Konjunktur 2022

Göppinger Wirtschaft erholt sich weiter

Die Unternehmen im Kreis Göppingen befinden sich weiterhin auf dem Pfad der Erholung, auch wenn dieser zu Jahresanfang noch mühsam und steinig erscheint. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Sonderauswertung der Konjunkturumfrage der IHK Region Stuttgart zum Jahresbeginn 2022.
Dabei schnitten die Unternehmen im Göppinger Filstal sowohl bei der Einschätzung ihrer aktuellen wirtschaftlichen Lage als auch bei den Geschäftserwartungen für die nächsten 12 Monate besser ab als in der übrigen Region Stuttgart. Zwar hat der seit dem Frühsommer 2021 vorhandene konjunkturelle Aufwärtstrend etwas an Dynamik verloren. Aber der Trend geht weiter aufwärts. Damit ist die angesichts der vergangenen Corona-Einschränkungen befürchtete Stagnation in der Gesamtwirtschaft des Kreises Göppingen nicht eingetreten. Dazu hat auch der bundesweit überraschend starke Jahresendspurt der Industrie mit den positiven Auftragseingängen beigetragen. Doch der Blick in die einzelnen Branchen zeigt ein sehr unterschiedliches Bild. Insbesondere das Gastgewerbe und die Hotellerie sind im Kreis Göppingen nach wie vor schwer getroffen und kämpfen um ihr wirtschaftliches Überleben. Hier sind dringend klare Öffnungsperspektiven notwendig, um als Unternehmer und Gast das kommende Frühjahr sicher planen zu können. Die Ergebnisse im Einzelnen sehen Sie in der Anlage ab Seite 2.

Aktuell befinden sich rund 48,3 Prozent der Unternehmen im Kreis Göppingen in einer guten Geschäftslage. Das ist erneut ein leichter Anstieg um 2,8 Prozentpunkte seit dem Herbst 2021. Auch die Umsätze entwickelten sich positiv. Mit 53 Prozent melden über die Hälfte aller Unternehmen gestiegene Umsätze. Gesunkene Umsätze melden nur 17,6 Prozent aller Unternehmen (Herbst = 23,5 Prozent). Die Ertragslage hat sich ebenfalls im Vergleich zum Herbst leicht verbessert, allerdings nicht in der erwarteten Dynamik. 85,3 Prozent der Unternehmen melden eine gute oder befriedigende Ertragslage, nur 14,6 Prozent eine schlechte. Die Probleme in der Lieferkette, die unsichere weltwirtschaftliche Lage und die Pandemieentwicklung dämpfen jedoch gleich zu Jahresbeginn den Optimismus. 34,2 Prozent der Unternehmen gehen aktuell von einem steigenden Auftragsvolumen aus. Das ist ein deutliches Minus von 10,9 Prozent im Vergleich zum Herbst. 17,3 Prozent der befragten Betriebe rechnen mit fallenden Bestellungen. Insbesondere die Industrie ist hier wieder zurückhaltender. Das zeigt sich auch bei den Geschäftserwartungen, die über alle Branchen hinweg weiter im positiven Bereich liegen. Der IHK-Indikator ist von 30,5 noch einmal leicht auf 32,6 angestiegen. Zwar haben weniger Unternehmen eine verbesserte Geschäftserwartung geäußert (von 43,9 Prozent im Herbst auf jetzt 38,5 Prozent). Der Anteil der Pessimisten hat sich aber zu Jahresbeginn dafür mehr als halbiert (von 13,5 Prozent auf jetzt 6,0 Prozent), so dass der Indikator noch einmal leicht steigen konnte.

Exporterwartungen für die kommenden 12 Monate ziehen weiter an

Die Göppinger Wirtschaft ist traditionell stark im Export. Derzeit gehen 41,4 Prozent der Göppinger Unternehmen von einem Zuwachs in den nächsten zwölf Monaten aus. Das ist ein Plus von 3,1 Prozent im Vergleich zum Herbst. Angetrieben wird die Belebung vor allem durch die USA und Asien, deren Märkte den Optimismus in der Industrie antreiben.

Industrie will mehr investieren - besonders in den Umweltschutz

Angesichts der Erwartungen nehmen die Pläne der Unternehmen im Filstal für Inlandsinvestitionen in den kommenden Monaten noch einmal deutlich zu. 50,4 Prozent wollen mehr investieren (Herbst 40,5 Prozent). Der Anteil der Unternehmen, die weniger investieren wollen, ist auf 11,6 Prozent gesunken (Herbst 19,3 Prozent). Vor allem in der Industrie gibt es steigende Investitionsabsichten. Überwiegend soll das Geld in den Ersatzbedarf fließen (58,0 Prozent). Signifikant sind die steigenden Investitionen im Bereich des Umweltschutzes und der Energieeffizienz. Hier wollen die Unternehmen deutlich mehr investieren (von 31,2 auf 40,9 Prozent).

Erfreulich: Steigende Beschäftigung

Erfreuliche Tendenzen gibt es bei den Beschäftigungsplänen der befragten Unternehmen. 37,1 Prozent aller Unternehmen rechnen für die nächsten 12 Monate weiter mit einem steigenden Bedarf an Fachkräften. Das ist ein leichtes Plus von 1,6 Prozent. 51,7 Prozent prognostizieren einen gleichbleibenden Bedarf, nur 11,2 Prozent der Betriebe haben fallende Pläne (Herbst 15,4 Prozent).  

Risikobewertung: Der Fachkräftemangel verschärft sich (ab Seite 9)

Vor dem Hintergrund der positiven Beschäftigungspläne steht im Kreis Göppingen an erster Stelle weiter der Fachkräftemangel als das größte Geschäftsrisiko für die kommenden 12 Monaten. Im Herbst hatten 56,9 Prozent der Unternehmen darin bereits das größte Risiko gesehen, mittlerweile sind es sogar 65,9 Prozent. Auf Platz zwei der Geschäftsrisiken liegt nun wieder die Corona-Pandemie, die im Herbst nicht mehr die großen Befürchtungen geweckt hatte. Signifikant ist der enorme Sprung der Energiepreise von Platz 6 auf Platz 3. 57,1 Prozent der Nennung betraf dieses Risiko, im Herbst waren es nur 37,4 Prozent. hier zeigen sich die rasant gestiegenen Energiepreise, die die Unternehmen mit Sorge erfüllen.