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Asiatische Märkte für Medizintechnik

Der asiatische Markt für Medizintechnik ist sowohl für deutsche Medizintechnikunternehmen als auch für branchenfremde Firmen ein attraktiver Markt. Aufgrund der heterogenen Marktstruktur und des unterschiedlichen Entwicklungsgrads der einzelnen Sektoren und Abnehmerländer ergeben sich zahleiche Möglichkeiten, den Markt zu bearbeiten.
Die Medizintechnik-Branche zählt zu jenen Bereichen, die sich bereits vor der Corona-Pandemie in einem kräftigen Aufschwung befanden. Die krisenbedingten Anforderungen und entsprechenden Anpassungen im medizinischen Bereich haben diese Entwicklung zusätzlich befeuert.
Von zunehmender Bedeutung sind dabei Märkte in Asien. Die Region ist in vielerlei Hinsicht divers und bietet auch in der Medizintechnik-Branche zahlreiche Geschäfts- und Kooperationsmöglichkeiten.

Medizintechnik in Deutschland

Die Medizintechnik-Branche wird weltweit von kleinen und mittelständischen Unternehmen getragen. Rund 95 Prozent aller MedTech-Unternehmen sind KMUs. Deutschland ist ein wichtiger Akteur in dieser Branche. Die deutsche MedTech-Unternehmerlandschaft ist vor allem in Süddeutschland stark ausgeprägt. Mit 26 Prozent hat Baden-Württemberg die höchste Unternehmensdichte. Zusammen mit Bayern erzielen beide Bundesländer 51 Prozent des deutschen Gesamtumsatzes. Auch als Exporteur von Medizinprodukten ist Deutschland ein wichtiger Handelspartner. Der deutsche Exportanteil liegt bei circa 65 Prozent. Dabei gehen jeweils ein Sechstel der Produkte in die USA und nach Asien. Die Studien Marktstudie Medizintechnik 2020 und Medizintechnik in der ASEAN Region bestätigen, dass der asiatische Markt für Medizintechnik attraktiv und vielversprechend ist. Es gibt dort noch viel ungenutztes Potenzial, das von deutschen Unternehmen ausgeschöpft werden kann.

Potenzial in Asien

Im weltweiten Vergleich ist Asien nach Nord-Amerika und Europa der drittgrößte Markt für Medizintechnik. Experten gehen davon aus, dass diese dynamische Region Europa als MedTech-Markt bald überholen wird. Die wachsende Bedeutung Asiens als Absatz- und Produktionsmarkt hat viele Gründe.

Asien als Abnehmer

Die Region Asien ist die bevölkerungsreichste Region der Erde. Knapp mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung ist in der asiatischen Region angesiedelt. Zudem ist die Gesellschaftsstruktur mit einem Durchschnittsalter von 32 Jahren jung. Gleichzeitig steigt die Lebenserwartung (bei Männern: 71 Jahre, bei Frauen: 75 Jahre). Dies führt unter anderem dazu, dass ein starkes Wirtschaftswachstum zu beobachten ist und die Kaufkraft der Bevölkerung zunimmt. Nicht nur die Mittelschicht in Asien wächst in Größe und Alter rasant an. Auch chronische Krankheitsfälle nehmen zu. Mit einer verbesserten Lebensqualität und einer steigenden Lebenserwartung wird der Bedarf an Gesundheitsdienstleistungen enorm wachsen.
Neben den gesellschaftlichen Entwicklungen und der damit verbundenen erhöhten Nachfrage nach Gesundheitsprodukten und -dienstleistungen bietet der asiatische Markt viele Absatzmöglichkeiten. Da Asien eine sehr heterogene Region mit unterschiedlichem Entwicklungsspektrum ist, ergeben sich verschiedene Marktpotenziale in der Medizintechnik. Von kostengünstigen Produkten bis hin zu teuren komplexen Systemen ist die Nachfrage nach Medizintechnik in Asien groß. Darüber hinaus ist die ASEAN Region ein großer Nettoimporteur von Medizinprodukten. Südostasien bezog im Jahr 2019 für 864 Mio. Euro Medizintechnik aus Deutschland. Die Region hat die Aufmerksamkeit vieler internationaler Hersteller von medizinischen Produkten geweckt, die ihren Marktanteil in den aufstrebenden Märkten ausbauen werden.
 

Südostasien als Produktionsstandort

Auch als Produktionsstandort ist Asien ein wichtiger Akteur. Bisher konzentrierte sich die Produktion in ASEAN-Ländern vor allem auf Verbrauchsgüter, Krankenhausmöbel und einfache elektromedizinische Geräte. Zudem sind einige südostasiatische Länder wichtige Hersteller von Verbrauchsmaterialien für den internationalen Markt. Durch die Ansiedlung ausländischer Firmen in der ASEAN-Region ist allerdings mittlerweile ein Trend zur verstärkten Produktion von hochwertigen Medizintechnikprodukten, die in den internationalen Export gehen, zu beobachten. Somit stellt die ASEAN-Region nicht nur eine relevante Bezugsquelle für den weltweiten Bedarf an medizinischen Verbrauchsmaterialen dar, sondern auch einen zunehmend interessanten Standort für die Produktion ausländischer Unternehmen, die dort von den vergleichsweisen niedrigen Kosten profitieren. 

Asien als Innovationshub

Auch globale Trends in der Medizintechnik werden in Zukunft in Asien an Bedeutung gewinnen. Künstliche Intelligenz und Big Data, Sensorik, patientenindividuelle Medizintechnik, e-Health, Robotik und vernetzte OP werden ihren Platz in der asiatischen Medizinlandschaft finden. Einige asiatische Länder können bereits im internationalen Vergleich als Innovationsstandort für neue Lösungen mithalten. Singapur ist zum Beispiel in der Förderung technischer Entwicklungen vielen asiatischen Ländern weit voraus. Die Dichte an Start-Ups im Gesundheitswesen ist in Singapur vergleichsweise hoch. Zudem gilt der Standort als R&D Hub für über 60 multinationale MedTech Unternehmen. Mit dem Förderprogramm Startup SG werden kleine MedTech-Unternehmen sowie Innovatoren finanziell unterstützt.

Markteinstieg und Expansion in Asien

Asien bietet als Markt für die Medizintechnik besonders vielversprechende Aussichten. Branchenexperten sind sich einig, dass sich Asien schon in naher Zukunft zum wichtigsten Wachstumsmotor unter internationalen Medizintechnikmärkten entwickeln wird. Der Markt an Medizintechnikanbietern ist dort noch nicht ausgeschöpft, jedoch kann der Markteintritt in den asiatischen Markt aufgrund von Sprachbarrieren und kulturellen Unterschieden für einige internationale Unternehmen eine Herausforderung werden.
Des Weiteren ist die Zulassung von medizinischen Produkten in Asien und ASEAN noch nicht einheitlich reglementiert. Im Jahr 2015 wurde beispielsweise mit der ASEAN Medical Device Directive (AMDD) begonnen, einen einheitlichen regulatorischen Rahmen für die Zulassung von Medizinprodukten in den südostasiatischen Ländern zu schaffen. Einige Länder setzten diese bereits um. Bis zu einer flächendeckenden Nutzung wird es jedoch wohl noch einige Zeit dauern. Hilfreich wie notwendig können auch Kenntnisse über staatliche Förderungen und Investitionen zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung und der Produktionskapazitäten im jeweiligen Land sein. Entsprechende Förder- und Investitionsmöglichkeiten erleichtern den Marktzugang oder machen ihn in manchen Fällen sogar erst möglich.
Neben deutschen Branchenverbänden bieten auch lokale Verbände einen guten Überblick über verschiedene Trends in der Medizintechnik. Die Asia Pacific Medical Technology Association (APACMed) vertritt dabei verschiedene Interessensvertreter in der Region Asien Pazifik.