Pressemitteilung

PM084: Fachkräftemangel wird zur Belastungsprobe für Betriebe

IHK-Umfrage zeigt: Gesucht werden vor allem Mitarbeiter mit abgeschlossener Berufsausbildung, Fachwirte und Meister

Elbe-Weser-Raum (IHK). Die jüngste Konjunkturumfrage der IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum zeichnet ein klares und beunruhigendes Bild: Das wirtschaftliche Umfeld hat sich branchenübergreifend verschlechtert, der Ausblick auf die kommenden Monate ist mau. Arbeits- und Fachkräfte werden in den Unternehmen zwischen Elbe und Weser dennoch gesucht – aber nicht immer gefunden. Der demografische Wandel wird die Suche in den nächsten Jahren noch schwieriger machen.
Wie die Konjunkturumfrage zeigt, gehört der Fachkräftemangel zu den größten betrieblichen Herausforderungen. Trotz der wirtschaftlichen Eintrübung sind bei den Arbeitsagenturen im Elbe-Weser-Raum knapp 7.000 offene Stellen im Bestand gelistet. Doch das Matching wird schwieriger. „Branchenübergreifend beklagt etwas mehr als jeder zweite Betrieb, dass er Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung hat“, berichtet IHK-Volkswirt Henrik Gerken.
Duale Ausbildung im Fokus
Die Unternehmen suchen in erster Linie Personen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung, gefolgt von Fachwirten, Meistern oder Menschen mit anderen Weiterbildungsabschlüssen. Erst dann kommen die Akademiker. „Das Ergebnis zeigt, dass die duale Ausbildung und sich daran anschließende Fortbildungen eine echte Alternative zum Studium sind und sehr gute Karrierechancen bieten,“ so Gerken.
Die Fach- und Arbeitskräftesicherung ist nicht nur eine gegenwärtige Herausforderung, sondern wird auch in den nächsten Jahren zur Belastungsprobe. „Knapp sechs von zehn Unternehmen sehen ihre künftige Entwicklung durch einen Fachkräfteengpass gefährdet“, sagt Gerken. Für den Elbe-Weser-Raum prognostiziert das Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN), dass die Anzahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter (20 bis 65 Jahre) im Zeitraum bis 2040 um 13,7 bzw. 15,0 Prozent abnehmen wird. „Je nach gewählter Berechnungsvariante sind das zwischen 64.000 und 71.000 potenzielle Fachkräfte, die dem Arbeitsmarkt fehlen werden“, gibt Henrik Gerken zu bedenken.
Fachkräfte aus dem Ausland – keine kurzfristige Lösung
Eine Chance, dem Fachkräftemangel entgegenzutreten, liegt in der Zuwanderung – wenngleich ein Großteil der Unternehmen im Elbe-Weser-Raum (noch) nicht auf diesen Weg setzt. Eines muss dabei auch klar sein: Die Integration in den Arbeitsmarkt benötigt vielfach Zeit, insbesondere mit Blick auf die unterschiedlichen Sprachkenntnisse und Qualifikationsniveaus. Im November sind Neuerungen des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes in Kraft getreten. Um von Fach- und Arbeitskräften aus Drittstaaten profitieren zu können, plädieren 39 Prozent der Betriebe für mehr Sprachangebote im In- und Ausland. „Außerdem gilt es, den bürokratischen Aufwand möglichst klein zu halten“, mahnt Gerken. Die Anträge und Verfahren sollten in der praktischen Umsetzung für kleine und mittlere Unternehmen schnell und einfach zu handhaben sein. Neben mehr Unterstützungsstrukturen für Betriebe und Beschäftigte für Einwanderungsprozesse und bei der Integration im Betrieb – beispielsweise durch Welcome Center – spricht sich ein Viertel der Unternehmen für mehr Wohnraum in Betriebsnähe aus. Dadurch könnten Nachteile in der individuellen Mobilität der Zugewanderten abgebaut werden.
Ein niedrigschwelliger Ansatz, der sowohl den Unternehmen bei der Fachkräftesicherung hilft als auch den Menschen mit einer Teil-Anerkennung ihrer Qualifikationen, ist das Projekt „UBAconnect“. Mitmachen können Unternehmen, die Verstärkung benötigen und daran interessiert sind, eine Person, deren ausländischer Berufsabschluss nur teilweise in Deutschland anerkannt ist, zunächst befristet zu beschäftigen und bei der Nachqualifizierung zu unterstützen. „Eine betriebliche Anpassungsqualifizierung kann eine Möglichkeit sein, eine Fachkraft zu finden und diese auch längerfristig an das Unternehmen zu binden“, sagt Henrik Gerken. Die Betriebe haben dabei die Chance, die Fachkraft in ihrem Unternehmensumfeld kennenzulernen, sie für ihre Aufgabenbereiche passend zu qualifizieren und schon einmal zu testen, ob die Zusammenarbeit funktioniert.
Weitere Informationen zu UBAconnect: www.unternehmen-berufsanerkennung.de/uba-connect
Pressemitteilung Nr. 84
Stade, 12. Dezember 2023