Auftaktveranstaltung 2018

Die IHK zu Schwerin hatte am 6. Oktober 2017 im Rahmen des Projektes „Unternehmer in Verantwortung 2018“ zur Auftaktveranstaltung „Wirtschaft, Arbeit und Kirche – Der ehrbare Kaufmann und das christliche Menschenbild“ eingeladen.
Ca. 60 Teilnehmer aus Wirtschaft, Politik und Kirche diskutierten mit Erzbischof Dr. Stefan Heße (Erzbistum Hamburg) und Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit (Nordkirche, Sprengel Mecklenburg und Pommern) darüber, wie es Unternehmen in der heutigen Zeit gelingen kann, verantwortungsbewusst zu wirtschaften und Wirtschaft entsprechend der Würde des Menschen und des Gemeinwohls zu gestalten.

Auftaktveranstaltung

Werte und Tugenden leben

Hans Thon, Präsident der IHK zu Schwerin, rief in seiner Begrüßungsrede die Unternehmerschaft dazu auf, Werte und Tugenden wie Integrität, Anstand, Verantwortungsbewusstsein und Ehrlichkeit zu leben. Die IHK zu Schwerin wolle mit dem Projekt „Unternehmer in Verantwortung“ an ihre Mitgliedsfirmen appellieren, sich über die eigene Unternehmung hinaus ehrenamtlich zu engagieren.
„Wir haben das Projekt Unternehmer in Verantwortung aktuell wieder gestartet und freuen uns über eigene Bewerbungen oder Vorschläge von Unternehmen“, so Thon.

Anstand und Würde im Unternehmen

In seinem Vortrag „Zum Unternehmer berufen – Als Ehrbarer Kaufmann Wirtschaft christlich gestalten“ beleuchtete Dr. Heße zunächst den Begriff des Anstands. Anstand bedeute, Rücksicht auf andere zu nehmen und lebe vom Bewusstsein, dass alle Menschen, egal ob arm oder reich, ob heimisch oder zugewandert, die gleiche Würde haben – auch im Unternehmen.
„Als Menschen sind wir frei und nicht Spielball unserer Affekte“, so Dr. Heße. Als Unternehmer sollte es nicht nur um Profit gehen, sondern es gehe auch darum, „den Blick von reinen Kennzahlen hin auf den Menschen zu weiten“.
Natürlich sei auch die soziale Marktwirtschaft mit hartem Wettbewerb verbunden. Die letzten Jahre hätten allerdings gezeigt, dass ein rein zahlenorientiertes Handeln zu kurz greife. Zur Sicherung des nachhaltigen Erfolges der eigenen Geschäftstätigkeit brauche es nicht nur gutes ökonomisches Handeln. Moralische Werte und soziales Engagement seien nicht weniger wichtig.
„Soziale Unternehmenspolitik liege im ureigensten Interesse der Unternehmen selbst“, so Dr. Heße.

Martin Luthers Vorstellungen über fairen Handel und gerechtes Wirtschaften

Anschließend referierte Bischof Dr. Abromeit über Martin Luthers Vorstellungen über fairen Handel und gerechtes Wirtschaften. Luther lebte in einer Zeit, in der es keine staatlichen Regeln in der Wirtschaft gab. Er redete als Reformator den Kaufleuten ins Gewissen und erkannte schon früh, dass Handel Grenzen brauche. Nach Luther waren dies zwei Dinge, so Dr. Abromeit: „das Gesetz und das Gewissen“. Er kritisierte schon damals Monopole und illegale Absprachen und mahnte die Ungerechtigkeit zwischen harter Bestrafung kleiner Vergehen und der fehlenden Sanktionierung großer Verbrechen an. Die Linien Luthers hätten auch 500 Jahre nach dem Thesenanschlag Gültigkeit:
„Die Welt brauche nach wie vor ein strenges Gesetz durch den Staat, aber auch ein waches Gewissen der einzelnen Akteure“, so Dr. Abromeit in seinen Abschlussworten.

Soziales Engagement und achtungsvoller Umgang miteinander

In der anschließenden Podiumsdiskussion betonte IHK-Vizepräsident Matthias Belke die Bedeutung, die soziales Engagement habe und wie wichtig ein achtungsvoller Umgang miteinander für Unternehmertum sei. Diesem schloss sich Beate Schlupp, Vizepräsidentin des Landtages Mecklenburg-Vorpommern, an und machte deutlich, dass in Zeiten von Arbeitsverdichtung gleichwohl Möglichkeiten zur Korrektur von Entscheidungen bleiben müssten.
Langfristig sei der Ehrbare Kaufmann auch der erfolgreiche Kaufmann, so die Diskussionsteilnehmer.