Magazin Wirtschaft

On-Demand-Verkehr – ein Modell für die Zukunft?

Können Angebotslücken im Linienverkehr mit dem Modell des ÖPNV-Taxis geschlossen werden? Auf der mit über 140 Teilnehmern gut besuchten Veranstaltung des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertages (BWIHK) zu dieser Frage setzten sich Experten intensiv mit Voraussetzungen und Chancen, aber auch Kritik auseinander.
Dr. Susanne Herre, Hauptgeschäftsführerin der gastgebenden IHK Region Stuttgart, verwies in ihrer Begrüßung darauf, dass sich in der Nach-Corona-Zeit und im Bestreben um CO2-Reduzierung in vielen Unternehmen der Umgang mit Dienstreisen verändert habe. Durch eine erhöhte Nutzung der Audio- und Videokommunikation einerseits und geänderte Reiserichtlinien andererseits werde die Zahl der Geschäftsreisen nicht mehr das frühere Niveau erreichen. Zudem sei in den letzten Jahren das Angebot von Bus und Bahn in den Tagesrandzeiten erheblich ausgeweitet worden. „Es liegt auf der Hand, dass die privatwirtschaftlichen Leistungen des Taxi- und Mietwagengewerbes dadurch noch stärker unter Druck geraten sind,“ so Herre. „Nun gilt es zu beleuchten, wann es Sinn macht, das Modell der On-Demand-Verkehre mit den vorhandenen Kapazitäten der Taxiunternehmen zu verbinden!“

Das Taxisterben auf dem Land aufhalten

„Mit zusätzlichen Einnahmemöglichkeiten für Taxiunternehmen könnte das Taxisterben im ländlichen Raum aufgehalten werden. Zudem könnten Aufgabenträger des Nahverkehrs Mehrverkehre zu geringeren Kosten anbieten, als Verdichtungen des Linienverkehrs oder die Einrichtung eigener On-Demand-Verkehre verursachen würden. Gleichzeitig erhalten Fahrgäste ein deutlich erweitertes Nahverkehrsangebot“, ergänzte Dr. Michael Alpert, Hauptgeschäftsführer des BWIHK, die Vorteile, die in dieser Situation durch das ÖPNV-Taxi bewirkt werden könnten. Er betont aber auch: „Die Kenntnisse und Erfahrungen der Taxibranche müssen von Anfang an mit einbezogen werden, um das Modell gezielt in den Regionen einzusetzen und zum Erfolg zu führen. Die Unternehmen brauchen einen Dialog mit den Landkreisen auf Augenhöhe.“ Es solle außerdem vermieden werden, so Alpert weiter, dass Linienverkehre und bestehende, gut funktionierende On-Demand- oder Sammeltaxi-Verkehre ausgehöhlt werden.

Erfolgreiches Modell wird ausgeweitet

Erfolgreiches Pilotprojekt: Das ÖPNV-Taxi
Erfolgreiches Pilotprojekt: Das ÖPNV-Taxi © mauritius images / Alamy Stock Photos / Andriy Popov
Das Modell „ÖPNV-Taxi“ sieht vor, dass Fahrzeuge, die gerade nicht im klassischen Taxiverkehr angefordert sind, flexibel und ‚On-Demand‘ in den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) integriert werden können, wenn in diesem Zeitraum kein Linienverkehr angeboten wird. Fahrgästen wird der ÖPNV innerhalb eines Haltestellennetzes auf Anforderung per Taxi, aber zum ÖPNV-Tarif mit einem Komfortzuschlag, angeboten. Taxiunternehmen erhalten die Differenz zum Taxitarif von den Aufgabenträgern, i.d.R. den Landkreisen, erstattet. Alle Taxiunternehmen in dem entsprechenden Bereich, die dies wünschen, können sich am Modell beteiligen. Das vom Land Baden-Württemberg geförderte Pilotprojekt in mehreren Gemeinden des Landkreises Freudenstadt hat sich dort bewährt und wird gut nachgefragt, so dass es auf weitere Kommunen ausgedehnt wird.