Fragen und Antworten

„Time is money” – Geschäftskultur in den USA

Rechts- und Steuersysteme, Finanzierungs- und Marketingfragen – harte Fakten werden vor Beginn internationaler Geschäfte genau analysiert. Weiche Faktoren spielen häufig eine untergeordnete Rolle.
Dabei treffen im Auslandsgeschäft unterschiedlichste Kulturen mit verschiedensten Führungs- und Kommunikationsstilen aufeinander. Kulturelle Unterschiede zu asiatischen Ländern sind bekannt, aber auch im Umgang mit amerikanischen Partnern können schwerwiegende Fehler begangen werden.

Unterschiede in der Kommunikation

Die USA scheinen uns kulturell ganz nah zu sein, nicht nur wegen der gemeinsamen westlichen Prägung, sondern auch wegen des ausführlichen Anschauungsmaterials aus Hollywood. Aber schon in der zwischenmenschliche Kommunikation gibt es große Unterschiede zwischen Amerikanern und Deutschen: Die Deutschen pflegen einen sehr direkten Kommunikationsstil. Auch eine Ablehnung wird deutlich ausgedrückt. Amerikaner empfinden das hingegen als unhöflich und bevorzugen die sprachliche Umschreibung. Ein offenes „Nein“ wird man selten hören. 
Tadel und Kritik werden in den USA häufig geschickt zwischen positiven Aussagen versteckt. Das hat viel mit der Sehnsucht nach Anerkennung und der Erziehung zu tun. Von klein auf lernen die US-Bürger, ihre Meinung zu äußern. Schon im „kindergarten“ präsentieren sich die Kinder vor ihrer Gruppe. Kritisiert wird dabei niemals. Jeder äußert Lob. Auf offene Kritik zu stoßen, ist für Amerikaner daher ungewohnt und verletzend.
Eine Erfolgsgrundlage in der neuen Welt ist das Socializing. Gemeint ist die Kunst des Smalltalks – für Amerikaner eine Leichtigkeit und in jeder Beziehung wichtig. Was Deutsche als oberflächlich abschreckt, ist für Amerikaner der Schlüssel zu schnellen neuen Kontakten, ein Mittel, das Eis zu brechen und sich ein Bild vom anderen zu machen. Kontroverse Themen wie Politik, Antidiskriminierungsfragen oder Religion sind dabei tabu. Amerikaner diskutieren diese Themen, aber nicht im privaten oder geschäftlichen Umfeld, sondern auf spezielle Diskussionsforen oder Veranstaltungen.

Wie sehen Meetings aus?

Meetings erscheinen deutschen Geschäftspartnern oft unvorbereitet, weil Amerikaner bei dieser Gelegenheit gern informell ihre Gedanken austauschen, um unvoreingenommen Meinungen zu sammeln. Vorabinformationen sind weniger erwünscht. Meetings und Präsentationen sind dabei von kurzer Dauer – ganz nach dem Motto „time is money“. Alle sind an schnellen Ergebnissen orientiert. Die Tendenz der Deutschen, nach einer hundertprozentigen, langfristigen Lösung zu suchen, alle Informationen und Möglichkeiten abzuwägen, ist ihnen fremd. Langatmige Präsentationen mit hohem Informationsgehalt sind ungewohnt. Ein Witz zu Beginn bricht für Amerikaner das Eis und deutet nicht auf eine unprofessionelle Einstellung des Redners hin. Humor ist wichtig, allerdings nur solange niemand – wirklich niemand! – diskriminiert wird. In diesem Punkt sind Amerikaner äußerst empfindlich. Manager, Entsendungskräfte und Mitarbeiter in internationalen Teams sollten deshalb unbedingt über die Problematik der Antidiskriminierung aufgeklärt sein, um Klagen gegen das Unternehmen vorzubeugen.

Arbeiten im Team

Amerikaner sind überzeugte Individualisten. Die Tätigkeiten im Team werden genau aufgeteilt, so kann der Erfolg jedes einzelnen genau gemessen und anerkannt werden. Weil für jeden Arbeitnehmer sein persönliches Fortkommen oberstes Ziel ist, ist die Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber weit weniger ausgeprägt als in Deutschland. Es ist selbstverständlich und anerkannt, dass Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, sobald sie einen besseren Job finden. Langjährige Firmenzugehörigkeiten sind die Ausnahme. Die „Hire and Fire“-Mentalität gilt nicht nur für Arbeitgeber, sondern auch für Arbeitnehmer.
Bei Verhandlungen sind Offenheit und Ehrlichkeit wichtig. Aber entscheidend ist, was letztendlich schriftlich fixiert wird, nicht was abgesprochen wurde. Die Schriftform ist für Verträge jeglicher Art unerlässlich. Amerikanische Unternehmen sind immer an kurzfristigen Erfolgen interessiert. Geschäftspartner sind deshalb Partner auf Zeit. Hinter allem steht: „Make good money!“
Erfolgreich mit Amerikanern zusammenarbeiten zu können, ist Basis für den Geschäftserfolg in den USA. Interkulturelle Seminare und Trainings bieten hierzu die notwendige Hilfestellung an.
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