Handel, Jahresbeginn 2024

Handel, Jahresbeginn 2024: Die Krise geht weiter

Eine Erholung ist bei den Händlern nicht in Sicht. Die hohe Inflation im Jahr 2022 und in den vergangenen Monaten hat zu Reallohnverlusten bei privaten Haushalten geführt. Diese konnte nur leicht von Tariferhöhungen, Inflationsausgleichsprämien oder der Mindestlohnerhöhung abgefedert werden. Der Konsum der Haushalte ist deutlich zurückgegangen. Laut den ersten Schätzungen des Statistischen Bundesamtes ist der Einzelhandelsumsatz im Jahr 2023 real (preisbereinigt) um 3,1 Prozent im Vergleich zu 2022 gesunken. Auch das Weihnachtsgeschäft schnitt schlechter ab: Im November 2023 war der Einzelhandelsumsatz im Vergleich zu November 2022 2,5 % niedriger. Und auch bei der Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn 2024 beschreiben circa 65 Prozent der Unternehmen das Kaufverhalten der Kunden als zurückhaltend.
Und auch Unternehmen des Großhandels, die in der Wertschöpfungskette sowohl am Konsum als auch an der Produktion hängen, melden eine zurückhaltende Tendenz im Bestelleingang. Der Geschäftslageindikator bei den Großhändlern bleibt bei 2,5 Punkten ungefähr auf dem gleichen Niveau wie im Herbst 2023. Circa 22 Prozent befinden sich in einer guten und 19 Prozent in einer schlechten Geschäftslage. Im Einzelhandel sieht die Geschäftslage ähnlich aus, wobei der Indikator im Vergleich zum Herbst circa 2 Punkte verloren hat. 23 Prozent der Einzelhändler melden eine gute Geschäftslage und circa 20 Prozent eine Geschäftslage.
Innerhalb des Einzelhandels ist die Lage der Branchen heterogen. Apotheken und Händler von medizinischen Artikeln haben einen leichten Anstieg im Lageindikator von 33 Punkten auf 35 Punkte. Aufgrund der Winter- und Weihnachtssaison melden auch Einzelhändler von Spielwaren/Sportartikeln und Optik eine Lageverbesserung von 6 Punkten im Herbst auf 19 Punkte zum Jahresbeginn 2023. Andererseits gibt es bei Händlern von Möbeln und Einrichtungsgegenständen eine Lageverschlechterung (von -14 Punkten im Herbst 2023 auf -18 Punkte zum Jahresbeginn 2024). Hier melden circa 80 Prozent der Händler einen zurückhaltenden Konsum. Auch der Einzelhandel mit Nahrungsmitteln leidet unter Kaufzurückhaltung der Kunden. Hier sinkt der Lageindikator von 27 Punkten auf 16 Punkte ab.
Das meistgenannte Geschäftsrisiko bei den Einzelhändlern ist die Inlandsnachfrage mit 66 Prozent der Nennungen. Bei den Großhändlern sind es sogar 78 Prozent. Die hohen Energiepreise, die die Einzelhändler vor allem wegen der Beheizung ihrer Ladenflächen belasten, werden von 62 Prozent als ein Risiko für die Geschäftsentwicklung gesehen.
Mit Hinblick auf Inflation, Energiepreise, fehlende Fachkräfte und Konsumzurückhaltung sehen die Geschäftserwartungen für die kommenden 12 Monate sehr trüb aus. Der Indikator sinkt bei den Einzelhändlern um 4 Punkte auf -29 Punkte ab. Auch die Geschäftserwartungen bei den Großhändlern liegen mit -21 Punkten deutlich im Minus. Nur 16 Prozent der Großhändler erwarten bessere Geschäfte, schlechtere Geschäfte erwarten 37 Prozent.
Dementsprechend zurückhaltend fallen die Investitions- und Beschäftigungspläne aus. Bei den Einzelhändlern liegt der Indikator der Inlandsinvestitionen zum Jahresbeginn 2024 bei -13 Punkten, bei den Großhändlern ebenso. Circa jeder vierte Einzelhändler rechnet mit einer sinkenden Beschäftigtenzahl in den kommenden 12 Monaten. Wobei der Rückgang der Beschäftigtenzahl nicht unbedingt nur konjunkturell, sondern auch angebotsbedingt sein kann. Circa 57 Prozent der Einzelhändler sehen beim Fachkräftemangel ein Geschäftsrisiko.