Schlechte Stimmung
Im Groß- und Einzelhandel herrscht weiterhin eine gedämpfte Stimmung. Steigende Preise und eine zu langsame Anpassung der Reallöhne haben die Kaufkraft vieler Haushalte spürbar geschwächt. Die Inflationsrate lag im September bei 2,4 % und damit über dem EZB-Ziel von 2 %. Besonders die Preise für Dienstleistungen stiegen mit 3,4 % deutlich an. Das Kaufverhalten bleibt zurückhaltend: 71 % der Einzelhändler bewerten die Konsumneigung als gering – ein Niveau, das zuletzt während des ersten Corona-Lockdowns erreicht wurde. Sinkende Verkaufszahlen und rückläufige Umsätze belasten die Ertragslage zunehmend. Im Herbst berichten rund 36 % der Unternehmen von einer schlechten Ertragslage, gegenüber 32 % im Frühsommer.
Besonders Einzelhandelsunternehmen, die langlebige Konsumgüter wie Sportausrüstung oder Heimwerkerbedarf anbieten, spüren die Kaufzurückhaltung der Verbraucher deutlich. In beiden Segmenten ist die aktuelle Geschäftslage rückläufig. Auch der Textil- und Bekleidungshandel meldet schwache Geschäfte.
Anders sieht es bei Apotheken und dem Handel mit Informations- und Kommunikationsprodukten aus: Trotz eines leichten Dämpfers liegt der Lageindikator der Apotheken mit 40 Punkten weiterhin deutlich im Plus. ITK-Händler verzeichnen hingegen nur ein geringes Plus von 3 Punkten.
Für die Einzelhandelsunternehmen in Baden-Württemberg bleibt die schwache Inlandsnachfrage das größte Risiko – 65 % nennen sie als Hauptproblem. An zweiter Stelle stehen die Arbeitskosten (62 %), gefolgt von den Energiekosten (47 %), die sich gegenüber dem Frühsommer nicht verändert haben.
Die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate sind verhalten: Nur 16 % der Unternehmen rechnen mit einer Verbesserung, während 29 % eine Verschlechterung erwarten. Entsprechend bleiben Investitions- und Beschäftigungspläne zurückhaltend. Der Investitionsindikator fällt von –8 auf –16 Punkte, der Beschäftigungsindikator sinkt um 3 Punkte auf –18.
Auch im Großhandel zeigt sich ein gemischtes Bild. Die schwache Industriekonjunktur belastet vor allem den produktionsnahen Großhandel: Rund 39 % der Unternehmen melden einen Rückgang bei den Auftragseingängen. Dennoch gibt es leichte positive Signale bei den Umsatzerwartungen: 28 % rechnen mit einer Verbesserung – 8 Prozentpunkte mehr als im Frühsommer. Drei Viertel der Betriebe sehen jedoch weiterhin die Inlandsnachfrage als größtes Risiko.
Im konsumnahen Großhandel sind die Erwartungen geteilt: 28 % der Unternehmen erwarten steigende Umsätze, 27 % einen Rückgang. Während im Inland eher mit sinkenden Umsätzen gerechnet wird, sind die Erwartungen für das Auslandsgeschäft positiver.
Die Geschäftserwartungen im Großhandel bleiben insgesamt gedämpft, zeigen aber eine leichte Aufwärtstendenz: Der Indikator steigt von –16 auf –1 Punkt. Rund 25 % der Unternehmen erwarten bessere Geschäfte, 26 % eine Verschlechterung.