Argentinien
Schlägt jetzt die Stunde Argentiniens?
Im ersten Jahr seiner Amtszeit gelang es Präsident Javier Milei, die Inflation in Argentinien nahezu zu halbieren. Dennoch bleibt sie mit knapp 118 Prozent im Dezember 2024 auf einem extrem hohen Stand. Laut IWF wird für 2025 ein Wirtschaftswachstum von 5 Prozent und für 2026 ein Wachstum von 3,8 Prozent prognostiziert. Ähnlich sieht es der Chief Economist Outlook 2025 des World Economic Forum. 64 Prozent der Befragten gehen von einem überwiegend moderatem Wirtschaftswachstum in Lateinamerika aus. Das argentinische Wirtschaftsministerium meldete erstmals wieder einen Haushaltsüberschuss 2024. Das sind gute Neuigkeiten.
Ein Blick auf die Wirtschaftszweige
Argentinien ist nach Mexiko und Brasilien die drittgrößte Industrienation in Lateinamerika. Der Bergbau und die Industrie machen 24,4 Prozent aus, während Handel, Gaststätten und Hotels einen Anteil von 21,8 Prozent haben.
Die Agrarindustrie in Argentinien hat in den letzten Jahren unter einer schweren Dürre gelitten und sieht sich zunehmend extremen Wetterereignissen ausgesetzt, was auch finanzielle Auswirkungen hatte. Gentechnisch veränderte Organismen (GVO) spielen in der argentinischen Landwirtschaft eine bedeutende Rolle, was jedoch in Europa auf Vorbehalte stößt. Ein weiteres wichtiges Thema sind Agrochemikalien: Während in Argentinien vielfach auf konventionelle Produkte gesetzt wird, besteht in Europa eine wachsende Nachfrage nach weniger toxischen Alternativen, was eine Marktlücke für neue Anbieter darstellen könnte. Insbesondere wenn die argentinischen Agrarindustrie mehr nach Europa exportieren möchte. Zudem gewinnen Off-Season-Produkte an Bedeutung, ähnlich wie in Europa. Dies erfordert verstärkte Investitionen in moderne Lagertechnik und innovative Verpackungslösungen, um Qualität und Haltbarkeit der Erzeugnisse zu gewährleisten und die Exportfähigkeit zu steigern.
Baden-Württemberg International organisiert eine Delegationsreise nach Argentinien und Uruguay: Smart Farming und Food Processing vom
20.-28.09.2025. Mehr Informationen erhalten Sie unter: Anmeldung
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Als einer der weltweit führenden Agrarexporteure verfügt das Land zudem über ein großes Vorkommen an zukunftsweisenden Rohstoffen (Blei, Eisenerz, Erdöl, Erdgas, Kupfer, Lithium, Mangan, Uran, Zink, Zinn). Das Interesse steigt, mehr Wertschöpfung im eigenen Land durch nachgelagerte Produktionsstufen zu schaffen, wie das bei vielen Rohstoffländern der Fall ist. Zusätzliche Einnahmen werden erwartet, sobald die geplante Gas-Pipeline nach Brasilien in Betrieb genommen wird.
Weitere Informationen zum Bergbau finden Sie in der neusten Zielmarktanalyse der AHK Argentinien.
Die Reise- und Tourismusbranche erlebt einen Aufschwung. Bis Ende 2025 ist die Eröffnung von 70 neuen Hotels vorgesehen. Der Sektor beschäftigt aktuell rund 1,2 Millionen Menschen im Land, und über 32.000 Studierende absolvieren derzeit ein Studium im Bereich Tourismus.
Gefahr einer Deindustrialisierung vs. neue Dynamik in Schlüsselsektoren?
Im Jahre 2024 ging noch aus dem Bericht der United Nation Industrial Development Organization "World Manufacturing Production 2024” hervor, dass die industrielle Produktion Argentiniens eher rückläufig ist. Zudem ist sie nicht sehr wettbewerbsfähig und hat Nachholbedarf. Der Primärsektor soll stärker gefördert werden. Präsident Milei legt den Fokus mit dem "Anreizsystem für Großinvestitionen“ (RIGI) auf Großprojekte in Schlüsselsektoren wie Bergbau, Öl & Gas, Energie, Technologie, Stahlindustrie, Forstwirtschaft, Infrastruktur und Tourismus. Auch Zulieferbereiche für den Primärsektor wie auch Landmaschinen- und die Lebensmittelindustrie profitieren.
Während internationale Aufmerksamkeit häufig den umfassenden Reformen im Finanz- und Steuerbereich gilt, zieht der reale Wirtschaftssektor zunehmend das Interesse strategischer Investoren auf sich. Insbesondere in den genannten Schlüsselsektoren lassen sich klare Investitionstrends erkennen: Moderne Technologien, Effizienzsteigerung und der Ausbau technischer Kapazitäten rücken in den Fokus.
Besonders der Energiesektor profitiert vom steigenden Strombedarf, nicht zuletzt durch wachsende Aktivitäten im Rohstoffabbau. Parallel dazu entstehen neue Projekte im Bereich Lithium und Kupfer, die spezialisierte technische Dienstleistungen in oft entlegenen Regionen benötigen. Zum Beispiel die Andenregionen und in Patagonien. Auch Industrieunternehmen selbst investieren zunehmend in Automatisierung, Wartung und Effizienzmaßnahmen. Hinzu kommt eine erneute Belebung im Bau- und Infrastrukturbereich – von Verkehrswegen bis hin zu Energie- und Wasserversorgungssystemen.
Aussichten für das Exportgeschäft deutscher Unternehmen
Ein Blick auf die Handelszahlen zeigt, dass die Nachfrage nach deutschen Investitionsgütern eher schwach ist. Gegenwärtig sind circa 200 deutsche Unternehmen in Argentinien aus allen Branchen aktiv. Bei den Exportstatistiken nimmt Argentinien bei den baden-württembergischen Exporten Platz 59 ein. Tendenz weiter rückläufig.
Es bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen das EU-Mercosur Handelsabkommen zukünftig haben wird. Mit niedrigeren Einfuhrzöllen steigt die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Technologieanbieter. Daher sind die Entwicklungen in der argentinischen Industrie zu beobachten. Bei bestehenden Lücken ist der Einsatz deutscher Technologie wie Ersatzteile denkbar, vorausgesetzt, das Devisenangebot verbessert sich weiterhin. Viele Investitionen werden noch zurückgehalten.
Weitere Informationen zum EU-Mercosur erhalten Sie unter: EU-Mercosur Abkommen – Ursprungsregelungen Zollabbau - IHK Region Stuttgart
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Für weitere Rechtsupdates lohnt sich ein Blick auf die Länderinfoseite zu Argentinien auf der GTAI-Homepage.