Konjunktur Frühsommer 2023

Baugewerbe, Frühsommer 2023: Mit mehreren Krisen gleichzeitig konfrontiert

Die Bauwirtschaft in der Region Stuttgart wird mit mehreren Krisen gleichzeitig konfrontiert. Die EZB hat in Reaktion auf die hohe Inflation den Leitzins in mehreren Schritten erhöht. Das führt zu einer Verteuerung der Kredite. Hinzukommen die hohen Energiepreise, die vor allem die Herstellungskosten von Baumaterialien verteuert. Somit sind nicht nur die Baukosten sehr teuer geworden, sondern auch die Finanzierungsbedingungen für Bauvorhaben erschwert. Die gute wirtschaftliche Lage beruht auf den noch vorhandenen Aufträgen. Der Lageindikator steigt leicht um 1 Punkt auf 29 Punkte an. 40 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Geschäftslage als gut, 12 Prozent als schlecht – 8 Prozentpunkte mehr als zum Jahresbeginn 2023. 
Grafik: Konjunkturindikatoren Bauindustrie
Die hohen Baukosten schmälern den Ertrag: Nur noch 17 Prozent der Unternehmen haben eine gute Ertragslage – circa 9 Prozentpunkte weniger als zum Jahresbeginn 2023. Eine schlechte Ertragslage haben 19 Prozent der Unternehmen – zum Jahresbeginn 2023 waren es nur 13 Prozent.  
Die unterschiedlichen Krisenherde haben auch negative Effekte auf den Auftragseingang und die Bauproduktion. Jedes dritte Unternehmen gibt an, dass die Bauproduktion gefallen ist. Den derzeitigen Auftragseingang als fallend melden 43 Prozent der Bauunternehmen. Vor allem im privaten Wohnbau gibt es Einbußen. Hier melden 86 Prozent der Unternehmen, dass der Auftragseingang fallend ist.  
Durch die Entspannungen am Energiemarkt in den letzten Monaten sind die Energiekosten vom ersten Platz der Geschäftsrisiken auf den zweiten Platz gerutscht. Zum Jahresbeginn 2023 sahen noch 81 Prozent der Unternehmen hierbei ein Risiko, im Frühsommer 2023 sind es 61 Prozent. Im Frühsommer 2023 befindet sich auf Platz 1 der Geschäftsrisiken der Fachkräftemangel. 85 Prozent der Bauunternehmen sehen ein Geschäftsrisiko beim Fachkräftemangel für die kommenden 12 Monate. Platz 3 teilen sich Rohstoffkosten und die Inlandsnachfrage. Wobei der Trend bei der Inlandsnachfrage zunehmend und bei den Rohstoffkosten abnehmend ist. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine gab es vergangenen Jahr massive Lieferkettenstörungen, die die Preise für Rohstoffe nach oben getrieben haben. 
Die Zukunftsaussichten im Baugewerbe bleiben getrübt. 42 Prozent erwarten eine Verschlechterung der Geschäfte, nur 8 Prozent eine Verbesserung. Der Erwartungsindikator steigt leicht von –44 Punkten auf –35 Punkte an, bleibt jedoch deutlich im negativen Bereich.