Prekäre Finanzlage
Das Gastgewerbe in Baden-Württemberg steckt weiterhin in einer schwierigen Phase. Seit der Corona-Pandemie reißen die Herausforderungen für die ohnehin angeschlagene Branche nicht ab. Die Konsumfreude der Gäste ist deutlich gesunken: Zwar werden Gaststätten nach wie vor besucht, doch die Ausgaben pro Gast fallen geringer aus. Rund 56 Prozent der Betriebe berichten, dass der Umsatz mit Geschäftskunden gegenüber dem Vorjahresquartal zurück gegangen ist. Noch stärker betroffen ist das Privatkundengeschäft hier melden etwa 66 Prozent einen Rückgang des Umsatzes. Zusätzlich belastet ein hoher Kostendruck die Unternehmen: gestiegene Energie- und Lebensmittelpreise sowie höhere Löhne schmälern die Erträge. Da die Kaufkraft der Gäste gering ist, reagieren sie empfindlich auf Preissteigerungen, sodass gestiegene Kosten kaum weitergegeben werden können. Die Absenkung der Mehrwertsteuer auf 7 Prozent bleibt für viele Betriebe daher ein entscheidender Faktor für die Gewinnerzielung.
Die Geschäftslage im Gastgewerbe in Baden-Württemberg zeigt im Herbst nur eine leichte Verbesserung gegenüber dem Frühsommer. Der Lageindikator stieg von –20 auf –14 Punkte, was zwar eine kleine Erholung signalisiert, jedoch weiterhin eine deutlich negative Stimmung widerspiegelt. Lediglich 18 Prozent der Betriebe bewerten ihre aktuelle Situation als gut – ein minimaler Rückgang gegenüber den 19 Prozent im Frühsommer. Gleichzeitig befinden sich 32 Prozent der Unternehmen in einer schlechten Geschäftslage, was zwar einem Rückgang um sieben Prozentpunkte entspricht, aber die weiterhin angespannte Gesamtsituation verdeutlicht.
Die Ursachen für diese verhaltene Entwicklung sind vielfältig. Vor allem der hohe Kostendruck in Verbindung mit schwachen Umsätzen belastet die Branche erheblich. Rund 42 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Margen als schlecht, während nur 14 Prozent eine positive Einschätzung abgeben. Diese Entwicklung ist kein kurzfristiges Phänomen: Die Ertragslage hat sich in den vergangenen zwei Jahren kontinuierlich verschlechtert. Die Folge sind zunehmende Finanzierungsprobleme. Nur noch jedes dritte Unternehmen sieht die eigene Finanzlage als unproblematisch an. Fast die Hälfte meldet einen Rückgang des Eigenkapitals – eine Verschlechterung um sieben Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Hinzu kommen Liquiditätsengpässe, die von 32 Prozent der Betriebe genannt werden, sowie ein erschwerter Zugang zu Fremdkapital, den 14 Prozent beklagen. Für jedes fünfte Unternehmen stellt die Finanzierung inzwischen ein zentrales Geschäftsrisiko für die kommenden zwölf Monate dar.
Die Risikowahrnehmung innerhalb der Branche ist eindeutig: An erster Stelle stehen die Arbeitskosten, die von 80 Prozent der Unternehmen als größtes Risiko genannt werden. Die Sorge vor weiteren Mindestlohnerhöhungen ist entsprechend groß. An zweiter Stelle folgen die Energiepreise, die drei Viertel der Betriebe als erhebliche Belastung einschätzen. Diese beiden Faktoren verstärken den ohnehin bestehenden Kostendruck und schränken die Handlungsspielräume der Unternehmen weiter ein.
Auch die Erwartungen für die kommenden Monate sind überwiegend trüb. Etwa 48 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer weiteren Verschlechterung der Geschäftslage – neun Prozentpunkte mehr als im Frühsommer. Nur rund jedes zehnte Unternehmen hofft auf eine Verbesserung. Diese negative Grundstimmung spiegelt sich auch in den Investitionsplänen wider: Von den investierenden Betrieben planen lediglich 22 Prozent höhere Inlandsinvestitionen, während 42 Prozent einen Rückgang erwarten.
Die Beschäftigungsaussichten bleiben ebenfalls verhalten. Der Indikator verharrt bei –28 Punkten und zeigt damit keine Veränderung gegenüber dem Frühsommer. Nur sechs Prozent der Unternehmen erwarten steigende Beschäftigungszahlen, 61 Prozent gehen von gleichbleibender Beschäftigung aus, während 34 Prozent mit einem Rückgang rechnen.