Industrie 4.0 und Bergbau in Peru

Mehr als die Hälfte der peruanischen Exporte gehen auf den Bergbau zurück. Rund ein Fünftel der ausländischen Direktinvestitionen fließt in Peru in den Bergbau. Parallel nimmt die gesellschaftliche und technologische Entwicklung rasant zu – die Vernetzung von Maschinen und Abläufen, kurz Industrie 4.0 ist ein Megatrend.

Bergbau in Peru

Herr Dr. Häntsche, Bergbau in Peru und Industrie 4.0 – wie passt das zusammen?

Peru zählt zu den Top-Bergbauländern weltweit. Hier betreiben große nationale und multinationale Konzerne Weltklasseminen für Kupfer, Gold,. Silber, Zink und Zinn. Mit dem Projekt Quellaveco von Anglo American geht dieses Jahr die erste sogenannte digitale Mine Perus in Produktion. Die Kupfermine Quellaveco liegt in Moquegua im Süden Perus und stellt die aktuell größte Einzelinvestition (5,3 Mrd USD) in Peru dar. Automatisierung, Fernbetrieb- und -wartung waren schon vor 2020 ein Thema, wurden aber durch die Pandemie stark befördert. Nach einem erfolgreichen Start von Quellaveco ist zu erwarten, dass weitere Projekte nachziehen in Sachen Automatisierung und Industrie 4.0.

Einsatzmöglichkeiten von Industrie 4.0

Wo sehen Sie konkrete Einsatzmöglichkeiten von Industrie 4.0 im Bergbau?

Die Minen und Lagerstätten liegen meist schwer zugänglich, oft über 4000m NN und weit entfernt von der Hauptstadt Lima wo sich die Zentralen fast aller Bergbaufirmen befinden. Auch auf dem Minengelände sind die Wege oft beschwerlich. Die Möglichkeit, Anlagen aus der Ferne zu überwachen, Wartungsbedarf früh zu erkennen und so Produktionsunterbrechungen zu vermeiden steigern die Produktivität, senken Kosten und helfen Prozesse zu optimieren. Besonders Förderanlagen, Pumpstationen und die Prozesssteuerung bieten Potenzial für die Implementierung von Industrie 4.0. Da die Preise der Produkte der Bergbaubetriebe über internationale Rohstoffbörsen bestimmt werden, sind Produktivitätssteigerung und Kostensenkung die einzigen Stellschrauben, um den Gewinn zu steiger. Industrie 4.0 bietet hier exzellente Möglichkeiten.

Nachhaltigkeit im Bergbau

Wie kann Industrie 4.0 beitragen, negative Auswirkungen des Bergbaus auf Mensch und Umwelt zu reduzieren?

Die großen Betriebe arbeiten mit internationalen Standards bezüglich Umweltschutz und Arbeitssicherheit. Industrie 4.0 hilft , das Monitoring zu verbessern und im Falle eines Problems schneller eingreifen zu können, damit Bevölkerung und Umwelt nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Auch Bergeteiche kann man beispielsweise mit Sensoren auf das Niveau 4.0 bringen und so Tragödien wie den Dammbruch der Mine in Brumadinho 2019 vermeiden, der für viele hundert Menschen tödlich endete.

Marktchancen für Baden-Württemberg

Wie können baden-württembergische Unternehmen vom Megatrend rund um Industrie 4.0 in Peru profitieren?

Open Innovation und Ideenwettbewerbe werden in der Branche immer stärker genutzt, um neue Lösungen zu finden: Hier können innovative Technologien platziert werden. Unabdingbar für den Geschäftserfolg in Peru ist es, vor Ort präsent zu sein, etwa mit einer Vertretung oder Niederlassung. Baden-württembergische Unternehmen wie Bosch, Festo, Voith, SICK und SEW Eurodrive sind bereits in Peru aktiv.

Unterstützung vor Ort

Was genau macht das Kompetenzzentrum für Bergbau und Rohstoffe der Auslandshandelskammer Peru?

Das Kompetenzzentrum ist ein vom BMWK gefördertes Projekt und dient als Plattform, um deutsche Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Hochschulen mit Akteuren im peruanischen Bergbau zusammenzubringen, und zwarin Form von Konferenzen, Webinaren, Delegationsreisen und Publikationen ebenso wie durch maßgeschneiderte Dienstleistungen. Auch Coworking-Arbeitsplätze im AHK Büro sind im Angebot.
Sie möchten mehr über Ihre Möglichkeiten in Peru oder anderen Ländern Südamerikas erfahren? Unser Länderreferent für Nord- und Südamerika Michael Früh berät sie gern unter 0711 2005-1915 oder michael-frueh@stuttgart.ihk.de.