Region Stuttgart, Jahresbeginn 2025
Industrie stellt kaum noch ein
Die schwache Konjunktur zeigt zunehmend Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Die Beschäftigungserwartungen für die nächsten zwölf Monate haben sich branchenübergreifend weiter verschlechtert. Insbesondere Industrieunternehmen rechnen mit einem Rückgang der Beschäftigtenzahl. Der Indikator fällt im Vergleich zum Herbst 2024 von -32 auf -37 Punkte. Nur 7 Prozent der Industrieunternehmen erwarten einen Anstieg der Beschäftigung, während 45 Prozent einen Rückgang prognostizieren. Dieser negative Trend besteht seit Beginn des Ukraine-Krieges und der damit verbundenen Energiekrise im Jahr 2022. Seitdem kämpft die Industrie mit einem Rückgang der Aufträge sowohl im Inland als auch im Ausland. Aufgrund der schwachen Auftragslage tritt das zuvor häufig genannte Risiko des Fachkräftemangels in den Hintergrund. Derzeit betrachten nur noch etwa 27 Prozent der Unternehmen dies als Risiko, während vor einem Jahr (Anfang 2024) noch rund jedes zweite Industrieunternehmen dieses Risiko nannte.
Der sinkende Risikoindikator des Fachkräftemangels, gepaart mit dem rückläufigen Indikator der Beschäftigungserwartungen, könnte ein Frühindikator für die künftige Beschäftigungsentwicklung in der Region Stuttgart sein. Zum Stichtag Juni 2023 gab es in der Region Stuttgart insgesamt 1.312.250 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, davon 338.068 im verarbeitenden Gewerbe, was gut ein Viertel der Beschäftigten (25,76 %) ausmacht. Zum Vergleich: 2013 gab es 1.109.271 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, davon 317.183 in der Industrie (28,59 %). Damit ist die Beschäftigung in der Industrie zwischen 2013 und 2023 um 6,58 % gestiegen. (Quelle: Bundesagentur für Arbeit)
Bei den Dienstleistern war der Anstieg jedoch um einiges größer: 2013 arbeiteten 725.612 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Dienstleistungssektor (65,41 %), während es 2023 886.564 Beschäftigte (67,56 %) waren. Die Beschäftigung im Dienstleistungssektor ist somit von 2013 bis 2023 um 22,18 % gestiegen – deutlich mehr als in der Industrie. Besonders stark war der Anstieg im öffentlichen Sektor: 2013 arbeiteten 62.532 Beschäftigte in der öffentlichen Verwaltung, 2023 waren es 81.871 – ein Anstieg um 30,92 %. (Quelle: Bundesagentur für Arbeit)
Dieser Trend setzt sich auch in unserer Konjunkturumfrage fort: Der Beschäftigungsindikator liegt zwar mit -1 Punkt im negativen Bereich, ist jedoch im Vergleich zur Industrie deutlich höher. Zudem wird das Risiko des Fachkräftemangels von 52 % der Dienstleistungsunternehmen häufiger genannt.
Für viele Industrieunternehmen haben sich die Standortfaktoren in den letzten Jahren verschlechtert: Hohe Arbeits- und Energiekosten sowie zunehmender bürokratischer Aufwand stellen große Herausforderungen dar. Einige Unternehmen, die bereits im Ausland investieren, planen in den nächsten zwölf Monaten, ihre Investitionen im Inland zugunsten von Auslandsinvestitionen zurückzustellen. In Baden-Württemberg betrifft dies etwa 30 % der im Ausland investierenden Industrieunternehmen. Falls dieser Trend anhält, könnte das langfristig zu stagnierender oder sogar sinkender Beschäftigung führen, wenn Unternehmen weniger im Inland investieren werden.