IHK Region Stuttgart

IHK-Unternehmensbarometer zur Europawahl 2024 für Baden-Württemberg

Am 9. Juni 2024 finden in Deutschland die Wahlen für das Europäische Parlament statt. In diesem Zusammenhang wurden bundes- und landesweit Unternehmen befragt, welchen Nutzen sie aus verschiedenen Aspekten der europäischen Integration ziehen, und wie sie die aktuelle Wettbewerbsfähigkeit Europas einschätzen. Von den 503 Unternehmen, die am IHK-Unternehmensbarometer in Baden-Württemberg teilgenommen haben, sind etwa 320 international tätig.
Die befragten Unternehmen in Baden-Württemberg erkennen grundsätzlich einen erheblichen Nutzen in der europäischen Integration. Der funktionierende europäische Binnenhandel ist insbesondere für das exportorientierte Baden-Württemberg von erheblicher Bedeutung. Viele Unternehmen betrachten die Europäische Union als einen Anker der Sicherheit und politischen Stabilität in Europa (großer Nutzen: 62 Prozent, geringer Nutzen: 23 Prozent). Darüber hinaus wird der gemeinsame Währungsraum als Vorteil gesehen, da der Euro den Handel durch die Eliminierung von Wechselkursrisiken unterstützt (großer Nutzen: 61 Prozent, geringer Nutzen: 21 Prozent).
Insbesondere Industrieunternehmen bewerten die genannten Punkte (gemeinsamer Währungsraum, Zugang zu europäischen Märkten und politische Stabilität) im Vergleich zu anderen Branchen als sehr vorteilhaft.
Nutzen-Gesamt
Allerdings haben bei den Unternhemen Fachkräftemangel, Inflation, die aktuell schwache konjunkturelle Entwicklung und nicht wettbewerbsfähige Energiepreise negative Auswirkungen auf die Wahrnehmung der Standortqualität innerhalb der Europäischen Union. Etwa 60 Prozent der Unternehmen sind der Ansicht, dass die Standortqualität Europas in den letzten fünf Jahren gesunken ist. In der Industrie sind es sogar drei Viertel.
Ein weiterer wichtiger Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit ist die Zusammenarbeit mit den europäischen Behörden. In den vergangenen Jahren haben sich diverse Regulierungen angesammelt, und Unternehmen fühlen sich zunehmend von einer Flut bürokratischer Auflagen überfordert. Daher steht der Abbau der Bürokratie an der Spitze der Prioritätenliste der Unternehmen. 85 Prozent der Unternehmen sind der Meinung, dass durch die Reduzierung bürokratischer Hürden die Wettbewerbsfähigkeit verbessert werden würde. Sollten jedoch weitere Regulierungen, wie die Einführung neuer Sorgfaltspflichten bei der eigenen Geschäftstätigkeit, eingeführt werden, dann erwarten 62 Prozent der Unternehmen, dass die Wettbewerbsfähigkeit wieder sinkt.
Priorität EU
Der Krieg in der Ukraine hat die Schwachstellen der europäischen Energiepolitik der letzten Jahre aufgezeigt. Aufgrund des Wegfalls russischer Gaslieferungen haben die Energiekosten unerwünschte Höchstwerte erreicht. Und auch die Sicherheit der Gas- und Energieversorgung wurde aufgrund dessen in Frage gestellt. Die Sicherheit der Energieversorgung wird daher als zweite Priorität eingestuft (65 Prozent). Im Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit und anstehende EU-Initiativen wird auch der Zugang zu anderen Rohstoffen im Licht der Gaskrise kritisch betrachtet. Mehr als jedes zweite Unternehmen ist der Meinung, dass die Sicherung des Zugangs zu kritischen Rohstoffen die Wettbewerbsfähigkeit erhöht. Dies würde insbesondere in der Industrie und im Bausektor begrüßt werden.
EU-Initiativen-Gesamt
Trotz der offensichtlichen Herausforderungen und Unvollkommenheiten innerhalb der EU erkennen die befragten Unternehmen auch die Vorteile, die ihnen diese politische und wirtschaftliche Einheit bietet. Angesichts der Tatsache, dass die europäische Politik einen maßgeblichen Einfluss auf die Wirtschaftspolitik ihrer Mitgliedsländer hat, ist eine aktive Beteiligung an den Wahlen nicht nur eine demokratische Pflicht, sondern auch im eigenen Interesse der Unternehmen und ihrer Mitarbeiter. Es liegt daher an allen Beteiligten, ihre Stimme zu nutzen, um die Weichen für eine wirtschaftlich und politisch stabile Zukunft Europas zu stellen.