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Schonzeit für Käfer & Co.
Die Fischer Maschinenbau GmbH aus Gemmrigheim im Kreis Ludwigsburg hat ein insektenfreundliches Mähwerk auf den Markt gebracht.

Die Gründe für das Insektensterben haben vor allem mit der immer intensiveren Landbewirtschaftung zu tun. Auf den Wiesen nimmt das Nahrungsangebot an Nektar, Pollen und Blättern ab. Wird gemäht – und das kann im Jahr vier bis fünfmal sein – fallen den rotierenden Messern jedesmal Millionen von Kerbtieren zum Opfer.
Tausende Kilometer von Straßenrändern werden gemulcht
Das hat auch Elisabeth Fischer und Dr. Reiner Beutel nachdenklich gemacht. Die Inhaberin leitet, unterstützt von ihrem Mann, die 1970 gegründete Fischer Maschinenbau GmbH & Co. KG in Gemmrigheim, einen Spezialisten für so genannte Schlegel-Mähwerke. Diese schneiden Gras und Kräuter nicht nur ab, sondern „mulchen“ sie: Das Mähgut wird nicht nur abgeschnitten, sondern zerkleinert, kann auf der Fläche liegenbleiben und muss nicht entfernt werden. Sinn macht das vor allem für Straßenmeistereien, die viele Kilometer bewachsener Straßenränder mähen müssen und für die es zu teuer und aufwändig wäre, die oft schadstoffbelastete Streu abzufahren und zu entsorgen. Kommunen und öffentliche Träger gehören zu den wichtigsten Kunden von Fischer Maschinenbau.
Insekten werden weggeblasen

Der Nachteil: Gehäckselt wird beim Mulchen nicht nur das Gras, sondern auch alles, was darin lebt. Insekten und Kleintiere haben fast keine Chance, den Angriff eines Schlegel-Mähwerks zu überleben. „Angesichts der Diskussion um das Insektensterben und dringender Anfragen unserer Kunden fühlten wir uns verpflichtet, eine Lösung zu finden“, erklärt Reiner Beutel. Die gibt es nun: Vor drei Jahren haben die Gemmrigheimer bei der Fachmesse Agritechnika ihr „Fischer EcoCut System“ vorgestellt – einen Mähwerkaufsatz mit Gebläse. Die Insekten werden dabei einfach zur Seite hin weggeblasen, bevor sie den tödlichen Messern zum Opfer fallen.
Im “Bienentest” erprobt
„Da wir auch Laubblasgeräte herstellen und Know-how zur Lufttechnik im Hause haben, lag diese Lösung nahe“, so Beutel. Dass sie auch wirkt, haben die Fischer-Experten in einem wissenschaftlich begleiteten Versuch nachgewiesen. Dabei wurde ein Rahmen mit Bienenwaben auf einer Wiese aufgestellt und mit dem Öko-Mäher angesteuert, die zahlreich darauf sitzenden Bienen weggeblasen. Eine Zählung vor und nach dem Eingriff ergab, dass mehr als 90 Prozent der Bienen unbeschadet zurückgekehrt waren.
Kommunen sind interessiert
Die Nachfrage nach dem Öko-Mähgerät springt laut Reiner Beutel gerade erst an. Zehn Maschinen hatten die Gemmrigheimer bis Ende 2022 verkauft, vor allem an Gemeinden im Südwesten. Für Europa und Nordamerika hat sich Fischer die Patente gesichert, derzeit überlegt man, Lizenzen auch an Wettbewerber zu geben. Der EcoCut lässt sich an Traktoren und andere Trägermaschinen anschließen, betont der Firmenchef, gebrauchte Geräte ließen sich nachrüsten. Derzeit bemüht sich Fischer um die Zulassung für das landwirtschaftliche Mehrzweckfahrzeug Unimog. Die Mehrkosten für ein Mähgerät mit der insektenschonenden Technik taxiert Beutel je nach Ausführung auf sieben bis 20 Prozent.
Landwirtschaft im Visier
Doch die Familienunternehmer wollen sich nicht mit dem Einsatz in der Straßenrandpflege zufriedengeben. „Im Prinzip ist die Fischer-Blastechnik in allen Pflegegeräten einsetzbar“, so der Unternehmenschef. Eine mögliche Zielgruppe sieht er in Bauern, die die Insektenwelt schonen wollen, aber nicht den hierfür üblichen Doppelmesser-Balkenmäher einsetzen können, „Ein Schlegel- oder Kreiselmäher mit insektenschonender Blastechnik könnte hier eine Alternative sein.“
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