Basisinformationen / Veranstaltung am 27.06.2024

Unternehmensbewertung

Die Bewertung eines Unternehmens ist ein anspruchsvoller Prozess, der eine Vielzahl von Faktoren einbezieht. Es existieren diverse Methoden zur Wertermittlung, wobei die Auswahl der passenden Methode von der Branche, der Größe des Unternehmens sowie betrieblichen Umständen abhängig ist.

Bewertungsmethoden

Ertragswertverfahren

Nach vorherrschender Meinung stellt das Ertragswertverfahren unter finanziellen Zielsetzungen die (theoretisch) „richtige” Methode der Unternehmensbewertung dar. Dabei steht die künftige Ertragskraft (d. h. in der Regel der folgenden fünf Jahre) und damit die Kapitaldienstfähigkeit des Unternehmens im Vordergrund.
Somit darf der Kaufpreis nur so hoch sein, dass der Käufer aus dem erwirtschafteten Gewinn sowohl die im Unternehmen erforderlichen Investitionen als auch die Zins- und Tilgungszahlungen aus dem Unternehmenskauf finanzieren kann. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch der Kapitalisierungszinsfuß. Hier handelt es sich um einen Zinssatz für eine risikolose Kapitalanlage (z. B. Bundesanleihen) plus einem Aufschlag für das Unternehmerrisiko. Mit dem Kapitalisierungszinsfuß werden die zukünftig zu erwartenden Gewinne auf den Tag der Übernahme abgezinst. Die Höhe des Risikozuschlags wirkt sich dabei erheblich auf die Höhe des Unternehmenswertes aus.

Multiplikatormethode

Mit dem Verfahren bewertet man Unternehmen anhand von sogenannten Multiplikatoren. Diese werden aus dem Vergleich ähnlicher Unternehmen abgeleitet, die bereits gehandelt wurden.
Das Verfahren bietet eine schnelle und vergleichsweise einfache Methode zur Unternehmensbewertung, ist jedoch stark von der Qualität der Vergleichsunternehmen und der Auswahl sowie der Genauigkeit der Multiplikatoren abhängig. Es wird oft in Verbindung mit anderen Bewertungsmethoden verwendet, um eine umfassendere Analyse zu ermöglichen.

Substanzwertverfahren

Beim betrieblichen Substanzwert geht man davon aus, dass der Wert eines Unternehmens dem Wert seiner Vermögenswerte abzüglich seiner Verbindlichkeiten entspricht. Das Verfahren beruht auf der Annahme, dass der materielle Vermögenswert eines Unternehmens seinen Mindestwert darstellt.
Es werden alle Vermögensgegenstände wie Gebäude, Maschinen, Vorräte, Patente, Markenrechte usw. sowie liquide Mittel berücksichtigt. Der Vorteil dieser Methode liegt in der einfachen Anwendung. Gleichzeitig werden hier aber nicht die zukünftigen Erträge eines Betriebes berücksichtigt.

Einordnung & Zielsetzung

Darüber hinaus gibt es noch weitere Verfahren (z. B. Discounted-Cashflow-Methode), die für eine Wertorientierung herangezogen werden können. Für die Unternehmensbewertung gibt es jedoch kein allgemein gültiges Verfahren, mit dessen Hilfe sich der Wert eines Unternehmens eindeutig bestimmen lässt. Vielmehr bestehen verschiedene Berechnungsverfahren, die auch miteinander kombiniert betrachtet werden können.
Stimmen Sie sich daher zunächst mit Ihrem Steuerberater bzw. Wirtschaftsprüfer ab. Eine Wertermittlung ist auch stets von der jeweiligen Zielsetzung abhängig. Wenn Sie innerhalb der Familie unentgeltlich übergeben, steht oftmals die steuerliche Optimierung im Vordergrund. Auch bei einem Verkauf ergeben sich je nach Betrachtungsweise unterschiedliche Ergebnisse. Rechnen Sie daher immer mit einem „Wertekorridor”, um bei Ihrer Preisvorstellung flexibel zu bleiben. Im folgenden IHK-Podcast nehmen Expertinnen und Experten zu den einzelnen Perspektiven Stellung:

Tools zur Wertorientierung

Über folgende Online-Tools haben Sie die Möglichkeit, kostenfrei, unverbindlich und selbstständig eine erste Wertorientierung vorzunehmen. Basis für die Ermittlung ist jeweils die Ertragswertmethode. Es ist zu empfehlen, dass Sie die Zahlen in Abstimmung mit Ihrer Steuerberatung eintragen, um fehlerhafte Werte zu vermeiden. Bitte verstehen Sie die Ergebnisse nicht als Preisgarantie.
  • Unternehmenswertrechner der UWD
    Mit dem Unternehmenswertrechner der Unternehmenswerkstatt Deutschland (UWD) kalkulieren Sie neutral und unabhängig den Wert Ihres Unternehmens.
  • KMUrechner
    Mit dem KMUrechner können Verkäufer, Käufer und Berater einen Wert für ein Unternehmen errechnen.

Veranstaltungsangebot

Um Ihnen den Einstieg in das komplexe Thema zu erleichtern, bietet die IHK Region Stuttgart eine Veranstaltung hierzu an. So erhalten die Teilnehmenden einen Überblick über Vor- und Nachteile verschiedenster Ansätze der Wertermittlung.
Ergänzt wird der praxisnahe Vortrag um einen Exkurs zum Thema Unternehmens-Exposé, das zusammen mit der Bewertung als Entscheidungsgrundlage für Unternehmenstransaktionen dient. Der Vortrag ist für Übergabe- und Übernahmeinteressierte gleichermaßen relevant. Über unsere Veranstaltungsdatenbank können Sie sich für folgende Termine anmelden:
Programm
17:00 Uhr
Begrüßung
IHK Region Stuttgart
17:05 Uhr
Unternehmensbewertung
Daniel Faust
Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, geschäftsführender Gesellschafter
WirtschaftsTreuhand GmbH, Stuttgart
18:30 Uhr
Pause
18:45 Uhr
Exkurs: Unternehmens-Exposés
Dr. Mathias Scheiblich
Dipl.-Wirtschaftsingenieur
RKW Baden-Württemberg, Stuttgart
19:15 Uhr
Abschluss
Sie wollen keine Veranstaltungstermine mehr verpassen? Ob Veranstaltungshinweise, Gesetzesänderungen oder Informationen zur wirtschaftlichen Entwicklung; über unseren IHK-Newsletter werden Sie automatisch über alle relevanten Themen informiert.

Weiterführende Hilfestellung

Für manche Transaktionen kann es ratsam sein, ein schriftliches Gutachten erstellen zu lassen (z. B. bei Ausgleichsansprüche innerhalb der Familie). Eine Bewertung nach IDW S1 (Bewertungsstandard des Instituts der Wirtschaftsprüfer) wird häufig für gutachterliche Zwecke erstellt und in einem Sachverständigengutachten dokumentiert. Dabei kann es hilfreich sein, einem Nachfolgekonzept eine neutrale Bewertung von einem unabhängigen, sachverständigen Gutachter zugrunde zu legen. Der Vorteil dabei liegt in der Rechtsverbindlichkeit gegenüber anderen Parteien.
Da diese Form der Begutachtung jedoch mit Kosten verbunden ist, stimmen Sie sich zunächst mit Ihrer Steuerberatung ab. Anfallende Beratungskosten können unter bestimmten Voraussetzungen durch Beratungsförderprogramme des Bundes oder des Landes bezuschusst werden. Sachverständige finden Sie auch über folgende Suchportale: