Verkehrswirtschaft

Tipps zum betrieblichen Mobilitätsmanagement

Am Anfang steht die Bestandsaufnahme

Die Ist-Analyse stellt den Startpunkt auf dem Weg zur Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements dar. Bei der  Datenerhebung gibt es drei unterschiedliche Ansätze:

Die Einstellung der Person

Dazu wird das aktuelle Mobilitätsverhalten betrachtet und ermittelt. Im Fokus steht hier der Mitarbeiter und die Frage, welche grundsätzliche Meinung dieser zur Mobilität hat.

Das Unternehmensangebot

Dieser Ansatz legt den Fokus auf betriebliche Aspekte, die eine direkte oder indirekte Auswirkung auf das Mobilitätsverhalten der Mitarbeiter besitzen. Hierzu gehören eine Betrachtung der Arbeitszeiten der Mitarbeiter, des Parkplatzangebots, der Fuhrparkausstattung, etc.

Die Standortinfrastruktur

Dieser Ansatz zielt auf die standortbezogene Erreichbarkeit. Besonders interessant sind die jeweiligen Anbindungen an das ÖPNV-Netz, die Verfügbarkeit von Geh- und Fahrradwegen sowie die Parkplatzsituation im Umfeld des Unternehmens. Ebenfalls können das regelmäßige Stauaufkommen im Umfeld des Unternehmensstandorts etc. wichtige Einflussfaktoren sein.

Anreize setzen

Bei der Umsetzung von Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements steht im Fokus, den Blickwinkel der Mitarbeitenden auf alternative Mobilitätsformen zu ändern. Die Mitarbeiter müssen bereit sein, alte Verhaltensmuster abzulegen und sich auf Neues einzulassen. Das geht nur über viel Kommunikation. Um Verhaltensänderungen auf der Mitarbeiterseite zu erreichen, haben Sie als Unternehmen die Auswahl zwischen Pull- und Push-Maßnahmen.

Pull-Maßnahmen

stellen den Anreiz für eine Verhaltensänderung in den Fokus. Der Mitarbeiter soll dabei durch eine aktive Informationspolitik von der Idee des Unternehmens überzeugt werden. Schon im Einstellungsverfahren besteht die Möglichkeit, auf Angebote und Möglichkeiten rund um das Thema Mobilität und hier speziell der alternativen Mobilität hinzuweisen. Durch die Zustimmung des Mitarbeitenden wird das gewünschte Verhalten erreicht. Zudem wird der Mitarbeiter am Veränderungsprozess beteiligt. Das schafft mehr Akzeptanz.
So bieten beispielsweise Veranstaltungen zum Mobilitätsmanagement mit der Gelegenheit zum Testen der Mobilitätsalternativen gute Chancen, die Mitarbeiter mitzunehmen. 

Push-Maßnahmen

bedeuten, dass Sie als Unternehmen Maßnahmen ergreifen, die Druck auf den Mitarbeitenden ausüben, um eine Verhaltensänderung zu bewirken. Bei der Einführung von Maßnahmen zur Förderung des betrieblichen Mobilitätsmanagements wird dabei häufig der Wegfall des Parkplatzes auf dem Firmengelände oder zumindest seine Bepreisung als Druckmittel eingesetzt. Die Problematik derartiger Maßnahmen ist es natürlich, dass der Mitarbeiter nicht intrinsisch überzeugt wird. Unzufriedenheit kann die Folge sein.

Elektromobilität als Teil des betrieblichen Mobilitätsmanagements

Mit der Elektrifizierung Ihres Fuhrparks können Sie als Unternehmen einen entscheidenden Beitrag zur Energiewende beitragen und stellen die Mobilität Ihrer Fahrzeuge vor allem im Stadtkreis Stuttgart sicher.

Höhere Anschaffungskosten amortisieren sich innerhalb Nutzungsdauer

Während E-Fahrzeuge in der Anschaffung durchschnittlich teurer sind, können sich die Anschaffungskosten durch geringere Betriebs- und Unterhaltungskosten während der Nutzungsdauer relativieren. Hier lohnt sich auch ein Blick auf die Zuschüsse von Fördermitteln. Auf unseren Seiten erhalten Sie eine Übersicht zu den wichtigsten Förderprogrammen des Landes. Neben dem Land können Sie auf Bundesebene über den durch die Bundesregierung geförderten Umweltbonus ebenfalls Finanzmittel beantragen.

Notwendigkeit geeigneter Ladeinfrastruktur

Haben Sie sich einmal für einen Umstieg auf die E-Mobilität entschieden, ist eine entsprechende Ladeinfrastruktur der nächste Schritt. Neben Ladestationen, die Ihre Fahrzeugflotte mit dem notwendigen Strom versorgen, sollten Sie E-Autos entsprechende Parkmöglichkeiten während des Aufladens bieten. Für Sie als Unternehmen gibt es beim Aufbau Ihrer Ladeinfrastruktur die Möglichkeit, entweder unternehmenseigene oder öffentliche Ladestationen zu nutzen. Eine Mischform aus beiden Varianten ist ebenfalls möglich.

Unternehmenseigene und öffentliche Ladestationen

Eine unternehmenseigene Ladestation kann sich auf dem Betriebsgelände befinden und von Mitarbeiter- und Dienstfahrzeugen genutzt werden. Optional können Sie auch ein Entgelt für den Ladevorgang verlangen. Ihr Vorteil besteht in der dauerhaften Verfügbarkeit der Ladestation.
Ein anderes Modell ist die Nutzung öffentlicher Ladestationen. Besonders in Ballungszentren lassen sich schon jetzt viele öffentliche Ladestationen finden. Eine Nutzung dieser Ladestationen ist normalerweise problemlos möglich; die Kosten werden je nach Anbieter über eine Ladekarte abgerechnet, was eine vereinfachte Verbuchung möglich macht. Hierbei haben Sie den Vorteil, dass die Anschaffungskosten gering bleiben, jedoch eine dauerhafte Verfügbarkeit nicht gewährleistet ist.

Ladestationen als Mischform

Als Mischform kann eine Ladestation ebenfalls für unterschiedliche Unternehmen im Gewerbegebiet angeschafft werden, die eine gemeinschaftliche Nutzung vorsieht. Ob die Ladestation zusätzlich für Mitarbeitende oder Privatpersonen nutzbar ist, können Sie entscheiden.

Der ÖPNV als Teil des betrieblichen Mobilitätsmanagements

Die Nutzung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) stellt eine weitere Säule beim Aufbau eines betrieblichen Mobilitätsmanagements dar. Jobtickets können die Attraktivität der ÖPNV-Nutzung verstärken. 

Das Jobticket für den VVS 

Beim Jobticket für die Verkehrsmittel im Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) haben Sie die Möglichkeit, einen Rahmenvertrag hinsichtlich der Abnehmerzahl und einer möglichen Zuschusszahlung mit dem Vertragspartner zu schließen. Abhängig von Ihrer Zuschusshöhe erfolgt wiederum ein Zuschuss durch den VVS. Je nach Tarif können die Nutzer des Tickets Personen am Wochenende mitnehmen und weitere Vergünstigungen – beispielsweise bei Bike- oder Carsharing-Angeboten – nutzen. Genauere Informationen zu Firmenticket und Ansprechpartner erhalten Sie auf den Seiten des VVS und zum Deutschland-Ticket als Job-Ticket z.B. unter https://www.ssb-ag.de/tickets/jobticket/deutschland-jobticket/ oder https://www.bahn.de/angebot/pendler/verkehrsverbuende/bestellseite_vvs.

Das Fahrrad als Teil des betrieblichen Mobilitätsmanagements

Das Fahrrad bietet die vielleicht nachhaltigste Möglichkeit, kurze und mittlere Dienstwege sowie Wege von und zur Arbeitsstelle zurückzulegen. Radfahren wirkt sich zudem regelmäßig positiv auf die Gesundheit der Nutzerinnen und Nutzer aus. Die Bereitstellung von Dienstfahrrädern – zunehmend auch von E-Bikes – wird von immer mehr Unternehmen geplant oder bereits umgesetzt.

Vorteile des Dienstrads

Sie als Unternehmen können durch die Fahrradanschaffung die Dienstfahrten mit dem PKW reduzieren sowie einen positiven Beitrag zur Entspannung der Parkraumsituation leisten. Somit finden Besucher oder Kunden Ihres Unternehmens unter Umständen einfacher einen Parkplatz. Verfolgen Sie als überbetriebliches Ziel eher eine Weiterentwicklung des Gesundheitsförderungsangebotes für Ihre Mitarbeiter, kann sich die Fahrradnutzung positiv auswirken. Ebenso kann sich Bereitstellung von Diensträdern nach innen und außen positiv auf das Unternehmensimage auswirken. Dadurch erlangt die Nachhaltigkeitsstrategie Ihres Unternehmens mehr Glaubwürdigkeit und die Bindung Ihrer Mitarbeitenden an das Unternehmen kann gesteigert werden: Ihr “Employer Branding”, also die Attraktivität Ihres Unternehmens auf potentielle Bewerber oder Mitarbeitende, wird gestärkt.

Als umweltfreundliche Maßnahme wirkt sich das Fahrrad ebenfalls auf Ihre Klimabilanz aus, da Sie etwa Kraftstoff einsparen und so Kosten und Emissionen dauerhaft reduzieren können.

Attraktivität zum Fahrradfahren schaffen

Eine entsprechende Unternehmensinfrastruktur ist bei dieser Mobilitätsart besonders wichtig. Dies bedeutet, dass Fahrradfahrer durch geeignete Fahrradwege möglichst einfach das Unternehmen erreichen. Ein entsprechender Fahrradabstellplatz, welcher zumindest überdacht und in Eingangsnähe sein sollte, schafft zusätzliche Anreize.

Um die Mitarbeiter zum Umstieg auf den Sattel zu bewegen, sollte das Unternehmen zudem finanzielle oder andere Unterstützungsangebote anbieten. Ein Fahrradaktionstag, welcher etwa mit Krankenkassen oder anderen Kooperationspartnern organisiert werden kann, hilft den Mitarbeitern bei der Auswahl des richtigen Fahrrads, betont den Gesundheitsaspekt und weist auf den Spaßfaktor der Fahrradnutzung hin.

Möchten Sie Diensträder betriebsintern implementieren, ist eine entsprechende Kommunikation nach innen und außen wichtig. Als interne Kommunikationsmaßnahme eignen sich entsprechende Artikel im Intranet oder interne Newsletter. Extern können Sie die jeweiligen Maßnahmen auf Ihrer Webseite oder bei der Bewerbung und Einstellung neuer Mitarbeitenden kommunizieren.

Das Fahrradleasing

Das Fahrradleasing funktioniert über einen entsprechenden Dienstleister. Die meist gewählte Variante für das Fahrradleasing ist die Gehaltsumwandlung. Dabei wird als Bezahlung des Leasingfahrrads das Bruttogehalt des Arbeitnehmers eingesetzt und ein Teil des Gehalts einbehalten. Möglich ist auch, dass der Mitarbeitende das Rad nach Ablauf der Leasingdauer dauerhaft erwirbt. Für die private Nutzung muss ein geldwerter Vorteil versteuert werden. Früher haben die Finanzämter dafür monatlich pauschal ein Prozent des Bruttolistenpreises veranschlagt. Per Steuererlass haben die Finanzbehörden die Bemessungsgrundlage seit 1. Januar 2020 geviertelt. Der Steuersatz sinkt somit auf 0,25 Prozent. Beim Fahrradleasing per Gehaltsumwandlung sind dadurch im Vergleich zum herkömmlichen Kauf für die Mitarbeitenden erhebliche Einsparungen möglich. Sofern Sie an diesem Modell Interesse haben, empfehlen wir Ihnen, den betrieblichen Aufwand und mögliche anfallende Kosten und nicht zuletzt die steuerlichen Auswirkungen gründlich im Voraus zu prüfen.

Reduzierung des Verkehrs durch Formen der Arbeitsorganisation

Organisatorische Maßnahmen, die zu einer Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs beitragen, können ebenfalls Bestandteil eines betrieblichen Mobilitätsmanagements sein. Moderne Arbeitszeitmodelle, wie mobiles Arbeiten (umgangssprachlich: „Homeoffice“) oder Gleitzeit geben Arbeitnehmern die Möglichkeit, (Arbeits-)Wege zu reduzieren oder zu vermeiden. Hat Ihr Unternehmen mehrere Standorte, kann das Arbeiten an einem näheren Standort zu Zeit- und Kostenersparnissen führen.

Förderprogramme und Weiterbildungsmaßnahmen

Für verschiedene Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements gibt es Förderungen. Beispiele dafür sind:
Der DIHK hat in Zusammenarbeit mit den IHKs einen bundesweit einheitlichen Zertifikatslehrgang zum/zur "Betrieblichen Mobilitätsmanager(in)" entwickelt. Die Weiterbildungsmaßnahme ist konzipiert für Mitarbeiter aus Unternehmen, bspw. aus den Bereichen Personal, Logistik, Fuhrparkmanagement, Energie oder Facility Management. Der Lehrgang umfasst fünf Module, in welchen die Teilnehmer praxisorientierte Kenntnisse und Kompetenzen erwerben, um für ihre Unternehmen Mobilitätskonzepte zu entwickeln, umzusetzen und nachhaltig zu verankern.
Der Lehrgang wird bundesweit von unterschiedlichen IHKs angeboten. So auch wiederkehrend vom Bildungshaus der IHK Region Stuttgart.

Stand: Januar 2024