten eine Verbesserung der Geschäfte - zum Jahresbeginn 2023 waren es noch 24 Prozent. Der Indikator steigt leicht von –2 Punkten auf 0 Punkte an.