Schwacher Jahresauftakt
Die Unternehmen in Landkreis Böblingen sind mit wenig Hoffnung und Antrieb in das Jahr 2025 gestartet. Die konjunkturelle Lage hat sich nach einem schwachen Herbst auch zum Jahresauftakt 2025 nicht wesentlich verbessert und verharrt weiterhin im Krisenmodus. Geringe Nachfrage, Kostendruck, strukturell negative Rahmenbedingungen und ein politisch instabiles Umfeld lassen bei den Betrieben wenig Optimismus aufkommen.
Wie auch im Herbst, sehen so auch rund ein Drittel der von der IHK in Böblingen befragten Betriebe aktuell eine negative Geschäftslage. In der stärksten Branche des Landkreises, der Industrie, sieht es dabei noch düsterer aus. Hier melden annähernd 40 Prozent der Unternehmen eine schlechte Wirtschaftslage. Neben den allgemein schlechten Rahmenbedingungen ist derzeit eines der hauptgenannten wirtschaftlichen Risiken die schwache Nachfrage im In- und Ausland. 42 Prozent der Teilnehmer der IHK-Konjunkturbefragung verzeichneten in den letzten Monaten quer über alle Branchen hinweg einen sinkenden Auftragseingang.
Im Inland führten Inflation und eine Verunsicherung der Verbraucher hinsichtlich der eigenen wirtschaftlichen Perspektive zu einem insgesamt schwachen Konsumverhalten. Im internationalen Umfeld sehen sich die Unternehmen des Exportkreises Böblingen einem massiven Wettbewerb ausgesetzt. Neben einer Überregulierung, die zum Hemmschuh geworden ist, sind gestiegene Lohn- und Energiekosten Wettbewerbsnachteile, die den Export erschweren. Würde sich nun auch noch die Zollspirale nach oben drehen, wären die Folgen für den hiesigen Standort kaum absehbar. Dennoch gibt es auch Lichtblicke.
Während bei vielen Betrieben die Auftragslage schwach ist, konnten doch wieder einige Unternehmen ein leichtes Plus bei der Nachfrage verzeichnen. Insgesamt verbesserte sich der IHK-Indikator zur Auftragslage so etwas. Er liegt mit minus 15 Zählern jedoch weiterhin deutlich im negativen Bereich. Mit der schwachen Auftragslage bleibt auch der auch der Ausblick der Unternehmen pessimistisch. Dies schlägt sich auch auf die Situation am Arbeitsmarkt nieder, der lange aufgrund des immer noch herrschenden Fachkräftemangels recht robust war. Die Arbeitslosenquote stieg zuletzt im Kreis Böblingen weiter an und liegt derzeit bei 4,2 Prozent nach 3,9 Prozent im Dezember 2024. Eine Verbesserung ist aus Sicht der Unternehmen im Kreis derzeit kaum zu erwarten. Rund 31 Prozent rechnen aktuell mit einer eher sinkenden Zahl an Beschäftigten.
Industrie
Überaus pessimistisch blickt derzeit die Industrie in die Zukunft. Waren im Herbstbericht der IHK-Bezirkskammer Böblingen fast ein Drittel der Produzenten im Kreis noch etwas optimistisch, sank dieser Wert nun auf nur 19 Prozent. Wie auch im letzten Bericht erwartet ein Drittel eine weitere Zuspitzung der Situation. Für knapp 45 Prozent der Unternehmen ist die wirtschaftliche Lage schlecht, lediglich 16 Prozent geben eine gute Lage an. Haupttreiber dieser miserablen Werte ist der Auftragseingang. 50 Prozent der Befragten beklagen fallende Auftragseingänge. Dieser Wert ist seit Herbst 2024 mehr oder weniger konstant. Wenn man von einem kleinen Hoffnungsschimmer sprechen kann, ist erfreulicherweise der Anteil der Betriebe, die ein leichtes Plus in den Aufträgen verzeichnen kann, leicht gestiegen. Insgesamt verbesserte sich der IHK-Indikator zur Auftragslage so auch von minus 54 Zählern auf nunmehr minus 24 Punkte. Von einer Trendwende ist man damit aber noch weit entfernt. In der Gesamtsumme bleibt ein deutliches Minus, sowohl bei der Nachfrage aus dem Ausland als auch aus dem Inland.
Handel
Mit der schwachen Konjunktur kann auch der Handel keine wirtschaftlichen Verbesserungen melden. Die Konsumenten bescherten dem Einzelhandel ein ordentliches Weihnachtsgeschäft. Dies kann allerdings nicht über allgemeine Konsumzurückhaltung vieler Verbraucher hinwegtäuschen. In den letzten Jahren sind in vielen Bereichen die Preise mit der Inflation stark angestiegen und lassen vielfach wenig Raum für Extrawünsche der Verbraucher. Diejenigen, die sich mehr leisten könnten, drücken aber ebenfalls auf die Ausgabenbremse. Die Verunsicherung, wie es wirtschaftlich weitergeht, ist Gift für den Einzelhandel und die weiteren Perspektiven sehen so auch wenig erfreulich aus. Der Großhandel mit seiner Abhängigkeit, insbesondere von der Industrie, beschreitet im Gleichschritt mit dem produzierenden Gewerbe das wirtschaftliche Tal der Tränen. Mit Impulsen wird hier in der nahen Zukunft so auch kaum gerechnet.
Dienstleistungen
Für die Dienstleister läuft es derzeit glücklicherweise noch recht stabil. Nach einem starken Einbruch zwischen Sommer und Herbst letzten Jahres hält sich der Servicesektor noch im positiven Bereich. Der IHK-Indikator zur Geschäftslage bewegt sich bei sechs Punkten im Plus. Die Zahl derer, die eine schlechte Lage meldet, liegt noch bei gut einem Viertel, die Zahl der Betriebe, die ein gutes Geschäft angeben können, bewegt sich bei annähernd einem Drittel. Grund für diese vergleichsweise gute Lage ist eine günstige Auftragslage, die sich zuletzt sogar nochmals verbessert hat. Knapp 37 Prozent der an der Umfrage der IHK-Bezirkskammer Böblingen teilnehmenden Dienstleister verzeichnete zuletzt einen Anstieg der Aufträge. Der IHK-Indikator konnte sich damit sogar in den positiven Bereich verbessern und liegt bei plus sechs Punkten. Entsprechend positiv fällt in der Branche auch der Blick auf die Zukunft aus. 27 Prozent der Dienstleistungsunternehmen rechnen mit einer Verbesserung der eigenen wirtschaftliche Situation. Der IHK-Indikator zur Geschäftserwartung sprang gegenüber der IHK-Herbstumfrage von minus fünf Zählern auf plus 15.
Bauwirtschaft
Nach den Zinsschritten der EZB wurde allgemein mit einer Belebung am Bau gerechnet. Leider kommt die Branche dennoch nicht voran und die Hoffnungen haben sich als verfrüht erwiesen. Der hohe Bedarf an Wohnraum bleibt hingegen weiterhin bestehen, auf die Nachfrage nach Bauleistungen scheint dies aber aktuell nur einen geringen Effekt zu haben. Auch hier zeigen sich die Konsumenten verunsichert und wagen derzeit keine größeren Investitionen.
IHK-Konjunkturindikatoren:
Sie werden als Saldo von positiven und negativen Antworten zu den jeweiligen Fragen ermittelt und können zwischen minus 100 und plus 100 Prozentpunkten liegen. Indikatorwert Null zeigt an, dass sich die positiven und negativen Antworten genau die Waage halten. Ein positiver Indikatorwert bedeutet, dass es mehr positive als negative Antworten gibt.
Sie werden als Saldo von positiven und negativen Antworten zu den jeweiligen Fragen ermittelt und können zwischen minus 100 und plus 100 Prozentpunkten liegen. Indikatorwert Null zeigt an, dass sich die positiven und negativen Antworten genau die Waage halten. Ein positiver Indikatorwert bedeutet, dass es mehr positive als negative Antworten gibt.
IHK-Konjunkturklimaindex:
Der IHK-Konjunkturklimaindex spiegelt das Ergebnis der IHK-Konjunkturumfrage in einem Wert wider. Er ist ein Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung. Entscheidend für die Interpretation der konjunkturellen Entwicklung im Zeitablauf ist die Veränderung des Index. Nimmt er zu, wird sich die Konjunktur tendenziell positiv entwickeln, nimmt er ab, verschlechtert sich hingegen tendenziell die wirtschaftliche Entwicklung.
IHK-Konjunkturberichte:
Die IHK-Konjunkturberichte erscheinen jeweils zu Jahresbeginn, im Frühsommer und im Herbst. Die Abkürzungen in den Zeitleisten der Abbildungen bedeuten:
JB – Jahresbeginn, FS – Frühsommer, S – Sommer, H – Herbst.
Die Industrie- und Handelskammern in Baden-Württemberg erstellen Berichte
zur Wirtschaftslage seit 1952. Sie sind die Organisation mit der größten Erfahrung für diesen Bereich.
Der Konjunkturbericht der IHK-Bezirkskammer Böblingen steht inklusive Schaubildern zum Download (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 217 KB) zur Verfügung.