Von unseren Auslandshandelskammern

Wachsende Märkte

Als Brückenbauer, Netzwerker und kompetente Berater bieten die deutschen Auslandshandelskammern qualifizierte Unterstützung für Geschäftsaktivitäten im Ausland. Wir stellen Ihnen aktuelle Entwicklungen und Trends in acht Märkten vor.

#PartnerWeltweit an 150 Standorten in 93 Ländern

Hierfür stehen die Deutschen Auslandshandelskammern (AHKs) sowie Delegationen und Repräsentanzen der deutschen Wirtschaft. Durch die Präsenz vor Ort und ausgeprägte Beziehungen in die lokale Wirtschaft sind die Beraterinnen und Berater der AHKs frühzeitig über aktuelle Entwicklungen und Trends informiert und somit die idealen Ansprechpartner für Ihre geplanten Auslandsaktivitäten.
Die Weltwirtschaft ist in sich diversifizierter, komplexer und schnelllebiger geworden. Wer hier mithalten und vor allem von aktuellen Marktchancen profitieren möchte, kann über lokale Expertinnen und Experten einen enormen Wissens- und Zeitvorsprung gewinnen.
Das AHK-Netzwerk hat neben den Interessen der deutschen Wirtschaft auch immer das Interesse der Wirtschaft im Zielland vor Augen und unterhält wertvolle Kontakte zu ausländischen Unternehmen aller Größen. Dadurch können in vielen Fällen sehr präzise Prognosen und branchenspezifische Einschätzungen gegeben werden, die weit über einschlägige Studien und Wirtschaftsnachrichten hinausgehen.
Das Know-how des Netzwerks lebt dabei vom direkten Austausch mit Unternehmen im In- und Ausland. Charakteristisch für den Service der Auslandshandelskammern sind außerdem die umfangreichen und auf wirtschaftliche Besonderheiten des Landes abgestimmten Dienstleistungen. Im Folgenden erhalten Sie kurze exemplarische Einblicke darin, was international gerade in Bewegung ist.

Ägypten – Partner mit Potenzial

Ägypten bietet vielfältige Chancen für die deutsche Wirtschaft: In der Wasserwirtschaft setzt Ägypten neben Meerwasserentsalzung und effizienter Nutzung auch auf Wiederaufbereitung. Im Bereich Logistik möchte sich Ägypten bis 2030 zu einem internationalen Produktions- und Vertriebszentrum für Europa, den Nahen Osten und Afrika entwickeln. Über den Suez-Kanal werden bereits über 12 Prozent des weltweiten Schiffsverkehrs abgewickelt. Gefragt sind Know-how im Bereich Intralogistik, Lagerverwaltung, IT-Lösungen für die gesamte Logistikkette, Ausrüstungen für Terminals und Ladezonen sowie Ausrüstungen für das Lagern, Fördern und Verteilen von Gütern unterschiedlicher Art.
Mit mehr als 250.000 hervorragend ausgebildeten IT-Ingenieurinnen und -Ingenieuren verfügt Ägypten über sehr gutes Potenzial, das Land bei seiner Digitalisierungsstrategie weiter voranzubringen. Auch für deutsche Unternehmen bieten sich hierdurch Chancen für die eigenen Entwicklungsprojekte. Vor dem Hintergrund einer wachsenden Bevölkerung mit steigender Lebenserwartung und einer geplanten Positionierung des Landes als Zielort für Gesundheitstourismus ist Ägypten ein wachsender Markt für die gesamte Bandbreite an Gesundheitsprodukten. Als idealer Standort für erneuerbare Energien mit Wind und Sonnenschein bietet sich Ägypten außerdem als dauerhafter Partner der europäischen Energiewirtschaft an. Die Bereiche Automobil, Landwirtschaft und Infrastruktur inklusive dem Bahnsektor deuten auf ein großes Potenzial hinsichtlich zukünftiger Aktivitäten hin.
Sonja Miekley, Head of DEinternational, Egypt, German-Arab Chamber of Industry and Commerce

Baltikum – Europas Innovations-Hotspot

Innovationen sind kein Zufall, vielmehr bedarf es der passenden Rahmenbedingungen – politisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich. Diese Rahmenbedingungen waren in den Baltischen  Staaten in den letzten 20 Jahren sehr innovationsfreundlich.
So hat Estland bereits Mitte der neunziger Jahre entscheidende Weichen gestellt mit seinem „Tigersprung“ und der damit verbundenen Digitalisierung des Bildungssystems sowie im Anschluss der gesamten Gesellschaft. Heute erntet man die Früchte und hat mit Platz 1 in Pisa sogar Finnland überholt.
Aber auch Lettland und Litauen haben einiges zu bieten, ob es nun Cyberverteidigung, autonome unbemannte Robotersysteme, Lösungen für künstliche Intelligenz, Drohnen, hochpräzise Laser- Technik, weltraumtaugliche Gesundheitstechnologien oder Autoteile und Informationssysteme sind.
Im Global Innovation Index 2022 liegt Estland auf Platz 18, Litauen auf Platz 39 und Lettland auf Platz 41. Wichtig sind auch das weit verbreitete unternehmerische Denken und die Start-up- Kultur, die sich bis in die Eliten fortsetzt. Im Laufe der Jahre hat Estland zehn Unicorns hervorgebracht und damit die höchste Zahl pro Kopf in Europa. „Deutschland müsste mit seinen aktuell 32 Unicorns somit noch über 600 Unicorns hervorbringen, um mit Estland gleichzuziehen“, so Florian Schröder, Geschäftsführender Vorstand der Deutsch- Baltischen Handelskammer in Estland, Lettland und Litauen. Dies hat auch Bundesminister Dr. Volker Wissing erkannt und deshalb die drei Baltischen eingeladen, gemeinsam mit Deutschland einen Innovations-Club zu gründen.

Dominic Otto, Deputy CEO, Head of Commercial Services & VET, Deutsch-Baltische Handelskammer (AHK)

China – The New China Story

Die Zeiten haben sich in China geändert. China ist nicht mehr die verlängerte Werkbank der Welt, sondern ein anspruchsvollerer, in Teilen komplizierterer und doch mit Chancen und Wachstumspotenzial versehener Zukunftsmarkt für deutsche Unternehmen. Heute ist China kein Billigproduktionsstandort mehr, sondern hat technologisch aufgeholt. Die Verbraucher sind anspruchsvoller geworden, Umweltthemen spielen eine wichtige Rolle und das politische Umfeld hat an Komplexität gewonnen.

Und doch gibt es unter den Veränderungen Chancen, die wir ergreifen können. Dies betrifft vor allem die Industrielle Modernisierung (Chancen für deutsche Unternehmen: Robotisierung, Digitalisierung, Smart Manufacturing), Dekarbonisierung (Umwelttechnologien, energieeffiziente Produktion) und den Binnenkonsum (Qualitätsprodukte „Made in Germany“). Gleichzeitig stehen deutsche Unternehmen vor Herausforderungen, zum einen durch geopolitische Risiken, zum anderen durch den stärker werdenden lokalen Wettbewerb. Schlagworte wie Diversifizierung und De-Risking sind dabei in aller Munde und können unter Strategien wie „China plus Eins“ oder „In China für China“ ein sinnvoller Ansatz sein.
Für die meisten deutschen Unternehmen bleibt China in seiner „New Story“ ein attraktiver Markt und ein großes, weiter anwachsendes Industriecluster sowie ein immer wichtigerer Innovationsstandort, an dem sie zunehmend von der Innovationsdynamik profitieren und lernen können.

Jonathan Schoo, Vice President, AHK Greater China

Kolumbien - Aufbruch zu einem grünen Wirtschaftsmodell

Kolumbien hat unter Präsident Gustavo Petro, seit 2022 erster linker Staatschef, einen Transformationsprozess hin zu einem „grünen Wirtschaftsmodell“ eingeleitet. Das enorme Potenzial bei erneuerbaren Energien und grünem Wasserstoff sollen eine Reindustrialisierung und den Ausstieg aus der Kohleförderung im Land vorantreiben.
Bei erneuerbaren Energien gehört das Land zu den vielversprechendsten Akteuren in der Region; bis 2050 will Kolumbien die Klimaneutralität erreichen. Das birgt viel Potenzial für „grüne Technologien“ und Know-how-Transfer. Deutschland kommt hierbei eine zentrale Rolle zu. Beide Staaten haben erst kürzlich eine gemeinsame Absichtserklärung für eine Klima-Allianz und eine gerechte Energiewende unterzeichnet. Darüber hinaus gibt es auch ein „Memorandum of Understanding“ zwischen den Ministerien für Bergbau und Energie sowie für Handel, Industrie und Tourismus.
Auch in anderen Bereichen wartet Kolumbien mit Geschäftschancen für den deutschen Mittelstand auf. Beispiele sind im Dienstleistungssektor der große Ausbaubedarf bei der Transportinfrastruktur oder die Automatisierung der (Agrar-)Industrie.
Aus dem Andenstaat kommen zunehmend auch gut qualifizierte Fachkräfte. Neben Elektronikern, Gärtnern und medizinischem Personal stehen auch Erzieher auf dem Wunschzettel deutscher Firmen. Basis ist eine Vermittlungsabsprache zwischen Deutschland und Kolumbien. Seit 2022 konnte die AHK Kolumbien gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit bereits über 150 kolumbianische Fachkräfte auf ihrem Weg nach Deutschland erfolgreich begleiten.

Mischa Groh, Geschäftsführender Präsident, AHK Kolumbien & AHK Venezuela

Saudi-Arabien – Markt der Zukunft

Das Königreich Saudi-Arabien ist mit 32,3 Millionen Einwohnern die größte Volkswirtschaft und einziges G20-Mitglied der Nahost- und Nordafrika-Region (MENA). Mit 2,1 Millionen Quadratkilometer Gesamtfläche ist Saudi-Arabien fast sechsmal so groß wie Deutschland und verfügt über die zweitgrößten Ölreserven weltweit. Seit der Veröffentlichung der „Saudi Vision 2030“ Mitte 2016 befindet sich das Land in einem großen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umbruch. Mit dem ambitionierten Regierungsprogramm soll die Wirtschaft diversifizierter und damit unabhängiger vom Erdöl werden.
Im Fokus der Vision 2030 stehen Nachhaltigkeitsaspekte, insbesondere der Privatsektor, die Förderung von KMUs und die Frauenbeteiligung am Arbeitsmarkt. Das bietet ausländischen Investoren zahlreiche Chancen, zum Beispiel als Lieferanten oder Dienstleister. Ein weiterer wichtiger Bestandteil sind Mega-Projekte im Städtebau und für den Tourismus. Auch in anderen Branchen bestehen sehr gute Beteiligungschancen, wie zum Beispiel in der Kreislaufwirtschaft, in der Automobilbranche, im Medizin- und Gesundheitswesen und im Bereich Nahrungsmittel.
Dieses Jahr feiert die Delegation der Deutschen Wirtschaft für Saudi-Arabien, Bahrain und Jemen (GESALO) ihr 45-jähriges Jubiläum. Unter der Marke „DEinternational“ bietet GESALO deutschen und saudi-arabischen Unternehmen Dienstleistungen zur Unterstützung ihrer Auslandsaktivitäten an. Dazu zählen Marktinformationen, Kontakte zu lokalen Unternehmen, Organisation von Geschäftsreisen, Messemarketing und -beteiligung und weitere relevante Dienstleistungen.
Sherine Fakoussa, Deputy Delegate of German Industry & Commerce for Saudi Arabia, Bahrain and Yemen

Südafrika – Handel auf Höhenflug

Der Handel zwischen Deutschland und Afrika ist weiterhin auf einem Höhenflug – der Außenhandel mit Afrika stieg in 2022 auf ein neues Rekordniveau von 59,8 Milliarden Euro. Südafrika ist dabei weiterhin der Wirtschaftsstandort Nummer eins für deutsche Unternehmen auf dem Kontinent: Auf das Land entfallen 40 Prozent des Handelsvolumens zwischen Deutschland und Afrika.
Besonders in den Bereichen Erneuerbare Energien (Solar und Wind), Kreislaufwirtschaft, Rohstoffe und Mineralien (Sicherheit und Automatisierung), Wasserstoff, Landwirtschaft, Wassermanagement, der Chemie- und Nahrungsmittelindustrie sowie dem Automobil- und Gesundheitssektor gibt es für deutsche Unternehmen weiterhin gute Geschäftschancen. Das Investitionsklima wird durch eine freie Presse, eine unabhängige Justiz und einen soliden Rechtssektor, stabile Institutionen, einen starken Finanz- und Dienstleistungssektor und eine gute Infrastruktur gestärkt.
Trotzdem steht das Land auch vor einigen Herausforderungen. Dazu gehören eine hohe Arbeitslosigkeit von mehr als 30 Prozent und anhaltende Probleme bei der Stromversorgung. Die dynamische und marktorientierte Geschäftswelt ist der wirtschaftliche Wachstumstreiber und durch zahlreiche Geschäftsmöglichkeiten zieht Südafrika weiterhin Investoren an, die einen vergleichsweise risikoarmen Standort in Afrika suchen, von dem aus sie Zugang zu der Region Subsahara-Afrika mit einem Verbrauchermarkt von ungefähr 1,1 Milliarden Menschen haben.

Bastian Lidzba, Deputy CEO, Southern African – German Chamber of Commerce and Industry NPC

USA – attraktiver Markt für die deutsche Exportwirtschaft

Produkthaftung im Fokus
Jedes Unternehmen, das in die USA exportiert, wird zwangsläufig mit dem Thema Produkthaftung konfrontiert. Auch wenn das Bild vom amerikanischen Produkthaftungsrecht als Schreckgespenst nicht unbedingt der Realität entspricht – die berühmte Katze in der Mikrowelle hat es nie gegeben – ist es eine Tatsache, dass in den USA die meisten Produkthaftungsklagen eingereicht werden. Hier gilt es zu berücksichtigen, dass jedes Unternehmen, das Produkte in den USA veräußert, auch dem US-amerikanischen Produkthaftungsrecht unterliegt. Zwar sind Punitive Damages (Strafschadensersatz), die bei groben Produktfehlern oder schwerem Verschulden zugesprochen werden können, nicht in Deutschland vollstreckbar. Ein Schadensfall kann trotzdem gravierende wirtschaftliche Auswirkungen haben. Insbesondere Bedienungsanleitungen, Warnhinweise, Webseiten und Werbebroschüren sollten deshalb an die gesetzlichen Anforderungen angepasst werden und auf keinen Fall lediglich übersetzt werden.
Unbedingt zu empfehlen ist zudem der Abschluss einer Produkthaftungsversicherung für den US-Markt. In diesem Zusammenhang entscheiden sich viele Unternehmen für die Gründung einer US-Tochtergesellschaft, um so Zugriff auf geeignete Versicherungsprodukte in den USA zu bekommen. Ein Sitz in den USA signalisiert außerdem dortigen Geschäftspartnern die Beständigkeit sowie Ernsthaftigkeit der unternehmerischen Tätigkeit, wodurch die Vertrauensbasis gestärkt und das Image der Produkte und Dienstleistungen verbessert wird.

Susanne Gellert, LL.M., President & CEO, Attorney at Law, German American Chamber of Commerce, New York


Vereinigtes Königreich – Weiterhin starker Partner

Die Verunsicherung der letzten Jahre machte sich in den Handelsbeziehungen Deutschlands zu Großbritannien bemerkbar, doch die Stimmung unter den Unternehmen scheint sich aufzuhellen: Die Unterzeichnung des sogenannten „Windsor Framework“ sorgte für Erleichterung in der deutsch-britischen Wirtschaft und hilft die Basis für ein neues Kapitel in der Beziehung zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich zu schaffen. Auch mit Blick auf die deutsch-britische Handelsbeziehung ist eine Entspannung der Lage in Aussicht.
In der neuesten Frühlingsumfrage der Deutsch-Britischen Industrie- und Handelskammer rechnen mehr als 40 Prozent der befragten Unternehmen mit einer Verbesserung ihrer Geschäftsaussichten auf dem britischen Markt. Die Zahlen belegen, dass im Jahr 2022 deutsche Exporte im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent zunehmen- Aus britischer Sicht ist Deutschland weiterhin der zweitwichtigste Handelspartner.
Der Umgang mit tarifären wie nicht-tarifären Handelshemmnissen (Stichwort: UKCA) bereitet deutschen Unternehmen allerdings weiterhin Schwierigkeiten bei ihrem Zugang zum britischen Markt. Nach wie vor verfolgen Deutschland und das Vereinigte Königreich aber ähnliche Interessen. Globale/europäische Herausforderungen und gemeinsame Werte bilden weiterhin das Fundament für diese ausbaufähige Handelsbeziehung. Die Deutsch-Britische Industrie- und Handelskammer wird deutschen Unternehmen auch in Zukunft bei der Navigierung des britischen Markts zur Seite zu stehen.
George Farthing, Manager Marketing Services, German-British Chamber of Industry & Commerce