Jamaika: Öffentliche Ausschreibungen im Fokus
Öffentliche Ausschreibungen: Bisher kaum Einfluss, doch jetzt im Fokus der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen
In den wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Jamaika spielen öffentliche Ausschreibungen bislang nur eine untergeordnete Rolle. Die jamaikanische Regierung schreibt regelmäßig Projekte aus – insbesondere in Schlüsselbereichen wie digitale Transformation, grüne Transition, Infrastruktur, Handel und Dienstleistungen für Regierungen. Diese Potentiale könnten genutzt werden, bislang sind die Beteiligungen von europäischer Seite gering.
EU-Botschafterin Dr. Erja Askola will während ihrer Amtszeit in Jamaika die Rolle der Europäischen Union als umfassenden Partner stärken und dabei insbesondere Handel und Investitionen durch das Wirtschaftspartnerschaftsabkommen und die Global-Gateway-Initiative gezielt fördern.
Zentrale Plattform für öffentliche Ausschreibungen ist das Government of Jamaica Electronic Procurement System (GOJEP), erreichbar unter www.gojep.gov.jm. Dort können sich interessierte Bieter registrieren, laufende Ausschreibungen einsehen und Angebote direkt elektronisch einreichen. Ergänzend informiert die offizielle Plattform der jamaikanischen Regierung (jis.gov.jm) über aktuelle Projekte.
Private Ausschreibungen werden hingegen meist in lokalen Tageszeitungen veröffentlicht, unter anderem im Jamaica Gleaner. Dessen Archiv (gleaner.newspaperarchive.com) bietet zwar Zugriff auf ältere Veröffentlichungen, erweist sich in der Praxis jedoch als wenig benutzerfreundlich.
Vor allem in Sektoren, in denen deutsche Unternehmen über Know-how und technologische Stärken verfügen, bietet dieser Markt Chancen. Eine strategischere Herangehensweise, gegebenenfalls in Partnerschaft mit lokalen Akteuren, könnte helfen, das Potenzial künftig besser zu nutzen.
Das Caribbean Investment Forum (CIF) 2025 ist die führende Plattform der Region, auf der Investoren, Unternehmer und politische Entscheidungsträger zusammenkommen, um gemeinsame Chancen in den Bereichen nachhaltige Landwirtschaft, grüne Wirtschaft, digitale Transformation sowie Logistik und Transport zu nutzen. Die EU-Delegation in Kingston weist gezielt auf Ausschreibungen hin, die mit den Schwerpunkten der EU-Global-Gateway-Initiative übereinstimmen.
Einschätzungen des Botschafters Van Thiel: Diese Branchen bieten Potenzial für deutsche Unternehmen in Jamaika
Deutsche Unternehmen finden in Jamaika in mehreren Sektoren Geschäftsmöglichkeiten. Gefragt sind qualitativ hochwertige Konsumgüter sowie Haus- und Gartenausstattungen für eine kaufkräftige Oberschicht. Auch der Tourismussektor, der rund ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts ausmacht, bietet weiterhin Potenzial – insbesondere im Bereich Hotelausstattung. Weitere Chancen bieten sich in Nischen wie Kakao, Chili, Ingwer und natürlichen Nahrungsergänzungsmitteln. Auch die erneuerbaren Energien gelten als zukunftsträchtig, wenngleich regulatorische Hürden – etwa das Netzmonopol (Jamaica Public Service) oder komplexe Einspeisebedingungen – den Markteintritt erschweren können. Jamaikas geografische Lage und der Ausbau der Infrastruktur machen das Land zudem zu einem attraktiven Standort für Logistik und Transport. Im verarbeitenden Gewerbe bestehen Vorteile durch Sonderwirtschaftszonen mit steuerlichen Anreizen, allerdings bleibt das Umfeld anspruchsvoll: hohe Energiekosten, Fachkräftemangel durch Abwanderung, Bürokratie und Sicherheitsprobleme stellen Unternehmen vor Herausforderungen.
Wie gelingt der Markteintritt in Jamaika?
Der Einstieg in den jamaikanischen Markt ist zwar herausfordernd, aber wer einmal vor Ort ist, kann laut Botschafter van Thiel durchaus gewinnbringend wirtschaften. Am erfolgversprechendsten sind Partnerschaften mit lokalen Unternehmen, die sich im jamaikanischen Umfeld gut auskennen. Ein positives Beispiel ist die Zusammenarbeit bei „German Ship Repair Jamaica“ – ein deutsch-jamaikanisch-türkisches Projekt im Bereich Schiffsreparatur.
Ohne lokale Partner über öffentliche Ausschreibungen einzusteigen, ist dagegen eher schwierig. Die deutsche Botschaft unterstützt gern bei der Kontaktaufnahme. Zentraler Ansprechpartner in Jamaika ist JAMPRO (Trade & Invest Jamaica).