Handel, Frühsommer 2025
Kauflaune nicht wieder da
Der Handel bleibt unter Druck: Trotz einer deutlich gesunkenen Inflationsrate von 2,1 % im April 2025 ist die Konsumlaune der privaten Haushalte weiterhin verhalten. Rund 67 Prozent der Einzelhandelsunternehmen bewerten das Kaufverhalten ihrer Kundschaft als zurückhaltend. Auch der Großhandel – sowohl konsum- als auch produktionsbezogen – spürt die Auswirkungen der schwachen Binnennachfrage und der anhaltenden Konjunkturflaute in der Industrie. Besonders betroffen ist der produktionsnahe Großhandel: Etwa 80 Prozent der Unternehmen in diesem Bereich sehen in der schwachen Inlandsnachfrage ein erhebliches Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung. Im Einzelhandel teilen 67 Prozent diese Einschätzung.
Die Geschäftslage im Großhandel bleibt im Frühsommer 2025 angespannt und zeigt sich ähnlich schwach wie zu Jahresbeginn. Der entsprechende Lageindikator verschlechtert sich von –12 auf –14 Punkte. Lediglich rund 17 Prozent der Großhändler bewerten ihre aktuelle Situation als gut, während 31 Prozent sie als schlecht einschätzen.
Auch im Einzelhandel setzt sich die negative Entwicklung fort. Der Lageindikator fällt um 7 Punkte auf –6. Etwa 20 Prozent der Einzelhändler beurteilen ihre Geschäftslage als gut, 55 Prozent als befriedigend, und fast jedes fünfte Unternehmen sieht sich in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage. Besonders betroffen sind Anbieter langlebiger Konsumgüter wie Möbel, Einrichtungsgegenstände und Bekleidung – sie spüren die Kaufzurückhaltung der Verbraucher besonders deutlich.
Einzelne Branchen zeigen sich jedoch widerstandsfähiger: Apotheken sowie Händler von Informations- und Kommunikationstechnik (ITK) konnten sich bislang der negativen Entwicklung entziehen. Im Lebensmitteleinzelhandel hingegen verschlechtert sich die Lage weiter. Zwar hat sich der Preisauftrieb leicht abgeschwächt – die Lebensmittelpreise stiegen im April 2025 um 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr, nach 3 Prozent im März – doch die Kundschaft reagiert zunehmend zurückhaltend. Rund 40 Prozent der Nahrungsmittelhändler berichten von rückläufigen Umsätzen im Vergleich zum Vorjahresquartal. Zudem bewerten 30 Prozent ihre Ertragslage als schlecht.
Angesichts der aktuellen Auftragsflaute bleiben die Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate verhalten. Nur etwa 16 Prozent der Großhändler rechnen mit einer Verbesserung ihrer Geschäftstätigkeit, 52 Prozent erwarten eine stabile Entwicklung und 32 Prozent gehen von einer Verschlechterung aus. Im Einzelhandel zeigt sich ein ähnliches Bild: Lediglich 14 Prozent blicken optimistisch in die Zukunft, während 29 Prozent mit einer negativen Entwicklung rechnen.
Dementsprechend zurückhaltend fallen auch die Investitions- und Beschäftigungspläne aus. Nur rund 19 Prozent der investierenden Großhändler planen, ihre Inlandsinvestitionen in den kommenden zwölf Monaten zu erhöhen. Bei den Einzelhändlern liegt dieser Anteil mit 24 Prozent etwas höher.
Die angespannte wirtschaftliche Lage wirkt sich auch auf den Arbeitsmarkt aus: Etwa 36 Prozent der Großhändler und 23 Prozent der Einzelhändler erwarten einen Rückgang der Beschäftigtenzahlen.