Handel, Frühsommer 2024
Handel, Frühsommer 2024: Die Nachfrage bleibt niedrig
Trotz der Stabilisierung der Inflation bei 2,1 Prozent hat sich das Konsumverhalten der privaten Haushalte nicht verbessert. Einzelhändler berichten weiterhin von einer Kaufzurückhaltung ihrer Kunden. Dies spiegelt sich auch in den Zahlen des GfK-Konsumklimaindex wider: Nach dem Jahreswechsel gab es einen erneuten Rückgang im Konsumverhalten. Im Mai 2024 liegt der Klimaindex bei –24 Punkten, nur einen Punkt höher als zu Jahresbeginn. Der konsumorientierte Großhandel sieht in der schwachen Inlandsnachfrage ein Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Nicht nur von den Haushalten kommen schwache Nachfrageimpulse, auch das Geschäft des produktionsverbundenen Großhandels bricht aufgrund der sinkenden Industrieproduktion ein. Etwa 85 Prozent der industrienahen Großhändler sehen ein Geschäftsrisiko in der geringen Inlandsnachfrage.
Aufgrund der schwachen Nachfrage in den letzten Monaten befinden sich die Großhandelsunternehmen nun in einer Rezession. Sowohl der Indiaktor für die aktuelle Geschäftslage als auch die Geschäftserwartungen für die nächsten 12 Monate weisen einen negativen Saldo auf. Nur 18 Prozent der Großhändler bewerten ihre Geschäftslage als gut, während jedes vierte Unternehmen die Lage als schlecht einschätzt.
Bei circa 63 Prozent der Großhändler ist der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal gesunken. Nur bei 14 Prozent der Unternehmen kommen positive Signale aus dem Ausland an. Circa 40 Prozent der Großhändler erwarten zudem eine Verschlechterung ihrer Situation, das sind 3 Prozentpunkte mehr als zu Jahresbeginn. Nur noch jedes zehnte Unternehmen erwartet eine bessere Geschäftslage.
Die düsteren Zukunftsaussichten wirken sich negativ auf die Investitionsentscheidungen der Großhandelsunternehmen aus. Der Indikator fällt weiter von –13 Punkte auf –21 Punkte. Die Digitalisierung bleibt mit 61 Prozent der Nennungen eines der am häufigsten genannten Investitionsmotive.
In den verschiedenen Unterbranchen des Einzelhandels zeigt sich eine unterschiedliche Entwicklung der wirtschaftlichen Situation. Einzelhändler des täglichen Bedarfs, wie Apotheken oder Lebensmittelhändler, sind weniger von den Konsumschwankungen betroffen. Beide Branchen weisen einen positiven Saldo der aktuellen Geschäftslage auf. Händler von kurzlebigen Gütern, wie Kleidung oder Sportwarten, befinden sich ebenfalls in einer relativ guten wirtschaftlichen Lage. Allerdings klagen Einzelhändler, die langlebige Güter wie Möbel oder digitale Waren verkaufen, deutlicher über das schwache Kaufverhalten der Konsumenten. Dementsprechend niedrig ist ihre Einschätzung der aktuellen Geschäftslage.
Der Indikator für die aktuelle Geschäftslage bleibt mit etwa 3 Punkten auf dem gleichen Niveau wie zu Jahresbeginn. 22 Prozent der Einzelhändler bewerten ihre Lage als gut, während jeder fünfte sie als schlecht einschätzt. Die Geschäftsaussichten verbessern sich leicht. 12 Prozent der Einzelhändler erwarten eine Verbesserung, im Vergleich zu nur 8 Prozent zu Jahresbeginn. Nur noch 29 Prozent rechnen mit schlechteren Geschäften, das sind 7 Prozentpunkte weniger als noch zu Beginn dieses Jahres.