Konjunktur Region Stuttgart

Handel, Jahresbeginn 2024: Niedriger Konsum und schlechter Bestelleingang

Die Inflation und die allgemeinen Preissteigerungen der vergangenen Monate haben bei den privaten Haushalten zu Reallohnverlusten geführt. Die Inflationsausgleichsprämien oder die Anhebung des Mindestlohns konnte die Verluste nur wenig abdämpfen. Dementsprechend gering ist die Konsumfreudigkeit im Handel: Dreiviertel der Einzelhändler bewerten das Kaufverhalten als zurückhaltend. Auch der Großhandel, der sowohl am privaten Konsum als auch an der Industrieproduktion hängt, meldet eine Verschlechterung im Bestelleingang. Mehr als die Hälfte der Großhändler bemerken eine fallende Tendenz bei den eingehenden Bestellungen, besonders im produktionsnahen Großhandel ist die konjunkturelle Abkühlung in der Industrie spürbar.
Der Lageindikator im Großhandel fällt im Vergleich zum Herbst 2023 um 13 Punkte auf -14 Punkte zum Jahresbeginn 2023. Circa 16 Prozent der Großhändler bewertet ihre Geschäftslage als gut und 30 Prozent als schlecht – das ist ein Anstieg um 11 Prozentpunkte. Die wirtschaftliche Lage hat sich vor allem im produktionsnahen Großhandel verschlechtert. Jeder dritte Großhändler befindet sich in einer schlechten Geschäftslage.  
Verschlechterung der Standortqualität und die Konkurrenz durch den Online-Handel machen den Einzelhändlern zu schaffen. Der Lageindikator sinkt um 4 Punkte auf –17 Punkte zum Jahresbeginn.  Circa 15 Prozent der Einzelhändler melden eine gute Geschäftslage, 32 Prozent eine schlechte.  
Das Toprisiko bei den Händlern bleibt die geringe Inlandsnachfrage: 8 von 10 Großhändlern und dreiviertel der Einzelhändler sehen hierbei ein Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden 12 Monaten. Im Einzelhandel wurden zudem hohe Arbeitskosten (65 Prozent) als Risiko öfter genannt und ist damit auf Platz 2 der Geschäftsrisiken. Der Fachkräftemangel wurde aufgrund der konjunkturellen Schwäche im Vergleich zum Herbst 2023 deutlich weniger genannt, bleibt jedoch für jeden zweiten Einzelhändler ein Geschäftsrisiko. Bei den Großhändlern ist dieses Risiko eher in den Hintergrund gerückt. So gaben im Herbst 2023 noch 63 Prozent der Großhändler den Fachkräftemangel als Geschäftsrisiko an; zum Jahresbeginn 2024 sind es nur noch 35 Prozent. Die hohen Energiepreise werden jedoch sowohl im Einzelhandel (57 Prozent) und im Großhandel (61 Prozent) als Geschäftsrisiko relativ häufig genannt.
Die Geschäftserwartungen für die kommenden 12 Monate fallen mit Blick auf den schlechten Bestelleingang und die geringe Kaufkraft immer noch sehr trüb aus. Die Unternehmen des Großhandels sind im Vergleich zum Herbst 2023 zwar etwas optimistischer geworden, jedoch bleiben die Erwartungen im Saldo negativ. 21 Prozent der Großhändler erwarten bessere Geschäfte - das sind 13 Prozentpunkte mehr als im Herbst. Allerdings erwartet circa jedes dritte Unternehmen schlechtere Geschäfte. Im Einzelhandel haben sich die Erwartungen kaum verbessert. Der Indikator liegt mit -30 Punkten deutlich im Minus.  
Die schlechten Erwartungen bei der Geschäftsentwicklung wirken hemmend auf die Investitionsbereitschaft der Händler. In den kommenden 12 Monaten planen nur 14 Prozent der Einzelhändler höhere Investitionen, im Großhandel sind es 15 Prozent. Zumindest im Großhandel sind die Investitionspläne etwas gestiegen – der Indikator hebt um 13 Punkte auf -11 Punkte zum Jahresbeginn an.  
Die Beschäftigungspläne bleiben zurückhaltend. Im Großhandel erwarten nur 4 Prozent eine steigende Beschäftigtenzahl, 78 Prozent eine gleichbleibende und 18 Prozent erwarten geringere Beschäftigung. Bei den Unternehmen des Einzelhandels sind es nur 3 Prozent, die eine steigende Beschäftigung erwarten, 62 Prozent erwarten eine gleichbleibende Beschäftigung und 36 Prozent erwarten eine fallende Beschäftigung.