Konjunktur Jahresbeginn 2024

Dienstleistungen Jahresbeginn 2024: Der Hoffnungsschimmer

Bei den Unternehmen der Dienstleistungsbranche gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer: Die Geschäftslage hat sich im Vergleich zur vorherigen Konjunkturumfrage im Herbst 2023 verbessert. Der Indikator steigt von 29 Punkten auf 32 Punkte an. Zugpferd bei den Dienstleistern sind Unternehmen der kaufmännischen, rechtlichen und technischen Beratung, die von konjunkturellen Schwankungen eher weniger stark betroffen sind. Auch Finanzdienstleister und das Kreditgewerbe scheinen sich an die Zinswende gewöhnt zu haben und konnten ihre Geschäftslage im Vergleich zur vorherigen Konjunkturumfrage verbessern. Ganz im Gegensatz zu Unternehmen des Verkehrs- oder Gastgewerbes. Beide Branchen werden derzeit mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert: Nicht wettbewerbsfähige Energiekosten, Fach- und Arbeitskräftemangel und höhere Kosten wegen der Mehrwertsteueranhebung oder der Verschärfung der LKW-Maut.
Neben der gestiegenen Geschäftslage hat sich auch die Ertragslage bei den Dienstleistern verbessert. Der Indikator steigt von 17 Punkten im Herbst 2023 auf 20 Punkte zum Jahresbeginn 2024 an. Das Auftragsvolumen bleibt im Schnitt mit 2 Punkten leicht positiv. Wobei jeder vierte Dienstleister eine sinkende Nachfrage verzeichnet.  
Die Reihenfolge der Risiken hat sich nicht verändert: Der Fachkräftemangel bleibt mit 64 Prozent das Toprisiko der Branche. Besonders im Transport- und Verkehrsgewerbe wird händeringend nach Arbeitskräften gesucht. Dreiviertel der Unternehmen des Verkehrsgewerbes sieht hierbei ein Geschäftsrisiko. Die allgemein schwache Konjunktur führt bei den Dienstleistungsunternehmen dennoch zur Besorgnis bezüglich der Inlandsnachfrage. Circa 60 Prozent sehen hierbei ein Risiko für die kommenden 12 Monate. Die hohe Inflation und der Fachkräftemangel üben Druck auf Löhne und Gehälter aus. 59 Prozent der Unternehmen sorgen sich über steigende Arbeitskosten.  
Im Schnitt bleiben die Erwartungen für die kommenden 12 Monate positiv. Jedes vierte Unternehmen erwartet bessere Geschäfte und nur circa 22 Prozent erwarten eine schlechtere Entwicklung. Anders als in Branchen wie Industrie, Bau oder Handel ist die Investitionsbereitschaft deshalb weniger gehemmt. Ganz im Gegenteil: Der Indikator der Inlandsinvestitionen steigt von -3 Punkten auf 11 Punkte zum Jahresbeginn 2024 an. Hauptmotive für Investitionen bleiben Digitalisierung (63 Prozent), Ersatzbedarf (61 Prozent) und Innovationen im Service und Vertrieb (35 Prozent).  
Auch die Beschäftigungserwartungen bleiben im Saldo positiv: 24 Prozent der Unternehmen erwarten eine steigende Beschäftigtenzahl, circa 21 Prozent eine sinkende.

Einblick in ausgewählte Branchen aus dem Dienstleistungsgewerbe:

Die Erholung im Hotel- und Gastgewerbe wird zunächst ausgebremst. Mehrere Kostenfaktoren belasten den Ertrag: Zum 1. Januar wurde die Mehrwertsteuer auf Speisen wieder auf 19 Prozent angehoben. Hotels und Gastronomen fürchten sich vor der Reaktion der Gäste, wenn die Preise für Speisen um die entsprechenden Prozentsätze angehoben werden muss. Und das ist nicht der einzige Grund für Preissteigerungen: Ebenfalls zum 1. Januar ist der Mindestlohn von 12 Euro auf 12,41 Euro angestiegen. Was besonders das Gastgewerbe betrifft, da diese Branche traditionell angelernte Aushilfskräfte beschäftigt. Zusammen mit den (zu hohen) Energiekosten, die von 9 von 10 Unternehmen ein Geschäftsrisiko darstellt, führt das bei 38 Prozent der Unternehmen zu einer schlechten Ertragslage. Einzig die Geschäftserwartungen für die kommenden 12 Monate sehen etwas optimistischer aus: 37 Prozent der Unternehmen erwarten bessere Geschäfte, nur 21 Prozent schlechtere. Der Grund für den Optimismus könnte die kommende Fußball-EM sein, bei der Stuttgart ein Austragungsort ist. Hotels und Gastronomien erwarten deshalb belebtere Innenstädte und ein Anziehen des Konsums.  
Das Transport- und Verkehrsgewerbe wird auch mit mehreren Herausforderungen gleichzeitig konfrontiert. Von der schwachen Nachfrage in der Industrie sind auch die Logistiker betroffen, die sich vor- und nachgelagert in der Wertschöpfungslette befinden. 40 Prozent der Unternehmen geben an, dass die Tendenz im Auftragseingang gesunken ist. Und auch der Indikator der Ertragslage sinkt von 16 Punkten auf 0 Punkte ab. Vor allem die Verschärfung der LKW-Maut und die CO2-Bepreisung, die wegen des Mangels an Alternativen nicht umgangen werden kann, schlagen auf die Gemüter der Unternehmen. Das spiegelt sich auch in den Geschäftsrisiken wider: Mehr als jedes zweite Unternehmen sieht bei der aktuellen Wirtschaftspolitik ein Geschäftsrisiko. Wegen der nicht wettbewerbsfähigen Energiepreise, des Fachkräftemangels und der überlastenden Bürokratie sehen viele Unternehmen den Industriestandort Region Stuttgart in Gefahr. Die Geschäftserwartungen für die kommenden 12 Monate sind deshalb sehr ernüchternd: 45 Prozent der Unternehmen erwarten eine weitere Verschlechterung der Geschäfte, nur 8 Prozent erwarten bessere.  
Die Finanzdienstleister und das Kreditgewerbe erleben wieder ein konjunkturelles Hoch. Die von der europäischen Zentralbank eingeführte Zinswende bedeutet für die Finanzdienstleister eine Ertragswende: Spareinlagen und Tagesgelder sind für Banken wieder rentabler. Jedoch ist die Nachfrage nach Krediten in den vergangenen Monaten stark zurückgegangen. 57 Prozent befinden sich in einer guten Geschäftslage, 43 Prozent melden eine befriedigende Geschäftslage und kein Unternehmen hat eine schlechte Geschäftslage gemeldet. Das Toprisiko der Branche bleibt mit 86 Prozent der Nennungen der Fachkräftemangel.