Positive Impulse sorgen für Aufwind
Die Bauwirtschaft in Baden-Württemberg verzeichnet wieder einen leichten Aufschwung. Nach dem Beginn des Ukrainekriegs kam es zunächst zu einem deutlichen Einbruch bei Neubauten. Hauptursachen waren die stark gestiegenen Preise für Baustoffe sowie die erschwerte Finanzierung infolge der Leitzinserhöhungen. Inzwischen liegt die Inflation nahe am Ziel der Europäischen Zentralbank, weshalb der Leitzins in diesem Jahr schrittweise auf rund 2 Prozent gesenkt wurde. Auch die Baukosten sind gesunken – unter anderem dank rückläufiger Energiekosten.
Rund 30 % der Bauunternehmen in Baden-Württemberg bewerten ihre Geschäftslage derzeit als gut – ein Plus von 6 Prozentpunkten gegenüber der Frühsommerumfrage. Nur noch 17 % der Betriebe sehen sich in einer schlechten wirtschaftlichen Situation. Der Lageindikator steigt damit von 5 auf 13 Punkte im Herbst.
Beim Auftragseingang bleibt die Tendenz zwar negativ, zeigt aber deutlich bessere Werte als in den vorherigen Befragungen. Der Indikator verbessert sich – wie bereits im Frühsommer – von –37 auf –27 Punkte. Etwa 13 % der Unternehmen melden eine steigende Auftragslage, während 39 % weiterhin einen Rückgang verzeichnen.
Besonders im Wohnungsbau zeichnet sich eine positive Entwicklung ab: 13 % der Betriebe berichten von zunehmenden Aufträgen. Der Wohnbau ist für die Branche von zentraler Bedeutung, da er mit rund 56 % (bundesweit) den größten Anteil an der Bauproduktion ausmacht.
Auch im Bereich der Infrastruktur werden zeichnen sich positive Entwicklungen ab: Im Straßen- und Tiefbau steigt der Indikator von –32 auf –23 Punkte, und 13 % der Unternehmen melden eine steigende Auftragstendenz.
Im öffentlichen Hochbau sowie im gewerblichen Hochbau bleibt die Lage hingegen überwiegend negativ. Vor allem der gewerbliche Hochbau leidet unter der Investitionszurückhaltung der Unternehmen – eine Entwicklung, die bereits seit der Corona-Pandemie anhält. Der zunehmende Digitalisierungsgrad hat die Leerstände bei Büroflächen weiter verstärkt.
Das größte Risiko für die Branche bleibt die schwache Inlandsnachfrage: 65 % der Unternehmen nennen sie als Hauptproblem. An zweiter Stelle steht der Fachkräftemangel, der mit rund 53 % weiterhin deutlich häufiger genannt wird als in anderen Branchen. Auf Platz drei folgen die steigenden Arbeitskosten, die durch Inflation und den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften zusätzlich unter Druck geraten.
Für die kommenden zwölf Monate erwarten die Bauunternehmen keine spürbare Verbesserung. Der Erwartungsindikator verharrt – wie bereits im Frühsommer – bei –12 Punkten. Rund 12 % der Betriebe rechnen mit besseren Geschäften, 65 % mit einer stabilen Lage und 24 % mit einer Verschlechterung.
Auch die Investitions- und Beschäftigungspläne bleiben verhalten: Der Investitionsindikator liegt weiterhin bei –26 Punkten, und bei der Beschäftigung wird mit –17 Punkten eher ein Rückgang der Mitarbeiterzahlen erwartet.