Made in the Länd

Wie mit dem Holzbaukasten

Gasheizung hin, Wärmepumpe her – den Großteil der Energie hat ein Haus schon verbraucht, bevor dort irgendjemand einzieht. Denn bei der Produktion von Beton, Ziegeln und Stahl entsteht viel mehr CO2 als die Bewohner selbst in 30 oder mehr Jahren freisetzen können. Über wiederverwendbare Baustoffe, Leichtbau und natürliche Materialien wird in der Baubranche deshalb zunehmend  diskutiert.
Max Woerner
Max Wörner © Triqbriq AG
Einige sind schon ein paar Schritte weiter. Max Wörner mit seinem Startup „Triqbriq“ produziert seit November vergangenen Jahres mikromodulare Bauelemente aus Holz. Sie können wie in einem  Baukastensystem zu Wänden, Mauern und ganzen Gebäuden zusammengesteckt werden – bis zu fünf Stockwerke hoch. „Die Module werden weder vermörtelt noch verklebt“, betont der Gründer. „Dadurch sind sie beim Rückbau eines Gebäudes auch noch nach Jahrzehnten in vollem Umfang wiederverwendbar.“

Für die “Briqs” muss kein Baum gefällt werden

Um den Elementen die nötige Stabilität zu geben, werden Sie aus Kanthölzern zusammengefügt, die in alle drei Dimensionen ausgerichtet sind. Für die feste Verbindung sorgen Normdübel aus  Buchenholz. Durch dieses patentierte Verfahren bleiben die Mikromodule immer in ihrer Form, auch dann, wenn das Holz „arbeitet“. „Für die Kanthölzer verwenden wir Schadholz oder gebrauchtes Bauholz“, erklärt Wörner. Das macht den „Briq“ noch nachhaltiger, weil für ihn keine Bäume gefällt werden müssen. „Wir nehmen die Elemente sogar zurück, wenn Sie nicht mehr benötigt werden.“

Produktion weitgehend ohne Abfall

Auf die Idee gebracht hat den Stuttgarter Unternehmer seine Bekanntschaft mit dem Architekten Werner Grosse. „Er hat den Briq erfunden, wusste aber nicht, wie er ihn in den Markt bringen sollte.“ Da sich Max Wörner als Inhaber einer Projektentwicklungsgesellschaft in der Bauindustrie gut auskannte und das Konzept faszinierend fand, beschloss er die Herausforderung anzunehmen.
Mikromodule für den Holzbau werden auf CNC-Maschinen hergestellt.
In Stuttgart gründete er die Triqbriq AG, geeignete Produktionsräume fand er in einer ehemaligen Schreinerei in Tübingen. Dort entstehen seit November 2022 die Holzmodule mit Hilfe gebrauchter Roboter aus der Automobilindustrie – weitgehend ohne Abfall. „Wir wollen reproduzierbare Qualität und fertigen deshalb auf CNC-Maß“, erklärt Wörner. In Stuttgart und Tübingen arbeiten derzeit 15 Beschäftigte für das Startup.

Villa und Kita als Referenzobjekte

Wirtschaftlich sei der Briq mit konventionellen Baumaterialien konkurrenzfähig, betont Wörner. Zwar seien die Materialkosten geringfügig höher als bei Elementen aus Kalksandstein, dafür benötige  man aber eine weniger starke Dämmung und könne die Dampfsperrfolie einsparen.
Das Interesse am modularen Holzbau sei schon jetzt sehr groß, sagt der Firmengründer. So wird derzeit eine Villa in Frankfurt mit 400 Quadratmetern Wohnfläche aus Triqbriq-Modulen gebaut – der Rohbau soll nach fünf Tagen stehen. Mit dem Wohnbauunternehmen Vonovia realisieren
die Stuttgarter eine 1200 Quadratmeter große Kita in Bochum. „Das Innovative an unserem System ist, dass der Holzbau damit standardisierbar und skalierbar wird“, erklärt Wörner. „So können  Architekten und Bauingenieure gut damit umgehen.“

Auch andere Stoffe wiederverwendbar machen

Um ein Gebäude komplett rückbaufähig zu machen, ohne dass in nennenswertem Umfang  Bauschutt zurückbleibt, müsse man natürlich auch bei anderen Bauelementen umdenken, so Wörner. So können Lehmbauplatten, Holzfaserplatten oder Klinkersysteme zum Einsatz kommen. “Ein Ziegelstein kann im Prinzip bis zu 1000 Jahre erhalten bleiben und wiederverwendet werden.“
Langfristig schwebt Max Wörner ein Netz von regionalen Produktionsstätten vor. Zuvor aber muss  das Startup in die Gewinnzone kommen – bisher sorgen noch die Gründer selbst, Privatinvestoren und die GLS-Bank finanziell dafür, dass es mit der Triqbriq-Produktion vorangeht.