Außenhandel in Zeiten von geopolitischen Herausforderungen

Umfrage Going International 2023 Baden-Württemberg

Im Rahmen der bundesweiten Umfrage „Going International 2023“ wurden Anfang des Jahres 178 baden-württembergische Unternehmen nach ihrer Einschätzung des internationalen Geschäftsumfelds befragt. Erfahren Sie nachfolgend mehr über die Auswertungen im Detail.

I. Zusammenfassung

Die Ergebnisse der Umfrage „Going International 2023“ zeigen, dass das Geschäftsklima von den international tätigen Betrieben leicht negativ ist (per Saldo minus 12 Punkte). Auch die Erwartungen an das zukünftige Auslandsgeschäft sind getrübt (minus 16 Prozent per Saldo). Mehr als 60 Prozent der befragten Unternehmen sehen eine deutliche Zunahme der Handelshemmnisse. Dies ist der höchste Wert seit Beginn der Befragung. Zu den stärksten Handelshemmnissen zählen vor allem Sanktionen sowie Sicherheits- und Zertifizierungsanforderungen. Die geopolitischen Veränderungen veranlassen die Unternehmen, neue Märkte für ihre internationalen Geschäfte und insbesondere für ihre Exporte zu suchen. Die Eurozone spielt für das Auslandsgeschäft weiterhin eine zentrale Rolle, während der nordamerikanische Markt mittelfristig an Bedeutung gewinnt. Schließlich stellt das in Kraft getretene Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz die Wirtschaftsakteure vor große administrative Herausforderungen.

II. Geschäftslage und -perspektiven in den Weltregionen

Die bundesweite Umfrage „Going International 2023“ fand zwischen Januar und Februar statt. Darin wurden im Ausland tätige Unternehmen gebeten, sowohl die Geschäftssituation als auch die Erwartungen an das künftige Geschäft zu bewerten. Die Ergebnisse zeigen, dass die Betriebe in Deutschland die Geschäftslage im Ausland im Durchschnitt als negativ einschätzen. Die baden-württembergischen Unternehmen bilden hier keine Ausnahme. Per Saldo liegt der Wert für die Beurteilung der Geschäftslage bei minus 12 Prozent. Dieser Saldo entspricht der Differenz zwischen den Anteilen positiver und negativer Einschätzungen und spiegelt das Geschäftsklima für das internationale Umfeld wider. Insbesondere für Ost- und Südosteuropa (ohne EU), den Nahen Osten, die Türkei, Afrika, das Vereinigten Königreich und Russland geben die Unternehmensvertreter eine überdurchschnittlich negative Beurteilung der Geschäftslage ab. Die gedrückte Stimmung zeigt sich auch in den Erwartungen für das zukünftige Auslandsgeschäft. Im Durchschnitt bewerten rund 28 Prozent der befragten Betriebe in Baden-Württemberg die zukünftige Geschäftslage als eher negativ. Daraus ergibt sich ein Saldo von minus 16 Prozent (unterer linker Quadrant).
Es gibt aber auch Regionen mit positiven Bewertungen. So berichtet die Hälfte der Firmen mit Auslandsaktivitäten in der Eurozone, im übrigen EU-Binnenmarkt und den angrenzenden EU-Ländern (zum Beispiel Norwegen, Schweiz) sowie in Nordamerika (einschließlich Mexiko) von guten Geschäften. Nur neun Prozent beurteilen das aktuelle Auslandsgeschäft in diesen Regionen als schlecht. Daraus ergibt sich ein positiver Saldo von 41 Prozent. Bei der Einschätzung der zukünftigen Entwicklung sind die Unternehmen jedoch zurückhaltend. Nur für Nordamerika und insbesondere für die USA blicken die Marktteilnehmer sehr zuversichtlich in die Zukunft (rechter, oberer Quadrant).
Die Geschäftslage in China wird neutral bewertet. Die Erwartungen für das künftige Geschäft sind jedoch leicht pessimistisch. Im pazifischen Raum (ohne China) überwiegt eine positive Einschätzung, wenngleich die Zukunftserwartungen etwas gedämpft sind (unterer rechter Quadrant).

III. Handelshemmnisse

Traditionell sind die Südwestunternehmen stark international ausgerichtet. Im Durchschnitt sind die befragten Betriebe in neun von 16 der gelisteten Weltregionen aktiv und 92 Prozent geben an, im Export tätig zu sein. Eine Zunahme von Handelshemmnissen ist daher für die baden-württembergischen Betriebe unmittelbar spürbar. Rund 64 Prozent gaben an, dass sie seit 2022 mehr Einschränkungen im internationalen Geschäft wahrnehmen. Dies liegt deutlich über dem Bundesdurchschnitt und stellt den höchsten jemals gemessenen Wert dar.

III.1 Welche Handelshemmnisse haben im Vergleich zum Vorjahr zugenommen?

In der Going International Umfrage werden verschiedene Formen von Handelshemmnissen gelistet und danach gefragt, bei welchen mittelfristig ein Zuwachs empfunden wird. Die Bewertungen der Handelsbarrieren lassen sich in drei Kategorien einteilen: steigend, konstant und scheinbar sinkend.
Die erste Kategorie umfasst Handelsschranken, die gegenüber dem Vorjahr stark an Bedeutung zugenommen haben. Darunter fallen Sicherheitsanforderungen und Sanktionen. Letztere gehören zu der am stärksten gewachsenen handelspolitischen Einschränkung. Weit mehr als die Hälfte (61 Prozent) der an der Erhebung beteiligten Unternehmen nahmen Sanktionen als wachsendes Handelshemmnis wahr. Auch die Sicherheitsanforderungen stellen im Vergleich zum Vorjahr eine zunehmende Herausforderung dar. Die Folgen sind erhöhter Zeit- und Kostenaufwand. 56 Prozent der Unternehmen beklagen zudem erhöhte Sicherheitsbestimmungen.
Die zweite Kategorie bilden die Handelsbarrieren, deren Bewertung im Vergleich zum Vorjahr weitgehend unverändert geblieben ist. Dazu zählen lokale Zertifizierungsanforderungen, eine intransparente Rechtslage und die Local-Content Vorschriften. Obwohl die Zertifizierungsanforderungen in etwa auf demselben Niveau geblieben sind, stellen sie das drittgrößte Hemmnis dar. Fast jedes zweite Unternehmen sieht in den Zertifizierungsvorschriften ein wachsendes Geschäftshindernis. Außerdem bemängelt etwa ein Drittel der Firmen die Klarheit der Rechtsvorschriften in den Zielmärkten und 17 Prozent nennen die Verpflichtung zur lokalen Wertschöpfung als hemmenden Faktor.
Die letzte Kategorie betrifft Handelshemmnisse, die von den Unternehmen als weniger einschneidend empfunden wurden. Dazu gehören Zölle, Beschränkungen des freien Dienstleistungsverkehrs, Technologietransfer oder ein erschwerter Zugang zu öffentlichen Aufträgen. Die Schranken bestehen zwar immer noch, werden aber offenbar als weniger relevant angesehen. So geben nur noch 19 Prozent der Unternehmen an, dass höhere Zölle eine zunehmende Hürde für sie darstellen. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein deutlicher Rückgang von 16 Prozentpunkten. Die Änderung der Einstufung spiegelt jedoch nur die subjektive Wahrnehmung der Betriebe wider und ist kein Hinweis auf einen objektiven Rückgang der Zollanforderungen.

III.2 Welche Auslandsmärkte sind von Handelshemmnissen betroffen?

Bei der negativen Einschätzung der internationalen Auslandsmärkte liegt Russland an erster Stelle, was auf die aktuelle handelspolitische Situation zurückzuführen ist. Die Handelsverbote für Waren, Dienstleistungen und Kapitalmärkte, die 2022 aufgrund des Krieges zwischen Russland und der Ukraine verhängt wurden, schränken die Geschäftsbeziehungen erheblich ein. Russland verdrängt mit 51 Prozent damit das Vereinigte Königreich von seinem Platz aus dem Vorjahr an die zweite Stelle. Nach dem Austritt aus der Europäischen Union ist das Geschäft mit dem Vereinigte Königreich mit vielen Hürden, insbesondere Zollformalitäten, belastet. Ein Drittel der befragten Unternehmen berichten, dass die Hemmnisse für gemeinsame Geschäftstätigkeiten weiter gestiegen sind. China nimmt den dritten Platz in der Länderliste ein. Rund ein Drittel der befragten Betriebe berichtet von zunehmenden Beschränkungen für ausländische Unternehmen auf dem chinesischen Markt.
Die Liste der Länder, die einen besonders starken Anstieg der Handelshemmnisse zu verzeichnen haben, ist auf den ersten drei Plätzen deckungsgleich mit den Bundesergebnissen. Auffallend ist jedoch, dass die Ergebnisse für Deutschland und Baden-Württemberg in Bezug auf die Eurozone und den Nahen Osten unterschiedlich ausfallen. Während die Eurozone für Deutschland an vierter Stelle in der Liste der Länder steht, in denen die Unternehmen eine Zunahme der Handelsbarrieren wahrnehmen, liegt sie in Baden-Württemberg mit 19 Prozent an achter Stelle. Umgekehrt verhält es sich beim Nahen Osten, der in Deutschland auf Platz acht und in Baden-Württemberg auf Platz vier rangiert.

IV. Globalisierung

Die globale Dynamik erfordert von den international agierenden Unternehmen eine kontinuierliche Anpassung an die geopolitischen Entwicklungen. Die Veränderungen stellen sowohl Chancen als auch Herausforderungen für die Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz dar. In diesem Zusammenhang lassen sich einige spezifische Herausforderungen für Unternehmen in Baden-Württemberg identifizieren. Zum einen hat die COVID-19-Pandemie die Anfälligkeit der Just-in-Time-Produktion aufgezeigt. Es kam zu Lieferengpässen und Produktionsausfällen. Zum anderen sehen sich deutsche Betriebe mit hohen Energiekosten konfrontiert, die ihre Wettbewerbsposition beeinträchtigen können. Darüber hinaus ist eine Diversifizierung der Geschäftsmodelle und Absatzmärkte notwendig, um strategische Abhängigkeiten zu reduzieren.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, müssen die Wirtschaftsakteure aktive Maßnahmen ergreifen, um ihre Widerstandsfähigkeit und Flexibilität zu erhöhen. 51 Prozent gaben an, neue Märkte erschließen zu wollen. Die meisten (88 Prozent) der Firmen sind auf der Suche nach neuen Absatzmärkten für ihre Waren und Dienstleistungen. Mehr als ein Drittel (38 Prozent) ist in diesem Zusammenhang an neuen Lieferanten interessiert. Etwa jedes vierte Unternehmen beabsichtigt zudem, neue Märkte für die Produktion zu erschließen. Um die Versorgungssicherheit zu verbessern, wollen 47 Prozent zudem ihre Lagerbestände erhöhen. Etwa jeder achte baden-württembergische Betrieb (12 Prozent) plant eine Produktionsverlagerung von Deutschland ins Ausland, während fünf Prozent eine Rückverlagerung nach Deutschland beabsichtigen.

IV.1 Welche Auslandsmärkte gewinnen mittelfristig an Bedeutung?

Laut der Going International Befragung ist der Euroraum für deutsche und baden-württembergische Unternehmen mit einer deutlichen Mehrheit von über 70 Prozent der wichtigste Zukunftsmarkt. Der europäische Markt spielt für den Großteil der Geschäfte eine zentrale Rolle, denn fast alle befragten Unternehmen in Baden-Württemberg (99 Prozent) sind in der Eurozone aktiv. Die Eurozone bleibt daher weiterhin von zentraler Bedeutung. Zudem sind der EU-Binnenmarkt sowie die Nachbarländer Schweiz und Norwegen für knapp die Hälfte der Firmen von wachsender Relevanz. In Baden-Württemberg gewinnt der nordamerikanische Kontinent für mehr als die Hälfte (55 Prozent) der Befragten an Interesse und belegt den zweiten Platz im Ranking der Zukunftsmärkte. Insbesondere werden die USA von 43 Prozent als wichtiger Markt empfunden. Der Asien-Pazifik Raum (ohne China) ist für ein Drittel der Unternehmen relevant, gefolgt von China mit 29 Prozent.

IV.2 Welche politischen Maßnahmen würden die Diversifizierung der Lieferkette erleichtern?

Die Diversifizierung der Lieferkette ist ein ernst zu nehmendes Thema, da dadurch die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit erhöht und die Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten und Ländern verringert wird. Daher sind auch politische Maßnahmen erforderlich, um die Diversifizierungsbemühungen der Unternehmen zu unterstützen. Der Befragung zufolge fordern fast drei Viertel der Betriebe mehr politisches Engagement zum Abbau von Handelshemmnissen. Von diesen nannten jeweils rund 60 Prozent auch Sicherheits- und Zertifizierungsanforderungen sowie Sanktionen als Handelsbarrieren. Der Verwaltungsaufwand scheint hoch zu sein, einzelne Unternehmensvertreter sprechen im Freitext der Umfrage von „Bürokratiemonstern“ und einem „Informationshunge“ der Behörden.
Der Wunsch nach Bürokratieabbau spiegelt sich auch in der Nachfrage nach Handelsabkommen wider. Für 60 Prozent der befragten Unternehmen ist ein ambitioniertes Handelsabkommen mit wichtigen Handelspartnern von großer Bedeutung für das Auslandsgeschäft. Auch die Stärkung der Welthandelsorganisation durch verbesserte multilaterale Regeln wäre für 40 Prozent eine sinnvolle Unterstützung. Die Regelungen der internationalen Organisation sind für diejenigen wichtig, die Export- und Importgeschäfte mit Ländern tätigen, mit denen die EU keine Handelsabkommen geschlossen hat.
Rund 13 Prozent wünschen sich bessere Finanzierungsmöglichkeiten für ihr Außenhandelsgeschäft. Das betrifft zum Beispiel Exportkredit- und Investitionsgarantien, die den Unternehmen Sicherheit bei ihren internationalen Aktivitäten geben. Für rund acht Prozent wäre es sinnvoll, wenn die Bundesregierung Delegationsreisen organisieren würde, um die internationalen Beziehungen zu wichtigen Handelspartnern zu intensivieren.

V. Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz

Seit dem 1. Januar 2023 ist das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) in Kraft, das Wirtschaftsakteure dazu verpflichtet, Menschenrechts- und Umweltrisiken in ihrer Lieferkette zu minimieren. Die Verpflichtung zur nachhaltigen Gestaltung der Lieferkette gilt ab diesem Jahr für Betriebe mit 3.000 oder mehr Beschäftigten und ab 2024 für Unternehmen mit mindestens 1.000 Beschäftigten. Im Rahmen der Going International Befragung sind derzeit nur acht Prozent der Unternehmen direkt vom Lieferkettengesetz betroffen und müssen das Gesetz mit entsprechenden Maßnahmen umsetzen. Allerdings können auch kleinere und mittlere Betriebe indirekt der Verpflichtung unterliegen, wenn sie als Zulieferer für große Unternehmen tätig sind. Daher ist es interessant zu erfahren, welche Maßnahmen im Hinblick auf das Lieferkettengesetz getroffen wurden oder geplant sind, wo die Herausforderungen bei der Umsetzung liegen und was an Unterstützung benötigt wird.

V.1 Welche Maßnahmen ergreifen die Unternehmen, um dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz nachzukommen?

Laut der Untersuchung von Going International haben die vom Gesetz direkt betroffenen Firmen im Durchschnitt fünf Maßnahmen geplant oder bereits umgesetzt. So haben alle Betriebe mit mindestens 3.000 Beschäftigten die von der Bundesregierung geforderte Risikoanalyse eingeführt, die Menschenrechts- und Umweltrisiken entlang der Wertschöpfungsketten identifizieren soll. In Bezug auf die Lieferanten geben fast alle Großunternehmen an, einen Verhaltenskodex als Teil des Lieferantenvertrages implementiert zu haben, 64 Prozent arbeiten mit den Lieferanten zum Beispiel in Form von Schulungen zusammen und ebenfalls 64 Prozent geben an, verstärkt auf Zertifikate oder Audits der Lieferanten zu achten. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden in das Thema einbezogen. Hier gaben 71 Prozent an, dass sie Mitarbeiterschulungen durchführen.
Doch auch Unternehmen, die nicht direkt gesetzlich dazu verpflichtet sind, ergreifen oder planen entsprechende Maßnahmen, um die Lieferkette nachhaltig zu gestalten. Mehr als die Hälfte hat beispielsweise den Verhaltenskodex in ihren Lieferantenvertrag aufgenommen. Rund zwei Fünftel der Unternehmensvertreter nennen Risikoanalysen, Mitarbeiterschulungen und Zertifizierungsprüfungen der Lieferanten als Umsetzung des Sorgfaltspflichtgesetzes. 26 Prozent der Befragten arbeiten mit ihren Lieferanten zusammen.

V.2 Was sind die Herausforderungen bei der Umsetzung des Lieferkettengesetzes?

Die Umsetzung des Gesetzes über die Sorgfaltspflicht in der Lieferkette stellt die Wirtschaftsakteure vor eine Reihe von Herausforderungen. Unabhängig von der Unternehmensgröße sind sich alle befragten Firmen einig, dass die Umsetzung eine zusätzliche bürokratische Belastung darstellt. Drei Viertel der Betriebe kritisieren zudem die unklaren Anforderungen. 66 Prozent sehen ein Problem in den Kosten, die im Zusammenhang mit der Umsetzung entstehen. Ähnlich bewertet werden die Verifizierung (53 Prozent), die Rechtsunsicherheit (52 Prozent) und die mangelnde Transparenz in der Lieferkette (49 Prozent). Knapp die Hälfte der Unternehmen hat kein Verständnis für das Gesetz und rund ein Drittel befürchtet sogar den Verlust von Lieferanten und Kunden. Diese Ergebnisse zeigen: Die Umsetzung des Lieferkettengesetzes erweist sich als eine komplexe Aufgabe.

V.3 Welche Unterstützung wird für die Umsetzung des Lieferkettengesetzes benötig?

Um ein besseres Verständnis dafür zu erlangen, welche Unterstützung Unternehmen bei der Umsetzung des Lieferkettengesetzes benötigen, wurden die Teilnehmer der Going International-Umfrage gebeten, die hilfreichsten Optionen aus einer Liste auszuwählen. Der Umfrage zufolge wünschen sich 40 Prozent der Firmen Unterstützung bei der Überprüfung von Lieferanten im Ausland, 43 Prozent nannten eine Negativliste von Zulieferern. Ein Drittel der Befragten wünscht sich Unterstützung bei der Formulierung eines Verhaltenskodex, zum Beispiel in Form von Mustertextbausteinen. Staatliche Förderprogramme, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen, werden von einem weiteren Drittel als unterstützende Maßnahme genannt. Mehr als ein Fünftel der Betriebe benötigt Hilfe beim Risikomanagement, bei Kundenanfragen und bei der Berichterstattung.

VI. Unternehmensprofile

An der Going International-Umfrage haben sich 178 Unternehmen in Baden-Württemberg beteiligt. Zwei Drittel der Antworten kamen von kleinen und mittleren Unternehmen mit bis zu 249 Beschäftigten, das restliche Drittel von Großunternehmen. Die Mehrheit der Teilnehmer gehörte dem verarbeitenden Gewerbe an, wobei Unternehmen aus dem Maschinenbau dominierten. Der kleinste Teil der Befragten kam aus dem Bausektor. Der Rest verteilte sich gleichmäßig auf die Sektoren Handel und Dienstleistungen sowie auf nicht näher betrachtete Branchen.
Im Durchschnitt nannten die Befragten zwei bis drei Formen von Auslandsaktivitäten. Eine der häufigsten Formen der Auslandsaktivität ist der Export. Rund 92 Prozent der befragten Unternehmen exportieren ins Ausland. Etwas weniger als die Hälfte der Betriebe gibt an, Tochtergesellschaften oder Niederlassungen im Ausland zu haben. Für mehr als ein Drittel der Firmen gehört der Import zu Verkaufszwecken zum Auslandsgeschäft. Ein Viertel berichtet, im Ausland einzukaufen, um in Deutschland zu produzieren.

VII. Hintergründe zur Studie Going International

In welchen Zielregionen sind deutsche Unternehmen im Ausland aktiv? In welcher Form engagieren sie sich? Auf welche Hindernisse stoßen sie? Welche Instrumente der Außenwirtschaftsförderung sind in schwierigen Zeiten wichtig?
Diese und ähnliche Fragen beantwortet seit 2005 die bundesweite DIHK-Umfrage "Going International", die jährlich mit Unterstützung der 79 Industrie- und Handelskammern (IHKs) in Deutschland konzipiert und durchgeführt wird. Ihren Ursprung hat die Unternehmensbefragung in Stuttgart. Dort wurde bereits 2003 die erste Going International-Umfrage durchgeführt. Ziel war es, die Mitgliedsunternehmen auf ihrem Weg ins Ausland mit nützlichen Tipps zu unterstützen. Die Studie war ein Erfolg und wurde weiterentwickelt und optimiert. Unter Beteiligung der Industrie- und Handelskammern hat der DIHK die Herausgabe und Redaktion von Going International übernommen.
Die bundesweite Auswertung von Going International für das Jahr 2023 finden Sie auf der Website der DIHK.