Innovation und Umwelt

Digital zum Personal

Auch aus der Personalrekrutierung ist das Digitale nicht mehr wegzudenken. Um hierbei erfolgreich zu sein, empfiehlt es sich, die Ausschreibung zu besetzender Stellen sorgfältig vorzubereiten.
Zunächst muss der passende Kanal bestimmt werden. Dazu sollten Sie klären, wo jemand recherchiert, der in Ihrer Branche eine Stelle sucht. Aber nicht nur die Branche ist entscheidend. Deshalb lautet die zweite Frage: Welche Portale werden von Personen mit der benötigten Qualifikation genutzt? Dabei spielt auch die Altersgruppe, in der die gesuchte Qualifikation hauptsächlich anzutreffen ist, eine entscheidende Rolle. Potenzielle Auszubildende suchen (wo-)anders als Fachkräfte. Und natürlich müssen Sie überlegen, wie viel Geld Sie in die Suche investieren wollen. Einen Überblick, welche Portale sich anbieten, finden Sie in dieser Tabelle:
Kanal
Nutzende
YouTube
Mehr als 6 Mio. Nutzende in D. Davon vertreten 82 % die Hauptaltersgruppe von 18-29 Jahren. Diese nutzt den Kanal mindestens einmal in der Woche; Video-/Streamingformate
Facebook
Mehr als 32 Mio. Nutzende in D. Davon vertreten 26,5 % die Hauptaltersgruppe zwischen 18-29 Jahren und 21,4 % die von 50-64 Jahren. Besonderheit von Facebook ist der Austausch mit Text, Bild oder Videos auf Seiten, Veranstaltungen und in Gruppen
Instagram
Mehr als 15 Mio. Nutzende in D. Davon vertreten die 18-34-Jährigen die Hauptaltersgruppe. Besonderheit von Instagram ist die Kommunikation über Bild und Video in Storys und Feed; zusätzlich Nutzung von Hashtags
Twitter
Mehr als 12 Mio. Nutzende in D mit der Hauptaltersgruppe von 25-44 Jahren. Besonderheit von Twitter ist ein 280-Zeichenlimit. Suche und Trendvorstellungen erfolgen über Hashtags.
Snapchat
Mehr als 9 Mio. Nutzende in D mit der Hauptaltersgruppe von 13-24 Jahren. Besonderheit, dass Fotos und Videos sich nach kürzester Zeit (10 Sek. bzw. 24 h) selbst löschen.
TikTok
Mehr als 10,7 Mio. Nutzende in D. Aktuell die am schnellsten wachsende Social-Media-Plattform in der aktuellen Zeit. Mit 41 % der Nutzenden stellen die 16-24-Jährigen die Hauptaltersgruppe.
StepStone
Mehr als 18 Mio. Nutzende in D. StepStone ist eine klassische Bewerbungsplattform, prinzipiell für sämtliche Berufsgruppen; insbesondere in der Region Stuttgart aber vorrangig für akademische Berufe/Führungskräfte.
Xing
Mehr als 15 Mio. Nutzende in D, A & CH. Xing ist ein Business-Social-Media-Kanal, insbesondere für Fachkräfte aus den Branchen IT, Maschinen- und Fahrzeugbau.
LinkedIn
Mehr als 15 Mio. Nutzende in D, A & CH. LinkedIn ist auch ein Business- Social-Media-Kanal, insbesondere für akademische Berufe/Führungskräfte und internationalem Bezug.
Instaffo
Instaffo wurde 2014 in Heidelberg gegründet mit aktivem Start der Plattform Mitte 2016. Hierbei handelt es sich um eine neue Matchingplattform, insbesondere für den IT-Bereich.
Diese Auflistung ist weder vollständig noch als Empfehlung zu verstehen, sondern als Anregung für die eigene Prüfung gedacht, welches Format Ihrem Unternehmen am ehesten gerecht werden könnte. Es bietet sich zusätzlich immer an, auch die brancheneigenen Jobportale zu betrachten und zu entscheiden, ob die Platzierung eines Jobangebots dort sinnvoll sein könnte.

Die Anzeige muss mit dem Smartphone lesbar sein

Ist der Kanal geklärt, geht es als nächstes um die Aufmachung der Anzeige. Sie sollte unbedingt zur Branche, zu Ihrem Unternehmen und zu den gesuchten Personen passen, und zwar in Hinblick auf Seriosität, Ansprache, Formulierungen und Schrift. Aber auch die genutzten Bilder oder Videos müssen authentisch und die Anzeige auch mit Smartphone lesbar sein. Lassen Sie Ihr eigenes Personal zu Wort kommen! Achten Sie auf Aktualität!
Fragen Sie sich auch kritisch, ob die ­Stellenbeschreibung den tatsächlichen Aufgabenbereich trifft. Sonst besteht die Gefahr, dass „die Neuen“ schnell wieder verschwinden. Falls der tatsächliche Aufgabenbereich nicht so attraktiv ist, lassen sich Stellen gegebenenfalls anders zuschneiden?
Geklärt werden muss auch, was Ihre Anforderungen sind und ob sie zu dem passen, was Sie selbst bieten. Konkret: entsprechen Gehalt, Arbeitsbedingungen, Weiterbildungs-, Aufstiegsmöglichkeiten diesen Anforderungen? Und welche Kompetenzen kann der Neuzugang später im Rahmen einer internen Qualifizierung erwerben?

Unternehmen bewerben sich bei Fachkräften

Heute bewerben sich nicht nur potenzielle Fachkräfte bei Unternehmen. Sehr oft ist es genau umgekehrt. Deswegen müssen Sie darauf achten, Ihr Unternehmen positiv von der Konkurrenz abzuheben: Wie überzeugen Sie Menschen, sodass sie sich für Sie entscheiden? Prüfen Sie dazu, ob Ihre Außenwahrnehmung den tatsächlichen Gegebenheiten entspricht. Überlegen Sie auch, was Sie als Arbeitgeber von der Konkurrenz abhebt. Sind Sie beispielsweise digital sehr fortschrittlich aufgestellt und ermöglichen Ihrem Personal damit verbundene Vorzüge wie Weiterbildungen, Arbeitserleichterungen, Verantwortungsübernahme? Die Bereitstellung von Kaffee, Sprudel oder Obst wird dagegen heutzutage als eher selbstverständlich angesehen und reicht allein längst nicht mehr. Und so mancher Verweis auf Kickertische schreckt an sich Interessierte eher ab.

6 Tipps für die richtige Strategie

Das A und O einer erfolgreichen Stellenausschreibung ist natürlich die richtige Strategie. Als effektive Methoden haben sich folgende Maßnahmen bewährt:
  • Fragen Sie Ihr Team! Lassen Sie Ihre Auszubildenden gegebenenfalls Ausschreibungen formulieren, die diese ansprechen würden!
  • Verfolgen Sie Ihre Bewertungen auf Portalen wie Kununu oder Jobvoting. Hier können Sie in der Regel gut erkennen, welche Angebote Ihr Team besonders wertschätzen oder kritisiert.
  • Aber: Lassen Sie sich nicht dazu verleiten, weniger positive Rückmeldungen durch rein positive Eigenbewertungen zu relativieren, um den Gesamtbewertungsdurchschnitt zu verbessern! Dies wird in der Regel erkannt und macht einen noch schlechteren Eindruck als eine schlechte Bewertung!
  • Vergleichen Sie Angebote und Bewertungen der Konkurrenz mit Ihren eigenen.
  • Nutzen Sie die Datenbanken Ihrer gewählten Kanäle, um dort auch aktiv nach Fachkräften zu suchen.
  • Gleichen Sie die Anzahl der Seitenaufrufe mit der Anzahl und Qualität der eingehenden Bewerbungen ab, und prüfen Sie so, ob Sie gegebenenfalls den Kanal oder die Ausschreibungsplattform wechseln sollten.
Dr. Claudia Achtenhagen (gefördert vom JOBSTARTER plus-Projekts „ProAW 4.0 – Prozessberatung in der Aus- und Weiterbildung 4.0“) und Tobias Schmittbauer, IHK Region Stuttgart