Pressemitteilung 19. Februar 2025
In der Industrie wird kaum noch eingestellt
IHK-Konjunkturumfrage: Hohe Kosten und aktuelle Wirtschaftspolitik trüben Stimmung der Betriebe – Dienstleister dämpfen Beschäftigungsabbau in der Region
Die schwache Konjunktur hinterlässt zunehmend Spuren am Arbeitsmarkt in der Region. Die Beschäftigungserwartungen für das laufende Jahr gehen über alle Branchen hinweg zurück – allen voran bei den Industriebetrieben. Ein Lichtblick: die Beratungsbranche. So gehen 44 Prozent der technischen Beratungsunternehmen – wie etwa Architektur- oder Ingenieurbüros – von steigenden Beschäftigungszahlen in den kommenden zwölf Monaten aus. Ebenfalls mit einem Anstieg rechnen die Betriebe der kaufmännischen und technischen Beratung (39 Prozent) sowie die Finanzdienstleister (27 Prozent). Das geht aus der IHK-Konjunkturumfrage in der Region Stuttgart hervor, an der zu Jahresbeginn 785 Unternehmen aller Größen und Branchen teilgenommen haben.
„In Zeiten des Wandels sind die Beratungsunternehmen besonders gefragt. Sie setzen sich damit deutlich von den Industriebetrieben ab, bei denen wir schon länger einen Rückgang der Beschäftigtenzahlen sehen“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführerin Susanne Herre. So erwarten laut Umfrage nur sieben Prozent der Industrieunternehmen im laufenden Jahr einen Anstieg der Beschäftigtenzahlen, während 45 Prozent von einem Rückgang ausgehen. „Seit Beginn des Ukraine-Krieges und der Energiekrise leidet die Industrie unter den sinkenden Auftragseingängen im In- und im Ausland“, so Herre. Das habe bereits Auswirkungen auf den Fachkräftemangel, den aktuell nur noch 27 Prozent der Industriebetriebe in der Region als Geschäftsrisiko nennen. Vor einem Jahr war das noch fast jeder zweite Betrieb. Bei den Dienstleistern sehen dagegen 52 Prozent im Fachkräftemangel ein Risiko.
Frühwarnsystem für die Beschäftigung in der Region
„Das zurückgehende Risiko des Fachkräftemangels in der Industrie gepaart mit den sinkenden Beschäftigungszahlen sind für uns ein Frühwarnsystem für die künftige Beschäftigungsentwicklung in der Region“, sagt Herre. „Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren. Wir brauchen jetzt ein Wirtschaftsprogramm, das Kosten senkt, Bürokratie abbaut, die Infrastruktur stärkt und eine wirksame Bildungsoffensive für zukünftige Fachkräfte startet. Denn von der Industrie hängen große Teile unseres Wohlstands in der Region ab.“
Getrübter Blick in die Zukunft
Aktuell bewerten etwa 26 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftslage als gut – rund zwei Prozentpunkte mehr als im Herbst 2024. Allerdings beurteilt nach wie vor etwa ein Viertel der Unternehmen seine Lage als schlecht. Der Blick in die Zukunft bleibt bei den Unternehmen in der Region überwiegend getrübt. Nur etwa 16 Prozent hoffen in den kommenden zwölf Monaten auf bessere Geschäfte, etwa 30 Prozent gehen von einer Verschlechterung aus.
Hoher Kostendruck belastet die Unternehmen
Neben der schwachen Inlandsnachfrage belastet ein hoher Kostendruck die Unternehmen. Arbeitskosten werden von 58 Prozent der Befragten als Geschäftsrisiko genannt, gefolgt von Energiekosten (45 Prozent). In den Freitextantworten beklagen die Betriebe zudem überbordende Bürokratie und einen unklaren Kurs der Regierung. Rund 45 Prozent der Unternehmen sehen in der aktuellen Wirtschaftspolitik ein Geschäftsrisiko, was den höchsten Wert seit Einführung dieser Antwortoption zum Jahresbeginn 2010 darstellt.
Hintergrund: Entwicklung der Beschäftigtenzahlen in der Region:
Industrie:
- Im Juni 2023 (Stichtag) gab es in der Region Stuttgart insgesamt 1.312.250 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
- Davon waren 338.068 im verarbeitenden Gewerbe tätig, was gut ein Viertel der Beschäftigten (25,76 Prozent) ausmacht.
- Zum Vergleich: 2013 gab es 1.109.271 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, davon 317.183 in der Industrie (28,59 Prozent).
- Damit ist die Beschäftigung in der Industrie zwischen 2013 und 2023 um 6,58 Prozent gestiegen.
Dienstleister:
- Bei den Dienstleistern war der Anstieg um einiges größer
- 2013 arbeiteten 725.612 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Dienstleistungssektor (65,41 Prozent), während es 2023 886.564 Beschäftigte (67,56 Prozent) waren.
- Die Beschäftigung im Dienstleistungssektor ist somit von 2013 bis 2023 um 22,18 Prozent gestiegen – deutlich mehr als in der Industrie.
Öffentlicher Sektor:
- Besonders stark war der Anstieg im öffentlichen Sektor: 2013 arbeiteten 62.532 Beschäftigte in der öffentlichen Verwaltung, 2023 waren es 81.871 – ein Anstieg um 30,92 Prozent.
Zur Umfrage:
Vom 2. bis 21. Januar 2025 haben an der IHK-Konjunkturumfrage in der Region Stuttgart 785 Unternehmen aller Größen und Branchen teilgenommen.