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Preisexplosion im Welthandel: Was tun?

Fragt man Jan van Schaik, Vertriebsleiter EMEA & Asia Shapes der Ensinger GmbH in Nufringen nach den größten Belastungen im internationalen Geschäft, so antwortet er in Zahlen:”“2019 kostete ein Container aus Asien 4.000 Euro. Im Jahr 2022 lag der Preis bei 19.000 Euro. Geschlossene Häfen, Produktionsstätten im Lockdown und nicht zuletzt der Stau im Suezkanal machte es schwer, überhaupt an freie Container zu kommen. Entsprechend hat sich die Nachfrage nach Luftfrachtoptionen erhöht - begleitet ebenfalls von gewaltigen Preissteigerungen. Von 2,50 Euro pro Kilo Luftfracht erhöhten sich die Preise bis 2020 auf acht Euro pro Kilo – und die Verfügbarkeit blieb dennoch stark begrenzt.” Was der Vertriebsleiter beschreibt, dürfte vielen Unternehmen der Region bekannt vorkommen – verbunden mit der Frage: Was nun? Wie können wir das internationale Geschäft aufrechterhalten, wie die extremen Kosten abfedern?

OEMs blicken zum Nachbarn: Nähe als Lösung?

Jan van Schaik, selbst Niederländer, sieht in Kooperationen zwischen den Niederlanden und Deutschland vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen einige Chancen – vor allem für sogenannte OEMs (Original Equipment Manufacturers). Es sei zu erwarten, dass deutsche Hersteller ihre Sourcing-Strategien in Zukunft noch weiter diversifizieren werden. Die Nachfrage nach regional hergestellten Produkten könnte also steigen und auf diese Weise weitere niederländische Zulieferer bei deutschen Unternehmen ins Spiel bringen.
Weiterhin sei im OEM-Markt derzeit eine Entwicklung weg von einfachen technischen Teilen hin zu montierten oder vormontierten Modulen zu beobachten. Schließen sich Unternehmen mit verschiedenen Portfolios – etwa aus den beiden Nachbarländern – hierbei strategisch zusammen, könnten solche baufertigen Module auf breiterer Basis angeboten werden. Es sei  außerdem nicht davon auszugehen, dass die Logistikkosten in nächster Zeit wieder sinken werden; der Bedarf an strategisch platzierten Produktions- oder Vertriebsstandorten werde also weiterhin hoch sein, so van Schaik.

Rohstoff- und Materialknappheit lehrt umzudenken 

Auch beim öffentlichen Netherlands Business Support Office (NBSO) in Stuttgart, einer Vertretung der niederländischen Regierung, beobachtet man derzeit, dass viele südwestdeutsche Unternehmen ihre Fühler in unterschiedliche Richtungen ausstrecken. Bei einigen von ihnen bietet sich eine Kooperation mit niederländischen Partnern an und rückt deshalb zunehmend in den Fokus, eine Erfahrung, die Dr. Astrid Engels, Referentin Außenwirtschaft beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. VDMA bestätigt.
Die Unternehmen im Bereich Maschinenbau – so berichtet Dr. Engels – beschäftige derzeit, wie sinnvoll Beschaffung außerhalb von Europa ist, ob sie auf doppelte Beschaffungsquellen zurückgreifen oder ihr Teilespektrum reduzieren. Weiterhin prüften die Unternehmen, so Engels, ob Rahmenverträge mit Lieferanten sinnvoll seien, ob und wann Lieferkettentransparenz gegeben sei und wie sie ihr Risikomanagement bewältigen. Interessante Ansätze gebe es auch zu der Frage, ob man Versorgungsengpässe mittels 3D-Printing überbrücken könne.

Der lokale Draht zu den Niederlanden

Mirjam Mulder
© NBSO Stuttgart
Unternehmen, die Kooperationsmöglichkeiten mit niederländischen Partnern prüfen möchten, können sich an das NBSO wenden: Anliegen des Handelsbüros ist es, die Vernetzung deutscher und niederländischer Unternehmen in den für die Niederlande erfolgreichen Branchen Gesundheitswirtschaft sowie Leichtbau und Fahrradinfrastruktur, aber auch bei aktuell besonders gefragten und besonders herausgeforderten Branchen wie dem Maschinenbau und der Logistik zu fördern. Seit der Gründung im Jahr 2005 hilft das NBSO in Stuttgart ca. 200 niederländischen Unternehmen im Jahr bei ihrer Geschäftsanbahnung in (Südwest)-Deutschland.
Das Dienstleistungsangebot besteht aus dem Erstellen von Marktinformationen, Hilfe bei der Kooperationspartnersuche und der Anbahnung technologischer Zusammenarbeit oder Investitionsförderung, Organisation von Delegationsreisen und Pitch-Events und vieles mehr, um den Austausch zwischen niederländischen KMUs und deutschen Partnern zu fördern. Das NBSO Stuttgart wird von der niederländischen Außenhandelsagentur RVO als Teil des Ministeriums für Wirtschaft und Klima finanziert.
Albrecht Kruse
© IHK Region Stuttgart
Die Aufgaben werden in enger Zusammenarbeit mit den Wirtschaftsabteilungen der niederländischen Botschaft in Berlin sowie den beiden Generalkonsulaten in Düsseldorf und München und dem Honorarkonsul in Stuttgart, Herrn Albrecht Kruse (hier im Bild) wahrgenommen.
Gerne hilft Ihnen das NBSO bei Ihren Fragen zum niederländischen Markt, möglichen Kooperationspartnern oder anderen Anliegen weiter.
Mirjam Mulder, NBSO Stuttgart

 Netherlands Business Support Office (NBSO) Stuttgart
Chief Representative: Agaath Hulzebos
Deputy Representative: Mirjam Mulder
Neue Adresse ab dem 01.06.2022:
Königstraße 80
70173 Stuttgart
+49 15901819812 | +49 15758169984
agaath.hulzebos@minbuza.nl | mirjam.mulder@minbuza.nl
www.sieunddieniederlande.nl | www.linkedin.com/in/nbsostuttgart