13.02.2024

Wirtschaft in Westmecklenburg verharrt im Konjunkturkeller

Die Konjunktur in Westmecklenburg befindet sich in einer ausgeprägten Schwächephase. Im Vergleich zum Herbst 2023 haben sich die wesentlichen Wirtschaftsindikatoren kaum verändert.
“Planungssicherheit und Zuversicht fehlen“, konstatiert Matthias Belke, Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin.
„Die Erwartung der meisten Unternehmen liegt am Boden. Das ist besorgniserregend mit Blick auf notwendige Investitionen und den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen.“
Der aktuelle Konjunkturbericht der IHK zu Schwerin (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 2162 KB)zeigt es deutlich: 43 Prozent der Unternehmen erwarten eine weitere Verschlechterung ihrer Geschäfte. Nur knapp jedes 10. Unternehmen blickt zuversichtlich in das gestartete Wirtschaftsjahr 2024.

Der IHK-Konjunkturklimaindex wird durch IHK zu Schwerin exklusiv für Westmecklenburg berechnet.

„Unser IHK-Konjunkturklimaindex vollzieht eine Seitwärtsbewegung im Konjunkturkeller. Mit 86,1 Punkten liegt er weiterhin im deutlich negativen Bereich und hat sich im Vergleich zur IHK-Herbstumfrage 2023 nicht wesentlich verändert“, fasst Siegbert Eisenach, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Schwerin, das Ergebnis der aktuellen Umfrage zusammen. „Das Ziel einer verlässlichen und aktiven Wirtschaftspolitik muss es sein, den Unternehmen Sicherheit und Perspektive zu geben, damit wir wieder in eine Aufwärtsbewegung kommen.“
Der Index bildet die aktuelle Geschäftslage und die Erwartung der Unternehmen im Zeitverlauf ab. Es ist der drittschlechteste Wert, der innerhalb der letzten zehn Jahre gemessen wurde. Seinen absoluten Tiefpunkt erreichte der Wert im Herbst 2022 mit 68,4 Punkten. Zu dem Zeitpunkt war die Energiepreiskrise auf ihrem Höhepunkt.
Die Nachfrage nach Arbeits- und Fachkräften bleibt grundsätzlich intakt. Ein Teil der Unternehmen könnte – soweit verfügbar – zusätzliches Personal einstellen. Ein weiterer Teil wartet die konjunkturelle Entwicklung ab. 41 Prozent benennen den Mangel an Fachkräften als Risiko ihrer wirtschaftlichen Entwicklung.
Wenngleich die Relevanz im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen ist, befindet sich der Wert weiterhin auf einem hohen Niveau. Sobald die Konjunktur anzieht, wird die Nachfrage nach Arbeitskräften wieder stärker sichtbar werden.

Wirtschaftspolitik wird zum Risiko

„Die Politik hat den Ernst der wirtschaftlichen Lage immer noch nicht verstanden“, sagt Matthias Belke. „Neben den gestiegenen Energiepreisen bewerten über die Hälfte der Umfrageteilnehmer die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als Risiko. Wirtschaftspolitik sollte kein Risiko für die Unternehmen darstellen. Wirtschaftspolitik sollte unsere unternehmerische Zuversicht stützen, damit unsere Unternehmen erfolgreich agieren können.“
Nach Angaben der Unternehmen stellen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ein erhebliches Risiko dar. Mehr als jedes zweite Unternehmen ist dieser Ansicht (54 Prozent).

Risikolast der Unternehmen

Besonders eine überbordende Bürokratie und eine sprunghafte Politik werden als Gründe genannt. Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen liegen damit noch über den konjunkturellen Sorgen einer schwachen Inlandsnachfrage. Die hohen Energiepreise werden mit 61 Prozent weiterhin am häufigsten genannt.
„All das hat natürlich Auswirkungen auf die finanzielle Lage der Unternehmen“, unterstreicht Eisenach. „Die finanziellen Spielräume sind eng begrenzt. Investitionen zur Einsparung von Kosten oder zur Förderung von Innovationen müssen häufig aufgrund fehlender finanzieller Mittel zurückgestellt werden.“

Die aktuelle Konjunkturumfrage zeigt, dass 29 Prozent der Unternehmen keine Investitionen planen. Als wesentliche Hemmnisse werden besonders zwei Gründe genannt. Zum einen geben die Unternehmen an, dass ihnen die finanziellen Mittel fehlen.
Zum anderen fehlt vielen die Perspektive, dass die Investitionen sich auch rechnen und nicht von einer sprunghaften Politik negativ beeinflusst werden.

Engagement für eine starke Wirtschaftsstimme

„Wir wollen als Unternehmer nicht alles schlecht reden. Aber wir müssen klar benennen, was aus Sicht der Wirtschaft in eine vollkommen falsche Richtung läuft“, so Belke. „Dafür bin ich ehrenamtlich in der Industrie- und Handelskammer Organisation tätig. In diesem Sinne rufe ich die Unternehmerschaft in Westmecklenburg auf, sich dieses Jahr aktiv bei den Wahlen zur IHK-Vollversammlung einzubringen. Es ist sehr wichtig, dass die IHK als Stimme der Wirtschaft breit aufgestellt ist, um deutlich wahrgenommen zu werden“, so Belke abschließend.
Unter “Weitere Informationen” sind für Sie abrufbar aktuelle zusammenfassende Konjunkturaussagen der Industrie- und Handelskammern in Mecklenburg-Vorpommern.