US-Zölle bremsen Baden-Württembergs wichtigsten Absatzmarkt
Jeder zweite Betrieb rechnet mit sinkenden Exporten - IHK-Umfrage: „Kosten werden die Konsumenten treffen“
Heute 20 Prozent, morgen 50? Das Hin und Her in der Zollpolitik des US-Präsidenten lässt die Unternehmen in Baden-Württemberg düster in die Zukunft blicken. Einer aktuellen IHK-Umfrage zufolge rechnet jedes zweite exportierende Unternehmen mit sinkenden US-Ausfuhren in den kommenden zwölf Monaten. 61 Prozent von ihnen gehen davon aus, dass die Zölle letztlich die Konsumenten treffen. Weitere 16 Prozent sagen, dass die eigene Gewinnspanne sinkt.
„Der Handelskonflikt mit den USA entwickelt sich für viele unserer Unternehmen zur permanenten Belastungsprobe – Investitionen werden verschoben, Lieferketten geraten ins Wanken und die Planbarkeit internationaler Geschäfte ist faktisch nicht mehr gegeben“, sagt IHK-Präsident Claus Paal. „Der Export war über Jahre ein stabiler Anker für unsere Unternehmen im Südwesten. Wenn er ins Wanken gerät, ist das ein Alarmsignal. Bei 34,8 Milliarden Euro Export in die USA steuern wir ohne politischen Kurswechsel auf einen immensen wirtschaftlichen Schaden zu.“
Produktion an US-Standorte verlagern
In der Umfrage, an der zwischen dem 22. April und 13. Mai 2025 gut 1250 Industrieunternehmen teilgenommen haben, wurden die Betriebe nach den Auswirkungen der amerikanischen Zollpolitik gefragt. Von denen, die dazu eine Aussage machen konnten, planen zehn Prozent, ihre Produktion teilweise an bestehende US-Standorte zu verlagern. Sechs Prozent davon wollen zusätzliche Produktionskapazitäten in den USA aufbauen. Knapp jeder vierte Industriebetrieb erwartet außerdem, dass Produkte aus Drittstaaten verstärkt auf den europäischen Markt kommen und Konkurrenz machen werden. Acht Prozent hoffen auf bessere Marktchancen in den USA.
„EU muss tragfähigen Kompromiss mit Washington finden“
„Das Fenster für eine diplomatische Lösung ist jetzt. Die EU muss geschlossen auftreten und einen tragfähigen Kompromiss mit Washington finden,“ mahnt der IHK-Präsident. „Unsere Betriebe brauchen Planungssicherheit, sonst geraten Lieferketten, Investitionen und Arbeitsplätze gleichermaßen unter Druck.“
Leichte Verbesserungen in der Eurozone – China bleibt schwach
Gleichzeitig gibt es vorsichtige Lichtblicke: Rund jedes vierte exportierende Industrieunternehmen rechnet mit steigenden Ausfuhren – vor allem in die Euro-Zone und nach Süd- und Mittelamerika. Das sind mit einem Prozentpunkt zwar nur minimal mehr als zu Jahresbeginn. Gleichzeitig ist aber der Anteil der Unternehmen, die von rückläufigen Exporten ausgehen, leicht gesunken: Aktuell erwarten 28 Prozent einen Rückgang, zu Jahresbeginn waren es noch zwei Prozentpunkte mehr. Das China-Geschäft bleibt jedoch schwach – jedes vierte Unternehmen geht dort weiterhin von Einbußen aus.
Hintergrund zur Umfrage:
Die Ergebnisse stammen aus einer Zusatzfrage innerhalb der Frühsommer-Konjunkturumfrage. Die Betriebe wurden gefragt, welche Auswirkungen sie auf die Exporte ihres Unternehmens erwarten, falls die protektionistische Außenhandelspolitik der USA fortgesetzt wird. Diese Fragen haben wir erstmals gestellt.