Einzelhandel

IHK-Analyse des Einzelhandels

Auch im Kreis Göppingen stehen die Innenstädte vor großen Herausforderungen. Hohe Kaufkraft, aber nicht alle Kommunen können profitieren
Die Region Stuttgart stellt mit einer einzelhandelsrelevanten Kaufkraft von über 20 Milliarden Euro den wichtigsten Standort für den Einzelhandel im Südwesten Deutschlands dar. Auch der Kreis Göppingen steht im bundesweiten Vergleich bei den Kennzahlen gut dar. Kaufkraft, Umsatz und Zentralität sind in der Region jedoch unterschiedlich verteilt. Das zeigt eine Sonderauswertung der IHK-Bezirkskammer Göppingen zur Studie „Handelsplatz Region Stuttgart: viel Kaufkraft, große Herausforderungen“, die von der IHK Region Stuttgart jüngst veröffentlicht wurde. Die Herausforderungen insbesondere für den innerstädtischen Handel wachsen dabei.
Laut Berechnungen erzielt der Einzelhandel im Kreis Göppingen rund 1,3 Milliarden Euro Umsatz. Im Verhältnis zum gesamten Nachfragepotenzial von 1,8 Milliarden Euro gehen dem stationären Einzelhandel im Kreis Göppingen per Saldo 500 Millionen Euro an Einzelhandelskaufkraft an andere Standorte, den Versandhandel oder das Internet verloren. Fehlende Touristen oder Geschäftsreisende aus dem Ausland haben dabei ebenso Auswirkungen auf den Einzelhandel wie die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie. Der bestehenden Strukturwandel im Handel wird dadurch beschleunigt. „Umso wichtiger ist es, jetzt alle Beteiligten in den Kommunen an einen Tisch zu holen und zu überlegen, wie der Einzelhandel gestützt werden kann“, sagt Göppingens IHK-Vizepräsident Sven Maier, der zugleich geschäftsführender Gesellschafter der Traumfabrik in Bad Boll ist. Die IHK-Einzelhandelsanalyse steht zum Download unter www.stuttgart.ihk.de zur Verfügung.
Die Bewohner des Kreises Göppingen verfügen im Jahr 2021 über fast 1,8 Milliarden Euro an einzelhandelsrelevanter Kaufkraft. Auf einen Einwohner umgerechnet sind das 6.913 Euro und damit rund 150 Euro mehr als der durchschnittliche Pro-Kopf-Wert in Deutschland (6.760 Euro). Zum Vergleich, Stuttgart liegt mit 7.540 Euro pro Kopf an der Spitze der Region. Der Kreis Göppingen bildet hier das Schlusslicht, allerdings auf sehr hohem Niveau. „Über die Kaufkraft im Landkreis Göppingen können wir uns nicht beklagen“, sagt Sven Maier. „Die Wirtschaft ist erfolgreich und die Einwohner verdienen verhältnismäßig gut, weshalb sie auch mehr Geld im Einzelhandel ausgeben als in den meisten Kreisen Deutschlands. Im Vergleich zu den über 400 Stadt- und Landkreisen der Republik liegt unser Landkreis im vorderen Drittel“. erläutert Maier weiter. Trotzdem bedeute dies nicht volle Kassen im örtlichen Einzelhandel, stellt er klar. Der innerörtliche Handel hätte sich schon vor der Pandemie in Bedrängnis befunden und wäre dann durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie und dem deutlichen Wachstum des Online-Handels in noch größere Nöte geraten. Die Folge seien zunehmend Geschäftsaufgaben und Leerstände auch in den Kernlagen. Das Problem vieler inhabergeführten Betriebe, Nachfolger zu finden, sei ebenfalls zu größeren Teilen diesem Umstand geschuldet.
Wenn man die pro-Kopf-Umsätze im lokalen Einzelhandel mit der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft pro Kopf einer Kommune miteinander ins Verhältnis setzt, ergibt sich die sogenannte Zentralitätskennziffer. Bei einem Wert über 100 gilt, dass das Verhältnis von Kaufkraftzuflüsse aus dem Umland zu Kaufkraftabflüssen aus dem Stadtgebiet größer ist als im Bundesschnitt. Bei einem Wert unter 100 überwiegen die Abflüsse die Zuflüsse überdurchschnittlich. Wie beim Pro-Kopf-Umsatz bleibt Göppingen mit einer Kennziffer von 152 auch hier das Maß aller Dinge im Landkreis. Geislingen folgt mit 131. Dies bedeutet für Göppingen innerhalb der Region Stuttgart Platz vier hinter Sindelfingen, Backnang und Ludwigsburg. Die Landeshauptstadt weist hier lediglich eine Zentralität von 115 auf. Da die einzelhandelsrelevante Kaufkraft aber auch Ausgaben im Online-Handel beinhaltet, gehen die Statistiker momentan davon aus, dass bei einer Zentralität unter 120,8 tatsächlich ein Kaufkraftabfluss im stationären Einzelhandel zu verzeichnen ist. Bei den anderen größeren Gemeinden im Kreis Göppingen weisen Salach hinsichtlich der Zentralität 111, Eislingen 96, Süßen 85, Uhingen 84 und Ebersbach 63 auf. Neben Geislingen verlieren damit alle Kommunen einzelhandelsrelevante Kaufkraft ihrer Einwohner.
In 31 Gemeinden des Kreises Göppingen liegt die einzelhandelsrelevante Kaufkraft pro Einwohner über dem Bundesdurchschnitt von 6760 Euro, lediglich Kuchen, Wiesensteig, Eislingen und Geislingen liegen darunter. Bad Überkingen liegt dabei mit 7955 Euro um fast 18 Prozent darüber, Schlat und Bad Ditzenbach folgen. Das Schlusslicht Geislingen liegt mit 6128 Euro rund 9 Prozent unter dem Bundeswert. Mit Blick auf die einzelhandelsrelevante Kaufkraft der Städte und Gemeinden befindet Göppingen sich bei den Städten mit über 10.000 Einwohnern innerhalb der Region Stuttgart in den Top Ten. Die Göppinger Bürger können zusammen 394 Millionen Euro im Einzelhandel ausgeben. Geislingen folgt hier mit 175 Millionen Euro innerhalb des Landkreises.
Da das Geld der Bürgerinnen und Bürger aber nicht nur in der eigenen Kommune ausgegeben wird, profitieren hier im Normalfall Mittelzentren oder größere Einkaufsstädte mit ihrem Einzelhandelsangebot aber zum Leidwesen der lokalen Händler auch immer mehr der Online-Handel. Auf kommunaler Ebene liegt Göppingen im Landkreis auf dem Spitzenplatz bei den Einnahmen im lokalen Einzelhandel. 496 Millionen Euro klingeln dort laut Statistikern in den Kassen der Händler. Es folgen Geislingen mit gut 190 Millionen Euro und Eislingen mit rund 110 Millionen Euro. Göppingen ist damit auch innerhalb der Region Stuttgart ganz vorne mit dabei. Lediglich Stuttgart, Ludwigsburg, Sindelfingen und Esslingen können hier höhere Umsätze vorweisen.
Wenn man die pro-Kopf-Umsätze im lokalen Einzelhandel mit der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft pro Kopf einer Kommune miteinander ins Verhältnis setzt, ergibt sich die sogenannte Zentralitätskennziffer. Bei einem Wert über 100 gilt, dass das Verhältnis von Kaufkraftzuflüsse aus dem Umland zu Kaufkraftabflüssen aus dem Stadtgebiet größer ist als im Bundesschnitt. Bei einem Wert unter 100 überwiegen die Abflüsse die Zuflüsse überdurchschnittlich. Wie beim Pro-Kopf-Umsatz bleibt Göppingen mit einer Kennziffer von 152 auch hier das Maß aller Dinge im Landkreis. Geislingen folgt mit 131. Dies bedeutet für Göppingen innerhalb der Region Stuttgart Platz vier hinter Sindelfingen, Backnang und Ludwigsburg. Die Landeshauptstadt weist hier lediglich eine Zentralität von 115 auf. Da die einzelhandelsrelevante Kaufkraft aber auch Ausgaben im Online-Handel beinhaltet, gehen die Statistiker momentan davon aus, dass bei einer Zentralität unter 120,8 tatsächlich ein Kaufkraftabfluss im stationären Einzelhandel zu verzeichnen ist. Bei den anderen größeren Gemeinden im Kreis Göppingen weisen Salach hinsichtlich der Zentralität 111, Eislingen 96, Süßen 85, Uhingen 84 und Ebersbach 63 auf. Neben Geislingen verlieren damit alle Kommunen einzelhandelsrelevante Kaufkraft ihrer Einwohner.
„Eine große Kaufkraft ist das eine; wichtig ist aber, dass das Geld auch im lokalen Einzelhandel ankommt. Hier gibt es im Kreis Göppingen konkrete Herausforderungen mit Blick auf die Attraktivität unserer Innenstädte. Die IHK wird dazu mindestens bis Ende 2022 vom Land geförderte Innenstadtberater einsetzen können, um bestimmte Kommunen bei der Bewältigung dieser Herausforderungen zu unterstützen. Alle Akteure müssen gemeinsam die Ärmel hochkrempeln und mit anpacken, damit unsere Innenstädte weiter attraktiv bleiben oder auch werden“, so Sven Maier. Seine Aussage ergänzt er um einen weiteren Aspekt: „Wichtig scheint uns auch die Erfahrung, dass Unternehmen, die bereits in einem relevanten Maß digitalisiert sind und auch Social Media Kanäle nutzen, leichter durch die Krise kommen. Auch hierbei unterstützt die IHK mit Webinaren und Seminaren!“