Stuttgart macht sauber: Unternehmen starten Initiative für eine attraktivere Königstraße

Susanne Herre: Wichtiger erster Schritt in Sachen Nachhaltigkeit

Wenn es um die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt geht, sind viele Bürgerinnen und Bürger kritisch: zu viel Müll, zu wenig Flair – besonders rund um die untere Königstraße. Für Susanne Herre, Hauptgeschäftsführerin der IHK Region Stuttgart, ist klar: „Das darf nicht der erste Eindruck sein, den Gäste, Fachkräfte und potenzielle Investoren von unserer Stadt mitnehmen.“ Deshalb handeln jetzt die Unternehmen vor Ort. Unter dem Titel „Saubere Königstraße“ haben sich mehrere Betriebe aus Gastronomie und Handel zusammengeschlossen, um Verantwortung zu übernehmen: Müll reduzieren, Stadtbild verbessern, Vorbild sein – so lautet das Ziel.
„Eine saubere, lebenswerte Innenstadt ist kein Selbstzweck, sondern ein entscheidender Standortfaktor – gerade im Wettbewerb um Fachkräfte, Kundschaft und Lebensqualität“, betont Herre. „Die Betriebe übernehmen Verantwortung da, wo sie hingehört – direkt vor ihrer Tür. Das verdient nicht nur Anerkennung, sondern macht Hoffnung auf mehr. Wir sehen darin einen wichtigen ersten Schritt in Richtung Nachhaltigkeit.“

Müll einsammeln in Eigenregie

Seit 14. Juli lässt die Initiative täglich in den späten Abendstunden ein professionelles Reinigungsunternehmen Verpackungsmüll in der unteren Königstraße und der Kronenstraße einsammeln – auf eigene Kosten und in Eigenregie. „Wir wollen nicht Teil des Problems sein, sondern Teil der Lösung. Eine saubere Innenstadt ist im Interesse aller – unserer Kundinnen und Kunden, unserer Mitarbeitenden und der Stadt“, sagt Huong Tien Do vom asiatischen Restaurant Min Min. Andere Beteiligte sehen das ähnlich: „Unsere Branche ist bereit, Verantwortung zu übernehmen. Was wir nicht brauchen, sind weitere pauschale Maßnahmen. Was wir brauchen, ist gegenseitiges Verständnis, konkrete Zusammenarbeit – und Projekte wie dieses,“ so Zerin Celik von Giulia Pizza & [A] MORE.
Auch Michael Betzien, Franchisenehmer der McDonald´s Deutschland LLC ist überzeugt: „Als Unternehmer in Stuttgart liegt mir eine saubere Nachbarschaft am Herzen. Dabei ist es wichtig, Maßnahmen zu implementieren, die einen nachhaltigen Effekt haben und gleichzeitig die Gastronomie vor Ort nicht belasten. Deshalb haben wir uns in Stuttgart zusammengetan, um mit unserer Aktion gemeinsam ein Zeichen zu setzen.“
Begleitet wird die Aktion von der Abfallwirtschaft Stuttgart und den städtischen Ordnungsbehörden. Auch von dort gibt es Rückendeckung: „Freiwillige Müllvermeidung und -beseitigung ist der richtige Ansatz, um eine Verpackungssteuer zu vermeiden“, sagt Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper. „Diese Initiative zeigt beispielhaft, dass im Zusammenspiel von Wirtschaft und Verwaltung konkrete Verbesserungen möglich sind.“

Initialzündung von der IHK

Den Impuls für das Projekt hat die IHK Region Stuttgart geliefert. Schon seit Längerem arbeitet sie daran, die Aufenthaltsqualität in der City durch neue Partnerschaften zu stärken. „Wir freuen uns, dass unsere Gespräche Wirkung zeigen“, so Jürgen Leinwand, Leiter des Netzwerks Stadt Stuttgart bei der IHK. „Anstatt über zusätzliche Steuern und Regelungen zu diskutieren, setzen diese Betriebe auf Eigeninitiative und Kooperation. Genau das ist der pragmatische Weg, den unsere Innenstadt jetzt braucht.“

Konstruktiver Beitrag zur Verpackungssteuer-Debatte

Die Initiative versteht sich auch als aktiver Beitrag zur aktuellen Diskussion über eine mögliche Verpackungssteuer nach dem Vorbild Tübingens. „Eine solche Steuer würde Betriebe mit erheblichem Verwaltungsaufwand belasten und die Preise für die Kundinnen und Kunden steigen lassen“, warnt Herre. „Die bisherigen Erfahrungen aus Tübingen sprechen eine klare Sprache: Weniger Müll und eine saubere Innenstadt konnten bislang nicht eindeutig nachgewiesen werden. Auch die zusätzlichen Einnahmen für die Kommune stehen in keinem Verhältnis zum hohen Aufwand.“

Mehrweg statt Wegwerf – für ein nachhaltiges Stadtbild

Bei dem ersten Schritt soll es in Stuttgart nicht bleiben. Die beteiligten Betriebe wollen weiterdenken. Ziel ist es, Müll nicht nur zu beseitigen, sondern von vornherein zu vermeiden. „Mehrweglösungen sind aufgrund der uneinheitlichen Systeme bislang noch schwierig“, sagt Leinwand. „Hier gilt es, bessere Rahmenbedingungen zu schaffen und die Kunden dafür zu sensibilisieren.“ Dazu gehörten etwa Rücknahmestellen direkt vor Ort – und praktikable Lösungen für Gäste und Betriebe. „Die wenigsten tragen ihre leeren Dosen quer durch die Stadt. Wir brauchen ein System, das einfach funktioniert. Wenn uns das gelingt, wird daraus ein echtes Leuchtturmprojekt mit Strahlkraft über Stuttgart hinaus.“
Die IHK Region Stuttgart bleibt dran – als Netzwerkpartnerin, Impulsgeberin und Ermöglicherin. Susanne Herre: „Eine Innenstadt, die sauber, lebenswert und einladend ist, ist kein Zufallsprodukt – sondern Ergebnis von Verantwortung, Mut und Miteinander.“

Hintergrund:

An dem Projekt beteiligt sind Katz der Bäcker, Giulia Pizza & [A] MORE, Rewe, Eisdiele Santin, McDonalds, Burgerking, MinMin, Ützel Brützel.