Pressemitteilung 29. April 2025
100 Tage Trump: Europa muss jetzt handeln
IHK-Präsident Paal: „Politik der US-Administration macht jede Planung für Betriebe schwer“
Nach 100 Tagen Donald Trump im Amt zeigt sich Claus Paal, Präsident der IHK Region Stuttgart, wenig überrascht: „Was Trump tut und sagt, war absehbar. Wer sich jetzt wundert, hat ihm schlicht nicht zugehört. Seine Politik trifft nicht nur die Amerikaner direkt und spürbar – auch die globale wirtschaftliche Unsicherheit hat sich massiv erhöht. „Das ist alles kein guter Ausgangspunkt für unsere exportorientierten Unternehmen. Wenn politische Entscheidungen nicht verlässlich sind, werden Planungen für Unternehmen schwer.“
Viele Unternehmen in Baden-Württemberg scheinen von der Trump-Administration nichts Gutes erwartet zu haben. Anfang März hatte laut der DIHK-Umfrage Going international bereits mehr als jeder dritte Betrieb die Geschäftserwartungen mit den USA für die kommenden zwölf Monaten als düster eingestuft. Ein Jahr zuvor gaben das nur 14 Prozent der Befragten an.
Dem IHK-Präsidenten bereitet die Geschwindigkeit Sorge, mit der Trump Recht und Gesetz beeinflusst: „Das ist brandgefährlich. Deshalb ist es umso wichtiger, dass diejenigen, die Zugang zu ihm haben, den Gesprächsfaden nicht abreißen lassen – nüchtern und kritisch zugleich.“
Klare Aufgabe für Europa
Für Europa sieht Paal jetzt eine klare Aufgabe: „Europa muss seine Rolle neu definieren. Wir brauchen eine starke Union, die sich auf die großen Themen konzentriert: Frieden, Verteidigung, Binnenmarkt und Freihandel. Europa sollte zügig Handelsabkommen mit allen gesprächsbereiten Regionen weltweit schließen – das darf keine 20 Jahre mehr dauern.“ Paal kritisiert zudem die weiterhin überbordende Regulierung aus Brüssel: „Während die Welt sich ändert, läuft in Brüssel die Regulierungsmaschine auf Hochtouren. Wir brauchen ein sofortiges Umdenken. Sonst kommen wir nie in der neuen Realität an.“
Denn während aktuell erste Regulierungen nachgebessert oder ausgesetzt würden, kämen schon wieder neue hinzu: Altfahrzeuge jährlich prüfen und nationale Kilometerregister einführen, Entgelttransparenzrichtlinie, Entwaldungsverordnung, Praktikumsrichtlinie, Digitaler Produktpass und vieles mehr. Für Paal ist es daher wichtig, dass Deutschland jetzt eine starke und stabile Bundesregierung bekomme. „Sie wird dringend gebraucht – und sie kommt genau zur richtigen Zeit. Auch um Europa wieder auf den richtigen Weg zu bringen.“
Hintergrund:
USA-Bedeutung für BW-Wirtschaft:
- Mit Abstand wichtigster ausländischer Absatzmarkt für Waren aus Baden-Württemberg.
- BW Unternehmen haben laut statistischem Bundesamt 2024 Waren im Wert von 34,80 Milliarden Euro in die USA exportiert. Das sind rund 22 Prozent aller deutschen Ausfuhren in die USA.
- Die Importe aus den USA nach Baden-Württemberg lagen 2024 bei 18,32 Milliarden Euro.
Die wichtigsten Exportgüter aus Baden-Württemberg:
- Kraftwagen und Kraftwagenteile; Pharmazeutische und ähnliche Erzeugnisse, Maschinen; DV-Geräte, elektronische und optische Erzeugnisse; Elektrische Ausrüstungen.
- Der Anteil des Exports aus BW in die USA bei Kraftwagen und Kraftwagenteile liegt bei 26,5 Prozent (9,2 Milliarden Euro), das ist also die Top Gütergruppe, die exportiert wird. Gleich dahinter kommen Pharmazeuti-sche Erzeugnisse mit 24,4 Prozent (8,5 Milliarden Euro).